Im Flamenco entdeckte ich eine neue Welt, die sich mir nur langsam erschloss. Um diesen Prozess vom Erkennen einer Kunst zu erfassen, beschreibe ich die verschiedenen Begegnungen mit der Kunst auf einem Flamencofestival in Mont de Marsan in Südfrankreich.
Der erste Teil behandelt die ethnische Identität der andalusischen Zigeuner. Dies ist primär ein Thema der ethnologischen und anthropologischen Wissenschaft. Wenn diese ethnische Identifikation sich in der Kunst des Flamencos ausdrückt, ist sie ein kunstwissenschaftliches Thema. Diese Kunst wird auf einem lokalen und internationalen Kunstmarkt verkauft. Hier wird der Flamenco zu einem sozialen, politischen und wirtschaftswissenschaftlichen Thema. Das Ineinander Filzen von Identität, Kunst, Marktinteressen und Politik hat Auswirkungen für den Menschen. Ich bin darum gezwungen, den Menschen in seiner Abhängigkeit von den äußeren Bedingungen in Relation zu seiner genetischen und physischen Beschaffenheit zu sehen.
Das erste Kapitel ist eine Einführung in die Problematik. Im zweiten Kapitel untersuche ich die Konsequenzen der ethnischen Identifizierung mit einem Kunstprodukt in ihrer Auswirkung auf die Ausformung und Präsentation dieser Kunst. Im dritten Kapitel behandle ich, wie Kunst innerhalb eines ideologischen Netzwerkes definiert, geprägt und ausgeformt wird. In beiden Kapiteln fokussiere ich darauf, wie die Präsentation von Kunst den Menschen in seiner Rezeption von Kunst beschränkt. Der Mensch ist immer auch in seiner Identifikation mit Kunst und in seiner Weiterentwicklung durch die ihn umgebenden Zwänge, Ideologien, Kontexte und Gegebenheiten geprägt und prädestiniert. Im vierten Kapitel versuche ich zu ermitteln, ob hieraus eine Entwicklung möglich ist.
Wenn ich meine Beobachtungen mit den Ergebnissen der Musikwissenschaft konfrontiere, so scheinen alle äußeren Faktoren, die uns einzwängen und festlegen, unsere physiologische Strukturierung noch zu verstärken. [...] Wohin wir uns auch wenden, sind wir gefangen in die äußeren Bedingungen und in unsere eigenen Anlagen. Politisch demagogische Systeme haben dies seit eh auszunutzen gewusst. Kunst war auf dem offiziellen Kunstmarkt immer ein politisches Machtinstrument. Können wir von dem in der Kunst zurechtgelegten Menschen sprechen? Die historischen Fakten lassen viele Fragen offen.
Inhaltsverzeichnis
- Identifikation mit der Kunst: Variationen über ein Thema
- Die Wiedererkennung als Identifikation des Künstlers mit „seiner“ Kunst
- Verschiedene Formen der Wiedererkennung im Rezeptionsprozess
- Kunst als festliche Begehung und Volksfest
- Die Transzendenz in der Musik und im Tanz
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Beziehung zwischen Kunst, Künstler und Publikum am Beispiel des Flamenco auf dem Flamencofestival in Mont de Marsan. Die zentrale Frage ist die Bedeutung der Begegnung mit Kunst für den Menschen. Die Arbeit analysiert den Flamenco als ethnisches und zugleich marktwirtschaftliches Produkt und beleuchtet die verschiedenen Formen der Identifikation von Künstlern und Publikum mit der Kunst.
- Identifikation von Künstlern und Publikum mit dem Flamenco
- Der Flamenco als ethnisches und marktwirtschaftliches Produkt
- Die Rolle von Ideologien in der Präsentation und Rezeption von Kunst
- Die Hierarchisierung von Kunst ("große", "kleine", "keine" Kunst)
- Die Transzendenz in Musik und Tanz
Zusammenfassung der Kapitel
Identifikation mit der Kunst: Variationen über ein Thema: Dieses Kapitel beschreibt den Forschungsgegenstand, die Methode (teilnehmende Beobachtung), die Hypothese (Wirkung eines Kunstwerks) und die Problemstellung (Bedeutung der Begegnung mit Kunst für den Menschen). Die zentrale Frage ist die Bedeutung des Flamencos für Künstler und Zuschauer. Die Autorin definiert Wiedererkennung als Identifikation mit der Kunst im gelebten Augenblick der Begegnung.
Die Wiedererkennung als Identifikation des Künstlers mit „seiner“ Kunst: Dieses Kapitel behandelt die Wiedererkennung der Flamencokünstler mit ihrer Kunst. Es wird der hohe Anteil andalusischer Zigeuner unter den Flamencokünstlern hervorgehoben, und deren Selbstverständnis des Flamencos als Teil ihres Erbes und deren Kontrolle über dessen Ausübung und Traditionsvermittlung diskutiert. Die Frage nach der Präsentation des Flamencos als ethnisches Produkt auf dem Festival wird gestellt.
