Schwerpunkte des Abbaus von Erzen und Handelsströme im Mittelalter


Hausarbeit (Hauptseminar), 2014

31 Seiten, Note: 2,2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Einleitung

1.1. Einführung in die Thematik
1.2. Vorgehensweise und Zielsetzung
1.3. Aufbau der Arbeit
1.4. Zeitliche Abgrenzung
1.5. Handelsgüter und Abbau

2. Stätten des Bergbaus im Mittelalter
2.1. Schwazer Silberbergwerk
2.2. Ungarn
2.3. Oberpfalz und Harz
2.4. Schweden

3. Handelsströme
3.1. Entwicklung des Handels
3.2. Transportwege
3.3. Märkte
3.4. Zölle
3.5. Die Hanse
3.6. Die Fugger

4. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Hauptabbaugebiete von Erzen im Mittelalter

Abbildung 2: Handelsbeziehungen Nürnberger Kaufleute im Spätmittelalter

Abbildung 3: Die Hanse

Abbildung 4: Transportwege des Neusohler Kupfers

Abbildung 5: Faktoreien der Fugger im Spätmittelalter

Einleitung

Die Anfänge des Abbaus von Erzen sowie deren Handel reichen weit in der Geschichte des Menschen zurück. Die vorliegende Arbeit setzt sich mit den Schwerpunkten des Abbaus von Erzen und deren Handelsströmen im Mittelalter auseinander.

1.1. Einführung in die Thematik

Die Menschheit sieht sich seit jeher einer Knappheit von Gütern ausgesetzt. Da Ressourcen auf der Erde im Allgemeinen ungleich verteilt sind, entstand der Handel mit Gütern. Die Vorkommen von Erzen auf der Erde sind somit ebenfalls ungleich verteilt. Im Mittelalter entwickelte sich der Handel mit Erzen zu Zeiten des Frühmittelalters, aus dem Abbau in bäuerlichen Kleinbetrieben heraus. Diese bauten Erze als Nebenerwerb ab. Erst im Hochmittelalter entstand der Handel von Erzen im größeren Rahmen, da durch die zahlreichen Städtegründungen neue Märkte entstanden. Diese Arbeit beschreibt den Entwicklungsweg des Erzhandels von den Anfängen im Frühmittelalter bis hin in das Spätmittelalter, als die Augsburger Kaufmannsfamilien und allen voran die Familie Fugger, den Handel von Erzen beherrschten. Der Aufstieg des Handels im Mittelalter legte den Grundstein für die folgende, immer weitergehende Entwicklung von Transportmitteln und Transportwegen. Der Weg hierhin, die verschiedenen Erze und Abbaugebiete sowie wichtige Akteure des Handels von Erzen im Mittelalter, werden in dieser Arbeit beleuchtet. Den Akteuren, wie der Hanse und der Kaufmannsfamilie Fugger, kommt hierbei innerhalb dieser Arbeit eine besondere Bedeutung zu.

1.2. Vorgehensweise und Zielsetzung

Zum Zweck der Informationsbeschaffung wurde relevante Literatur sowohl zur Geschichte des Handels über Landesgrenzen hinweg als auch zur Geschichte des Bergbaus gesichtet. Die verwendete Literatur umfasst die zeitgeschichtliche Betrachtung des Mittelalters und die Entwicklung des Welthandels. Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick über die verschiedenen Vorgänge vom Früh- bis zum Spätmittelalter zu geben, die letztendlich im Welthandel in seiner heutigen Form resultierten. Hierbei sollen die gehandelten Erze, deren Abbaustätten und die wichtigsten Akteure des Handels von Erzen im Mittelalter dargestellt werden.

