Gottesbeweis oder Gottes Beweis? Lässt sich der Gott Abrahams Isaaks und Jakobs beweisen? Untersuchungen zur Vereinbarkeit von Hebräischer Bibel und Gottesbeweisen


Term Paper (Advanced seminar), 2004

80 Pages, Grade: 1,7


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1 Popularität und Relevanz der Gottesbeweise

2 Die klassischen Gottesbeweise
2.1 Genese und Rezeption der klassischen Gottesbeweise
2.1.1 Der ontologische Gottesbeweis des Anselm von Canterbury (1033 bis 1109) als erster vollständiger christlicher Gottesbeweis
2.1.2 Reaktionen auf Anselms Beweis und Gegenentwürfe
1. Exkurs: Darstellung und Beurteilung von Michael Drosnins Bibel Code
2.2 Differenzierung der drei Gottesbeweise gemäß ihrer Vorgehensweise: Narrativ-argumentative vs. kontemplativ-argumentative Methode

3 Argumente wider und für die Vereinbarkeit der angeführten Gottesbeweise und der hebräischen Bibel
3.1 Argumente gegen die Billigung von Gottesbeweisen
3.1.1 Karl Barths Bedenken gegenüber nahezu allen formalen Gottesbeweisen
3.1.2 Warum Barths These nicht zum Argument gegen Gottesbeweise ausgebaut werden darf
3.1.2.1 Formal-logischer Einwand
3.1.2.2 Kein Bedarf für Gottesbeweise in der hebräischen Bibel
3.2 Argumente für die Billigung von Gottesbeweisen
3.2.1 DtJes. 4021-26: Ein Gottesbeweis in der hebräischen Bibel?
3.2.2 Weitere Vorformen von Gottesbeweisen in der hebräischen Bibel
3.2.2.1 Jer. 3320-25: Gottes Bundestreue als Trost für Bedrängte
3.2.2.2 Prov. 829: Die Nähe der Weisheit zum Schöpfer
3.2.3 Kein ausdrückliches Verbot von Gottesbeweisen in der hebräischen Bibel
3.2.3.1 Gottesbeweise und das Fremdgötterverbot (Ex. 203, Dtn. 57)
3.2.3.2 Gottesbeweise und das Bilderverbot (Ex. 204-6, Dtn. 58-10)
3.2.3.3 Gottesbweise und das Verbot des Namensmissbrauches (Ex. 207, Dtn. 511)
3.3 Vereinbarkeit von Hebräischer Bibel und Gottesbeweisen unter Wahrung bestimmter Kriterien
2. Exkurs: Gottesbeweise im Judentum.

4 Anforderungen an Gottesbeweise und Apologetik von Seiten der Hebräischen Bibel
4.1 Das Verhüllungskriterium
4.2 Das Selbsterschließungskriterium
4.3 Das Autonomiekriterium

5 Die adäquate Vorgehensweise im Blick auf Gottesbeweise und Apologetik..
5.1 Gottes Beweis statt Gottesbeweis: Der ontologische Gottesbeweis als der hebräischen Bibel am nächsten stehender Gottesbeweis
5.2 Kriterien für eine der hebräischen Bibel gerecht werdende Apologetik

Anhang

Veranschaulichungen

Literaturverzeichnis

1 Popularität und Relevanz der Gottesbeweise

„Gott? Wurde er nicht von Marx aus dem Himmel verjagt, von Freud ins Unbewusste verbannt und von Nietzsche als tot erklärt?“[1]

