Grünzeit. Zwischennutzung von Brachflächen
Seit Mitte der 1990er Jahre wandelt sich der Berliner Immobilienmarkt: Entgegen den von großer prognostizierter Nachfrage und entsprechendem Bauboom geprägten ersten Nachwendejahren hat ein Transformationsprozess stattgefunden. Der Markt charakterisiert sich durch ein Überangebot, überproportional hohe Leerstandsraten und brachliegende Grundstücke, für die es im Rahmen ihrer ursprünglichen Nutzung aktuell keine Verwendung gibt. Die Gründe dafür sind verschieden.
Der Flexibilitätsbedarf bei der Nutzung von Boden wächst im Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen und demographischen Wandel. Was passiert mit dem übrig gebliebenen Rest? Im Falle von innerstädtischen Brachflächen oft nicht sehr viel. Grundstücke verwahrlosen und verwildern, wodurch Störwirkungen entstehen, die sich schnell ausbreiten und somit zu durchaus hohen sozialen wie ökonomischen Kosten führen können.
Eine nachhaltige Stadtentwicklung muss eine „elastische“ Anpassung des Angebots an die Nachfrage entwickeln, um so auf räumliche Phänomene wie Brachflächen spontan zu reagieren. Denn oft bergen solche Grundstücke wertvolle Potentiale für ihre Umgebung, wenn man sie nur aktiviert. Besonders in gründerzeitlichen Wohnquartieren existiert ein chronischer Grün- und Freiflächenmangel, der auch durch zeitweilige Gestaltungslösungen gemindert werden kann.
Ungenutzten Raum mit einer „Zwischennutzung“ zu qualifizieren, bedarf u. a. flexible Planungsstrukturen und Finanzierungsmöglichkeiten der öffentlichen Hand, so die These. Im Rahmen des Projektes „Zwischennutzung von Brachflächen“ im Berliner Samariterviertel werden heute auf legale und partizipative Weise Brachflächen temporär als öffentliche Grünflächen erfolgreich genutzt; ein Prozess, der durch die öffentliche Hand initiiert wurde und heute diesbezüglich Modellcharakter für die Zwischennutzung von innerstädtischen Brachflächen aufweist.
Im Buch werden, ausgehend von einer theoretischen Herleitung der Zwischennutzungsstrategie und ihrer Bedeutung im Spannungsfeld planerischer Aufgaben und Ansprüche, die wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen analysiert sowie planerische Instrumente und Strategien für die Realisierung von Zwischennutzungen auf innerstädtischen Brachflächen identifiziert. Daran anknüpfend wird das Brachenprojekt im Samariterviertel vorgestellt und damit eine Brücke geschlagen zu dem in diesem Zusammenhang entwickelten Modell zur Zwischennutzung von Brachflächen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ziel und Gliederung der Arbeit
- 1. Zwischennutzung und Brachflächen - eine Lückenschließung?
- 1.1. Einleitung
- 1.2. Ein selbstverständlicher Umgang mit Raum und Zeit?
- 1.3. Ansprüche an die heutige Stadt- bzw. Quartiersentwicklung
- 1.4. Die Innerstädtische Brache
- 1.5. Zwischennutzung - eine Tugend der heutigen Stadtentwicklung?
- 1.6. Zwischennutzung und innerstädtische Brachen - eine Symbiose...
- 1.7. Fazit: Für und Wider von Brachenzwischennutzungen
- 2. EXKURS I: Wirtschaftliche Aspekte für Brachenzwischennutzungen
- 2.1. Einleitung
- 2.2. Brachen - ein wirtschaftliches Problem und Potential.
- 2.3. Das ökonomische WARUM?
- 2.4. Kosten für Zwischennutzungen
- 2.5. Finanzierungsmöglichkeiten von Zwischennutzungen
- 2.6. Fazit
- 3. EXKURS II: Rechtliche Aspekte für Brachenzwischennutzungen
- 3.1. Einleitung
- 3.2. Bau- und planungsrechtliche Rahmenbedingungen
- 3.3. Rechtliche Realisierungsmöglichkeiten von Zwischennutzungen
- 3.4. Fazit
- 4. Brachenzwischennutzungen im Samariterviertel
- 4.1. Einleitung
- 4.2. Das Samariterviertel.
- 4.3. Problemstellung und generelle Rahmenbedingungen.
- 5. Projekt „Zwischennutzung von Brachflächen im Samariterviertel“
- 5.1. Einleitung
- 5.2. Projektdarstellung
- 5.3. Reflexion
- 5.4. Sonstiges
- 6. Zwischennutzungs-Projektmodell
- 6.1. Einleitung
- 6.2. Projektmodell für Zwischennutzungen
- 6.3. Übertragbarkeit
- 7. Schlussbemerkungen
- 7.1. Impressionen: Projektarbeit im Samariterviertel
- 8. Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, die Zwischennutzungsstrategie im Kontext von Brachflächen theoretisch zu beleuchten und ihre Bedeutung im Spannungsfeld planerischer Aufgaben und Ansprüche zu erarbeiten. Sie untersucht relevante Rahmenbedingungen, identifiziert planerische Instrumente und Strategien für die Realisierung von Zwischennutzungen auf innerstädtischen Brachflächen und verknüpft diese mit praktischen Erfahrungen aus einem konkreten Projekt im Friedrichshainer Samariterviertel.
- Die Bedeutung von Raum und Zeit im Kontext von Zwischennutzung und Brachflächen
- Wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen für Zwischennutzungen
- Entwicklung und Anwendung eines Projektmodells für Zwischennutzungen
- Die Rolle von Zwischennutzung in der Stadtentwicklung und ihre Potenziale für die soziale und ökologische Nachhaltigkeit
- Analyse der Herausforderungen und Chancen von Zwischennutzungen im urbanen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer theoretischen Einführung in das Thema Zwischennutzung, wobei der Fokus auf den Zusammenhang zwischen Raum und Zeit gelegt wird. Es wird untersucht, wie Zwischennutzung im Kontext von Brachflächen einen Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung leisten kann. Anschließend werden in einem Exkurs die wirtschaftlichen Aspekte von Brachflächen beleuchtet. Neben den Gründen für das Brachliegen von Grundstücken werden Nutzen und Kosten von Zwischennutzungen sowie Finanzierungsmöglichkeiten betrachtet. Ein weiterer Exkurs widmet sich den rechtlichen Rahmenbedingungen für Zwischennutzungen und beleuchtet die planungsrechtliche Einordnung und die zivilrechtlichen Instrumente zur Vorhabensrealisierung. Als konkretes Projektbeispiel wird das Samariterviertel in Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg vorgestellt. Es werden die Rahmenbedingungen und die Herausforderungen des Viertels im Kontext des Projektes „Zwischennutzung von Brachflächen im Samariterviertel“ analysiert. Das fünfte Kapitel beschreibt die im Samariterviertel entwickelte Zwischennutzungsstrategie und reflektiert die Projekterfahrungen. Im sechsten Kapitel werden die Projekterfahrungen abstrahiert und ein Modell entwickelt, welches als Projektmodell für Zwischennutzungen auch in anderen räumlichen Zusammenhängen anwendbar ist.
Schlüsselwörter
Zwischennutzung, Brachflächen, Stadtentwicklung, Raum und Zeit, Nachhaltigkeit, Planung, Recht, Wirtschaft, Projektmodell, Samariterviertel, Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg.
- Quote paper
- Heike Hoffmann (Author), Carsten Zehner (Author), 2002, Grünzeit. Zwischennutzung von Brachflächen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29955