Nachhaltige Trinkwassernutzung in Europa. Wasserentsalzung zur Trinkwasserversorgung?


Pre-University Paper, 2013

19 Pages, Grade: 15


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Inhaltsverzeichnis

1.Einführung in das Thema

2.Trinkwasser in Deutschland
2.1 Verschiedene Möglichkeiten zur Gewinnung und Aufbereitung
2.2 Verwendung
2.3 Trinkwasserverordnung sorgt für hohe Wasserqualität und verhilft auch zur Nachhaltigkeit

3. Trinkwasser in Mittelmeerländern am Beispiel Spanien
3.1 Probleme des Versorgungssystems Spaniens im Vergleich zu Deutschland
3.2 Entsalzungsanlagen
3.2.1 Funktionsweisen
3.2.2 Problematik und Lösungsansätze im Hinblick auf Nachhaltigkei t
3.2.3 Alternativen zur Trinkwassergewinnung

4. Deutschland und Spanien im Vergleich hinsichtlich nachhaltiger Trinkwassergewinnung und -nutzung

5. Politische und gesellschaftliche Einflüsse
5.1 Engagement der Europäischen Union zur Nachhaltigkeit
5.1.1 Förderung und Subventionen
5.1.2 Gesetze und Projekte
5.2 Weitere Lösungsmöglichkeiten zur nachhaltigen Gestaltung

6. Fazit

7. Quellen- und Literaturverzeichnis

1.Einführung in das Thema

„Wasser ist ein Menschenrecht.“[1] Die Erdoberfläche ist zu drei Vierteln mit Wasser bedeckt, was eine Gesamtwassermenge von etwa 1,45 Milliarden km³ bedeutet[2]. Darin ist mit einem Anteil von etwa 97,53% das Salzwasser der Meere enthalten, nur etwa 2,47% der Gesamtwassermenge besteht aus Süßwasser[3]. Ein großer Teil des Süßwassers – etwa 85%[4] - ist in Gletschern, Eis und Schnee gebunden. Die restlichen 15% befinden sich vor allem im Boden als Grundwasser[5]. Süßwasser wird hauptsächlich in Form von Trink- und Brauchwasser für die Industrie und die Landwirtschaft benötigt. Hierbei werden hohe Anforderungen an das Wasser gestellt: Es muss frei von Krankheitserregern und Schadstoffen, geruchlos, farblos und klar sein, darf nur eine geringe Menge an gelösten Stoffen enthalten und muss immer verfügbar und ausreichend vorhanden sein.[6] Somit sind weniger als 0,5% der Süßwasservorräte als Trinkwasser nutzbar.[7] Mit einem Anteil von etwa 70% besitzt das Grundwasser die größte Bedeutung als Rohwasserquelle[8], aber auch dieses muss noch mit aufwendigen Aufbereitungs- und Gewinnungsverfahren für die Menschen brauchbar gemacht werden. Da aufgrund des hohen Bedarfs erheblich mehr Grundwasser aufbereitet wird, als in Form von Regen wieder neu hinzukommt, werden laut Prognosen in 50 bis 100 Jahren alle Grundwasservorkommen aufgebraucht sein[9]. Ein Mensch benötigt am Tag etwa 3 bis 5 Liter Trinkwasser ohne das er nicht überleben kann und insgesamt etwa 20 bis 40 Liter Trink- und Brauchwasser[10]. Eine Vernachlässigung der Anforderungen also ein unzureichend gereinigtes Trink- und Brauchwasser hat Infektionen wie z.B. Durchfallerkrankungen zur Folge, die durch eine Verbesserung der Wasserversorgung und eine bessere Qualität um bis zu 60% reduziert werden können[11]. Ein sauberes und verfügbares Trinkwasser ist also überlebenswichtig. In Europa ist der Zugang zu sauberem Trinkwasser weitestgehend gesichert, z.B. liegt in Deutschland der Anschlussgrad der Haushalte an die öffentliche Wasserversorgung bei nahezu 100%.[12] Im Hinblick auf den Verbrauch und die Nutzung gibt es aber große nationale Unterschiede. Deutschland besitzt nach Belgien den geringsten Trinkwasserverbrauch mit 128 l/Einwohner/Tag, wohingegen Küstenländer wie Italien mit 249 l/Einwohner/Tag und auch Spanien mit 145 l/Einwohner/Tag einen viel höheren Verbrauch aufweisen[13]. Des Weiteren soll es laut der Europäischen Union (EU) und den jeweiligen Regierungen das Ziel sein, die Trinkwassernutzung und -gewinnung möglichst nachhaltig bzw. nachhaltiger zu gestalten. Inwiefern das in Deutschland möglich ist und ob Entsalzungsanlagen hierbei eine tatsächliche Alternative für die Mittelmeerländer – Spanien als Beispiel – darstellen, wird in den folgenden Kapiteln behandelt.

