Theorien, Konzepte und Ethik Sozialer Arbeit


Hausarbeit (Hauptseminar), 2014

22 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Lebensweltorientierte Soziale Arbeit
2.1 Systemische Soziale Arbeit

3. Ethik in der Sozialen Arbeit
3.1 Ethisches Fundament der Sozialen Arbeit
3.2 Spannungsverhältnis: Klient und Staat (Hilfe und Kontrolle)
3.3 Spannungsverhältnis: Institution und Individuum
3.4 Modelle zur ethischen Urteilsfindung

4. Fallanalyse
4.1 Zur Anwendung lebensweltorientierter Sozialer Arbeit
4.2 Zur Anwendung systemischer Sozialer Arbeit
4.3 Falllösung im Kontext des ethischen Selbstverständnisses Sozialer Arbeit

5. Eigene Einschätzung im Rahmen eines Fazits

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im Zuge dieser Ausarbeitung soll in einem ersten Schritt ein theoretischer Überblick der le- bensweltorientierten sowie der systemischen Soziale Arbeit geschaffen werden und weiter- hin die Vielschichtigkeit der Ethik, beziehungsweise des ethischen Selbstverständnisses So- zialer Arbeit thematisiert werden. Der systemische als auch der lebensweltorientierte Ansatz sowie das ethische Selbstverständnis Sozialer Arbeit sollen dabei nicht in aller Ausführlich- keit beschrieben sowie nicht ausschließlich theoretisch dargelegt werden, sondern vielmehr in einen vor allem für die Praxis relevanten Kontext gesetzt werden, um innerhalb der Fall- analyse auch dementsprechend angewendet und auf den Kontext des Fallbeispiels übertra- gen werden zu können. Der Fall soll zwar auch analysiert werden, dennoch sollen ebenfalls den Theorien, den Konzepten und der Ethik Sozialer Arbeit entsprechende Handlungsoptio- nen erörtert werden, beziehungsweise soll der Fall nach dem 6-Schritte-Modell der ethischen Urteilsfindung nach Tödt gelöst werden. Innerhalb eines konkludierenden Schritts soll über- dies zu einer persönlichen Einschätzung des Falls unter Berücksichtigung der Theorien,

Konzepte und ethischen Urteilsfindung gelangt werden. Bei dem Fallbeispiel handelt es sich weiterhin um einen Fall des Regelverstoßes in einer Wohngruppe für Mädchen mit Gewalter- fahrungen.

2. Lebensweltorientierte Soziale Arbeit

Eine adäquate Definition für die Lebensweltorientierung lässt sich wie folgt festhalten: „Le- bensweltorientierung ist ein theoretisches Konzept [welches] auf unmittelbare Erfahrungen, auf alltägliche, subjektive Deutungen zielt […]“ (Thiersch / Grunwald / Köngeter 2012: 176). Den Autoren nach lasse sich der theoretische Hintergrund der Lebensweltorientierung zu- dem mit unterschiedlichen Theoriebezügen verbinden, in deren Zentrum jedoch immer die Lebenswelt als Bezugspunkt mit fünf differenzierbaren Zugängen stehe. Der erste Zugang beschreibe die Annahme, dass ein Klient immer in dessen subjektiver Realität verstanden sowie anerkannt werde und nicht als ein Individuum auf abstrakter Ebene. Dem zweiten Zu- gang nach sei Lebenswelt in Lebensfelder und Lebensräume untergliedert, also in unter- schiedlichste Gruppen und entsprechende Dynamiken. Den dritten Zugang charakterisieren die Autoren als normativ-kritisch und verweisen auf die Zweischneidigkeit von Ressourcen, Deutungen und Handlungsmustern, also auf deren gleichermaßen positiv als auch negativ auslegbaren Potentiale sowie Auswirkungen. Viertens würden die Lebenswelt sowie die er- fahrene Wirklichkeit immer gesellschaftlich strukturiert, wodurch eine Schnittstelle von Objek- tivem und Subjektivem, also von Strukturen und Handlungsmustern entstehe. Mit dem fünf- ten Zugang wird die Identifizierung mit und die Verantwortung der subjektiv erfahrenen Wirk- lichkeit sowie den daraus resultierenden Handlungs- und Deutungsmustern beschrieben (vgl. ebd.: 182-186).