1.3. Aufbau der Arbeit

Diese Arbeit beginnt mit einem einleitenden Text sowie der Vorgehensweise und Zielsetzung dieser Arbeit. Es folgt eine zeitliche Abgrenzung, welche den zeitlichen Rahmen dieser Arbeit darlegt. Daraufhin werden die bedeutsamsten Handelsgüter, welche im Mittelalter abgebaut und gehandelt wurden beschrieben. Hierbei erfolgt auch eine kurze Erörterung der angewendeten Abbaumethoden. In Kapitel zwei werden die Abbaugebiete von Erzen im Mittelalter dargestellt. Dies umfasst die Schwazer Bergwerke in Tirol, das Kupfer- und Silberbergwerk in Neusohl im damaligen Ungarn, die Eisen- und Silberbergwerke in der Oberpfalz und dem Harz sowie das Abbaugebiet in Falun, in Mittelschweden. In Kapitel drei folgt die Beschreibung der Handelsströme im Mittelalter, wobei zunächst die Entwicklung des Handels im Allgemeinen und von Erzen im Besonderen dargestellt wird. Es folgt eine Beschreibung der Transportwege und der sich damals erstmals ergebenen Märkte für Erze. In einem darauffolgenden kurzen Abschnitt wird auf die damals geltenden Zölle eingegangen. Schließlich erfolgt die Darstellung und Beschreibung zweier bedeutender Akteure des Handels von Erzen im Mittelalter. Zunächst werden die Handelstätigkeiten der Hanse und deren Ausprägung im Mittelalter aufgezeigt. Es folgt die Darstellung der Handelstätigkeiten der Familie Fugger, welche ihren Reichtum auch zu einem großen Teil aus dem Handel mit Erzen erwirtschafteten. Die Arbeit schließt letztendlich mit einem Fazit.

1.4. Zeitliche Abgrenzung

Das Mittelalter unterteilt sich in drei große Epochen: Früh-, Hoch- und Spätmittelalter. Das Frühmittelalter beginnt mit einem historischen Ereignis, Ende des 5. Jahrhunderts nach Christus. Durch den Untergang des weströmischen Reiches im Jahr 476 nach Christus ordneten sich viele weltpolitische Verhältnisse neu. So wurden beispielsweise Besitztümer und Regionen neu aufgeteilt. Im Frühmittelalter erfolgte zunächst ein eher geringer Abbau von Erzen. Dies änderte sich, als Mitte des 9. Jahrhunderts der Bergbau in Mitteleuropa wiederbelebt wurde.

Im Hochmittelalter erfolgte die Gründung einer Vielzahl von Städten, was die Grundlage für den späteren Handel innerhalb Europas darstellte. Die Stadtgründungen erfolgten meist durch Adelige. Diese wollten durch die Gründungen oftmals Macht über die Menschen erlangen, welche sich in diesen neu gegründeten Stadtgebieten befanden. Die Städte fungierten in der Folge als Stätten des Austauschs und Orte, in denen sich die gewerbliche Produktion von Gütern konzentrierte. Dies erforderte ebenfalls eine neue Form der politischen Organisation. Die Stadtfürsten forderten oftmals Kaufleute in der Umgebung dazu auf, sich in der neu gegründeten Stadt anzusiedeln. Im Gegenzug sollten Ihnen gewisse Freiheitsrechte gewährt werden, welche den Handel von Gütern erleichterten. Grund hierfür war das Fehlen von Märkten in den neu gegründeten Städten. Auf diese Weise sollte den Kaufleuten ein Anreiz geboten werden, Handel in den Städten zu betreiben und die Bürger mit Waren zu versorgen. Dieser Zeitraum erstreckt sich von Anfang des 11. Jahrhunderts bis etwa Mitte des 13. Jahrhunderts.

Direkt an das Hochmittelalter knüpft das Spätmittelalter an. Dieses erstreckt sich bis zur Entdeckung Amerikas Ende des 15. Jahrhunderts, was das Ende des Mittelalters darstellte. Die Renaissance beginnt und die Ansichten der früheren Zeit wurden Schritt für Schritt abgelegt. Ende des Spätmittelalters befanden sich einige Bergbaugebiete und Handelsfamilien auf dem Höhepunkt ihrer Produktivität und ihres Reichtums. Hierzu zählen vor allem das Silberbergwerk in Schwaz und gleichzeitig die Familie Fugger, deren Schicksal eng mit diesem Bergbaugebiet verknüpft ist. Mit dem Ende dieser Epoche endet auch der Betrachtungszeitraum dieser Arbeit.[1]