2.Trinkwasser in Deutschland

2.1 Verschiedene Möglichkeiten zur Gewinnung und Aufbereitung

In Deutschland wird das Trinkwasser aus Quellwasser, Oberflächenwasser und Grundwasser gewonnen. Hierbei findet man Quellwasser als Rohwasserquelle vor Allem in Gebirgsregionen wie den Alpen und Oberflächenwasser stammt hauptsächlich aus Stauseen, natürlichen Seen und Flüssen. Sie machen zusammen mit dem Wasser aus Talsperren nur etwa 38% des Trinkwassers in Deutschland aus.[14] Somit ist Grundwasser, gewonnen mithilfe von Tiefenbrunnen, die bedeutendste Rohwasserquelle der Bundesrepublik. Etwa 80% des geförderten Rohwassers muss in Wasserwerken zu Trinkwasser aufbereitet werden.[15] Hier wird es in verschiedenen Belüftungs- und Filteranlagen von Verunreinigungen, Krankheitserregern und Gasen gereinigt. Zur Desinfektion wird es häufig noch mit Chlor versetzt und da es nach wie vor viele verschiedene Mineralien und gelöste Gase, wie z.B. Sauerstoff enthält, handelt es sich bei dem Trinkwasser schlussendlich nicht um einen reinen Stoff sondern um ein Stoffgemisch.[16] Das fertige Trinkwasser wird noch in Wassertürmen zwischengespeichert, um es dann über Rohrnetzleitungen in die Haushalte und Industrieanlagen zu transportieren. Die gesamte Gewinnung und Aufbereitung wird strengstens überwacht.

2.2 Verwendung

Etwa 81,06% des staatlich geregelt produzierten Trinkwassers in Deutschland gelangen in private Haushalte und Gewerbe.[17] Die restlichen 18,94% werden von den Wasserwerken selbst oder sonstigen Abnehmern wie der Feuerwehr verbraucht.[18] In Bezug auf die generelle Trinkwasserverwendung im Alltag zeichnet sich demnach folgendes Bild ab:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[19]

Die größten Posten beim Trinkwasserverbrauch im Haushalt nehmen Toilettenspülung sowie Baden und Duschen ein. Zusammen werden hierfür etwa 67% also 2/3 des gesamten Verbrauchs benötigt. Die restlichen 33% verteilen sich zu einem Großteil auf Wäschewaschen, Sonstiges wie Geschirrspülen, Körperpflege und Gießen im Garten. Aber auch Autowaschen und Kochen nehmen zusammen noch knapp 5% des täglichen Trinkwasserverbrauchs pro Person ein. Somit wird also ein Großteil des Trinkwassers in Deutschland nicht als Trinkwasser verwendet, sondern für Zwecke, für die auch das weniger hochwertige und aufwendig aufbereitete Brauchwasser genügen würde.