Auch finde innerhalb des Konzepts der Lebensweltorientierung eine Differenzierung in sechs Dimensionen statt: (1) in die erfahrene Zeit, also in Bezüge und Übergänge von Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart; (2) in den erfahrenen Raum, also beispielsweise in Unter- schiede durch individuelles Alter oder soziales Milieu; (3) in soziale Beziehungen, also in soziale Geflechte von Familien und Freundschaften; (4) in den Respekt vor alltäglichen Bewältigungsaufgaben; (5) in Hilfe zur Selbsthilfe, also beispielsweise in Empowerment oder Hilfe zur Selbsthilfe; (6) in gesellschaftliche Bedingungen, also in die Analyse gesellschaftlicher Probleme und politischen Agierens (vgl. ebd.: 186-188).

Wie bereits im Kontext der Zugänge zur Lebenswelt beschrieben, entstehen gesellschaftlich Strukturen und Handlungsmuster. Demnach würden sich Handlungs- und Strukturmaximen in der lebensweltorientierten Sozialen Arbeit konkretisieren - folgende Struktur und Hand- lungsmaxime seien diesbezüglich von Relevanz: (1) Prävention stabilisiere und bilde allge- meine Kompetenzen zur Lebensbewältigung und interveniere vorausschauend bei sich an- bahnenden Überforderungen, Belastungen oder Krisen; (2) Alltagsnähe entspreche der Prä- senz von Hilfe in der Lebenswelt der KlientInnen, also der Niedrigschwelligkeit und Erreich- barkeit der Angebote mit offenen Zugängen. (3) Dezentralisierung und Vernetzung hälfen insofern, dass entsprechende Hilfeangebote in lokale sowie regionale Kontexte eingebettet und sich somit eher an der subjektiven Lebenswelt der KlientInnen orientieren würden. (4) Integration solle für die Vermeidung von Exklusion, Repression und Gleichgültigkeit sorgen und Respekt sowie Offenheit in Bezug auf die Lebenswelten der AdressatInnen innerhalb der gegenwärtigen Mehrheitsgesellschaft darstellen. (5) Partizipation beschreibe die Vielfäl- tigkeit von Beteiligungs-, Mitbestimmungs- und Verhandlungsmöglichkeiten, welche jedoch nur realisierbar seien, wenn in der Praxis Gleichheit zwischen KlientInnen und Fachkräften der Sozialen Arbeit hergestellt werde. (6) Man könne diese Maxime ausschließlich im Zu- sammenhang sehen, es würden je nach Arbeitsfeld jedoch unterschiedliche Schwerpunkte gelegt oder Profile angewendet. Weiterhin sei Aufgabe der Lebensweltorientierung, alle be- teiligten Akteure verhandlungsfähig zu machen, die angebotenen Hilfen arbeitsfeld- und insti- tutionsübergreifend zu vernetzen, beziehungsweise zu flexibilisieren, sich in Bezug auf die Dimension gesellschaftlicher Bedingungen insofern einzumischen, das eigene ethische Selbstverständnis zu reflektieren, rechtfertigen sowie gegebenenfalls erweitern zu können. (vgl. ebd.: 188-194)

Bezug nehmend auf Hans Thierschs Werk zur lebensweltorientierten Sozialen Arbeit stelle die Lebensweltorientierung eine elementare Voraussetzung für jegliche Form der Sozialen Beratung dar, was er mit der Wichtigkeit um die individuellen Lebensverhältnisse sowie die damit verbundenen Einschränkungen und Möglichkeiten begründet. Es gehe hinsichtlich dessen vielmehr um die individuelle und subjektive Einschätzung durch die KlientInnen, vollkommen unabhängig von jedweden Beratungskonzepten, um als Fachkraft Stigmatisierungen und Pauschalisierungen in Bezug auf die Klienten zu vermeiden. Auch habe Soziale Beratung in Bezug auf die Lebensweltorientierung vor allem das Ziel, Bewältigungsstrategien des Alltags zu repräsentieren, also sich als Fachkraft Sozialer Arbeit vertrauenserweckend zu machen, sich auf einen gemeinsamen Prozess des Aushandelns mit den AdressatInnen einzulassen, um zu konstatieren, was als Lebensschwierigkeit verstanden werde und welche Form der Hilfe akzeptabel sei (vgl. Thiersch 1992: 131 ff.).

