Betrachtet man die bilateralen Beziehungen, die Saudi-Arabien zu zahlreichen Ländern unterhält, sticht eine sofort ins Auge und wirft zugleich Fragen auf: die zu den USA.
Wie ist es zu erklären, dass ein autoritär regierter Staat wie Saudi-Arabien mit einem demokratisch und freiheitlich organisierten Staat wie den USA seit Jahrzehnten relativ enge und im Großen und Ganzen stabile Beziehungen unterhält? [...]
In der Politikwissenschaft existieren zahlreiche Analysen zu den amerikanisch-saudischen Beziehungen – die meisten davon mit einem Schwerpunkt auf die Analyse der USAußenpolitik. Welche Anreize, Interessen und Bedingungen aber veranlassen den saudischen Staat, mit den USA zu kooperieren? [...]
In der Analyse sollen ‚Zwänge’ und Dependenzen berücksichtigt werden, die sich sowohl auf innerstaatlicher als auch auf internationaler Ebene für Saudi-Arabien ergeben. [...] Bei wechselseitigen Dependenzen wird von Interdependenz gesprochen. Der übergeordnete Rahmen dieser Arbeit orientiert sich daher an dem Konzept der Interdependenz. [...]
Die Frage, die in dieser Arbeit gestellt wird, kann wie folgt formuliert werden: Haben innerstaatliche bzw. wirtschaftliche Faktoren des saudischen Königreiches eine relativ
betrachtet größere Erklärungskraft für den außenpolitischen Output Saudi-Arabiens gegenüber den USA als Faktoren des internationalen Systems et vice versa? [...]
Geht man davon aus, dass Staaten neben Sicherheit auch nach Wohlfahrt und ebenso nach Herrschaftssicherung – in diesem Fall durch die Dynastie Saud – streben, bietet der
Rentierstaats-Ansatz eine Grundlage, auch das außenpolitische Verhalten eines nahöstlichen Staates anhand seiner inneren Verfasstheit auf der subsystemischen Ebene zu analysieren. Saudi-Arabiens außenpolitischer Handlungsspielraum wird – so wird die Annahme lauten – unter anderem über den Bereich der Wohlfahrt aufgrund vorhandener wirtschaftlicher Abhängigkeiten determiniert. Diese wirtschaftlichen Abhängigkeiten ergeben sich vor allem im Hinblick auf die Tatsache, dass das Königreich als klassischer Rentierstaat beschrieben werden kann. [...]
In der vorliegenden Arbeit wird versucht, das Außenverhalten Saudi-Arabiens demnach nicht nur über den Bereich der Wohlfahrt zu erklären, sondern ergänzend auch über den Bereich der Sicherheit. Diese Analyse wird auf der systemischen Ebene anhand einer Bedrohungsanalyse durchgeführt, die eine Weiterentwicklung der 'Balance-of-Power'-Theorie
und damit einen Teil der neorealistisc
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung, Definitionen und Theorien
- 1.1 Einführung in das Thema
- 1.2 Begriffsbestimmungen
- 1.2.1 Außenpolitik
- 1.2.2 Innerstaatliche Restriktionen
- 1.2.3 Internationale Restriktionen
- 1.3 Herangezogene Theorien
- 1.3.1 Das Konzept der Interdependenz
- 1.3.2 Rentierstaats-Ansatz
- 1.3.3 Balance-of-Threat-Theorie
- 2 Innerstaatliche Restriktionen - Wohlfahrt & Herrschaft
- 2.1 Politisches System Saudi-Arabiens
- 2.2 Saudi-Arabien – ein Rentierstaat
- 2.2.1 Die herrschende Elite - Das Königshaus Saud
- 2.2.2 Die saudische Volkswirtschaft
- 2.3 Die Erdölwirtschaft
- 2.3.1 Entstehung der Erdölwirtschaft und Saudi ARAMCO
- 2.3.2 Der Ölpreis und die OPEC
- 2.3.3 Zusammenhang zwischen Ölpreis und BIP bzw. Staatseinnahmen
- 2.4 Die Abhängigkeiten von den USA
- 2.4.1 Weltweite Erdöl-Nettoexporteure und Erdöl-Nettoimporteure
- 2.4.2 USA als Handelspartner
- 2.5 Versuche der Reduzierung der Abhängigkeit
- 2.5.1 Ausbau der Beziehungen zu China
- 2.5.2 Diversifizierungsversuche der saudischen Volkswirtschaft
- 3 Internationale Restriktionen - Sicherheit
- 3.1 Militärische Fähigkeiten Saudi-Arabiens
- 3.2 Bedrohungsquellen aus Sicht Saudi-Arabiens
- 3.2.1 Die Jahre 1979-2000
- 3.2.1.1 Iran und die Islamische Revolution 1979
- 3.2.1.2 Iran-Irak-Krieg 1980-1988
- 3.2.1.3 Irakische Invasion in Kuwait 1990/91
- 3.2.2 Nach dem 11. September 2001
- 3.2.2.1 Iran
- 3.2.2.2 Instabilität Iraks
- 3.2.2.3 Jemen
- 3.2.2.4 Israel
- 3.3 Sicherheitspolitische Allianzen als Reaktion auf Bedrohungen
- 3.3.1 Regionale Allianzen
- 3.3.2 USA
- 3.3.3 Alternativen
- 3.4 Die Abhängigkeiten von den USA
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die innerstaatlichen und internationalen Restriktionen der Außenpolitik Saudi-Arabiens seit 1979. Ziel ist es, die Faktoren zu analysieren, die die Handlungsfähigkeit des Landes im internationalen Kontext beeinflussen.
- Die Rolle des Rentierstaatsmodells und seiner Auswirkungen auf die saudische Politik
- Die Abhängigkeit von den USA und die Auswirkungen auf die außenpolitische Entscheidungsfindung
- Die Sicherheitsbedrohungen aus der Region und die Reaktion Saudi-Arabiens darauf
- Die Bedeutung der Erdölwirtschaft für die saudische Außenpolitik
- Die Verschiebung der Machtverhältnisse im Nahen Osten und die Anpassungsstrategien Saudi-Arabiens
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Thematik ein, definiert wichtige Begriffe und stellt die theoretischen Grundlagen der Arbeit vor. Kapitel 2 analysiert die innerstaatlichen Restriktionen der saudischen Außenpolitik, insbesondere die Rolle des Rentierstaatsmodells und die Abhängigkeiten von den USA. Kapitel 3 untersucht die internationalen Restriktionen, die sich aus den Sicherheitsbedrohungen in der Region ergeben und die Reaktion Saudi-Arabiens darauf.
Schlüsselwörter
Saudi-Arabien, Außenpolitik, Restriktionen, Rentierstaat, Erdölwirtschaft, USA, Sicherheit, Naher Osten, Islamische Revolution, Iran, Irak, Jemen, Israel, OPEC, GCC, Diversifizierung, Abhängigkeit.
- Quote paper
- Julia Kristin Ehrhardt (Author), 2011, Innerstaatliche und internationale Restriktionen der Außenpolitik Saudi-Arabiens seit 1979, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/300935