2.3 Trinkwasserverordnung sorgt für hohe Wasserqualität und verhilft auch zur Nachhaltigkeit

Die in der Bundesrepublik seit 2001 gültige Trinkwasserordnung beinhaltet gesetzlich festgelegte Richtlinien und Bestimmungen zur Trinkwassergewinnung und -aufbereitung in Deutschland. In §1 heißt es: „Zweck der Verordnung ist es, die menschliche Gesundheit vor den nachteiligen Einflüssen, die sich aus der Verunreinigung von Wasser ergeben, das für den menschlichen Gebrauch bestimmt ist, durch Gewährleistung seiner Genusstauglichkeit und Reinheit […] zu schützen.“[20] So gibt es bestimmte Grenzwerte für Inhaltsstoffe des Trinkwassers und auch die Wasserwerke werden überwacht auf Menge und Qualität des Grundwassers. Die letzte Optimierung der Verordnung erfolgte am 1. November 2011. Sie bezieht sich auf das Material und den Zustand von veralteten Versorgungsleitungen und –rohren, welche ab 2015 restauriert und ausgetauscht werden sollen um Verunreinigungen zu vermeiden.[21] Aufgrund der Trinkwasserverordnung und der daraus resultierenden hohen Trinkwasserstandards in Deutschland, ist auch der Wasserpreis in Deutschland mit 1,65€/m³[22] ebenso wie in Dänemark im Vergleich zu anderen Industrieländern sehr hoch.[23] Dies führt dazu, dass die Bevölkerung und die Industrie mehr um eine sparsame Verwendung des Trinkwassers bemüht sind, als es bei einem niedrigeren Wasserpreis der Fall wäre. Außerdem setzt die Trinkwasserverordnung auch einen effizienten Wasserkreislauf und somit nur sehr geringe Leitungsverluste voraus.[24] Somit führt die Verordnung nicht nur zu einer hohen Trinkwasserqualität sondern trägt zudem zu einer nachhaltigen Verwendung, Gewinnung und Nutzung des Trinkwassers in Deutschland bei.

3. Trinkwasser in Mittelmeerländern am Beispiel Spanien

3.1 Probleme des Versorgungssystems Spaniens im Vergleich
zu Deutschland

Die Haupteinnahmequelle der Mittelmeerregion, so auch Spanien, ist neben dem Tourismus auch die Landwirtschaft. Trotz der sehr geringen Niederschlagsmengen besonders im Hinterland werden dort große Mengen von Tomaten, Salat und Zitrusfrüchten angebaut. Dementsprechend hoch ist der Trinkwasserverbrauch um eine reichhaltige Ernte garantieren und besonders im Winter den europäischen Markt mit vergleichsweise günstigen Früchten versorgen zu können. Zudem ist der Durchschnittswasserpreis im Vergleich zu Deutschland weitaus niedriger – dieser zählt zu einer der niedrigsten innerhalb der 27 EU-Staaten.[25] Dies führt zu einer hohen Trinkwasserverschwendung durch die Bevölkerung ebenso wie durch die veralteten Bewässerungssysteme in der Landwirtschaft. Problematisch ist auch, dass aufgrund der geringen Niederschläge nicht genug Grundwasser im Boden vorhanden ist, um dieses als Trinkwasser nutzbar zu machen. 2008 z.B. musste Barcelona Wasser aus dem südfranzösischen Marseille heranschaffen, um die Trinkwasserversorgung zu sichern.[26] Auch die etwa 1200 Stauseen zeigen mit einem Füllstand von teilweise nur 34%, dass die Trinkwasserversorgung in Spanien nicht gesichert ist.[27] Laut dem meteorologischen Institut in Madrid, sind im Januar und Februar 2012 nur etwa 25% der üblichen Niederschlagsmengen gefallen.[28] Hinzu kommt eine große Anzahl reparaturbedürftiger Versorgungsleitungen, durch die große Mengen Wasser verloren gehen. In Valencia beispielsweise gehen fast dreißig Prozent des Trinkwassers durch undichte oder gebrochene Rohre verloren – im spanischen Durschnitt sind es etwa 18,7%.[29] Oft wird das Wasser auch zur Bewässerung der Pflanzen illegal aus dem Grundwasser entnommen, um der Bezahlung zu entgehen. Dies führt dann vermehrt zu Erosion und fördert die Versalzung des Bodens.[30] Die genannten Probleme sind in Deutschland aufgrund der gesetzlichen Regelungen und des höheren Grundwasserspiegels nicht zu finden.