2.1 Systemische Soziale Arbeit

Zunächst bestehe in Bezug auf die Systemorientierung nach Hosemann und Geiling die spe- zifische Leistung Sozialer Arbeit und deren Leistungsbündel der Hilfe darin, „[…]soziale Konstellationen unter Bezugnahme auf verschiedene soziale Systeme zu interpretieren, un- terschiedliche Lösungsmöglichkeiten zu eröffnen und soziale Entwicklungen zu unterstützen“

(Hosemann / Geiling 2005: 27). Weiterhin verknüpfe die systemische Gegenstandsbestim- mung Sozialer Arbeit „[…]die gesellschaftliche Ebene über eine Analyse von Aufgaben, Funktionen und Traditionen der Sozialen Arbeit mit einer organisations- und interaktionsbe- zogenen Ebene“ (ebd.: 28). Grundsätze der systemischen Arbeit seien dabei: (1) Respekt und Bescheidenheit, also Anerkennung für die Autonomie sowie Eigendynamik der Systeme; (2) Zirkularität und Vernetztheit, also die Frage nach dem Umgang mit unterschiedlichen Ur- sachen- und Kausalitätsvorstellungen in der sozialen Praxis; (3) Leitdifferenz soziale Teilha- be, also die Organisation Sozialer Arbeit über soziale Teilhabe / Nicht-Teilhabe; (4) Ressour- cen- und Lösungsorientierung, also ein Fokus auf Stärken, Kompetenzen, Lösungen sowie Ressourcen und nicht auf Defizite, Probleme und Schwächen; (5) Kontextsensibilität, also sensibler Umgang mit dem Kontext jeden Verhaltens; (6) Reflexivität, also die Reflexion ge- troffener Entscheidungen und ausgeführter Handlungen (vgl. ebd.: 31-35). Die Ethik syste- mischer Sozialer Arbeit zeichne sich weiterhin durch ein ganzheitliches Menschenbild mit dem gleichzeitig ablaufenden Zusammenspiel mehrerer eigenständiger Systeme; durch eine wertschätzende Grundhaltung voller Akzeptanz sowie Respekt; durch soziale Gerechtigkeit, also durch das Ermöglichen gesellschaftlicher Partizipation; und durch Nachhaltigkeit in Bezug auf das Handeln der Fachkraft aus (vgl. ebd.: 35-39).

Dabei orientiere sich die systemische Soziale Arbeit an den folgenden Handlungsansätzen:

(1) Systemisch interpretieren, also die Beziehungen von Personen und Organisation sowie deren Veränderungspotential betrachten, vorläufige Hypothesen formulieren und Ressour- cen mobilisieren sowie Ressourcendefizite thematisieren (vgl. ebd.: 180 f.); (2) Kontexte mo- dellieren, also Kontexte interpretativ erfassen und innerhalb von Kontexten funktionale Äqui- valente für Verhaltensweisen und Lösungsmuster finden (vgl. ebd.: 189); (3) Soziale Wirk- lichkeiten relational mitgestalten, also die soziale Umwelt in ihren Organisationen abbilden, um Leistungsangebote an die sozialräumlichen Lebensumstände der AdressatInnen anzu- passen (vgl. ebd.: 195); (4) Strategisch Interventionsgelegenheiten produzieren, also auf den richtigen Zeitpunkt für Interventionsgelegenheiten warten und mit adäquatem Inhalt interve- nieren - Interventionen seien dabei Synonyme für Informationen und soziale Anregungen, welche dazu führen könnten, dass Systeme und die darin befindlichen Individuen ihre eige- nen Strukturen überprüfen (vgl. ebd.: 204 ff.); (5) Mit Stabilität und Veränderung arbeiten, also durch Unterstützungsleistungen Stabilität schaffen, damit dadurch Veränderungen überhaupt erst in Angriff genommen sowie realisiert werden können (vgl. ebd.: 211).

