Geschichte und Umweltprobleme der Rüstungsaltlast Munitionswerk „Kiefer“ am Pfingstanger in Herzberg am Harz


Wissenschaftliche Studie, 2015

12 Seiten, Note: keine Benotung


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Kurzfassung

Abstract

Résumé

Rüstungsaltlast der NS-Zeit in der Sieberaue im Südharz

Rüstungsproduktion im Dritten Reich

Wie geht es weiter?

Kein Einzelfall

Dank

Literatur

Kurzfassung

Der Boden der Rüstungsaltlast „Werk Kiefer“ in Herzberg am Harz ist partiell hochgradig mit sprengstoffspezifischen Rückständen belastet. Der Standort befindet sich im der Südharzer Sulfatkarstlandschaft – von hier gelangen die Umweltgifte ungehindert in den Untergrund und belasten das Pöhlder Becken. Diese Situation ist den zuständigen Behörden spätestens seit 1987 bekannt, aber ein Rechtsstreit behinderte bis 2014 die Sanierung.

Abstract

The soils of the former WW II ammunition filling site „Werk Kiefer“ situated in Herzberg am Harz, Lower Saxony, are partially heavily contaminated by nitroaromatic compounds and related explosives decay products. The site is part of the South Harz sulphate karst landscape – from here the toxic compounds percolate without any geological barrier into the karst system and finally into the Pöhlde karst basin. This situation is known in detail at least since 1987 to all authorities, but legal controversies are blocking the remediation.

Résumé

Le sol des décharges désaffectées de l’armement de l’usine „Werk Kiefer“ à Herzberg/basse Saxe est en partie fort pollué par les résidus de matière explosive. L’endroit se trouve dans le site du karst sulfaté du karst du sud – c’est d’ici que les polluants toxiques parviennent sans être empêchés dans le sous sol ou ils polluent la cuvette Pöhlder Becken. Depuis 1987 la situation est bien connue par les autorités administratives, mais un litige bloque l’assainissement.

Rüstungsaltlast der NS-Zeit in der Sieberaue im Südharz

Am Fuße des berühmten Fachwerkschlosses zu Herzberg am Harz (Landkreis Osterode am Harz) befindet sich im Siebertal im Bereich des heutigen Bauhofs der Stadt der sog. Pfingstanger. Nach Molde (1998) lässt sich die Geschichte der gewerblichen Nutzung des Standortes bis weit in das 18. Jh. zurückverfolgen. So wurde 1739 - 1876 eine Gewehrfabrik, zu Beginn des Jahrhunderts bis 1914 eine Baumwollbleicherei und während des 1. Weltkrieges die Produktion von Pressfutter betrieben. 1918 - 1935 war auf dem Gelände eine Kunstseidenspinnerei ansässig, bevor es im Juni 1940 in den Besitz der reichseigenen Verwertungsgesellschaft für Montanindustrie GmbH überging. Nach umfangreichen Um- und Ausbaumaßnahmen wurde ab Frühjahr 1941 eine Sprengstoff-Füllstelle betrieben. In dieser Tochterfirma der Dynamit Nobel AG (DAG) wurden unter Verwendung von flüssigem Trinitrotoluol (TNT) Tellerminen und Granaten kleineren Kalibers produziert. Zwischen 1942 und der Produktionseinstellung beschäftigte das Werk mit Schwankungen zwischen 650 und über 900 Männer und Frauen, darunter zahlreiche ausländische Arbeitskräfte und Zwangsarbeiter (Baranowski 1995).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Bereits auf dem Bauhof der Stadt Herzberg am Harz kündet der Rest eines gesprengten Betongebäudes die Existenz des Werks Kiefer unmissverständlich an; Foto BUND Westharz

Im April 1945 wurde die Munitionsfabrik durch einen Brand, der mehrere gewaltige Explosionen auslöste, fast vollständig zerstört. Es war 6:12 Uhr am Morgen des 4. April 1945, als das Munitionswerk in die Luft flog. Der Herzberger Feuerwehrmann Walter Hoppmann konnte diese Uhrzeit genau belegen: Die Uhr, die er damals trug, war auf 6.12 Uhr stehen geblieben, als er sich aus jenem Feuerlöschteich herausrappelte, in den ihn die Explosionswelle geschleudert hatte. Er zog noch seinen Kameraden Ernst Deppe ("Deppen Katz"), der bewusstlos im Wasser lag, mit heraus (HarzKurier 1990). Reproduktionen älterer Bilder zeigen das ehemalige Munitionswerk in Herzberg am Harz wenige Monate nach der Explosion, als erst einige Straßen des Werksgeländes von den Trümmern freigeräumt worden waren (Abb. 2). Bei dem Unglück kamen insgesamt 29 Personen ums Leben, weitere wurden schwer verletzt (Baranowski 1995).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Das Werk Kiefer nach der Explosion 1945; Archiv Matwijow aus Baranowski (1995)

Die noch vorhandenen Werksanlagen wurden später durch die Alliierten demontiert und anschließend gesprengt. In den Nachkriegsjahren diente das Werksgelände unter anderem als Lieferant für Trümmerbaustoffe und fand auch sonst durch seine Nähe zur Stadt Herzberg am Harz reges Interesse – so nutzte zeitweise eine Holzfaserplattenfabrik die Teiche als Abwasserklärbecken und im Bereich des Sieberufers erfolgte Kiesabbau. Aber auch für zahlreiche ungeordnete Abfallablagerungen bot das unübersichtliche Gelände günstige Voraussetzungen. Nachdem die Stadt Herzberg am Harz 1967 es im Zuge der Errichtung einer neuen Kläranlage erworben hatte, siedelte sich 1969 im Ostteil, dem Kernbereich der ehemaligen Munitionsfabrik, der Städtische Bauhof an, der dort heute noch betrieben wird. Der übrige Teil des Geländes ist heute ungenutzt und gehört zum Naturschutzgebiet Siebertal. Viele Reste der gesprengten Bunkeranlagen sind noch vorhanden, allerdings von akuten Gefahren befreit, denn 1980 war eine Kampfmittelräumung durchgeführt worden (Molde 1998).

Soweit die Fakten, wie sie auch vor Ort in Herzberg am Harz bekannt sind und hin und wieder in der Tageszeitung auftauchen. Doch die Geschichte ist komplexer.

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Geschichte und Umweltprobleme der Rüstungsaltlast Munitionswerk „Kiefer“ am Pfingstanger in Herzberg am Harz
Note
keine Benotung
Autor
Jahr
2015
Seiten
12
Katalognummer
V301431
ISBN (eBook)
9783668006720
ISBN (Buch)
9783668006737
Dateigröße
2297 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
geschichte, umweltprobleme, rüstungsaltlast, munitionswerk, kiefer, pfingstanger, herzberg, harz
Arbeit zitieren
Dr. Friedhart Knolle (Autor:in), 2015, Geschichte und Umweltprobleme der Rüstungsaltlast Munitionswerk „Kiefer“ am Pfingstanger in Herzberg am Harz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301431

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