Diese Frage, mit der ein Autor des Time Magazines im Jahre 1980 einen Artikel über moderne Gottesbeweise einleitete, fasst drei der modernen religionskritischen Strömungen, mit denen Christinnen und Christen in unserer Zeit konfrontiert werden, treffend in einem Satz zusammen und deutet an, dass Gläubige oft in die Defensive gedrängt werden. Die Gesellschaft, in der wir leben, zeichnet sich aus durch einen Pluralismus der Religionen und Weltanschauungen. Dies ist zum einen Folge der innerhalb der letzten 150 Jahre enorm gewachsenen Mobilität der Menschen, die es ermöglicht sich durch Migration in bessere soziale und wirtschaftliche Verhältnisse zu bringen oder durch Reisen seinen Horizont zu erweitern. Zum anderen haben es moderne Kommunikationsmittel ermöglicht, die einzelnen Teile der Welt eng miteinander zu vernetzen und einen regen Informationsaustausch zu schaffen. So treffen im „Global village“[2] die verschiedensten Kulturen, Traditionen und Weltanschauungen aufeinander, so dass aus großen räumliche Distanzen schon lange nicht mehr Fremdheit resultiert. Fortschrittliche Verfassungen ermöglichen es den Bürgern in vielen Staaten, ihre Religion bzw. die Muster, in denen sie die Welt interpretieren, frei zu wählen, ihre Ansichten uneingeschränkt zu artikulieren und ihren Überzeugungen entsprechend zu leben. Die modernen Naturwissenschaften eröffnen durch einen rasant wachsenden Wissensfundus dem Menschen die Möglichkeit, die Welt, in der er lebt, immer mehr zu gestalten und so sein Leben und seinen Lebensraum zu verändern. In vielen Bereichen kann der Erdenbewohner aufgrund seiner umfangreichen Kenntnisse autonom handeln, so dass es immer weniger Phänomene gibt, für deren Erklärung man die Instanz „Gott“ heranziehen muss: „Es ist nicht zu leugnen, dass mit dem Anwachsen des Feldes des Wissens die Domäne des Glaubens abnimmt.“[3] So wurde der Zuständigkeitsbereich religiöser Aussagen mehr und mehr eingeengt und die Naturwissenschaften entwickelten im Laufe der Zeit ein eigenes Weltbild. Dieses kommt ebenso wie eine Reihe der nach der Aufklärung entstandenen philosophischen Entwürfe ohne Gott aus oder proklamiert, Gott sei ein vom Menschen zur Kontingenzbewältigung in seinem Geist geschaffenes Phänomen. So wie es in vergangenen Zeiten selbstverständlich war, an Gottes Existenz und seine Allmacht zu glauben, ist es heute legitim oder mancherorts en vogue, Gottes Existenz zu bezweifeln. Das Ergebnis ist, dass viele Menschen heute religiösen Fragen gleichgültig gegenüber stehen oder ihre religiösen Bedürfnisse mit Hilfe anderer nicht konventioneller Religionen bedienen. „Ständisch geprägte Sozialmilieus und klassenkulturelle Lebensformen verblassen. Es entstehen der Tendenz nach individualisierte Existenzformen und Existenzlagen, die die Menschen dazu zwingen, sich selbst (...) zum Zentrum ihrer eigenen Lebensplanungen und Lebensführung zu machen.“[4] Mit diesem Individualisierungsprozess geht die Möglichkeit verloren, bestimmte Denk- und Handlungsmuster damit zu erklären, dass man einer bestimmten Gruppe oder Tradition angehört. Persönliche Begründungen für den eigenen Glauben sind gefragt, doch diese überfordern viele Menschen angesichts der zahlreichen auf sie einstürzenden kritischen Argumente, so dass sie ihren Glauben in einem möglichst geringen Maße öffentlich zur Schau tragen. Die Säkularisierungsprozesse der letzten Jahrzehnte haben dazu geführt, dass der gesellschaftliche Einfluss der Kirchen stark abgenommen hat, die christliche Position in politischen Debatten immer schwächer beachtet und als eine neben zahlreichen anderen Positionen gesehen wird. So wird in unseren pluralistischen Gesellschaften Christsein nur noch als private Entscheidung angesehen. „Wo aber Christsein auf eine private Entscheidung reduziert wird, haben Christen keine Basis mehr, die Gesellschaft zum Beispiel in ethischen Fragen auf Gottes Ordnung hinzuweisen.“[5] Es stellt sich aus kirchlicher Sicht also die Frage, wie man das Fortschreiten des Autoritätsverlustes der Kirche einschränken und die Relevanz der eigenen Position für die Gesellschaft begründen kann, wie man es legitimieren kann, in einer vielstimmigen Zeit von Gott zu reden.[6] Heutzutage sind bei Gläubigen apologetische Fähigkeiten sehr gefragt. Dieses gestiegene Bedürfnis nach Apologetik führte in den letzten dreißig Jahren vor allem im angelsächsischen Raum zu einer Renaissance der Gottesbeweise. Diese Beobachtungen und die Tatsache, dass ich mich in meinem gemeindlichen Alltag immer häufiger mit der Frage nach Gottes Existenz konfrontiert sah, veranlassten mich zu einer intensiven Beschäftigung mit einzelnen Gottesbeweisen.

