Migration bedeutet für die Betroffenen einen Bruch mit der bisherigen Lebensgeschichte, durch die Trennung von der Herkunftsfamilie, der neu zu erlernenden Sprache und der Kultur. Jede Migration kann als ein krisenhafter Prozess verstanden werden, der noch Auswirkungen auf die neuen Generationen, die in dem Aufnahmeland nachwachsen, hat.
Der kulturellen Verschiedenheit der einzelnen Nationen ist ein Spannungspotential inhärent. So wird als vorherrschende Reaktion die Angst der Bevölkerung gegenüber dem Fremden geschürt und die Abschottung einzelner Gruppen durch die mediale Berichterstattung gefördert. Ethnizität kann sowohl als eine Ressource und somit identitätsgebend, aber auch als Konfliktpotential betrachtet werden. Identitätsfindung wird in einer Gesellschaft, die keine ganzheitlichen und sinnvollen Lebensmodelle für die Individuen bereitstellt, zunehmend schwieriger. Es ist eher der Fall, dass einzelne Lebenswelten ein Patchwork von Sinnfindungsmöglichkeiten bilden. Identitätsbildung wird dadurch flexibler, offener, aber es wird auch schwieriger, die Frage zu beantworten "wer bin ich", oder "wo komm ich her". Die eigene Identität wird nur in Krisenzeiten in Frage gestellt, dann jedoch werden die bestehenden Fundamente auf ihre Haltbarkeit heftig überprüft.
Migrantenjugendliche können nicht als eine homogene Gruppe hingestellt werden, die unabänderlich mit Problemen konfrontiert sind. Der soziale Kontext und die Lebensumstände ihrer gesamten Umwelt müssen immer in die Betrachtung miteinbezogen werden, denn es gibt durchaus Migranten, die ihren Platz in der Aufnahmegesellschaft gefunden haben bzw. finden. Gelungene Lebensbiographien hängen von den verschiedensten Faktoren ab, die strukturellen Rahmenbedingungen sind jedoch immer in Betracht zu ziehen.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- Zielsetzung
- Aufbau der Arbeit
- THEORETISCHER HINTERGRUND
- Definition: Migration
- Migrationsgeschichte - Ein Abriss
- WANDERUNGSTHEORETISCHER ANSATZ NACH ESSER
- Begriffsdefinitionen
- Akkulturation
- Assimilation
- Integration
- Allgemeine und spezifische Variable
- Zusammenfassung
- IDENTITÄTSFORSCHUNG
- Erikson: Grundzüge der Identität im Lebenszyklus
- Phasen der Identitätsbildung
- Die Phase der Adoleszenz
- Goffmans Ansatz der Identitätsbildung
- Soziale Identität, persönliche Identität und Ich-Identität
- Stigma und Identität
- Bewältigungstechniken
- Synthetisierung der Theorien von Esser, Erikson und Goffman
- Identität im Kontext dieser Arbeit
- DAS SOZIALE UMFELD MIGRANTENJUGENDLICHER
- Definition: MigrantIn
- Definition: Das soziale Umfeld
- Die demographische Entwicklung in Österreich
- Demographische Situation in Oberösterreich
- Lebenssituation jugendlicher MigrantInnen
- Die familiäre Situation
- Die Rolle der Mädchen
- Die Wohnsituation
- Die soziale Situation
- Die Bildungssituation
- Die Bedeutung der Sprache
- Die Ausbildungs- und die Arbeitssituation
- Freizeit und Freundschaften
- Die Bedeutung der Religion
- EMPIRISCHER TEIL
- Forschungsdesign
- Der Fragebogen
- Untersuchungsgegenstand
- Die Zweite Generation
- Die Dritte Generation
- Hypothesenstellung
- Verwendete statistische Verfahren
- Stichprobenanalyse
- Das soziale Umfeld
- Sozioökonomischer Hintergrund
- Wohnsituation
- Schulbildung und Sprachkompetenz
- Arbeits- bzw. Schulsituation
- Religion
- Freizeit und Freundschaften
- Der Umgang mit Diskriminierungen
- Überprüfung der Hypothesen
- Fazit
- Ausblick
- RESÜMEE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit untersucht die Entwicklung der Selbstidentität von Migrantenjugendlichen in Österreich, insbesondere im Kontext des sozialen Umfeldes. Der Fokus liegt auf der türkischen Jugend mit Migrationshintergrund, da diese Gruppe in Bezug auf die Integration in die österreichische Gesellschaft besondere Herausforderungen und Spannungspotenziale aufweist.
- Die Herausforderungen der Identitätsfindung in einem multikulturellen Kontext
- Der Einfluss des sozialen Umfeldes auf die Identitätsentwicklung von Migrantenjugendlichen
- Die Rolle von Sprache, Kultur und Bildung in der Integrationsprozesse
- Die Bedeutung der Familie, der Wohnsituation und der Peer-Group für die Entwicklung der Selbstidentität
- Die Bewältigung von Diskriminierungserfahrungen und die Suche nach einem Platz in der österreichischen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Relevanz des Themas und die Zielsetzung der Arbeit erläutert. Im zweiten Kapitel wird der theoretische Hintergrund beleuchtet, indem die Begriffe Migration, Akkulturation, Assimilation und Integration definiert und die wichtigsten Theorien der Identitätsbildung vorgestellt werden. Kapitel 3 fokussiert auf das soziale Umfeld von Migrantenjugendlichen, wobei die demographische Entwicklung in Österreich, die Lebenssituation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund und die Bedeutung verschiedener Einflussfaktoren wie Familie, Schule und Freizeit beleuchtet werden. Der empirische Teil der Arbeit beinhaltet die Beschreibung des Forschungsdesigns, die Analyse der Stichprobe und die Überprüfung der Hypothesen. Abschließend werden die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst und ein Ausblick auf zukünftige Forschungsmöglichkeiten gegeben.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen der Migration, Identitätsentwicklung, Integration, soziokulturelles Umfeld, jugendliche Migranten, türkische Migranten, Österreich, Diskriminierung, Bildung, Sprache, Familie, Peer-Group, Lebensbiographie.
- Quote paper
- Renate Leeb-Brandstetter (Author), 2008, Die Entwicklung der Selbstidentität Migrantenjugendlicher. Die Bedeutung des sozialen Umfeldes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/299469