Androgynie – ein Begriff, der gesellschaftlich sowohl das äußerliche Zusammenwirken “männlicher“ und “weiblicher“ Geschlechtsmerkmale als auch dessen mythologischen Hintergrund in sich trägt. Seine Verwendung bezieht sich auf die Vereinigung sowie Vervollkommnung durch den weiblichen und männlichen Pol in einer Person oder in einem Körper.
Die Mythen und Legenden zu Androgynie reichen weit in die Historie zurück. Eine Vielzahl von ihnen enthält Bezüge zum Göttlichen und Vollkommenen.
Ambivalent dazu verhält sich heute das gesellschaftliche Bild von Vielgeschlechtlichkeit, beziehungsweise Geschlechtlichkeit, die sich nicht in das Zweigeschlechtersystem von Mann und Frau einordnen lässt. Das dritte Geschlecht, Geschlechtslosigkeit, Inter- und Transsexualität sowie Androgynie existieren, wenn überhaupt, am Rande des gesellschaftlichen und politischen Diskurses, obgleich sie ein breites Thema in der Geschlechterforschung darstellen. Die Thematik Androgynie ist eng verflochten mit der Gendertheorie und der Konstruktion von Rollenbildern und Geschlechtsidentitäten.
Literarisch aufgearbeitet wurde das Thema Androgynie in der westlichen Gesellschaft beispielsweise in der Romantik von Goethe und Kleist oder in der Literatur des Fin de siécle. Auch Geschlechter- oder Rollentauschgeschichten, beispielsweise in der DDR-Literatur tragen insofern einen androgynen Charakter, als sie weiblich und männlich konnotierte Eigenschaften in Figuren vereinen und so Bezüge zu den vermeintlichen Polen, die in Menschen stecken und durch Sozialisation unterdrückt werden, herstellen. In der Literatur sowie in allen anderen Künsten wird der Aspekt der Androgynie vielfach auf und häufig auch auf dessen mythologische Ursprünge zurückgegriffen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Geschlechtlichkeiten
- Das konstruierte Geschlecht
- Zwischen und außerhalb der Geschlechtergrenzen
- Androgynie
- Ideal und Urzustand
- Literatur
- Virginia Woolf und der vollkommene Mensch
- Virginia, Vita und Orlando
- Orlando und die Auflösung der Polarität
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Begriff der Androgynie, insbesondere im Kontext von Virginia Woolfs Roman „Orlando. Eine Biografie“. Ziel ist es, die Bedeutung von Androgynie als mythologisches Ideal, literarisches Motiv und Ausdruck eines komplexen Geschlechterverständnisses zu beleuchten. Dabei wird der Fokus auf die Dekonstruktion traditioneller Geschlechterrollen und die Darstellung eines „vollkommenen Menschen“ gelegt.
- Androgynie als mythologisches Ideal und kulturelles Konzept
- Die Konstruktion von Geschlecht und die Kritik an binären Geschlechtermodellen
- Androgynie in der Literatur: Darstellung und Funktion
- Virginia Woolfs „Orlando. Eine Biografie“: Geschlechtertausch und Auflösung der Geschlechterpolarität
- Der Zusammenhang zwischen Androgynie, Gendertheorie und dem Konzept des „vollkommenen Menschen“
Zusammenfassung der Kapitel
Vorwort: Das Vorwort führt in die Thematik der Androgynie ein und skizziert den Forschungsansatz der Arbeit. Es betont die Ambivalenz des gesellschaftlichen Bildes von Androgynie und Vielgeschlechtlichkeit, die am Rande des Diskurses stehen, obwohl sie ein wichtiges Thema in der Geschlechterforschung darstellen. Die Arbeit wird den Begriff der Androgynie unter mythologischen, psychologischen und literarischen Gesichtspunkten untersuchen, insbesondere anhand von Virginia Woolfs „Orlando. Eine Biografie“, und die Verbindung zur Gendertheorie herstellen.
Geschlechtlichkeiten: Dieses Kapitel beginnt mit einer Auseinandersetzung mit der Gendertheorie und der Unterscheidung zwischen sex und gender. Es wird kritisch das binäre Zweigeschlechtersystem reflektiert, welches ein heteronormatives Weltbild impliziert. Der Fokus liegt auf dem sozial und kulturell konstruierten Geschlecht und der damit verbundenen Frage nach der natürlichen Geschlechtsidentität. Die Autorin differenziert zwischen dem biologischen Geschlecht (sex) und dem sozial konstruierten Geschlecht (gender), um die gängigen Kategorien in Frage zu stellen.
Androgynie: Dieses Kapitel untersucht Androgynie als Ideal und Urzustand, wobei mythologische und literarische Beispiele herangezogen werden. Es wird die Bedeutung von Androgynie in verschiedenen Epochen und literarischen Strömungen, von der Romantik bis zur DDR-Literatur, erörtert und deren Verbindung zu der Vereinigung und Vervollkommnung des weiblichen und männlichen Pols in einer Person beleuchtet.