Im Rahmen dieser Studien begegneten mir wiederholt in den einzelnen Beweisgängen Passagen, die es mir schwierig erscheinen ließen, das Wesen, dessen Existenz dort nachgewiesen werden sollte, mit dem Gott der Bibel zu identifizieren. Zudem entstanden immer größere Bedenken im Blick auf die Art und Weise, in der Aussagen über Gott gemacht wurden, zumal ich den diesen Aussagen zugrunde liegenden Prozess des Erkenntnisgewinns für theologisch zweifelhaft hielt. Daher erschien es mir sinnvoll, an die Bibel die Frage zu stellen, ob und – wenn ja – wie der Gott, von dem sie erzählt, beweisbar ist. Den Abschluss des ersten Teils meiner Untersuchungen, auf den ein zweiter sich mit dem Neuen Testament befassender folgen soll, bildet diese Arbeit zur Hebräischen Bibel, die prüfen soll, ob diese Urkunde Gottesbeweise zulässt oder gar enthält. Ein zweites Ziel dieser Arbeit ist es, einige Kriterien zu entwickeln, mit deren Hilfe neue apologetische Versuche daraufhin untersucht werden können, ob sie mit der Hebräischen Bibel vereinbar sind. So könnte es möglich werden, eine zeitgemäße Apologetik zu entwickeln, die der Theologie der Hebräischen Bibel gerecht wird.

2 Die klassischen Gottesbeweise

Zunächst sollen die Charakteristika der klassischen Gottesbeweise herausgearbeitet werden, um diese dann im Hauptteil darauf zu prüfen, ob sie den Anforderungen der Hebräischen Bibel standhalten.

2.1 Genese und Rezeption der klassischen Gottesbeweise

2.1.1 Der ontologische Gottesbeweis des Anselm von Canterbury (1033 bis 1109) als erster vollständiger christlicher Gottesbeweis