3.2 Entsalzungsanlagen

3.2.1 Funktionsweisen

Entsalzungsanlagen wandeln Meerwasser mithilfe von neu entwickelten Technologien in Süßwasser also Rohwasser um, sodass dieses zu Trinkwasser aufbereitet werden kann. Begonnen hat die Betreibung dieser Anlagen mit dem thermischen Verfahren, der Destillation: Das Meerwasser wird verdampft, das Salz also aus dem Wasser gefiltert und wenn man den Wasserdampf danach auf kühlen Flächen kondensiert, erhält man klares salzfreies Trinkwasser. Der Süßwassergewinn beträgt bei diesem Verfahren allerdings nur etwa 20%.[31] In den vergangenen Jahren wurde daher vermehrt auf neue Membrantechnologien, wie die sogenannte Umkehrosmose auch reverse Osmose, gesetzt. Hierbei wird das Meerwasser mit einem Druck von 70 bis 80 Bar gegen Membranen gepumpt.[32] Die Poren dieser Membranen sind 50.000-mal feiner als ein Menschenhaar, sodass die Wassermoleküle hindurch gelangen können, die Salzmoleküle, Bakterien und Viren dagegen nicht.[33] Bei diesem Verfahren liegt der Süßwassergewinn zwischen 30 und 85 Prozent, abhängig vom Salzgehalt des Meerwassers.[34] Das gewonnene Rohwasser muss danach nur noch mit Elektrolyten versetzt werden, um es als Trinkwasser nutzbar zu machen.[35]