Virginia Woolf und der vollkommene Mensch: Dieses Kapitel analysiert Virginia Woolfs „Orlando. Eine Biografie“ im Hinblick auf den Geschlechtertausch und die Auflösung der Geschlechterpolarität. Es wird untersucht, wie Woolf das Motiv der Androgynie verwendet, um ein komplexes Menschen- und Geschlechterbild zu entwerfen. Die Analyse der Figur Orlando wird genutzt, um Woolfs eigene Ansichten zu Gender und Identität zu beleuchten und in Verbindung mit der Gendertheorie zu setzen.
Schlüsselwörter
Androgynie, Gendertheorie, Geschlechterrollen, Virginia Woolf, Orlando, Geschlechtertausch, „vollkommener Mensch“, Mythos, Literatur, Gender Studies, Sex, Gender, Vielgeschlechtlichkeit.
Häufig gestellte Fragen zu: Androgynie, Gender und Virginia Woolfs "Orlando"
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese akademische Arbeit untersucht den Begriff der Androgynie, insbesondere im Kontext von Virginia Woolfs Roman "Orlando. Eine Biografie". Sie beleuchtet Androgynie als mythologisches Ideal, literarisches Motiv und Ausdruck eines komplexen Geschlechterverständnisses. Ein Schwerpunkt liegt auf der Dekonstruktion traditioneller Geschlechterrollen und der Darstellung eines "vollkommenen Menschen". Die Arbeit beinhaltet ein Vorwort, Kapitel zu Geschlechtlichkeiten, Androgynie, eine Analyse von Virginia Woolfs "Orlando" und ein Fazit. Sie bezieht Gendertheorie mit ein und untersucht den Zusammenhang zwischen Androgynie, Gender und dem Konzept des "vollkommenen Menschen".
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Androgynie als mythologisches Ideal und kulturelles Konzept, die Konstruktion von Geschlecht und Kritik an binären Geschlechtermodellen, Androgynie in der Literatur, Virginia Woolfs "Orlando" mit Fokus auf Geschlechtertausch und Auflösung der Geschlechterpolarität, sowie den Zusammenhang zwischen Androgynie, Gendertheorie und dem Konzept des "vollkommenen Menschen". Es wird die Unterscheidung zwischen Sex und Gender thematisiert und das binäre Zweigeschlechtersystem kritisch reflektiert.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Vorwort, Geschlechtlichkeiten (inkl. "Das konstruierte Geschlecht" und "Zwischen und außerhalb der Geschlechtergrenzen"), Androgynie (inkl. "Ideal und Urzustand" und "Literatur"), Virginia Woolf und der vollkommene Mensch (inkl. "Virginia, Vita und Orlando" und "Orlando und die Auflösung der Polarität") und Fazit.
Wie wird Virginia Woolfs "Orlando" in der Arbeit behandelt?
Virginia Woolfs "Orlando" dient als zentrales Beispiel für die Darstellung von Androgynie in der Literatur. Die Arbeit analysiert den Geschlechtertausch und die Auflösung der Geschlechterpolarität in dem Roman, um Woolfs komplexes Menschen- und Geschlechterbild zu beleuchten und ihre Ansichten zu Gender und Identität im Kontext der Gendertheorie zu verstehen.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für die Arbeit?
Schlüsselbegriffe der Arbeit sind: Androgynie, Gendertheorie, Geschlechterrollen, Virginia Woolf, Orlando, Geschlechtertausch, "vollkommener Mensch", Mythos, Literatur, Gender Studies, Sex, Gender, Vielgeschlechtlichkeit.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es, die Bedeutung von Androgynie als mythologisches Ideal, literarisches Motiv und Ausdruck eines komplexen Geschlechterverständnisses zu untersuchen. Es geht darum, traditionelle Geschlechterrollen zu dekonstruieren und die Darstellung eines "vollkommenen Menschen" zu beleuchten.
Welche Perspektiven werden in der Arbeit eingenommen?
Die Arbeit betrachtet Androgynie aus mythologischen, psychologischen und literarischen Perspektiven und stellt Verbindungen zur Gendertheorie her. Sie kritisiert das binäre Zweigeschlechtersystem und untersucht die soziale Konstruktion von Geschlecht.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit richtet sich an Leser*innen, die sich für Gender Studies, Literaturwissenschaft, Geschlechterforschung und die Werke von Virginia Woolf interessieren. Sie ist insbesondere für akademische Zwecke konzipiert.
- Arbeit zitieren
- Meike Exner (Autor:in), 2015, Androgyn. Eine Untersuchung über den vollkommenen Menschen mit Bezug auf „Orlando. Eine Biografie“ von Virginia Woolf, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301099