Schüler mit Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten (LRS). Probleme und Herausforderungen bei der schulischen Diagnose und Förderung


Term Paper, 2013

19 Pages, Grade: 1,3

Anonymous


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Begriffsbestimmung

3 Erscheinungsformen und Symptome
3.1 Typische Symptome beim Rechtschreiben
3.2 Typische Symptome beim Lesen

4 Mögliche Ursachen
4.1 Biologische Faktoren
4.2 Neurologische Faktoren
4.3 Sozioökonomische Faktoren
4.4 Mangelnde kognitive Lernvoraussetzungen

5 Förderdiagnostik
5.1 Analyse des Bedingungsgefüges
5.2 Kontinuierliche Beobachtung und informelle Verfahren
5.3 Standardisierte Verfahren
5.4 Probleme und Schwierigkeiten bei der schulischen Diagnostik

6 Die Förderung von Schülern mit LRS im Anfangsunterricht
6.1 Förderung der kognitiven Lernvoraussetzungen
6.2 Leseförderung
6.3 Rechtschreibförderung
6.4 Vorzüge und Probleme bei der schulischen Förderung

7 Abschlussbetrachtung

8 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Zu Beginn möchte ich die Wahl meines Themas begründen und im Folgenden werde ich erklären in welcher Reihenfolge ich in meiner Hausarbeit vorgehen werde.

Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit den Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten (LRS) von Kindern, welche auch Legasthenie genannt wird. Die LRS ist eine wichtige Sonderform für die Schwierigkeit beim Erlernen von Lesen und Schreiben, die im Prozess des Schriftspracherwerbes im vorschulischen und schulischen Bereich auftreten kann. In der Schule erkennen Lehrer die Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben oft gar nicht oder zu spät, da sie oft zeitlich und fachlich überfordert sind. Die ersten Probleme werden von den Eltern und den Schülern selbst nicht erkannt oder höchstens diffus wahrgenommen. Neben den schlechten Leistungen können erste Zweifel in die eigenen Fähigkeit sowie Unsicherheiten sich einschleichen. Die Motivation lässt nach und die Frustration breitet sich aus, sodass folglich eine Reihe an Sekundärsymptome wie Konzentrationsprobleme, emotionale Auffälligkeiten wie Schul- und Versagensängste sowie Störungen im Sozial-, Lern- und Arbeitsverhalten entstehen können.

Dieser Teufelskreis kann aber rechtzeitig durchbrochen werden, indem der Blick des Lehrers durch Kenntnisse über die Erscheinungsformen und Ursachen der LRS geschärft werden. Zum anderen ist es von großer Wichtigkeit sich Kenntnisse über die Früherkennung und Frühförderung der LRS, bereits während der Ausbildung zum Lehrer, anzueignen um rechtzeitig eine gezielte Fördermaßnahme zu leisten. Außerdem ist nicht nur die Geschichte der LRS, sondern auch die Diagnose- und Therapieverfahren von umstrittenen Annahmen und Theorien geprägt, so dass dies einen weiteren Grund dafür liefert, sich vorzeitig mit diesem praxisrelevanten Bereich auseinanderzusetzen. Ausgehend davon wird diese Hausarbeit sich auf folgende Fragen konzentrieren:

Was kennzeichnet die LRS aus?

Welche Symptome zeichnen einen Schüler mit LRS aus?

Auf welche Ursachen ist die LRS zurückzuführen?

Welche Wege der Diagnose und Förderung bieten sich im Unterricht an?

Welche Schwierigkeiten können bei diesen Prozessen entstehen?

Um diese Fragen beantworten zu können, muss man zuerst einige Definitionen und terminologische Abgrenzungen vornehmen. Aufgrund dessen werde ich im ersten Teil dieser Hausarbeit einen kurzen Einblick in die Geschichte der LRS und der Legasthenie geben, die in der Literatur synonym gebraucht werden. Des Weiteren werde ich auf die Symptomatik und Erscheinungsbilder einer LRS eingehen. Im zweiten Teil werde ich die unterschiedlichen Aspekte der Ursachen, die zur Entstehung der LRS in Betracht gezogen werden, erläutern. Abschließend werde ich im dritten und vierten Teil, die den Schwerpunkt meiner Hausarbeit bilden, die unterschiedlichen Diagnose- und Fördermöglichkeiten, die im Unterricht genutzt werden können, vorstellen. Diese werde ich auf ihre Effektivität kritisch untersuchen und deren Vorzüge und Probleme beleuchten. Die Hausarbeit wird mit einer abschließenden Zusammenfassung enden.