Am Beginn der Untersuchungen stand der Gottesbeweis des Benediktinermönches Anselm, des späteren Erzbischofes von Canterbury, bei dem es sich um den ersten vollständigen, christlichen Gottesbeweis handelt.[7] In seinem Werk Proslogion leitet Anselm den Beweis für Gottes Existenz aus dessen Dasein her, weshalb dieser Gottesbeweis seit Kant[8] auch die Bezeichnung ontologischer Gottesbeweis trägt. Anselm geht davon aus, dass sich jeder Mensch unabhängig davon, ob es sich um einen Gläubigen handelt oder nicht, ein Wesen mit göttlichen Eigenschaften denken kann. Da der Begriff „Gott“ im Denken eines jeden Menschen vorhanden ist, also jeder Mensch begreift, was dieser meint, kann mit seiner Hilfe ein allgemeingültiger Beweis entwickelt werden. Charakteristisch für dieses in unserem Verstand existierende mit dem Namen „Gott“ bezeichnete Wesen ist, dass man sich kein Wesen erdenken kann, welches größer als dieses gedachte Wesen ist. So kann Anselm den Begriff Gott auch durch die Worte „aliquid quo nihil majus cogitari possit“[9] ersetzen. Nun könnte aber der Ungläubige den Einwand erheben, dieser Gott existiere lediglich in unseren Gedanken und nicht in der Wirklichkeit. Wenn Gott aber nur in unserem Verstand und nicht auch in der Wirklichkeit existierte, so ließe sich ein größeres Wesen denken, nämlich der Gott, der in unserem Verstand und in der Wirklichkeit existiert. Die Existenz dieses Wesens stünde jedoch im Widerspruch zu dem in unserem Verstand existierenden Gottesbegriff, dem zufolge Gott „etwas, über dem nichts größeres gedacht werden kann“[10] ist. Wenn das, über das hinaus Größeres nicht gedacht werden kann, im Verstande allein ist, dann ist es etwas, über das hinaus Größeres gedacht werden kann. Somit würde sich unser Verstand bei dieser Annahme selbst widersprechen. Anselm beweist also Gottes Existenz, „indem er einen Namen Gottes voraussetzt, aus dessen Verständnis sich ergibt, dass die Aussage <<Gott existiert>> notwendig (d.h. die Aussage <<Gott existiert nicht>> unmöglich) ist.“[11] Wenn wir uns also Gott denken, müssen wir ihn uns notwendig als existierend denken, da sich unser Denken sonst in einen Selbstwiderspruch verstrickt. Laut Anselms Argumentation ist es also unmöglich, sich vorzustellen, Gott existiere nicht.[12] Anselms Beweis vollzieht sich allein auf der Ebene des menschlichen Denkens und enthält keinerlei empirisch belegbaren Beobachtungen. Modernen Menschen, die von der analytischen Methode der Naturwissenschaften geprägt sind und ihre Urteile von Wahrnehmungen abhängig machen, erscheint dieser allein verbal vollzogene Beweis fremd und schwer nachvollziehbar, fehlt ihm doch etwas „handfestes“, das sich beobachten oder zumindest mit Hilfe von Messungen veranschaulichen lässt. Somit vollzieht sich der Beweis nicht auf der Ebene, die wir heute als „Wirklichkeit“ bezeichnen und befriedigt auf den ersten Blick unser apologetisches Bedürfnis nicht – nicht zuletzt, weil es sich lediglich um einen indirekten Beweis aus dem Widerspruch (reductio ad absurdum)[13] handelt. Er ist zwar gedanklich nachzuvollziehen, doch dauert die Gewissheit, die er gibt, nur kurz an, bis erneut Zweifel entstehen. Schließlich können sich viele Menschen vorstellen, dass Gott nicht existiert! Diese merkwürdige Fremdheit erklärt sich aus der Denkweise, mit deren Hilfe Anselm die Welt vor fast tausend Jahren interpretierte. Anselm gehört derjenigen der beiden damals vorherrschenden geistigen Strömungen an, die den Begriffen – ähnlich wie Platon – eine wirkliche Realität zuschrieb.[14] Somit war es für ihn unproblematisch, einen Sachverhalt auf rein begrifflicher Ebene zu erklären. Doch nicht nur modernen Menschen bereitet ein solcher Beweisgang Schwierigkeiten. Bereits zu Anselms Lebzeiten erfuhr sein Gottesbeweis scharfe Kritik. Diese kam aus der Richtung der philosophischen Schule der Nominalisten, für die Begriffe nur im Verstand vorhanden sind. So warf der Mönch Gaunilo Anselm vor, mit Hilfe des verwendeten Beweisganges könne man nicht nur Gott, sondern die Existenz beinahe jedes in der Fantasie erdachten Gegenstandes nachweisen.

