Spricht man über Wittgenstein und seine Philosophie, so geht man oft davon aus, dass es in seinem Denken einen Bruch gab. Der „frühe Wittgenstein“ und der „späte Wittgenstein“ vertraten – so scheint es - zwei unterschiedliche Auffassungen dessen, was Philosophie ist und wie sie betrieben werden sollte.
Neben den offensichtlichen stilistischen Differenzen, vor allem zwischen seinen Hauptwerken dem Tractatus logicus-philosophicus und den Philosophischen Untersuchungen, wird auch eine Differenz in der Denkweise des Autors behauptet und scheint auf den ersten Blick auch plausibel.
In dieser Arbeit soll auf diese weitläufige Interpretation Wittgensteins eingegangen und dabei die These vertreten werden, dass es im Frühwerk und im Spätwerk weitaus mehr Kohärenz in Wittgensteins Denken gab, als man zunächst vermuten möchte. Dabei soll betrachtet werden inwieweit vor allem der letzte Satz des Tractatus wörtlich genommen werden kann und wie aus unterschiedlichen Interpretationen dieses letzten Satzes unterschiedliche Interpretation der gesamten Philosophie Wittgensteins folgen.
Gilt Ludwig Wittgenstein gemeinhin als Sprachphilosoph, so ist es Aufgabe dieser Arbeit, ihn im gesamtphilosophischen Kontext darzustellen und dabei zu zeigen, dass seine Darstellung als reiner Sprachphilosoph den Arbeiten Wittgensteins nicht gerecht wird.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Gibt es einen frühen und einen späten Wittgenstein?
- Die Sprachkonzeption
- Zusammenhang von Sprache und Philosophie
- Veränderung der Denkweise?
- Die strenge Lesart
- Das Ziel der Philosophie
- Sprache als Spiel
- Realismus und Empirismus in der Philosophie
- Empirismus
- Realismus
- Wittgenstein: Empirist, Verifikationist oder Antirealist?
- Umsetzung der eigenen Konzeption
- Realismus gleich Realismus?
- Realismus in der Literatur
- Verwendung des Begriffs „Realismus“ bei Wittgenstein
- Wittgensteins Kritik an Ramsey
- Die realistische Position
- Die philosophische Brille
- Kritik an Ramseys Regelbegriff
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob es einen frühen und einen späten Wittgenstein gibt und welche Kohärenz in seinem Denken über verschiedene Phasen hinweg erkennbar ist. Dabei soll insbesondere die Bedeutung des letzten Satzes des Tractatus sowie die Frage nach Wittgensteins Positionierung innerhalb philosophischer Traditionen untersucht werden.
- Analyse der Entwicklung von Wittgensteins Sprachkonzeption und deren Einfluss auf seine Philosophie
- Beurteilung der These von einem Bruch im Denken Wittgensteins
- Untersuchung der Interpretation Wittgensteins als Sprachphilosoph im Kontext der gesamtphilosophischen Debatte
- Erarbeitung von Wittgensteins Kritik an Ramsey und deren Bezug zu Realismus und Empirismus
- Bedeutung von Wittgensteins Philosophie für die heutige Zeit
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die These auf, dass es in Wittgensteins Werk mehr Kohärenz gibt als man zunächst annehmen möchte. Sie skizziert die zentrale Frage der Arbeit: Gibt es einen frühen und einen späten Wittgenstein?
- Gibt es einen frühen und einen späten Wittgenstein?: Dieses Kapitel beleuchtet die Unterschiede in Wittgensteins Sprachkonzeption zwischen dem Tractatus und den Philosophischen Untersuchungen. Dabei wird die These vertreten, dass die Sprachkonzeption des Spätwerks nicht als Bruch, sondern als Weiterentwicklung der Konzeption des Frühwerks verstanden werden kann.
- Realismus und Empirismus in der Philosophie: Dieses Kapitel beleuchtet die philosophischen Strömungen des Empirismus und Realismus, um den Hintergrund für Wittgensteins Kritik an Ramsey und seine eigene philosophische Positionierung zu schaffen.
- Wittgenstein: Empirist, Verifikationist oder Antirealist?: Dieses Kapitel geht der Frage nach, ob Wittgenstein einer bestimmten philosophischen Schule zuzuordnen ist und versucht, seine Position in Bezug auf Empirismus, Verifikationismus und Realismus zu bestimmen.
- Realismus gleich Realismus?: Dieses Kapitel analysiert den Begriff "Realismus" in der Literatur und im Werk Wittgensteins. Es zeigt, wie Wittgenstein in seiner Kritik an Ramsey einen falschen Ansatz in der Analyse von Sprache anprangert.
- Die realistische Position: Dieses Kapitel befasst sich mit Wittgensteins Kritik an Ramseys Regelbegriff und seiner Vorstellung von der "philosophischen Brille".
Schlüsselwörter (Keywords)
Diese Arbeit konzentriert sich auf die Analyse der Sprach- und Philosophiekonzeption Ludwig Wittgensteins. Im Zentrum stehen die Untersuchung der Unterschiede zwischen Früh- und Spätwerk, die Bedeutung des letzten Satzes des Tractatus, Wittgensteins Kritik an Ramsey und die Frage nach seiner Positionierung in Bezug auf Realismus und Empirismus. Schlüsselbegriffe sind dabei insbesondere: Sprachspiel, Sprachkonzeption, Philosophie, Realismus, Empirismus, Tractatus logicus-philosophicus, Philosophische Untersuchungen, Regelbegriff, Sprachphilosophie.
- Quote paper
- Fabian Fitz (Author), 2014, "Denk nicht, sondern schau". Eine Analyse der Philosophiekonzeption Wittgensteins, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301154