Velimir Chlebnikov wird bis in die heutige Zeit als einer der rätselhaftesten Dichter der russischen Literatur verstanden. Seine „Eidgenossen“ (Futuristen) hielten ihn für ein Genie, einen Innovatoren und für eine Person, die mit alten Traditionen bricht, um neue zu schaffen. Für die Kritiker und den großen Kreis der Rezipienten galt er als Poet für Poeten, als umstrittener „заумник“, den man nicht verstand oder über den man sich amüsierte.
Jedoch wurde mit der Zeit sein bedingungsloses Dienen, ja seine Hingabe an die Dichtung angesehen und sein literarisches Schaffen anerkannt. So wirkt z.B. die Begeisterung Roman Jakobsons, der sich mit der Dichtung Chlebnikovs ausgiebig beschäftigte und aufgrund deren seine Theorien (Лингвистика и поэтика, poetische Funktion) formulierte, bis in die gegenwärtige Literaturforschung.
Sein Gedicht Заклятие смехом erscheint in dem Sammelband der Futuristen Cтудия импрессионистов von 1910. Es ist programmatisch, da Chlebnikov es wagt, ein Werk mittels nur eines Wortes zu schaffen.
In meiner Arbeit setze ich mich mit dem in Заклятие смехом verkörperten experimentellen Kunstverständnis auseinander, das mehrere Schwerpunkte Chlebnikovs poetischer „Forschung“ umfasst und als seine poetische Weltanschauung gelten kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Chlebnikov und der russische Futurismus
- 2. Cмex: Das Wort als solches
- 3. Folklore und Mythologie
- 4. Chlebnikovs Zahlentheorie
- 5. Zwischen Wirklichkeit und Kunst: зaкляmuе смеxoм als ein poetisches Gebilde
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit widmet sich der Analyse des Gedichts закляmuе смеXOм von Velimir Chlebnikov und untersucht dessen experimentelles Kunstverständnis als Ausdruck seiner poetischen Weltanschauung. Ziel ist es, die vielschichtigen Schwerpunkte von Chlebnikovs „poetischer Forschung“ im Kontext des russischen Futurismus zu beleuchten.
- Der Einfluss des russischen Futurismus auf Chlebnikovs Werk
- Die sprachwissenschaftliche Ebene des Gedichts und Chlebnikovs Verständnis von poetischer Sprache
- Die Bedeutung von Folklore, Mythologie und magischen Elementen im Gedicht
- Die Rolle von Zahlen und mathematischen Konzepten in Chlebnikovs Poetik
- Die Einheit von Sprache, Mythologie und Zahl in der Konstruktion des Gedichts als poetisches Gebilde
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Gedichts закляmuе смеXOм und in die Person Velimir Chlebnikovs ein. Sie beleuchtet Chlebnikovs Bedeutung für den russischen Futurismus und seine Rezeption in der Literaturgeschichte.
Das erste Kapitel beleuchtet den russischen Futurismus und dessen Einfluss auf Chlebnikovs Werk, insbesondere die Manifeste Пощёчина общественному вкусу und Слово, как таковое.
Im zweiten Kapitel wird der Begriff „Cмex“ als Kernelement des Gedichts analysiert. Es wird Chlebnikovs Versuch beleuchtet, mit nur einer Wortwurzel komplexe poetische Gebilde zu erschaffen.
Kapitel drei befasst sich mit der Folklore und Mythologie des Gedichts. Es untersucht, inwiefern das Gedicht als Beschwörung verstanden werden kann und welche folkloristischen, mystischen und mythologischen Elemente darin sichtbar werden.
Kapitel vier widmet sich Chlebnikovs Zahlentheorie und untersucht die Bedeutung von Zahlen und mathematischen Konzepten in der Konstruktion des Gedichts.
Schlüsselwörter
Velimir Chlebnikov, russischer Futurismus, закляmuе смеXOм, poetische Weltanschauung, Sprachwissenschaft, Folklore, Mythologie, Zahlentheorie, experimentelle Poetik, Avantgarde.
- Quote paper
- Olga Wagner (Author), 2014, Заклятие смехом als Modell poetischer Weltanschauung Velimir Chlebnikovs, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301153