2.1.2 Reaktionen auf Anselms Beweis und Gegenentwürfe

Anselms Ansatz ist von so großer Genialität und erfreute sich einer derart hohen Popularität, dass er eine Reihe von Befürwortern fand. Andere Denker hat er herausgefordert, ihn zu falsifizieren oder alternative Beweise zu entwickeln. Die Reaktionen auf Anselms Beweis lassen sich[15] in drei Kategorien einteilen: Die Vertreter der ersten Gruppe, zu denen die Philosophen René Descartes, Gottfried Wilhelm Leibniz, Charles Hartshorne, sowie der Theologe Karl Barth zu rechnen sind, befürworten Anselms Beweis zwar nicht uneingeschränkt, nehmen jedoch Modifikationen an ihm vor, um ihn schließlich zu bestätigen. Eine zweite Gruppe, deren prominentester Vertreter der mittelalterliche Denker Thomas von Aquin ist, bilden diejenigen, die Anselm ausdrücklich aufnehmen, ihn jedoch widerlegen und seinem Entwurf eigene Gottesbeweise entgegensetzen. Ebenfalls zu diesem Personenkreis zähle ich Denker, die ohne Bezugnahme auf Anselm eigene Beweise entwickeln. Neben Thomas von Aquin gehören zu dieser zweiten Gruppe Gaunilo, die Philosophen Immanuel Kant, Richard Swinburne und Robert Meyer, der Informatiker Werner Gitt und der Journalist Michael Drosnin, dessen Bibel Code in diesen Tagen bereits ein zweites Mal für Furore sorgt[16], wenngleich sein Entwurf aus wissenschaftlicher Sicht nicht akzeptierbar ist.

Da Drosnins Theorie auf dem Text der Hebräischen Bibel beruht, soll sie trotzdem im Folgendem exkursartig betrachtet werden:

Im Jahre 1997 erregte der amerikanische Journalist Michael Drosnin mit seinem bereits in neun Auflagen erschienenen Bestseller Der Bibel Code großes Aufsehen. In diesem Buch stellt er die Behauptung auf, es gebe einen Code, mit dessen Hilfe Aussagen über geschichtliche Ereignisse aus der Anordnung der Zeichen innerhalb des Textes der Hebräischen Bibel gewonnen werden könnten. Er behauptet mit Hilfe dieses Codes sogar das Attentat auf den israelischen Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin von 1995 bereits ein Jahr zuvor prophezeit und den Präsidenten gewarnt zu haben.[17] Die Vorstellung von einer „Bibel innerhalb der Bibel“[18], also, dass es zwei Ebenen innerhalb der Bibel gibt, in denen Aussagen enthalten sind, nämlich die des in Sätzen aufgeschriebenen Inhaltes und die eines in der äußeren Anordnung der Zeichen enthaltenen Textes, war jedoch zu diesem Zeitpunkt keine neue, sondern fand sich schon in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Zudem vermuteten bereits im achtzehnten Jahrhundert Wissenschaftler, so beispielsweise Isaak Newton, einen Code hinter dem Text der Bibel.[19] So verwies der israelische Professor Eli Rips, derjenige Mathematiker, der mit seiner Hypothese, dass in der Bibel ein Code versteckt sei, der zukünftige Ereignisse voraussage, Drosnins Interesse an diesem Code geweckt hatte, darauf, dass ein Prager Rabbiner dahingehend das Buch Genesis untersucht habe und fündig geworden sei.[20] Das Verfahren funktioniert, indem man die Wörter des Hebräischen Textes auflöst, alle Buchstaben ohne Satzzeichen in gleichen Abständen hintereinander schreibt und den Text schließlich mit Hilfe der elektronischen Datenverarbeitung „querliest“.[21] So ergeben – ähnlich wie bei Kreuzworträtseln oder im Spiel Scrabble – übereinander stehende Buchstaben Worte. Findet sich in der Nähe ein anderes Wort oder kreuzen sich Wörter, so besteht ein Zusammenhang zwischen diesen. Auf diese Weise entdeckte Drosnin zahlreiche Ereignisse der Vergangenheit im alttestamentlichen Text und stellte fest: „In der Bibel finden sich in codierter Form Informationen über Vergangenheit und Zukunft, die aus statistischer Sicht das Zufallsmaß bei weitem übersteigen und zudem in keinem anderen Text auftauchen.“[22] Viele Wissenschaftler beschäftigten sich mit dem Bibelcode und befanden ihn für richtig. In der entstandenen Euphorie sahen einige von ihnen, wie etwa der Mathematiker Piatetski-Shapiro von der amerikanischen Eliteuniversität Yale in Connecticut, die Existenz eines solchen Codes als Beweis für die Existenz Gottes an.[23] Schließlich ist es einem Menschen, noch dazu einem, der zur Zeit der Abfassung des hebräischen Textes lebte, nicht möglich gewesen, einen Text nach einem derart komplexen Code zu verfassen. Zum anderen handelte es sich ja zum Zeitpunkt der Abfassung des Textes um Aussagen, welche die Zukunft betrafen und hinsichtlich dieser können Menschen keine exakten Aussagen treffen, sondern höchstens Vermutungen anstellen. Da der biblische Text und der Code, dem er folgt, so komplex sind, dass sie von keinem Menschen verfasst worden sein können, müssen sie von einem höheren Wesen stammen, bei dem es sich um Gott handelt. Diesen Gottesbeweis befürwortet Drosnin selbst jedoch nicht. Für ihn verweist der Bibelcode lediglich auf eine höhere Existenzform als die menschliche, nicht jedoch zwangsläufig auf Gott.[24]

