Die Anerkennungstheorie und das Konzept Transitional Justice (TJ) wurden beide in den 1990er Jahren formuliert. Sie haben seitdem viel Interesse in der Wissenschaft erzeugt, was sich nicht zuletzt an ihrer vielfachen Thematisierung auf Konferenzen und in Fachzeitschriften zeigt. Beide Ansätze stehen in enger Verbindung, da sie sich mit Diskursen um Gerechtigkeit und Würde nach einer Zeit der Unterdrückung beschäftigen. Menschliches Leiden und politische Forderungen nach einer Verbesserung der Lebensumstände und ökonomischem Ausgleich stehen in ihrem Zentrum. Eine weitere Parallele die Frank Haldemann (2007: 10) sieht, liegt in ihrer ‚negativen Moralität‘, so gehen sowohl Transitional Justice als auch die Anerkennungstheorie von negativen Konstruktionen aus, indem sie Ungerechtigkeit, Demütigung und Respektlosigkeit ins Zentrum ihrer Betrachtungen stellen. Diese Reihe von Gemeinsamkeiten, welche die Konzepte teilen, lassen die Entwicklung einer auf Anerkennung beruhenden Theorie des Transitional Justice interessant werden.
Im Rahmen dieser Masterarbeit wird die Beziehung zwischen der theoriebasierten Anerkennungsforschung und dem stärker analytisch, empirisch ausgerichteten Zweig von Transitional Justice im intrastaatlichen Kontext betrachtet. Die Schnittstelle der beiden Disziplinen bildet gewissermaßen eine Forschungslücke. Denn wenngleich zahlreiche Querverweise eine Verbindung andeuten, wurde dieser Schnittstelle bisher keine zentrale Position in Untersuchungen zugewiesen. So gibt es kaum wissenschaftliche Fachliteratur, die beide Konzepte vereinigt.
Anhang (B) "Transkription der Interviews" nicht im Lieferumfang enthalten
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einleitung
- 1.1. Forschungsstand & Forschungsfragen
- 1.2. Begründung des Untersuchungsfalls & Methodik
- 1.3. Aufbau der Arbeit & Literaturübersicht
- 2. Zum Verständnis von Anerkennung
- 2.1. Bedeutung & Formen der Anerkennung
- 2.2. Über Wirkung sowie Umgang mit Missachtung & Respektlosigkeit
- 2.3. Historische Betrachtung der Anerkennungsbeziehungen Guatemalas
- 2.3.1. Ethnozid, Massaker & Genozid - eine Historie der Missachtung
- 2.3.2. Zum Stand der Anerkennung nach Ende des Bürgerkriegs
- 3. Eine Annäherung an Transitional Justice
- 3.1. Zum Konzept von Transitional Justice & Versöhnung
- 3.2. Formen & Instrumente von Transitional Justice
- 3.3. Transitional Justice im Spannungsfeld politischer Interessen
- 3.4. Zum Stand von Transitional Justice & Versöhnung in Guatemala
- 3.4.1. Überblick & Instrumentarien des TJ-Prozesses in Guatemala
- 3.4.2. Die Regierung im Spannungsfeld der guatemaltekischen Transition
- 3.4.3. Die Zivilgesellschaft im Spannungsfeld der guatemaltekischen Transition
- 3.4.4. Zum Stand der Versöhnung in Guatemala
- 4. Zur Verbindung von Transitional Justice & Anerkennung
- 4.1. Konzepte zu Anerkennung & Transitional Justice
- 4.1.1. Anerkennung als Vergebung (Long & Brecke)
- 4.1.2. Transitional Justice als Anerkennung (Haldemann)
- 4.1.3. Anerkennung als narrative Konfliktbearbeitung (Strömbom)
- 4.1.4. Pyramide der Versöhnung (Auerbach)
- 4.2. Potenziale & Hindernisse für Anerkennung & Versöhnung
- 4.2.1. Potenziale & Hindernisse für eine umfassende Anerkennung
- 4.2.2. Potenziale & Hindernisse auf dem Weg zur Versöhnung
- 5. Fazit & Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Arbeit untersucht die Beziehung zwischen Anerkennung und Transitional Justice am Beispiel Guatemalas. Ziel ist es, die Bedeutung von Anerkennung im Kontext des Übergangs von einem bewaffneten Konflikt zu einer friedlichen Gesellschaft zu analysieren und die Rolle der Transitional Justice bei der Förderung von Anerkennung zu beleuchten.
- Die Bedeutung von Anerkennung in der Konfliktlösung und der Versöhnung nach Bürgerkriegen
- Die Rolle der Transitional Justice bei der Aufarbeitung von Vergangenheit und der Förderung von Gerechtigkeit und Versöhnung
- Die Herausforderungen und Chancen im Prozess der Anerkennung und Versöhnung in Guatemala
- Die Bedeutung von kultureller und ethnischer Anerkennung für die Transformation der guatemaltekischen Gesellschaft
- Die Bedeutung von historischer Aufarbeitung und der Erinnerungskultur für die Förderung von Anerkennung und Versöhnung
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Kapitel 1: Einleitung - Diese Einleitung stellt die Forschungsfrage, die Forschungsmethodik und den Aufbau der Arbeit dar.
- Kapitel 2: Zum Verständnis von Anerkennung - Dieses Kapitel beleuchtet die verschiedenen Formen von Anerkennung und ihre Bedeutung für den Umgang mit Missachtung und Respektlosigkeit. Es wird auch die historische Entwicklung der Anerkennungsbeziehungen in Guatemala untersucht.
- Kapitel 3: Eine Annäherung an Transitional Justice - Dieses Kapitel widmet sich dem Konzept von Transitional Justice und seinen verschiedenen Formen und Instrumenten. Der Fokus liegt auf der Analyse der Rolle der Transitional Justice in Guatemala im Kontext von politischem Wandel.
- Kapitel 4: Zur Verbindung von Transitional Justice & Anerkennung - Dieses Kapitel untersucht die enge Verbindung zwischen Transitional Justice und Anerkennung und analysiert verschiedene Konzepte, die diese Beziehung beleuchten. Es wird auch auf Potenziale und Hindernisse für eine umfassende Anerkennung und Versöhnung in Guatemala eingegangen.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Anerkennung, Transitional Justice, Versöhnung, Guatemala, Bürgerkrieg, Ethnozid, Genozid, Indigene Rechte, Historische Aufarbeitung, Erinnerungskultur, Konfliktlösung und Transformation.
- Quote paper
- Bianka Bülow (Author), 2014, Anerkennung und Transitional Justice. Eine Untersuchung Guatemalas, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301450