2 Begriffsbestimmung

Der Begriff der Legasthenie hat eine über 100-jährige Tradition und Geschichte. Während die Mediziner noch an dem Begriff der Legasthenie festhalten, versuchen die Sprachdidaktiker diesen zunehmend mit dem Begriff der LRS zu ersetzen. Auf eine einheitliche Definition des Begriffes konnten sich die Wissenschaftler bis heute nicht einigen. Deshalb möchte ich im Folgenden einen kurzen Überblick über die begrifflichen Diskussionen und Auseinandersetzungen, die sich um einen fachgerechten und eindeutigen Terminus bemüht haben, geben. Zudem möchte ich eine Begriffsdifferenzierung vornehmen.

Der Begriff der Legasthenie wurde erstmals im Jahre 1916 von dem Pädagogen und Psychologen Paul Ranschburg, der Schüler auf Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten untersuchte, eingeführt. Dabei ging er von der Annahme aus, dass jeder Schüler, der besondere Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens hat, in seiner geistigen Entwicklung zurückgeblieben ist. Dieser Standpunkt führte allerdings bis in den 60er Jahren zu der Fehldiagnose, dass mangelnde Lesefertigkeit ein besonderer Grund für die Überweisung an einer Hilfsschule ist (später Schule für Lernbehinderte, heute Förderschule Lernen) (vgl. Sommer-Stumpenhorst 2006, S. 12).

Mit den Untersuchungen der Schweizer Psychologin Maria Linder, die die Diskussionen um die Legasthenie im Jahre 1951 wieder ins Rollen brachte, konnte diese Annahme widerlegt werden. Ihre Behauptung basierte dahingegen darauf, dass neben der Schwäche im Lesen und Schreiben eine gleichzeitige Diskrepanz zur Intelligenz des Kindes bestehe, wobei dieser durchschnittlich bis überdurchschnittlich intelligent sein muss (vgl. Bredel et al. 2006, S. 552).

Aufgrund dieser Diskrepanzdefinition entstanden in den Schulen verschiedene Fördermaßnahmen, die allerdings zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft beitrugen. Während die intelligenten Schüler mit einer LRS an einem gesonderten LRS-Förderkurs teilnehmen durften, erhielten die weniger intelligenten keine besondere Förderung (vgl. Sommer-Stumpenhorst 2006, S. 17). Damit blieben die Schüler mit einer unterdurchschnittlichen Intelligenz völlig unbehandelt.

Die Ungleichbehandlungen von Schülern, die methodische Frage der Vermittlung von Diskrepanz sowie die prinzipielle Frage nach der Bedeutung der Diskrepanz zwischen der Intelligenz und der LRS, lösten schließlich in der Bundesrepublik heftige wissenschaftliche und schulpolitische Diskussionen aus (vgl. Bredel et al. 2006, S. 552).

Ganz im Sinne dieser Argumente beschloss die Kultusministerkonferenz (KMK) seit dem Ende der 70er Jahre sich von dem Begriff der Legasthenie aus dem Sprachgebrauch in der Schule zu verabschieden und diesen schließlich mit dem Begriff der Lese- und Rechtschreibschwierigkeit (LRS) zu ersetzen. Von nun an hatten alle Schüler der Jahrgangstufe 2 sowie (…) der Jahrgangsstufe 3 und 4, die besondere Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und Rechtschreibens aufwiesen, einen Anspruch auf eine Schulförderung (vgl. Sommer-Stumpenhorst 2006, S. 16).

Die Legasthenie, in ihrer Ursprungsform, konnte sich wissenschaftlich nicht bewähren. Ein Grund hierfür ist, dass zwischen der Intelligenz des Schülers und dem Erfolg in einem Rechtschreibtraining kein Zusammenhang hergestellt werden kann. Des Weiteren zeigten die Fördermaßnahmen bei Schülern mit niedriger Intelligenz dieselben Auswirkungen wie bei Schülern mit durchschnittlicher Intelligenz, die von der LRS betroffen waren (vgl. Bredel et al. 2006, S. 552).