3.2.2 Problematik und Lösungsansätze im Hinblick auf Nachhaltigkeit

Die Meerwasserentsalzung mithilfe von Destillation verbraucht etwa
10 Kilowattstunden Energie je Kubikmeter Salzwasser.[36] Mit dem Verfahren der Umkehrosmose werden etwa 4 Kilowattstunden Energie je Kubikmeter Salzwasser benötigt.[37] Beide Verfahren zur Meerwasserentsalzung bedeuten also einen hohen Energieaufwand und somit steigende Kosten zur Betreibung der Anlagen. Diese sind für die oft vergleichsweise armen Mittelmeerregionen nicht tragbar. Werden diese mit fossilen Energieträgern wie Erdöl oder Erdgas betrieben, wird eine große Menge Kohlenstoffdioxid freigesetzt, was eine Verschlechterung der Umweltbilanz, besonders aber einen aktiven Beitrag zur Klimaerwärmung bedeutet. Dies hat dann wieder einen erhöhten Trinkwasserbedarf zur Folge, ist somit also keine nachhaltige Form der Trinkwassergewinnung, sondern verstärkt die schon vorherrschenden Probleme in der Mittelmeerregion.[38] Außerdem wird die, nach der Trennung von Salz und Wasser entstehende, konzentrierte Salzlösung als Abfallprodukt ins Meer zurückgeleitet. Dies hat zu Folge, sofern es nicht weit genug auf dem Meer geschieht, dass sich das Salz nicht mit dem Salzwasser vermischt und somit eine Gefahr für Menschen und Tiere darstellt.[39] Hinzu kommt eine hohe Umweltbelastung aufgrund der Verwendung von Chemikalien. Diese sollen die Bildung von Ablagerungen und Fäulnissen auf den Membranen vermeiden, belasten dabei aber die Umwelt.[40] Als nachhaltige Alternative zur Betreibung der Entsalzungsanlagen wird momentan an der Umsetzung einer von Siemens entwickelten Technologie gearbeitet. Dieses Elektrodialyse genannte Verfahren entzieht dem Salzwasser die positiv geladenen Salzionen mithilfe eines elektrischen Feldes.[41] Hierfür werden nur etwa 1,5 Kilowattstunden Energie je Kubikmeter Salzwasser benötigt.[42] Zudem ist dieses Verfahren laut den Forschern im Vergleich zu den anderen Verfahren, weitaus effizienter, denn bereits bei der ersten Anwendung werden 99 Prozent des Salzes aus dem Salzwasser entfernt.[43] Außerdem soll die, als Abfall entstehende, Salzlauge, die bei diesem Verfahren schon durchaus reduziert wird, mit speziellen Membranen in Kanäle geleitet und dann gesammelt werden, anstatt sie ins Meer zurückzuleiten.[44] Auch die Notwendigkeit von Chemikalien sinkt, denn die Gefahr der Bildung von Ablagerungen ist erheblich minimiert.[45] Das Problem dieser Technologie ist, dass sie bei einer zu geringen Salzkonzentration, also bei dem letzten „Salzrest“, nicht mehr effektiv genug ist. Daher ist dieses Verfahren noch nicht ausreichend optimiert.[46] Eine Alternative zur Energiegewinnung mithilfe von fossilen Energieträgern wurde Anfang 2013 vom Pumpen- und Armaturenhersteller KSB vorgestellt. Das „SALINO Pressure Center“ genannte System besteht aus einem bestimmten Motor, der vom Membranrücklauf angetrieben wird und die Energie dann direkt auf die Pumpe übertragen kann.[47] Somit wird nur ein Elektromotor benötigt, was die Energiekosten gegenüber herkömmlichen Rückgewinnungs-Systemen um bis zu 50 Prozent reduzieren kann.[48] Allerdings ist dieses System nur bei Entsalzungsanlagen, die mit dem Umkehr-Osmose-Prinzip betrieben werden, einsetzbar. Mithilfe der neuen Technologien würden sich die Energiekosten sehr verringern, die Entsalzungsanalagen wären somit rentabler für die betreffenden Regionen; in der Anschaffung allerdings zuerst teurer. Die nachhaltigste Möglichkeit die Anlagen zu betreiben ist die Gewinnung der nötigen Energie mithilfe von regenerativen Energien. Hierbei sind vor Allem Solar- und Windenergie besonders geeignet, da die Küstenregionen Wind und Sonne ausreichend zur Verfügung haben. Dies hätte neben den vermiedenen Emissionen auch den Vorteil, dass die Entsalzungsanlagen auch abseits des überregionalen Stromnetzes an entlegenen Orten eingesetzt werden könnten.[49] Marcel Wieghaus vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg bestätigt: „Je abgelegener die Gebiete desto rentabler und wirtschaftlicher ist es, regenerative Anlagesysteme zu verwenden und eine Wasseraufbereitung unabhängig von externer Energieversorgung aufzubauen.“[50] Allerdings können mit regenerativen Energien betriebene Anlagen nur bis zu 2000 Kubikmeter Wasser pro Tag produzieren, wohingegen solche, die mit konventionellen Energieträgern betrieben werden, bis zu 400.000 Kubikmeter Trinkwasser pro Tag herstellen können.[51] Dies bedeutet auch, dass die benötigten Anlagen, eine geringere Größe haben und somit weniger Fläche benötigen. Das spart also Baufläche, gleichzeitig werden aber dadurch mehr Anlagen benötigt. Daher ist dieser Punkt nicht negativ zu bewerten. Durch die Gewinnung von Trinkwasser mithilfe von Entsalzungsanlagen wird sich der Wasserpreis auch für die produzierenden Länder erhöhen. So kostet ein Kubikmeter Frischwasser aus Entsalzungsanlagen etwa 0,70€ oder 0,90US-$.[52] Diese Preise sind für die Mittelmeerländer meist nicht bezahlbar bzw. nicht rentabel, da sie das Wasser für die Landwirtschaft benötigen. Hierzu sagt der spanische Minister für Landwirtschaft und Umweltschutz. „Die Kosten für die Entsalzung sind untragbar für eine Nutzung wie in der Landwirtschaft.“[53] Somit werden zusätzliche Ausgaben nötig, die meist vom Staat gezahlt werden müssen. Auf der anderen Seite würde ein höherer Wasserpreis zu einem weniger verschwenderischen also nachhaltigeren Wirtschaften mit der Ressource Wasser beitragen.