Auch, wenn es Drosnin in Der Bibel Code gelingt, seine Theorie spannend und überzeugend darzulegen, sollte man sich in anbetracht einer Reihe gewichtiger Gegenargumente nicht in den Bann des Autors und seiner Anhänger ziehen lassen: Erstens geht Drosnin von „der Hebräischen Originalversion des Alten Testaments (...), also (...) der ersten Niederschrift der Bibel (...)“[25] aus, deren Existenz höchst zweifelhaft ist. So ist spätestens seit Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in der alttestamentlichen Forschung die Annahme, dass es sich bei der Bibel um ein kanonisches Buch handelt, allgemein anerkannt.[26] Zweitens gibt es eine Reihe mathematischer Einwände gegen die Annahme eines solchen Bibelcodes, die schon Drosnin in seinem Buch erwähnt: So wandte der australische Statistiker Abraham Hasofer gegen die Annahme der Existenz eines Bibelcodes ein, solche Buchstabenmuster fänden sich in derart großen Datenanordnungen zwangsläufig.[27] Somit kann es sich bei Drosnins Entdeckungen einfach um einen Zufall handeln, auch wenn er selbst dies natürlich mit dem Argument, die Wahrscheinlichkeit durch Zufall auf diese Anordnungen zu treffen, sei zu gering, bestreitet.[28] Drittens ist es, wenn man Immanuel Kants in der Kritik der reinen Vernunft geäußerten Einwände ernstnimmt, höchst problematisch, mit Hilfe empirischer Wissenschaften Aussagen über den Bereich des Glaubens zu treffen.

Viertens – und das ist m.E. das stichhaltigste Gegenargument – lässt sich ein solcher Code in jedem Buch finden. So sind die gleichen Hinweise auf geschichtliche Ereignisse, die sich angeblich in der Bibel finden, auch in populären Romanen anzutreffen! Das ergaben Forschungen des australischen Mathematikers Brendan McKay, der Prophezeiungen im Blick auf die Attentate auf John F. Kennedy und Jitzhak Rabbin auch in der englischen Ausgabe von Herman Melvilles Roman Moby Dick fand.

Es ist demgemäß nicht möglich, Gottes Existenz mit Hilfe des Bibelcodes nachzuweisen.

Eine dritte Gruppe, der neben dem Theologen Johannes Calvin die Philosophen Blaise Pascal, Baruch de Spinoza, Johann Gottlieb Fichte und Ludwig Wittgenstein angehören, lehnt Gottesbeweise gänzlich ab.

