Um die Vergangenheit als konstitutive Ressource für gegenwärtiges Leben zu erhalten – und unter dem Eindruck einer potentiell viel stärkeren und schnelleren Zerstörung von Kultur in der Postmoderne – hat es sich die UNESCO zum Ziel gesetzt, durch Kennzeichnung und Förderung „kulturelles Erbe“ zu erhalten.
Das Übereinkommen der Tagung in Paris vom 16. November 1972 findet klare Worte dafür: „daß der Verfall oder der Untergang jedes einzelnen Bestandteils des Kultur- oder Naturerbes eine beklagenswerte Schmälerung des Erbes aller Völker der Welt“, der „gesamten Menschheit“, darstelle.
Da einzelne Staaten oft nicht in der Lage seien, dieses Erbe ausreichend zu erhalten, stellt die UNESCO finanzielle und institutionelle Hilfen bereit und legt den Mitgliedsstaaten zugleich die moralische Verpflichtung einer angemessenen Verwaltung auf.
Kulturelles Erbe bezeichnet mit David Lowenthal die Manifestation sowohl historischer Fakten als auch Mythen, die für die Identität einer Gruppe konstitutiv sind und hat bei der UNESCO zwei Ebenen:
Die materielle der Kulturerbe-Stätten und -Gegenstände (als Parallele zum ebenso materiellen Naturerbe) sowie die Ebene des immateriellen Kulturerbes. Seit dem 12.12.2014 ist die Schwäbisch-Alemannische Fastnacht als immaterielles Erbe gelistet.
Es stellt sich die Frage, wie viel Konstruktion hinter der Schwäbisch-Alemannischen Fastnacht als Erbe steckt, welchen Einfluss das Prädikat Kulturerbe auf das Selbstverständnis der Ausübenden hat und wie es die Beziehung zu nicht in den Brauch Eingebunden aussieht. Dies geschieht in Auseinandersetzung mit Beobachtungen, die am 23. und 24. Januar 2015 im Narrenschopf Bad Dürrheim und beim 125-jährigen Jubiläum der VSAN in Bräunlingen gemacht wurden.
Table of Contents
- 1. Einführung: Was heißt Kulturerbe?
- 2. Das Konzept „Intangible Heritage“
- 3. Konstruktion von Indentität und Kontinuität..
- 4. Lokalität und Abgrenzung
- 5. Fazit
Objectives and Key Themes
Diese Hausarbeit untersucht die Schwäbisch-Alemannische Fastnacht als immaterielles Kulturerbe im Kontext der UNESCO-Konvention zum Schutz des immateriellen Kulturerbes. Die Arbeit beleuchtet die Konstruktion von Identität und Kontinuität, die durch die Einstufung als Kulturerbe entsteht, und analysiert den Einfluss dieser Einstufung auf das Selbstverständnis der Ausübenden und die Beziehung zu Nicht-Eingebundenen.
- Das Konzept des „Intangible Cultural Heritage“ und seine Entwicklung
- Die Rolle des Kulturerbes für die Konstruktion von Identität und Kontinuität
- Der Einfluss der Einstufung als Kulturerbe auf das Selbstverständnis der Ausübenden
- Die Beziehung zwischen Ausübenden und Nicht-Eingebundenen im Kontext des Kulturerbes
- Die Schwäbisch-Alemannische Fastnacht als Beispiel für ein immaterielles Kulturerbe
Chapter Summaries
- Kapitel 1: Einführung: Was heißt Kulturerbe? Dieses Kapitel beleuchtet die Bedeutung des kulturellen Erbes im Kontext der globalen Herausforderungen und erläutert den Hintergrund der UNESCO-Konvention zum Schutz des kulturellen Erbes.
- Kapitel 2: Das Konzept „Intangible Heritage“ Dieses Kapitel befasst sich mit der Entwicklung des Konzepts des „Intangible Cultural Heritage“ von den frühen 1970ern bis zur Verabschiedung der UNESCO-Konvention im Jahr 2003. Es werden die Herausforderungen und die Kritikpunkte im Umgang mit immateriellen Kulturerben diskutiert.
- Kapitel 3: Konstruktion von Indentität und Kontinuität.. Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle des Kulturerbes für die Konstruktion von Identität und Kontinuität. Es untersucht, wie die Einstufung als Kulturerbe das Selbstverständnis der Ausübenden prägt und die Beziehung zu Nicht-Eingebundenen beeinflusst.
- Kapitel 4: Lokalität und Abgrenzung Dieses Kapitel analysiert die Rolle von Lokalität und Abgrenzung im Kontext des immateriellen Kulturerbes. Es untersucht, wie die Schwäbisch-Alemannische Fastnacht in Bezug auf Lokalität und Abgrenzung zu verstehen ist.
Keywords
Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Immaterielles Kulturerbe, Schwäbisch-Alemannische Fastnacht, Identität, Kontinuität, Lokalität, Abgrenzung, UNESCO-Konvention, Performativität, Tradition, Kultur, Brauchtum.
- Quote paper
- Lukas Kammer (Author), 2015, Die schwäbisch-alemannische Fastnacht als immaterielles Kulturerbe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/300648