1.5. Handelsgüter und Abbau

Zu den meist gehandelten Erzen im Mittelalter zählten Kupfer, Eisen, Silber, Gold, Blei und Zinn. Kupfer fand Verwendung für Haushaltsgeräte wie Töpfe und Pfannen, aber auch für Kirchentüren und anderes Kulturgerät. Gemeinsam mit Zinn, welches ebenfalls als Material für Geschirr diente, wurde die daraus entstehende Bronze für Glocken sowie Geschütze eingesetzt. Eisen wurde vor allem für die Herstellung von Waffen und Werkzeugen verwendet. Silber diente zeitgleich als Silber- und Schatzmetall während Gold eher für Kulturgeräte und Schmuckstücke, aber seltener für Münzen verwendet wurde. Die Verhüttung der Erze erfolgte zunächst in Schachtöfen, später auch in Blasmühlen zu Zeiten des Hochmittelalters, um höhere Temperaturen erzeugen zu können.[2]

Bis in das 9. Jahrhundert hinein, erfolgte der Bergbau vor allem in Form von Eisenabbau, den Bauern zum Zweck des Nebenerwerbs betrieben. Aufgrund einer akuten Knappheit entwickelte sich zum Ende des 9. und Anfang des 10. Jahrhunderts ein starker Anstieg des Abbaus von Silber. Der Bedarf an Silber erfuhr einen starken Anstieg ab dem 9. Jahrhundert nach Christus, um genügend Zahlungsmittel für den prosperierenden Handel herstellen zu können. Schließlich erfolgte ein Einbruch des Stromes von arabischen Münzen nach Nord- und Mitteleuropa, wodurch der Abbau von Silber noch attraktiver wurde. So entstand auch der Beruf des Geldwechslers, welcher auf Märkten und auch Messen die Münzen tauschte. Der Tisch dieser Geldwechsler wurde im italienischen als „bancus“ bezeichnet, woraus sich der spätere Begriff für Banken ableitete.[3]

Im Hochmittelalter fand somit, durch die Entstehung von Bergbaubetrieben für Silber, ein kapitalintensiverer Bergbau statt. Dies war durch den erhöhten Silberbedarf notwendig geworden. Diese Schächte zur Silbergewinnung erreichten die größten Tiefen des damaligen Bergbaus, was allerdings auch die Gefahren für die Bergbauleute, beispielsweise durch eindringendes Grundwasser in die Schächte, drastisch erhöhte. Der Tiefbau erforderte so ein weitaus höheres Maß an Vorinvestition. Daher barg diese Form des Bergbaus auch erstmals eine Form des unternehmerischen Risikos. Somit erfolgte daraufhin ein Ausbau der Infrastruktur sowie der Organisation des Bergbaus.

Durch den kapitalintensiveren Bergbau entstanden ebenfalls erstmals Bergbaustädte, da sich Arbeiter rund um die Bergbaubetriebe ansiedelten. Dies prägte das Bild des mittelalterlichen Bergbaus neu. Neue Berufe entstanden ebenso wie der Druck technischen Innovationen zu folgen, um möglichst gewinnbringend wirtschaften zu können. Ebenfalls mussten diese neuen Formen des Bergbaus in der damaligen Rechtsprechung berücksichtigt werden. Es entstanden Gewerkschaften im Bergbau, welche sich für Rechte und Pflichten der Arbeitnehmer in den Bergbaustädten einsetzten. So erfolgte eine stärkere Differenzierung der Rollen innerhalb des Bergbaus, welche im frühmittelalterlichen, einfachen Schachtbau, so nicht vorhanden war. Zusätzlich zu Arbeitern und Betreibern traten die erwähnten Gewerkschaften, Geldgeber, Bergbaupächter und Spezialisten. Diese waren notwendig geworden, um die immer größeren technischen Schwierigkeiten des Bergbaus zu meistern. Im Silberbergbau wurden die damalig größten Tiefen des Bergbaus erreicht, da durch den gesteigerten Bedarf auch die Vorkommen in der Nähe der Oberfläche schneller aufgebraucht wurden. So wurden zur schnelleren Förderung des Silbers an die Oberfläche in den langen Stollen der Silberbergwerke Förderschächte eingebaut, um so die Förderstrecken verkürzen zu können. Ebenfalls wurde Wasser zur Lieferung von Energie außerhalb der Schächte notwendig. Wasser stellte ebenfalls eines der großen Probleme des Bergbaus im Hochmittelalter dar, da bereits auf Tiefe des Grundwassers gegraben wurde und so Wasser in die Schächte lief. Hierfür wurden Pferde durch sogenannte „Pferdegöpel“ eingesetzt, welche das Wasser zur Oberfläche transportierten.