Die einzelnen Entwürfe lassen sich hinsichtlich des in ihnen verwandten Beweisverfahrens und der Grundauffassung, aus der heraus sie entwickelt wurden, in sieben verschiedene Untergruppen unterteilen:

- Der bereits in der Antike bei Aristoteles und Cicero[29] vorkommende kosmologische Beweis[30] basiert auf dem Kausalitätsprinzip. Es wird angenommen, jedes Dasein müsse eine Ursache haben. Wenn man die Kette dieser Ursachen in Gedanken zurückverfolgt, wird man an einen Punkt gelangen, für den keine weitere Wirkursache gedacht werden kann. Bei diesem Primum movens „aber stehen wir vor dem Dasein Gottes.“[31] Es wird also vom Dasein der Dinge auf Gott geschlossen.
- Der ebenfalls bereits bei Cicero[32] zu findende teleologische bzw. physikotheologische Beweis[33] basiert auf einem Analogieschluss. Alle Vorgänge in der Welt sind zweckmäßig, d.h. sie sind auch, wenn sie von vernunftlosen Wesen durchgeführt werden, auf ein bestimmtes Ziel gerichtet. „Wie wir da, wo wir im einzelnen Zweckmäßigkeit beobachten, auf einen Urheber schließen, so muss auch im Blick auf das Universum ein Urheber angenommen werden, da sich überall Zweckmäßigkeit konstatieren lässt.“[34] Alle beobachtbaren Ereignisse geschehen also auf ein bestimmtes Ziel hin. Dieses Ziel muss einen Urheber haben. Dabei handelt es sich um Gott. Im physikotheologischen Beweis[35] wird vom Sosein der beobachtbaren Welt auf die Existenz eines höchsten Wesens geschlossen.
- Im Gegensatz zu diesen beiden ist der bereits dargestellte ontologische Beweis, der sich erstmalig bei Anselm findet, aufgrund seiner rein rationalistischen Vorgehensweise „unabhängig von allen Schwankungen der Welterfahrung“[36].
- Der vierte einzigartige moralische Beweis, für den sich auch die Bezeichnung „ästhetischer Beweis“ findet, wurde von Immanuel Kant entwickelt, um dessen Sittenlehre zu legitimieren: Es muss einen Grund dafür geben, dass die Menschen auf eine bestimmte Weise handeln sollen, „es muss, wenn das sittliche Handeln und die Wirklichkeit nicht hoffnungslos auseinander klaffen sollen, einen moralischen Welturheber geben...“[37].
- Der Gottesbeweis aus der allgemeinen Verbreitung des Gottesgedankens basiert auf der Beobachtung, dass nahezu alle Völker von der Existenz eines göttlichen Wesens ausgehen. Es wird für sehr unwahrscheinlich erachtet, dass eine Vorstellung, die so häufig und noch dazu in unterschiedlichen Kulturkreisen vorkommt, falsch sein kann. Diese Art des Beweises, die bereits in der Antike[38] zu finden war, wird als Beweis e consensu gentium[39] tituliert.

Diesen fünf dem Gottesgedanken gegenüber positiven Positionen stehen zwei negative gegenüber. Die Vertreter dieser Positionen lehnen Gottesbeweise ab:

- Einige Philosophen verneinen zwar nicht die Existenz eines höchsten transzendenten Wesens, jedoch trennen sie so stark zwischen der Sphäre der menschlichen Sinne und des menschlichen Verstandes auf der einen und der übernatürlichen Sphäre auf der anderen Seite, dass sie Gott für nicht beweisbar halten. Den Grundstein zu dieser Geisteshaltung legte Immanuel Kant im Jahre 1781, als er mit seiner Kritik der reinen Vernunft das Ende des Zeitalters der rationalistischen Metaphysik einläutete.
- Die Angehörigen einer letzten Gruppe, an deren Spitze Friedrich Nietzsche steht, verneinen die Existenz Gottes, indem sie entweder proklamieren, die Zeit der Existenz Gottes sei beendet oder es habe noch nie einen Gott gegeben. Als Bezeichnung kann man die Termini Nihilismus bzw. Atheismus verwenden. Aus dieser Grundhaltung folgt, dass die Vertreter dieser Geisteshaltungen keine Gottesbeweise führen können.