Die Verabschiedung vom Begriff der Legasthenie ist aber nur zum Teil gelungen, da es heute noch von vielen Psychologen und Kinderärzten in der Praxis und Forschung sowie von Elternverbänden angewandt wird. Die Bedeutung des Begriffs hat sich seitdem stark gewandt. So dass man heute die folgende Definition vertritt: „Eine Legasthenie ist die Folge von Teilleistungsschwächen mit biologischen Ursachen, die mit Vererbung und der Entwicklung (…) zusammenhängen.“ (Küspert 2005, S.67) Einige Bundesländer, wie beispielsweise Bayern, halten weiterhin an dem Begriff der Legasthenie teilweise fest. Hier verfolgt man eine Unterscheidung zwischen den „echten Legasthenikern“ auf der einen Seite, welche die Legasthenie als vererbte Krankheit haben und somit unter Notenschutz stehen, und den Schülern mit „Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten“ (LRS) auf der anderen Seite (vgl. Sommer-Stumpenhorst 2006, S.19).

Von dieser Definition muss der Begriff der Lese- und Rechtschreibschwierigkeit (LRS) abgegrenzt werden. Die LRS wird im Vergleich dazu als ein Sammelbegriff für alle Lernprobleme und Schwierigkeiten, die beim Erlernen des Lesen, Schreibens und Rechtschreibens auftreten können, definiert. (vgl. Günther 2007, S. 65) Dieser Begriff, der im LRS-Erlass von NRW verankert ist, wird außerdem derzeit in der grundschulpädagogischen Literatur bevorzugt und scheint mir im Hinblick auf meine Hausarbeit, die sich mit der Förderung der LRS beschäftigt, die geeignetste zu sein. Deshalb werde ich im weiteren Verlauf dieser Hausarbeit mit dem Begriff der LRS fortfahren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die pädagogische, psychologische und medizinische Forschung in diesem Forschungsgebiet sehr umstritten ist und viele Fragen immer noch nicht abschließend geklärt sind. Die Begriffe der Legasthenie und LRS werden je nach Fachrichtung und theoretischer Grundposition von den Wissenschaftlern unterschiedlich definiert. Unbestritten bleibt weiterhin, „dass die Diagnose und die darauf aufbauende Beratung und Förderung der Schüler mit besonderen Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben zu den Aufgaben der Schule gehören.“ (Sommer-Stumpenhorst 2006, S. 18)

3 Erscheinungsformen und Symptome

Was kennzeichnet einen Schüler mit LRS aus? Diese Frage soll nun im Folgenden beantwortet werden, indem ich eine Übersicht über die typischen Symptome der LRS gebe, wobei diese vereinzelt oder in Kombination miteinander auftreten können.

3.1 Typische Symptome beim Rechtschreiben

Schwierigkeiten bei der Phonem-Graphem-Zuordnungen, Schwierigkeiten beim Niederschreiben von Lautfolgen

Der Text ist gefüllt mit zahlreichen Grammatik- und Syntaxfehler sowie eine falsche Zeichensetzung

Mangelndes orthographisches Wissen vorhanden, Schwierigkeiten beim Behalten der konkreten Schreibweise eines Wortes

Anhaltende lautgetreue Wiedergabe von Wörtern

Fehlerinkonsistenz: Ein und dasselbe Wort wird wiederholt falsch geschrieben

Buchstaben im Wort, Wörter oder Wortteile werden ausgelassen, verdreht oder hinzugefügt

Wörter werden willkürlich zusammen oder auseinander geschrieben

Schwierigkeiten bei der Vokaldehnung und Vokalkürze

Problem der Stimmhaftigkeit, unkorrekte Wiedergabe der Verschlusslaute

Schwierigkeiten bei der Schreibung hochfrequenter Wörter oder Wortstämme

Probleme mit der Schreibmotorik

[...]

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Details

Title
Schüler mit Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten (LRS). Probleme und Herausforderungen bei der schulischen Diagnose und Förderung
College
University of Duisburg-Essen  (Germanistik)
Grade
1,3
Year
2013
Pages
19
Catalog Number
V301093
ISBN (eBook)
9783656973362
ISBN (Book)
9783656973379
File size
593 KB
Language
German
Keywords
schüler, lese-, rechtschreibschwierigkeiten, probleme, herausforderungen, diagnose, förderung
Quote paper
Anonymous, 2013, Schüler mit Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten (LRS). Probleme und Herausforderungen bei der schulischen Diagnose und Förderung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301093

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