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts kam es zu einer Krise im europäischen Bergbau. Dies war bedingt durch die zum einen immer größeren Tiefen der Bergwerke, wodurch diese mit Wasser vollliefen. Zum anderen führten starke Verluste in der Bevölkerung durch die Pest, ein akuter Mangel von Holz und die Verschlechterung des Klimas zur Krise im Bergbau des späteren Mittelalters. In dieser Zeit überlebten zu meist diejenigen Bergbaustädte, welche zu Umschlagszentren und zu großen Zentren des Handwerkes für ihre jeweiligen Gebiete geworden waren. Diese großen Bergbaustädte waren oft einer der wichtigsten Arbeitgeber in der gesamten Region und oft auch weit über die Grenzen der Region bekannt. So wurden diese auch zu Zentren des Handels. Ab dem Ende des 15. Jahrhunderts wurde es auch möglich, die durch Wasserkraft gewonnene Energie mechanisch weiter transportieren zu können. Die technischen Neuerungen hiernach reichen allerdings über den Betrachtungszeitraum dieser Arbeit, den Abbau von Erzen im Mittelalter, hinaus.

Die Machthabenden der damaligen Zeit suchten ebenfalls nach Wegen, an den Gewinnen des prosperierenden Bergbaus teilzuhaben. So ließ sich Kaiser Friedrich I. ab dem Jahr 1159 das Recht auf Steuern für Erträge aus dem Bergbau einräumen. Dieses wurde später ebenso auf Landesfürsten übertragen. Grund für den Erfolg des Bergbaus im Hochmittelalter waren auch diverse Privilegien für Bergbauunternehmer und deren Investoren. Diese konnten nun an jedem Ort, welcher ihnen hierfür geeignet erschien, Bergbau betreiben. Ebenso erhielten sie das Jagd- und Fischereirecht sowie das Recht auf das Tragen von Waffen, um ihr Eigentum zu verteidigen.[4]

2. Stätten des Bergbaus im Mittelalter

Im Mittelalter konzentrierten sich die Hauptabbaugebiete von Erzen auf bestimmte Regionen in Mittel-, Ost- und Nordeuropa. Es ist bekannt, dass im Zentraleuropa des Frühmittelalters der Bergbau, insbesondere von Eisen grundherrschaftlich organisiert war. So erfolgte der Bergbau oft in von Bauern bewirtschafteten Kleinbetrieben. Diese waren wiederum den Grundbesitzern gegenüber zinspflichtig. Zumeist waren Klöster im Besitz des Grund und Bodens. Diese verlangten einen jährlichen Zins, entweder in Form des abgebauten Eisens, oder in monetärer Form.[5]

Als größtes Bergwerk zu Zeiten des Hochmittelalters galt hier das Schwazer Silberbergwerk, in welchem allerdings neben Silber vor allem auch Kupfer abgebaut wurde. So entstand in Tirol die größte Bergbaumetropole Europas. Weitere Abbaugebiete finden sich im damaligen Ungarn, im Gebiet der heutigen Slowakei. Die Stadt Neusohl, heute Banská Bystrica, galt ebenfalls als eines der Hauptabbaugebiete von Kupfer. In der Oberpfalz und dem Harz wurde Eisenerz und Silber gewonnen. Ein ebenfalls großes Abbaugebiet für Kupfer erstreckte sich in der Provinz Dalarna in Mittelschweden. Die folgende Abbildung soll die Verteilung der Hauptabbaugebiete von Erzen im Mittelalter darstellen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Hauptabbaugebiete von Erzen im Mittelalter[6]

2.1. Schwazer Silberbergwerk

Schwaz stellte in seiner Blütezeit zum Ende des Mittelalters um das Jahr 1500 die größte Bergbaumetropole der damals bekannten Welt dar. Zur damaligen Zeit stammten 85 % des Silbers, welches weltweit produziert wurde aus Schwaz.[7] Das Schwazer Silberbergwerk entstand ursprünglich als Bergwerksdorf und bestand aus vielen verschiedenen Gemeinden. Das Gebiet erstreckt sich weitläufig und war daher auch zu seiner Blütezeit nicht als Stadt eingeengt. Die Tatsache, dass hier Bergbau existierte, stellt mit eine Ursache für die Besiedelung des mittleren Inntals dar.[8]