Brigitta Michel-Schwartze benennt überdies hinaus eine Vielzahl für die sozialpädagogische Fallarbeit und Praxis relevante Prinzipien der systemischen Sozialen Arbeit. So stehe eine Lösungsorientierung anstatt einer Problemorientierung im Zentrum dessen, wobei man prin- zipiell Ressourcen hervorhebe und Defizite ausklammere. Weiterhin vermeide man Wahr- heitsdeutungen sowie den Erziehungscharakter innerhalb der Unterstützungsleistung und setze vielmehr auf das Aufstellen von Hypothesen sowie das Anregen und Provozieren von individuellen Potentialen. Auch übe man keinen Veränderungsdruck aus, sondern betrachte Veränderungen generell vollkommen neutral. Außerdem solle den KlientInnen die Verant- wortung für die eigene Lebensgestaltung zurückgegeben werden, anstatt diesen einen Hilfe- plan quasi aufzuerlegen, was dem Prinzip >Helfen durch Nicht-Helfen< entspreche; man solle überdies vielmehr respektvolles sowie aufmerksames Interesse am Klienten hegen, anstatt diesen zu lediglich zu bewerten. Ebenso greife man die Methode des Fragens als aufklärendes und nicht als richtungsweisendes Vorgehen auf und setze vorrangig auf die Kooperation mit den KlientInnen, als von diesen eine strikte Regelbefolgung zu verlangen und zu erwarten (vgl. Michel-Schwartze 2009: 191). Neben diesen Möglichkeiten des syste- mischen Ansatzes in der Praxis Sozialer Arbeit benennt die Autorin jedoch ebenfalls potenti- elle Grenzen oder Probleme des systemischen Ansatz, wobei sie speziell einen Fokus da- rauf legt, dass einige Grund- und Handlungsansätze systemischer Sozialer Arbeit dem prin- zipiellen ethischen Selbstverständnis Sozialer Arbeit widersprechen würden, beispielsweise die Neutralität innerhalb der systemischen Arbeit auf der einen und die klare Parteiergreifung für die KlientInnen auf der anderen Seite (vgl. ebd.: 201). In der Praxis Sozialer Arbeit sind solche Diskrepanzen also auch immer gewissermaßen zu berücksichtigen.

3. Ethik in der Sozialen Arbeit

„Unter Ethik können wir ein System von Behauptungen und Aufforderungen verstehen, das uns darüber informiert, was für uns gut oder angenehm, schlecht oder unangenehm ist, was wir für verwerflich halten und was wir begrüßen und wie wir uns zu dem, was für uns akzep- tabel oder inakzeptabel ist, verhalten sollen. Eine Ethik enthält somit in der Regel Werturteile und Verhaltensmaximen“ (Brumlik 1992: 159 f.). In dieser Definition wird deutlich, dass es bei Ethik um das richtige Handeln geht. Was ist >richtig<? Was ist >falsch<? Gerade Soziale Arbeit muss sich mit diesen Fragen auseinandersetzen. Die International Federation of Soci- al Workers (IFSW) skizziert folgendes: „Ethisches Bewusstsein ist ein grundlegender Teil der beruflichen Praxis von Sozialarbeiter/innen. Ihre Fähigkeit und ihre Verpflichtung ethisch zu handeln ist ein wesentlicher Aspekt der Qualität der Dienstleistung, die denjenigen angebo- ten wird, die sozialarbeiterische Dienste nutzen“ (IFSW 2004: 1). Die Frage nach ethischem Verhalten stelle sich gerade dadurch, dass sich SozialarbeiterInnen oft zwischen widerstrei- tenden Interessen befänden, zwischen der Rolle des Helfers und des Überwachers pendeln würden, gesellschaftlichen Anforderungen von Effizienz und Effektivität gerecht werden müssten und mit der Tatsache konfrontiert seien, dass gesellschaftliche Ressourcen be- grenzt vorhanden seien (vgl. ebd.). Auch Mechthildt Seithe erkennt diese Problematik, indem sie schreibt: „Es wäre [...] notwendig, offensiv die eigenständige Konzeption Sozialer Arbeit weiterzuentwickeln, daraus für die Profession klare, sozialpolitische wie fachpolitische Orientierungen zu formulieren und diese im Rahmen der Auseinandersetzungen in Wissenschaft, in der Praxis vor Ort und in der Politik deutlich zu machen.“ (Seithe 2012: 384).

Die IFSW führt eine mögliche Antwort auf die Forderung nach einer eigenständigen Konzep- tion aus: „Sozialarbeiter/innen sollten mit dem in ihrem Land aktuell geltenden ethischen Ko- dex oder Richtlinien handeln“ (IFSW 2004: 3). Im Allgemeinen würden aber folgende Richtli- nien für berufliches Handel gelten: SozialarbeiterInnen sollten ihre Kenntnisse weiterentwi- ckeln. Sie sollten darauf achten, dass ihre Fertigkeiten nicht für inhumane Zwecke miss- braucht werden. Ebenso wenig sollten sie das von Klienten entgegengebrachte Vertrauen missbrauchen. Sie sollten Menschen mit Mitgefühl, Einfühlungsvermögen und Achtsamkeit behandeln und die Bedürfnisse und Interessen der Menschen, die ihre Dienste nutzen, nicht ihren eigenen Bedürfnissen und Interessen unterordnen. Auf der anderen Seiten hätten sie aber für sich selbst Sorge zu tragen, um kontinuierlich angemessene Dienste erbringen zu können. Ebenso sollten sie die Vertraulichkeit von Informationen von Menschen, die ihre Dienste nutzen, gewährleisten und sich bewusst sein, dass sie für ihr Handeln Rechenschaft schuldig sind, gegenüber dem Klienten, dem Antragsteller, der Berufsorganisation, dem Ge- setz und - um hier die Ausführungen des IFSW zu ergänzen - auch gegenüber sich selbst. Der IFSW führt noch weitere allgemeine Richtlinien an. An dieser Stelle soll jedoch nur noch eine weitere benannt werden. SozialarbeiterInnen sollten mit Ausbildungsstätten der sozialen Arbeit zusammenarbeiten, um Studenten eine qualitativ gute Ausbildung zu ermöglichen. (vgl. ebd.: 3 f.)

