Die Lager am Militärflughafen Fliegerhorst Goslar. Zwangsarbeit, KZ-Außenlager und SS-Ausbildung


Etude Scientifique, 2015

16 Pages, Note: kein Benotung


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Gedenkstein an der Grauhöfer Landwehr

2. Zwangsarbeiterlager und Außenkommando Goslar des KZ Buchenwald

3. SS-Barackenlager Hahndorf

4. DP-Lager nach dem Krieg

5. Goslar-Halle und Fliegerhorst

Literatur und Quellen

1. Gedenkstein an der Grauhöfer Landwehr

Am 21.6.2002 wurde in Anwesenheit von Bürgermeister Rüdiger Wohltmann, Mitgliedern des Rates der Stadt Goslar, dem Kommandeur des benachbarten Fliegerhorstes, interessierten Bürgerinnen und Bürgern sowie Mitgliedern des initiierenden Vereins Spurensuche Goslar e.V. (heute Spurensuche Harzregion e.V.) ein neuer Goslarer Gedenkstein eingeweiht. Er steht an der Einmündung der Stapelner Straße in die Grauhöfer Landwehr auf dem Flurstück „Magdeburger Kamp“ und erinnert daran, dass sich auf dem Gelände über zwei Jahre ein Außenkommando des Konzentrationslagers Buchenwald befand. Für eine solche Gedenkstätte hatte sich Wolfgang Janz, Hahndorf († 2014), lange eingesetzt, daher widmen wir ihm diesen Beitrag.

Eine metallene Platte gibt über den Sachverhalt nur unscharf Auskunft – die Häftlinge mussten u.a. auf dem nahen, militärisch genutzten Fliegerhorst und in der Sandgrube Hahndorf Zwangsarbeit leisten. Eine präzisere Formulierung wurde uns seinerzeit von der Kulturausschussvorsitzenden, die den Stein politisch zu bewilligen hatte, nicht gestattet – offenbar aus falsch verstandener Rücksicht auf die Bundeswehr, wie sie andeutete. Dabei wäre dieser Gedenkort eine große Chance für die politische Bildung der Soldaten gewesen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Der KZ-Gedenkstein Bassgeige (Spurensuche Harzregion e.V.)

2. Zwangsarbeiterlager und Außenkommando Goslar des KZ Buchenwald

1927 war in Goslar ein ziviler Flugplatz eingeweiht worden (GIESECKE 2010), der nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten sukzessive militärisch zu einem Fliegerhorst aufgerüstet wurde (SCHYGA 1999). Für die Arbeiten wurden anfangs zunächst freiwillige Fremd- und später Zwangsarbeiter eingesetzt, für die ein „Arbeiter-Baracken-Lager“ an der nordwestlichen Peripherie des Fliegerhorstes unmittelbar an der Grenze der Goslarer Feldmark errichtet wurde. Grundeigentümer der Flächen für den Barackenkomplex war das Klostergut Grauhof. Über dieses Lager sind bisher kaum Details bekannt.

Hinweise auf die Anzahl der während der NS-Zeit auf dem Fliegerhorst beschäftigten ausländischen Arbeitskräfte finden sich in verschiedenen Quellen. In einem Verzeichnis der erteilten Aufenthaltserlaubnisse für den Zeitraum von November 1938 bis Ende April 1944 sind insgesamt 87 Personen unterschiedlicher Nationalitäten aufgelistet, die mit einer Arbeitstätigkeit auf dem Fliegerhorst in Verbindung zu bringen sind (StA GS RR VII/37/2). 44 stammten aus Ungarn, 16 aus Danzig, 13 aus Slowenien, 5 aus der Tschechoslowakei, der Rest aus Rumänien, Jugoslawien, Ostmark, Türkei, Polen und Italien. Der älteste war bei der Ankunft 60, der jüngste 16 Jahre alt. Es handelte sich dabei hauptsächlich um Bau- und Bauhilfsarbeiter, Erdarbeiter und Tiefbauarbeiter, den Rest bilden die Berufsgruppen Schuhmacher, Maurer, Maler, Eisengießer, Schmied, Schneider und Haushaltshilfe. 32 dieser Zwangsarbeiter waren im Barackenkomplex und 42 direkt auf dem Fliegerhorst untergebracht. Belegt ist außerdem die Unterbringung von 14 Zwangsarbeitern in Privatquartieren.

Dr. Peter Schyga machte am 9.10.1997 im Zuge eines Vortrags über den aktuellen Kenntnisstand „Goslar 1918 - 1945" (GZ 1997) Angaben für den Zeitraum 1940 bis 1945 – seinerzeit waren auf dem Fliegerhorst insgesamt 232 Zwangsarbeiter beschäftigt. Die Belegung der Baracken für den Fliegerhorst gab Schyga mit 253 Personen an (nach GIESECKE 2010).