3.2.3 Alternativen zur Trinkwassergewinnung

Bereits vor 2004 entstand unter der Volkspartei (PP) in Spanien der sogenannte Nationale Wasserplan (PHN).[54] Dieser sah vor, Wasser aus den nördlichen Pyrenäen und dem, mit etwa 910 km zweitlängsten spanischen Fluss, dem Ebro, sowie dem Ebro-Delta in den Süden nach Murcia und Alicante zu leiten, um dort vor allem Tourismusanlagen und Wohnanlagen mit Wasser zu versorgen.[55] Als 2004 die Sozialisten (PSOE) in Spanien die Regierung bildeten, verfiel dieser Plan wieder, besonders aufgrund der Ablehnung der Finanzierung des Plans durch die EU.[56] Auch die Proteste der Bevölkerung aus dem Norden des Landes gegen die hohe Umweltbelastung und die Möglichkeit einer Verschlimmerung der ökologischen Situation im Ebro-Delta, die das Eindringen von Salzwasser in das Delta bedeuten würde, führten dazu, dass der Plan nicht in die Tat umgesetzt wurde.[57] Die Idee der Flussumleitung zur Gewinnung von Trinkwasser ist nun erneut Thema. Laut dem spanischen Umweltminister Cañete sollen zuerst die Flussmengen der Flüsse bestimmt werden und falls genug vorhanden ist, sollen die Flüsse umgeleitet werden.[58] Allerdings geht hierdurch eine große Menge Wasser verloren. Zum einen versickert es im Boden und zum anderen halten die neuangelegten Staudämme das Geröll auf, welches das Wasser normalerweise mit sich führt. Fehlen diese Feststoffe, ist ein Absinken des Grundwasserspiegels möglich und somit eine geringere Fließgeschwindigkeit die Folge. Dadurch wird die Qualität des Wassers erheblich gemindert, was dramatische Auswirkungen auf Mensch und Natur hätte.[59] Zudem ist ein solches Projekt sehr kostenintensiv. Die Ebro-Umleitung hätte geschätzte Kosten von 25 Milliarden Euro bedeutet[60], wohingegen eine Entsalzungsanlage mittlerer Größe nur etwa 200 Millionen Euro kostet.[61] Somit ist die Umleitung von Flüssen keine sinnvolle Alternative zur Trinkwassergewinnung in der Mittelmeerregion. Trotzdem wird dieses Verfahren immer wieder diskutiert und auch ein Großteil der Landwirte, sofern sie nicht in den betroffenen Regionen leben, und die oppositionelle Volkspartei (PP) sprechen sich für eine Trinkwassergewinnung durch Flussumleitungen aus. Somit sind sie gegen Entsalzungsanlagen und eine Modernisierung der Bewässerungssysteme in der Landwirtschaft.[62]

[...]