Verschiedene Formen der Wiedererkennung im Rezeptionsprozess: Dieses Kapitel untersucht die Präsentation des Flamencos im Kontext abendländischer Ideologien. Es werden die konfligierenden ideologischen Systeme der ethnischen Identität der andalusischen Zigeuner, des Kunstbetriebs und des globalen Marktes analysiert. Die hierarchische Einteilung der Kunst in "große", "kleine" und "keine" Kunst im Kontext der abendländischen Ideologie wird kritisch betrachtet und mit der Realität des Flamenco-Marktes verglichen.
Kunst als festliche Begehung und Volksfest: Der Abschnitt analysiert die Frage der Identifikation des Publikums mit der Kunst im Kontext ideologischer und physiologischer Determinanten. Die Autorin diskutiert die Grenzen der Rezeption durch vorgegebene Strukturen und die Frage, inwieweit der Mensch durch Ideologien und angeborene Strukturierungsprinzipien in seinen Rezeptionsformen determiniert ist. Der Tanz als Möglichkeit der Transzendenz wird angedeutet.
Die Transzendenz in der Musik und im Tanz: Dieses Kapitel (oder Abschnitt, abhängig vom Aufbau des Originals) fokussiert auf die Möglichkeit einer "Über-sich-selbst-Hinaus"-Erfahrung des Menschen durch das Zusammenspiel von musikalischen und visuellen Strukturierungsprinzipien im Tanz, insbesondere im Flamenco. Die Transzendenz im Tanz wird als eine weitere Möglichkeit der Entwicklung des Menschen über seine gegebenen Grenzen hinaus beschrieben.
Schlüsselwörter
Flamenco, Tanzwissenschaft, ethnische Identität, Kunstmarkt, Ideologie, Rezeption, Wiedererkennung, Transzendenz, teilnehmende Beobachtung, Andalusien, Mont de Marsan.
Häufig gestellte Fragen: Identifikation mit der Kunst: Variationen über ein Thema
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Beziehung zwischen Kunst, Künstler und Publikum am Beispiel des Flamenco auf dem Flamencofestival in Mont de Marsan. Die zentrale Frage ist die Bedeutung der Begegnung mit Kunst für den Menschen. Analysiert wird der Flamenco als ethnisches und marktwirtschaftliches Produkt und die verschiedenen Formen der Identifikation von Künstlern und Publikum mit der Kunst.
Welche Methode wurde angewendet?
Die Arbeit basiert auf teilnehmender Beobachtung.
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Zentrale Themen sind die Identifikation von Künstlern und Publikum mit dem Flamenco, der Flamenco als ethnisches und marktwirtschaftliches Produkt, die Rolle von Ideologien in der Präsentation und Rezeption von Kunst, die Hierarchisierung von Kunst ("große", "kleine", "keine" Kunst) und die Transzendenz in Musik und Tanz.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu folgenden Themen: Identifikation mit der Kunst, Wiedererkennung als Identifikation des Künstlers mit „seiner“ Kunst, verschiedene Formen der Wiedererkennung im Rezeptionsprozess, Kunst als festliche Begehung und Volksfest und die Transzendenz in der Musik und im Tanz. Jedes Kapitel bietet eine Zusammenfassung der behandelten Aspekte.
Was versteht die Autorin unter Wiedererkennung im Kontext der Kunst?
Die Autorin definiert Wiedererkennung als Identifikation mit der Kunst im gelebten Augenblick der Begegnung.
Welche Rolle spielt die ethnische Identität im Kontext des Flamenco?
Die Arbeit hebt den hohen Anteil andalusischer Zigeuner unter den Flamencokünstlern hervor und diskutiert deren Selbstverständnis des Flamencos als Teil ihres Erbes und deren Kontrolle über dessen Ausübung und Traditionsvermittlung. Die Frage nach der Präsentation des Flamencos als ethnisches Produkt auf dem Festival wird behandelt.
Wie werden Ideologien in der Arbeit berücksichtigt?
Die Arbeit analysiert die konfligierenden ideologischen Systeme der ethnischen Identität der andalusischen Zigeuner, des Kunstbetriebs und des globalen Marktes. Die hierarchische Einteilung der Kunst in "große", "kleine" und "keine" Kunst im Kontext der abendländischen Ideologie wird kritisch betrachtet und mit der Realität des Flamenco-Marktes verglichen.
Welche Rolle spielt die Transzendenz?
Die Arbeit untersucht die Möglichkeit einer "Über-sich-selbst-Hinaus"-Erfahrung des Menschen durch das Zusammenspiel von musikalischen und visuellen Strukturierungsprinzipien im Tanz, insbesondere im Flamenco. Die Transzendenz im Tanz wird als eine weitere Möglichkeit der Entwicklung des Menschen über seine gegebenen Grenzen hinaus beschrieben.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind Flamenco, Tanzwissenschaft, ethnische Identität, Kunstmarkt, Ideologie, Rezeption, Wiedererkennung, Transzendenz, teilnehmende Beobachtung, Andalusien und Mont de Marsan.
- Citar trabajo
- Dr. phil. MA Heide Marie Herstad (Autor), 2005, Leben als Kunst – Kunst als Leben. Variationen über den Flamenco, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301635