Im April 1523 erscheint Martin Luthers Schrift „Ursach und Antwort, daß Jungfrauen Klöster göttlich verlassen mögen“, im November 1528 gibt er die Schrift „Christliche Ursachen des verlassenen Klosters zu Freyberg“ von Ursula von Münsterberg, einer geflüchteten Nonne, in den Druck. Beide Texte setzen sich mit der Frage auseinander, wann und inwiefern es für Nonnen gerechtfertigt sei, ihre Gelübde zu brechen und das Kloster zu verlassen.
Die Schrift der Ursula von Münsterberg wurde in der Sekundärliteratur bis jetzt noch nicht sehr ausführlich behandelt . Interessant an Ursulas Text ist, dass sie, die eine offensichtlich sehr gebildete Nonne war, sich mit Luthers neuer Lehre, soweit sie ihr bekannt war, scheinbar über einen längeren Zeitraum und sehr intensiv beschäftigt hat. Die Entscheidung zur Flucht aus dem Kloster traf sie nicht spontan, sondern erst nach langwierigen Überlegungen und inneren Kämpfen, was man unter anderem daran sieht, dass sie ihre auf Luthers Schriften und ihren eigenen Überlegungen basierende, mit 38 Seiten sehr ausführliche, Rechtfertigungsschrift noch im Kloster, also vor der eigentlichen Flucht, verfasste. Ich möchte in dieser Hausarbeit der Frage nachgehen, wie und auf welche Art und Weise Ursula von Münsterberg ihre Klosterflucht mit der lutherischen Theologie begründet. Desweiteren möchte ich kurz darauf ein-gehen, in welchen praktischen Handlungen sich Ursulas neue Überzeugung niederschlug, denn ihr Text berichtet von konkreten Versuchen Ursulas, ihre Mitschwestern mit der neuen Lehre bekannt zu machen und Dinge im Kloster zu verändern und auch darüber, welche Aus-wirkungen das auf die anderen Nonnen und ihr Zusammenleben im Kloster hatte.
Dafür werde ich zuerst, um einen kurzen Einblick in Luthers theologische Begründung der Klosterflucht zu erhalten, auf dessen kurze Flugschrift „Ursach und Antwort, daß Jungfrauen Klöster göttlich verlassen mögen“ eingehen, indem ich kurz die geschichtlichen bzw. biographischen Hintergründe erläutere und eine inhaltliche Zusammenfassung des Textes gebe. Danach wende ich mich dann Ursulas Schrift zu. Neben einer kurzen Zusammenfassung der Biographie der Ursula von Münsterberg werde ich auch allgemein auf das Leben der Nonnen damals und auf die speziellen Umstände in Ursulas Kloster eingehen. Anschließend befasse ich mich konkret mit ihrem Text und versuche darzulegen, wie dieser von Luthers theologischem Denken geprägt ist und wo sich Unterschiede finden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- ,,Ursach und Antwort, daß Jungfrauen Klöster göttlich verlassen mögen“
- Geschichtliche Hintergründe
- Kurze Inhaltsangabe
- ,,Christliche Ursachen des verlassenen Klosters zu Freyberg“
- Zur Biographie der Ursula von Münsterberg
- Zum damaligen Leben in den Nonnenklöstern
- Ursulas Agitation im Kloster
- Schriftenschmuggel
- Lutherische Prediger
- Appell an die Fürsten
- Auswirkungen auf das Klosterleben
- Entstehung der Schrift
- Der Text
- Einleitung
- Freiwilligkeit
- ,,Erdichtetes Menschenwerk“
- Berufung auf die Schrift
- Öffentliches Bekenntnis
- Nächstenliebe
- Endzeiterwartungen
- Unterschiede zwischen Luthers „Ursach und Antwort“ und Ursulas Text
- Ursulas persönliche Situation: Anfechtungen und Erkenntnisse
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Frage, wie und auf welche Art und Weise Ursula von Münsterberg ihre Klosterflucht mit der lutherischen Theologie begründet. Des Weiteren wird untersucht, in welchen praktischen Handlungen sich Ursulas neue Überzeugung niederschlug, insbesondere ihre Versuche, ihre Mitschwestern mit der neuen Lehre bekannt zu machen und Dinge im Kloster zu verändern, sowie die Auswirkungen auf die anderen Nonnen und ihr Zusammenleben im Kloster.
- Ursulas Rechtfertigungsschrift als Reaktion auf Luthers Thesen zur Klosterflucht
- Ursulas Bemühungen, die lutherische Lehre im Kloster zu verbreiten
- Die Auswirkungen von Ursulas Agitation auf das Klosterleben
- Ursulas persönliche Anfechtungen und Erkenntnisse
- Die Rolle des lutherischen Glaubens in Ursulas Entscheidung zur Klosterflucht
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die beiden Schriften von Martin Luther und Ursula von Münsterberg vor und erläutert die Relevanz von Ursulas Text für die Forschung. Kapitel 2 beschäftigt sich mit Luthers Schrift „Ursach und Antwort, daß Jungfrauen Klöster göttlich verlassen mögen“ und beleuchtet die geschichtlichen Hintergründe sowie die inhaltliche Zusammenfassung des Textes. Kapitel 3 widmet sich der Biographie von Ursula von Münsterberg, dem Leben der Nonnen im 16. Jahrhundert und den besonderen Umständen in Ursulas Kloster. Kapitel 4 analysiert Ursulas Text und untersucht die Prägung durch Luthers theologisches Denken sowie Unterschiede zwischen beiden Schriften. Kapitel 5 widmet sich Ursulas persönlicher Situation und versucht, ihre psychischen und körperlichen Voraussetzungen, Anfechtungs- und Lebenserfahrungen im Hinblick auf ihre Entwicklung zum lutherischen Glauben und ihre Entscheidung zur Klosterflucht zu beleuchten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen der Reformationszeit, insbesondere mit der Rezeption lutherischer Theologie durch Nonnen, der Rechtfertigung des Klosterverlassens, der Klosterflucht, der Agitation im Kloster, der Anfechtung und der persönlichen Entwicklung eines Individuums im Kontext des lutherischen Glaubens.
- Quote paper
- Ines Bethge-Bonk (Author), 2012, Die Rezeption der lutherischen Theologie durch Nonnen der Reformationszeit: Ursula von Münsterberg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301519