Wie bereits ausgeführt befinden sich SozialarbeiterInnen inmitten einer Vielzahl von Interessen, Anforderungen und Erwartungen von verschiedenen Parteien. Im Folgenden werden die Fundamente einer Ethik in der Sozialen Arbeit beschrieben, um anschließend zwei der möglichen Spannungsfelder zu beleuchten.

3.1 Ethisches Fundament der Sozialen Arbeit

Die Ethik der Sozialen Arbeit stützt sich auf einige Prinzipien. Diese Prinzipien bilden sozu- sagen die Basis dieser Berufsethik. Die IFSW beschreibt diese Prinzipien hinsichtlich von Menschenrechten und Menschenwürde wie folgt: „Soziale Arbeit basiert auf der Achtung vor dem besonderen Wert und der Würde aller Menschen, und aus den Rechten, die sich daraus ergeben. Sozialarbeiter/innen sollen die körperliche, psychische, emotionale und spirituelle Integrität und das Wohlergehen einer jeden Person wahren und verteidigen.“ (ebd.: 2). Die SozialarbeiterInnen sollten das Recht auf Selbstbestimmung achten, das Recht auf Beteili- gung fördern, jede Person ganzheitlich behandeln und Stärken erkennen sowie entwickeln (vgl. ebd.: 2 f.). Die IFSW führt jedoch nicht nur die Prinzipien von Menschenrechten und Menschenwürde auf, sondern auch, dass die Idee der Sozialen Gerechtigkeit die Ethik der Sozialen Arbeit stütze. SozialarbeiterInnen hätten sogar die Verpflichtung, soziale Gerechtig- keit zu fördern, indem sie negativer Diskriminierung entgegentreten, Verschiedenheit aner- kennen, gerechte Verteilung der Mittel anstreben, ungerechte politische Entscheidungen und Praktiken zurückweisen und solidarisch arbeiten würden (vgl. ebd.: 3).

Maaser ergänzt jedoch, dass „[…] obwohl unser Vorverständnis bereits maßgeblich von Menschenrechtsvorstellungen geprägt ist, bedarf es in der professionellen Arbeit genauerer Systematisierung und Präzisierung. Denn nur so entwickeln sich Menschenrechte zum Ele- ment beruflicher Identität und tragen zur Orientierung bei“ (Maaser 2010: 24). Um diese Sys- tematisierung und Präzisierung wird es in den folgenden drei Kapiteln gehen. Wie findet man den richtigen Weg zwischen Selbstbestimmung des Klienten und dem staatlichen Auftrag? Wer setzt sich für die Autonomie derer ein, die sich dahingehend noch nicht, nicht oder nie- mals artikulieren können? Wie geht man selbst als SozialarbeiterIn mit dem institutionellen Kontext um, der spezifische ethische Vorstellungen hat, die sich unter Umständen von den persönlichen unterscheiden? Welche Modelle zur angemessenen Urteilsfindung können eine Hilfe im Diskurs um richtiges Handeln sein? Diese Fragen sollen im Folgenden genauer be- leuchtet werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Theorien, Konzepte und Ethik Sozialer Arbeit
Hochschule
Hochschule RheinMain  (Fachbereich Sozialwesen)
Veranstaltung
Ethik in der Sozialen Arbeit; Theorien und Konzepte der Sozialen Arbeit
Note
1,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
22
Katalognummer
V299484
ISBN (eBook)
9783656961987
ISBN (Buch)
9783656961994
Dateigröße
724 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ethik, Ethik in der Sozialen Arbeit, Theorien, Konzepte, Theorien der Sozialen Arbeit, Konzepte der Sozialen Arbeit, Fallanalyse
Arbeit zitieren
Dennis Funken (Autor:in), 2014, Theorien, Konzepte und Ethik Sozialer Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/299484

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