Kupfer wurde in diesem Gebiet erstmals um circa 1500 v.Chr. entdeckt, welches in Verbindung mit Zinn zur Bronzeherstellung genutzt wurde. Silber konnte mit den Techniken der damaligen Zeit noch nicht gewonnen werden. Um das Jahr 550 n.Chr., siedelten sich im Gebiet um Schwaz germanische Bayern in dem, zu diesem Zeitpunkt nach dem Untergang des weströmischen Reiches, herrenlosen Land an.[9]

Es erfolgte schließlich nach reichhaltigen Silberfunden der Abbau von Silber und Kupfer.

Im April 1326 erhielt Schwaz erstmals das Recht für einen Wochenmarkt. Dieses Recht wurde durch Berthold von Freundsberg verliehen und durch König Heinrich bestätigt.[10]

In Schwaz wurden mehrere Errungenschaften der mittelalterlichen Bergwerksordnung erzielt. So gab es in Schwaz die Verordnung, dass im Falle von Streitigkeiten 11 Geschworene, ein Bergrichter und ein Wechsler als Steuereinnehmer Recht sprechen sollten. Des Weiteren wurde festgelegt, dass alle Arbeiter wöchentlich zu entlohnen waren. Hierbei erhielt beispielsweise ein Hauer im Bergwerk wöchentlich einen Gulden. Nach einer Erweiterung der Bergordnung durch Herzog Sigismund umfasste das Schwazer Bergwerksrecht weitaus mehr Punkte als in der sonstigen mittelalterlichen Ordnung üblich. Als wichtigste Regelungen gelten hier die Freiheit am Berg, eine Gleichbehandlung aller unabhängig ob Einheimischer oder Zuwanderer sowie zusätzliche Freiheiten für die im Bergwerk tätigen. Diese durften beispielsweise auf öffentlichem Boden ein Haus errichten ohne dabei Steuern zu bezahlen. Des Weiteren wurde ihnen gestattet, zum Eigenbedarf zu fischen und zu jagen. Ebenfalls wurde das sogenannte „Bruderhaus“ errichtet. Dieses fungierte als eine Art Krankenhaus, in welchem Bergmänner behandelt wurden, die durch Krankheit oder Verletzung im Berg arbeitsunfähig geworden waren. Die „Bruderlade“ finanzierte dieses Krankenhaus und kann als Vorgänger unseres heutigen Sozialsystems gesehen werden. Um die Leistungen des Bruderhauses zu erhalten, gaben die Arbeiter monatlich einen Kreuzer an die Bruderlade ab, welcher automatisch bei der Ausbezahlung einbehalten wurde. Die Leitung dieses Bruderhauses übernahm der Hausvater, welcher von zwei Brudermeistern unterstützt wurde. Diesen drei Personen oblag das Wohlergehen der verletzten oder erkrankten Bergarbeiter.

Diese erhielten neben Nahrung und Medikamenten auch einen Tagessatz, der ihr Überleben sichern sollte.[11]

Seine Blütezeit erlebte der Schwazer Bergbau Ende des 15. bis Mitte des 16. Jahrhunderts. In diesem Zeitraum war Schwaz die größte Bergbaumetropole Europas und mit 20.000 Einwohnern nach Wien die zweitgrößte Ortschaft des Habsburger Reiches. Trotz dieses Umstandes war Schwaz zu diesem Zeitpunkt keine Stadt, da es keine Mauern und Türme besaß. Diesen hätten die Bergwerke außen vor gelassen. Zusätzlich hätten die mit Privilegien ausgestatteten Bergleute, bei der Stadtgründung weitere Pflichten auf sich nehmen müssen. So bestand Schwaz zunächst aus fünf Gemeinden.[12]

Der Erfolg des Schwazer Silberbergwerkes war so groß, dass im Jahr 1484 eine größere Münzeinheit eingeführt wurde, das es technisch gar nicht mehr möglich war die enormen Mengen an Silber nur zu Kreuzern und Vierern, die damals gängigen Münzen, zu verarbeiten. So entstand, erdacht von dem Oberitaliener Antonio de Caballis im Auftrag von Erzherzog Sigismund, der Sechser. Dieser hatte einen Wert von 6 Kreuzern. Zwei Jahre darauf wurde die erste Silbermünze im Wert eines Goldguldens geprägt. Da Gold zu der damaligen Zeit allgemein sehr knapp war, kam dieser Münze eine besondere Bedeutung zu. Diese wurde erstmals als Taler bezeichnet und überall in Europa als Zahlungsmittel anerkannt.[13]