[1] DEWEZET 26.02.2013 S. 1

[2] Vgl. ERNST 2001, S. 289

[3] Vgl. ERNST 2001, S. 289

[4] Vgl. ERNST 2001, S. 289

[5] Vgl. ERNST 2001, S. 289

[6] Vgl. RAUM und SCHMIDT 2006, S.89

[7] Vgl. ERNST 2001, S. 289

[8] Vgl. RAUM und SCHMIDT 2006, S. 90

[9] Vgl. DIELMANN und Co. 2001, S. 47

[10] Vgl. MAUSER 2007, S. 162 und 163

[11] Vgl. MAUSER 2007, S. 166 und 167

[12] Vgl. DEWEZET 26.02.2013, S. 1

[13] Vgl. RAUM und SCHMIDT 2006, S. 96

[14] Vgl. http://www.wasser-macht-schule.com 16.02.2013

[15] Vgl. http://www.vseit.de 17.02.2013

[16] Vgl. ARNOLD 2008, S. 130

[17] Vgl. RAUM und SCHMIDT 2006, S. 97

[18] Vgl. RAUM und SCHMIDT 2006, S. 97

[19] Vgl. http://www.wnd.shuttle.de 28.02.2013

[20] http://www.gesetze-im-internet.de 17.02.2013

[21] Vgl. http://www.umweltbundesamt.de 17.02.2013

[22] Vgl. http://www.dereinsparshop.de 17.02.2013

[23] Vgl. http://www.planet-wissen.de 23.02.2013

[24] Vgl. http://www.gesetze-im-internet.de 17.02.2013

[25] Vgl. http://www.heise.de 28.02.2013

[26] Vgl. http://www.heise.de 28.02.2013

[27] Vgl. http://www.heise.de 28.02.2013

[28] Vgl. http://www.heise.de 28.02.2013

[29] Vgl. http://www.sueddeutsche.de 29.01.2013

[30] Vgl. http://www.heise.de 28.02.2013

[31] Vgl. http://www.berliner-zeitung.de 23.02.2013

[32] Vgl. http://www.tagesspiegel.de 24.02.2013

[33] Vgl. http://www.tagesspiegel.de 24.02.2013

[34] Vgl. http://www.berliner-zeitung.de 23.02.2013

[35] Vgl. http://www.ingenieur360.de 28.02.2013

[36] Vgl. http://www.trendsderzukunft.de 24.02.2013

[37] Vgl. http://www.trendsderzukunft.de 24.02.2013

[38] Vgl. http://www.ingenieur360.de 28.02.2013

[39] Vgl. http://www.weltbildung.com 28.02.2013

[40] Vgl. http://www.woz.ch 01.03.2013

[41] Vgl. http://www.trendsderzukunft.de 24.02.2013

[42] Vgl. http://www.trendsderzukunft.de 24.02.2013

[43] Vgl. http://www.nationalgeographic.de 28.02.2013

[44] Vgl. http://www.trendsderzukunft.de 24.02.2013

[45] Vgl. http://www.woz.ch 01.03.2013

[46] Vgl. http://www.trendsderzukunft.de 24.02.2013

[47] Vgl. http://www.ksb.com 28.02.2013

[48] Vgl. http://www.ksb.com 28.02.2013

[49] Vgl. http://www.suite101.de 28.02.2013

[50] http://www.suite101.de 24.02.2013

[51] Vgl. http://www.fraunhofer.de 28.02.2013

[52] Vgl. http://www.heise.de 28.02.2013

[53] http://www.heise.de 28.02.2013

[54] Vgl. http://www.heise.de 28.02.2013

[55] Vgl. http://artgerechtes.de 28.02.2013

[56] Vgl. http://www.heise.de 28.02.2013

[57] Vgl. http://www2.klett.de 28.02.2013

[58] Vgl. http://www.heise.de 28.02.2013

[59] Vgl. http://www2.klett.de 28.02.2013

[60] Vgl. http://www.heise.de 28.02.2013

[61] Vgl. http://www.berliner-zeitung.de 23.02.2013

[62] Vgl. http://www.sueddeutsche.de 29.01.2013

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Details

Title
Nachhaltige Trinkwassernutzung in Europa. Wasserentsalzung zur Trinkwasserversorgung?
Grade
15
Author
Year
2013
Pages
19
Catalog Number
V300604
ISBN (eBook)
9783656977506
ISBN (Book)
9783656977513
File size
590 KB
Language
German
Keywords
nachhaltige, trinkwassernutzung, europa, wasserentsalzung, trinkwasserversorgung
Quote paper
Larissa Hahn (Author), 2013, Nachhaltige Trinkwassernutzung in Europa. Wasserentsalzung zur Trinkwasserversorgung?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/300604

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