Als Kevin Spacey seine viel beachtete Rede in Edinburgh hielt und von der Branche forderte, „Give people what they want – when they want it – in the form they want it in“, endete er mit dem Bonmot Orson Wells:
„I hate television. I hate it as much as much as peanuts. But I just can’t stop eating peanuts.“
Betrachtet man Spaceys Rede, könnte man überspitzt sagen, er wolle Wells posthum von seiner Sucht heilen indem er das Fernsehen als solches zu Grabe trägt.
Spacey vertritt in Edinburgh, als Hauptdarsteller der Serie House of Cards, die Produktionsfirma Netflix, die den letzten Schritt einer Entwicklung vollzogen hat, die um die Jahrhundertwende begann. Es wurde eine neue Form von Serien produziert, die neben der Ausstrahlung im Fernsehen eine starke Zweitverwertung auf DVD und später im Netz erfuhr. Als erste Produktionsfirma dreht Netflix dieses Verhältnis um und macht das Netz zur Erstverwertungsinstanz. Dem Fernsehen bleibt nur noch die Zweitverwertung.
Ich möchte in der vorliegenden Arbeit am Dispositiv der neuen amerikanischen Fernsehserien untersuchen, welche Ursachen die zunehmende Rezeption der Serien jenseits des Fernsehens hat.
Die Produktion der neuen amerikanischen Fernsehserien unterscheidet sich von der, herkömmlicher Serienproduktionen, die ja auch weiterhin produziert werden, nicht nur durch wesentlich größere Budgets. Sie locken auch, durch den großen Imagegewinn, namhafte Autoren (und auch Schauspieler) an, die zuvor beim Film bereits erfolgreich waren. Beim Produzenten zentrierten Medium Fernsehen haben sie mehr Einfluss als beim Film, der stärker auf den Regisseur fixiert ist.
So liegt die große Attraktion der Serien in einer komplexen, vielschichtigen Narration, die nicht nur selbstreflexiv sondern metareflexiv ist und den Zuschauer immer wieder bewusst überfordert.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Fernsehen
- 2.1 Flow
- 2.2 Serielles Fernsehen
- 3 Die neuen amerikanischen Fernsehserien
- 3.1 Narrative Komplexität
- 3.2 Produktion
- 3.3 Distribution
- 3.4 Rezeption
- 3.4.1 Binge Watching
- 3.5 House of Cards
- 3.6 Kritik
- 4 Schluss
- 5 Literaturverzeichnis
- 6 Filmverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Gründe für die zunehmende Rezeption amerikanischer Fernsehserien außerhalb des traditionellen Fernsehens. Im Fokus steht die Analyse neuer Serienformate im Kontext veränderter Produktions-, Distributions- und Rezeptionsweisen. Die Arbeit beleuchtet den Einfluss der narrativen Komplexität, der veränderten Produktionsbedingungen und der Rolle von Binge Watching.
- Die Entwicklung neuer amerikanischer Fernsehserien und deren Abkehr vom traditionellen Fernsehmodell.
- Der Einfluss narrativer Komplexität auf die Rezeption der Serien.
- Die Rolle von Binge Watching als neue Rezeptionsform.
- Die Bedeutung neuer Distributionsmodelle (z.B. Netflix).
- Die Kritik an und die Diskussion über die neuen Serienformate.
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach den Ursachen der zunehmenden Rezeption neuer amerikanischer Fernsehserien außerhalb des Fernsehens. Sie erwähnt Kevin Spaceys Rede in Edinburgh als Ausgangspunkt der Betrachtung und den Wandel des Verhältnisses zwischen Produzenten, Fernsehen und Internet, der durch Netflix exemplarisch verkörpert wird. Die Arbeit fokussiert sich auf die Untersuchung der neuen Serien am Beispiel von "House of Cards".
2 Fernsehen: Dieses Kapitel beleuchtet das Fernsehen als Leitmedium und dessen Heterogenität. Es wird die Schwierigkeit einer präzisen Beschreibung des Fernsehens hervorgehoben und der Fokus auf die Rezeption gelegt. Das Kapitel führt das Konzept des "Flow" von Raymond Williams ein, um die Eigenschaften des Fernsehens als Ursache für neue Rezeptionsformen zu analysieren.