Dieser Erfolg führte zur Übernahme des Geschäftes durch ausländische Handelsfamilien wie beispielsweise die Fugger und die Manlichs. Diese erhielten das Recht auf den Abbau von Silber im Gegenzug für das Gewähren von Krediten an die herrschenden Familien. Das Recht hierfür erhielten sie von Sigismund, genannt der Münzreiche, welcher seinen eigenen feudalen Lebensstil nicht mehr selbst finanzieren konnte.

2.2. Ungarn

Das damalige Neusohl im Staatsgebiet von Ungarn und heutige Banská Bystrica in der Slowakei stellte eine der bedeutendsten Abbaugebiete für Kupfer im Mittelalter dar. Die, sich im Besitz der Familie Fugger befindlichen Abbaugebiete, wurden mit Hilfe der Kaufmannsfamilie Thurzó betrieben. Diese lokale Unterstützung half den Fuggern dabei, den bestmöglichen Nutzen aus den vorhandenen Minen zu ziehen. Hierdurch beherrschten die Fugger gemeinsam mit den Thurzó den Kupfermarkt in Venedig. Eigens für den Transport des Kupfers zur Ostsee, ließ Jakob Fugger eine Straße über den Jablunkapass bauen. Hierdurch konnte das Kupfer schnellstmöglich über Pferdekarren an die Ostsee gebracht und kostengünstig weiter verschifft werden. Über die Ostsee wurden so die Erze beispielsweise von Danzig nach Lissabon oder Antwerpen verschifft.[14]

[...]


[1] Vgl.: Boockmann, Hartmut: Einführung in die Geschichte des Mittelalters, S.14-17; 103-104

[2] Vgl.: Zimmermann, Ulrich: Mittelalterlicher Bergbau (URL), Mineralienatlas: Kupfer (URL)

[3] Vgl.: Hahn, Barbara: Welthandel – Geschichte, Konzepte, Perspektiven, S.11-14

[4] Vgl.: Zimmermann, Ulrich: Mittelalterlicher Bergbau (URL)

[5] Vgl.: Zimmermann, Ulrich: Mittelalterlicher Bergbau (URL)

[6] Eigene Darstellung

[7] Vgl.: http://www.silberbergwerk.at/geschichte/

[8] Vgl.: http://www.silberbergwerk.at/geschichte/die-anfange/

[9] Vgl.: http://www.silberbergwerk.at/geschichte/die-anfange/

[10] Vgl.: http://www.silberbergwerk.at/geschichte/die-anfange/

[11] Vgl.: http://www.silberbergwerk.at/geschichte/errungenschaften/

[12] Vgl.: http://www.silberbergwerk.at/geschichte/die-anfange/

[13] Vgl.: http://www.silberbergwerk.at/geschichte/silbergeld/

[14] Vgl.: Ehrenberg, Richard: Das Zeitalter der Fugger: Geldkapital und Creditverkehr im 16. Jahrhundert

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Schwerpunkte des Abbaus von Erzen und Handelsströme im Mittelalter
Hochschule
Hochschule Reutlingen  (ESB Reutlingen)
Veranstaltung
Welthandel
Note
2,2
Autor
Jahr
2014
Seiten
31
Katalognummer
V299872
ISBN (eBook)
9783656963004
ISBN (Buch)
9783656963011
Dateigröße
1771 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Welthandel, Erze, Handelströme, Mittelalter, Geschichte, Fugger, Hanse, Silber, Bergwerk, Seminar, Handel, Österreich, Schwaz, Zölle, Transport, Transportwege, Schweden, Oberpfalz, Harz, Ungarn, Markt, Märkte, Entwicklung Handel, Handelsstrom, Handelsgüter, Bergbau, Faktorei, Neusohl, Kupfer, Spätmittelalter, Nürnberg, Handelsbeziehung
Arbeit zitieren
Christian Kohnle (Autor:in), 2014, Schwerpunkte des Abbaus von Erzen und Handelsströme im Mittelalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/299872

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