Nach FIEDLER & LUDEWIG (2003) waren auf dem Fliegerhorst Goslar während der NS-Zeit insgesamt ca. 500 Arbeiter unterschiedlicher Nationalitäten untergebracht. Die Autoren nennen 154 Italiener, 140 Polen, 80 Russen, 50 Ungarn, 44 Franzosen, 35 Slowenen, 23 Holländer, 8 Belgier sowie freiwillige Arbeiter.

Wann das Barackenlager eingerichtet wurde, ist noch unklar, doch wahrscheinlich bestand es bereits seit Beginn der Bauphase des Fliegerhorsts. Die an der nordwestlichen Peripherie des Fliegerhorstes befindlichen Baracken, die zur Unterbringung der Zwangsarbeiter diente, sind erstmalig auf einem undatierten Lageplan dargestellt, der das Fliegerhorstgelände nach der Bebauung 1936 zeigt. Da auf diesem Lageplan auch das unmittelbar südwestlich des Barackenkomplexes befindliche und aus drei Einzelgebäuden bestehende Vorwerk Grauhof eingezeichnet ist, das nachweislich erst im Sommer 1938 errichtet wurde (GZ vom 7.3.1938), ist der Plan wohl um Jahresmitte 1938 einzuordnen. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch der militärische Flugbetrieb aufgenommen. Im Sommer 1938 wurde das neue Vorwerk einschließlich neuer Scheune aufgebaut – ein Schafmeister mit seiner Schafherde war bereits eingezogen (GIESECKE 2010).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Fliegerhorstgelände nach der Bebauung 1936: A Barackenkomplex; B Vorwerk Grauhof (Privatarchiv Frank Jacobs)

Nach Luftbildbefund 1944 und 1945 lagen jeweils zwei 20 x 10 m große Baracken nebeneinander und waren durch ein gemeinsames Dach miteinander verbunden. Entlang der Straße lagen vier solcher Doppelbaracken nebeneinander. In den benachbarten Baracken waren während der Kriegszeit wohl Zwangsarbeiter untergebracht. Die südlich gelegene, langgestreckte L-förmige Baracke wurde als Küche und Kantine genutzt. Die räumliche Lage des Lagerkomplexes zeigt Abb. 3, in der ein historischer Luftbildausschnitt einer Befliegung vom 9.5.1944 und ein aktueller Luftbildausschnitt gegenüber gestellt sind.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Situation 1945 und aktuelle Situation, dokumentiert durch Luftbildausschnitte (Privatarchiv Frank Jacobs)

In der nördlichsten Doppelbaracke bestand vom 24.11.1940 bis 7.12.1942 mit Unterbrechungen ein Außenkommando des Konzentrationslagers Buchenwald, dessen Insassen mehrheitlich für die Neubauleitung des SS-Infanterie-Ersatz-Bataillons Nord, Goslar, aber auch die Fliegerhorstkommandantur sowie später für das Baugeschäft Maibaum arbeiten mussten. Nach Aussage von Zeitzeugen war diese Baracke mit Stacheldraht und elektrischem Zaun gesichert. In diesem Goslarer Außenkommando waren von November 1940 bis März 1941 anfangs 140, dann durchschnittlich 80 und später etwa 30 bis 40 Häftlinge interniert. Die Häftlinge waren Deutsche, Polen und „Zigeuner", die Rodungs- und Erdarbeiten und Arbeiten auf dem Fliegerhorst durchführen mussten. Die tägliche Arbeitszeit betrug maximal 11 Stunden und 15 Minuten. Ab 10.6.1942 wurde durch einen Brief der Kommandantur des Konzentrationslagers Buchenwald auch mindestens fünf Stunden Sonntagsarbeit angeordnet, denn: "Die derzeitige Kriegslage zwingt dazu, die Arbeitskräfte der Häftlinge bis zum letzten auszuschöpfen."

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Abb. 4: Goslar im Lagerkosmos Buchenwald (http://aussenlager.buchenwald.de)

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Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
Die Lager am Militärflughafen Fliegerhorst Goslar. Zwangsarbeit, KZ-Außenlager und SS-Ausbildung
Note
kein Benotung
Auteur
Année
2015
Pages
16
N° de catalogue
V301439
ISBN (ebook)
9783956875946
ISBN (Livre)
9783668004757
Taille d'un fichier
1208 KB
Langue
allemand
Mots clés
lager, militärflughafen, fliegerhorst, goslar, zwangsarbeit, kz-außenlager, ss-ausbildung
Citation du texte
Friedhart Knolle (Auteur), 2015, Die Lager am Militärflughafen Fliegerhorst Goslar. Zwangsarbeit, KZ-Außenlager und SS-Ausbildung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301439

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