Gerade einmal etwas über hundert Jahre alt, hat das duale System der Berufsausbildung bereits viele Höhen und Tiefen hinter sich gebracht. Vor allem in den letzten drei Jahrzehnten geriet das duale System immer häufiger ins Kreuzfeuer der Kritik. Standen in den Jahrzehnten zuvor die Bestrebungen, Handwerk und Industrie ausbildungstechnisch zu vereinen, sowie die Berufsausbildung endlich zu einer öffentlichen Aufgabe zu machen im Vordergrund, was faktisch 1969 in die Tat umgesetzt wurde, erfolgte bereits knapp drei Jahre später mit dem Ende der Vollbeschäftigung eine harte und andauernde Bewährungsprobe für das duale System – denn schließlich blieb die rasante Entwicklung der Arbeitslosenzahlen nicht ohne Folgen für das Berufsbildungssystem.
Natürlich bemüht man sich, Lösungen zu finden. Von Seiten der Politik werden Gelder zur Verfügung gestellt und verschiedenste Modelle vorgeschlagen und zum Teil auch realisiert, um die ansteigenden Arbeitslosenzahlen, vor allem bei den Jugendlichen, zu reduzieren, ja wenigstens zum Stillstand zu bringen. Bislang ohne nennenswerten Erfolg.
Auffallend ist, dass bei allen Versuchen, die Probleme zu lösen, der direkte Diskurs mit den Betroffenen kaum bzw. gar nicht statt findet. Dabei ist offensichtlich, dass junge Menschen heute ganz andere Werte, Vorstellungen und Präferenzen haben, als noch vor dreißig Jahren - die es dringend zu berücksichtigen gilt. Längst schon haben viele von ihnen geschickt, im Rahmen der Möglich-keiten, selbst die Initiative ergriffen, um sich vor drohender Arbeitslosigkeit und fehlenden Perspektiven zu schützen. Leider gibt es dabei auch Verlierer. Ganz zu schweigen von der Berufsbildungspolitik, die nur schwer den veränderten Ansichten und Erwartungen der Jugendlichen gerecht werden kann.
Die Vorstellungen einer neuen, emanzipierten und älteren Jugend, die Degradierung des dualen Systems vom Eingangstor in die Berufswelt zum Etappenziel der Berufsausbildung und die Folgen daraus werden im folgenden Text dargestellt und abschließend ein Ausblick in die Zukunft gewagt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2. Faktoren und Motive die den Berufsbildungsweg der Jugendlichen beeinflussen
- 2.1 Veränderte Wertvorstellungen, Individualisierungs- und Emanzipationstendenzen der Jugendlichen
- 2.2 Aufstiegschancen, Eigenverantwortlichkeit und Spaß an der Arbeit
- 3 Warum eine Ausbildung im dualen System immer häufiger nicht das Tor in die geregelte Erwerbstätigkeit darstellt
- 3.1 Abiturienten benutzen duales System als Netz mit doppeltem Boden
- 3.2 Hauptschüler drehen Warteschleifen bis zur Arbeitslosigkeit
- 3.3 Gestiegenes Anforderungsniveau der Betriebe verhärtet die Fronten
- 3.4 Eine Ausbildung im dualen System ist kein Garant für einen Arbeitsplatz
- 4. Die Folgen
- 4.1 Berufsbildungscocktail statt kontinuierlichem Lebenslauf- ohne Gewähr auf Erfolg.
- 4.3 Facharbeitermangel, Hierarchienabbau und Substitutionseffekte
- 5 Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text untersucht die Herausforderungen des dualen Ausbildungssystems in Deutschland vor dem Hintergrund veränderter Werte und Erwartungen der Jugendlichen sowie den gestiegenen Anforderungen der Arbeitgeber. Er analysiert, wie sich diese Entwicklungen auf die Berufswahl und die berufliche Integration junger Menschen auswirken.
- Veränderte Wertvorstellungen und Präferenzen von Jugendlichen bei der Berufswahl
- Die Rolle des dualen Systems als Eingangstor in die Berufswelt
- Die Folgen des Fachkräftemangels und der gestiegenen Anforderungen der Betriebe
- Die Bedeutung von Eigenverantwortlichkeit und Spaß an der Arbeit
- Die Notwendigkeit einer Anpassung des Berufsbildungssystems an die veränderte Arbeitswelt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des dualen Ausbildungssystems ein und beleuchtet die Herausforderungen, die sich durch veränderte Werte und Erwartungen der Jugendlichen sowie den gestiegenen Anforderungen der Arbeitgeber ergeben. Kapitel 2 analysiert die Faktoren, die die Berufswahl von Jugendlichen beeinflussen, wie z.B. veränderte Wertvorstellungen, Individualisierungs- und Emanzipationstendenzen sowie die Bedeutung von Aufstiegschancen, Eigenverantwortlichkeit und Spaß an der Arbeit. Kapitel 3 untersucht die Gründe, warum eine Ausbildung im dualen System immer häufiger nicht das Tor in die geregelte Erwerbstätigkeit darstellt. Die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf das Berufsbildungssystem werden in Kapitel 4 diskutiert.
Schlüsselwörter
Duales System, Berufsbildung, Berufswahl, Jugendliche, Wertvorstellungen, Individualisierung, Emanzipation, Aufstiegschancen, Eigenverantwortlichkeit, Spaß an der Arbeit, Fachkräftemangel, Anforderungen der Betriebe, Arbeitsmarkt, Berufsbildungspolitik.
- Quote paper
- Yasmin Stiwitz (Author), 2001, Berufsausbildung im dualen System als Etappenziel auf dem Karriereweg?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29903