3 Die neuen amerikanischen Fernsehserien: Dieses Kapitel bildet den Kern der Arbeit und analysiert die neuen amerikanischen Fernsehserien umfassend. Es befasst sich mit ihrer narrativen Komplexität, die den Zuschauer bewusst überfordert und ihn zur Entwicklung neuer Kompetenzen herausfordert; der veränderten Produktion, die durch höhere Budgets und die Anziehung namhafter Autoren und Schauspieler gekennzeichnet ist; den neuen Distributionswegen, wie sie von Netflix vorgelebt werden; und der veränderten Rezeption, insbesondere dem Binge Watching. "House of Cards" dient als Beispiel und wird kritisch diskutiert. Die Kapitel behandelt außerdem den Diskurs um die Qualität und Komplexität dieser Serien und die Parallelen zu epischen Romanen.
Schlüsselwörter
Amerikanische Fernsehserien, Netflix, Binge Watching, Narrative Komplexität, Serielles Fernsehen, Rezeption, Distribution, Produktion, Flow, "House of Cards", Medienwandel.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse neuer amerikanischer Fernsehserien
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Gründe für die zunehmende Rezeption amerikanischer Fernsehserien außerhalb des traditionellen Fernsehens. Der Fokus liegt auf neuen Serienformaten im Kontext veränderter Produktions-, Distributions- und Rezeptionsweisen, insbesondere am Beispiel von "House of Cards".
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die Entwicklung neuer amerikanischer Fernsehserien und deren Abkehr vom traditionellen Fernsehmodell. Sie untersucht den Einfluss narrativer Komplexität auf die Rezeption, die Rolle von Binge Watching als neue Rezeptionsform, die Bedeutung neuer Distributionsmodelle (z.B. Netflix) und die Kritik an den neuen Serienformaten. Das Konzept des "Flow" von Raymond Williams wird zur Analyse der Eigenschaften des Fernsehens herangezogen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über Fernsehen (inkl. Flow und serialem Fernsehen), ein zentrales Kapitel über neue amerikanische Fernsehserien (mit Unterkapiteln zu narrativer Komplexität, Produktion, Distribution, Rezeption inkl. Binge Watching, "House of Cards" und Kritik), einen Schluss, ein Literaturverzeichnis und ein Filmverzeichnis.
Was ist die zentrale Forschungsfrage?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Was sind die Ursachen für die zunehmende Rezeption neuer amerikanischer Fernsehserien außerhalb des traditionellen Fernsehens?
Welche Rolle spielt "House of Cards"?
"House of Cards" dient als Fallbeispiel, um die neuen Serienformate und deren Eigenschaften (narrative Komplexität, Produktionsbedingungen, Distributionswege, Rezeption) exemplarisch zu analysieren und kritisch zu diskutieren.
Welche Schlüsselkonzepte werden verwendet?
Schlüsselkonzepte sind: Amerikanische Fernsehserien, Netflix, Binge Watching, Narrative Komplexität, Serielles Fernsehen, Rezeption, Distribution, Produktion, Flow, Medienwandel.
Was wird in der Einleitung behandelt?
Die Einleitung führt in die Thematik ein, stellt die Forschungsfrage und nennt Kevin Spaceys Rede in Edinburgh sowie den Wandel des Verhältnisses zwischen Produzenten, Fernsehen und Internet (exemplifiziert durch Netflix) als Ausgangspunkte. Der Fokus auf die Analyse neuer Serien am Beispiel von "House of Cards" wird gesetzt.
Was wird im Kapitel über Fernsehen behandelt?
Das Kapitel beleuchtet das Fernsehen als Leitmedium und dessen Heterogenität. Es betont die Schwierigkeit einer präzisen Beschreibung des Fernsehens und den Fokus auf die Rezeption. Das Konzept des "Flow" wird eingeführt, um die Eigenschaften des Fernsehens als Ursache für neue Rezeptionsformen zu analysieren.
Was wird im Kapitel über neue amerikanische Fernsehserien behandelt?
Dieses zentrale Kapitel analysiert umfassend die neuen amerikanischen Fernsehserien hinsichtlich ihrer narrativen Komplexität, veränderten Produktionsbedingungen, neuen Distributionswegen (z.B. Netflix), veränderter Rezeption (inkl. Binge Watching), und kritischer Diskussionen. Die Parallelen zu epischen Romanen werden ebenfalls thematisiert.
- Citation du texte
- Andreas Schirra (Auteur), 2015, Binge Watching statt Fernseh-Flow? Wie sich neue amerikanische Serien aus dem Fernsehen verabschieden: "House of Cards", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301623