Trotz der starken Argumente der beiden zuletzt vorgestellten Gruppen erfreuen sich Gottesbeweise seit Ende der 1960er-Jahre wieder großer Beliebtheit, sodass von einer „Renaissance der Gottesbeweise“[40] gesprochen werden kann: Mathematiker, Informatiker und Philosophen nahmen sich der drei klassischen Gottesbeweise an und versuchten sie dem heutigen Stand der empirischen Wissenschaften anzupassen. Da es sich bei allen Gottesbeweisen, die auf diese Weise in den letzten vierzig Jahren entstanden sind, also um Ausformungen des kosmologischen, des ontologischen oder des physikotheologischen Argumentes handelt, bilden diese drei Grundformen[41] den Ausgangspunkt meiner Untersuchungen.

2.2 Differenzierung der drei Gottesbeweise gemäß ihrer Vorgehensweise: Narrativ-argumentative vs. kontemplativ-argumentative Methode

Innerhalb der drei Grundformen der Gottesbeweise lassen sich zwei Arten des Vorgehens unterscheiden, sodass der ontologische auf der einen und der kosmologische sowie der physikotheologische Gottesbeweis auf der anderen Seite deutlich voneinander abzugrenzen sind:

Blaise Pascal unterscheidet in seinem „Mémorial“ zwischen zwei Göttern, dem „Gott der Philosophen“, dem Gott, der mit Hilfe des menschlichen Denkens ohne fremdes Zutun beschrieben und bewiesen werden kann, und dem sich offenbarenden Gott der Bibel, der selbst am Erkenntnisprozess beteiligt ist. Dabei hält er den „Gott der Offenbarung“ für den wahren Gott, der den Menschen Nutzen bringt. Eine ähnliche Unterscheidung findet sich bereits bei Anselm. Zwar unterscheidet er nicht zwischen zwei Göttern, jedoch zwischen zwei Zugangsweisen: In seinem „Monologion“ begibt er sich auf die Ebene der Philosophie, indem er narrativ-argumentativ die Existenz Gottes zu beweisen versucht. Dies geschieht im Anschluss an Augustinus auf zweierlei Weise ausgehend von der beobachtbaren Wirklichkeit. In dieser frühen Schrift geht es also darum, nach etwas zu suchen, das man noch nicht weiß: Aus den beobachteten Sachverhalten wird die Notwendigkeit Gottes geschlussfolgert. In diesen Kontext sind der kosmologische und der physikotheologische Gottesbeweis einzuordnen. Es wird also im Sinne des neuzeitlichen Erkennens ein Sachverhalt aus Fakten abgeleitet.

In dem später entstandenen „Proslogion“, in welchem sich der ontologische Gottesbeweis findet, geht es hingegen nicht um einen solchen Vorgang des Suchens, sondern um einen Vorgang des Erkennens. Den Ausgangspunkt bildet der Glaube an Gott, der danach verlangt, dass die geglaubten Inhalte, d.h. die zur Kenntnis genommenen Gegenstände des Credos der Kirche, auch verstanden werden. Es geht in dieser kontemplativ-argumentativen Schrift also nicht um einen Erkenntnisgewinn, sondern um das Erlangen eines höheren Modus der Erkenntnis. Anstelle der bloßen Kenntnisnahme der Inhalte des kirchlichen Credos steht das Verstandenhaben dieser Inhalte, der Intellectus fidei. Anselm geht also stets von der Annahme aus, dass es wahr ist, dass Gott existiert und fragt danach, inwiefern es wahr ist.[42] Seine Untersuchungen, insbesondere sein ontologischer Gottesbeweis, legen also den Glauben zu Grunde und sollen nicht erst zu ihm führen. Dabei bittet Anselm Gott, der in den beiden anderen Gestalten der Gottesbeweise der Gegenstand, also das Objekt, des menschlichen Erkennens ist, um seine Mithilfe, so dass Gott in Anselms Schrift angeredet wird. Daher trägt diese auch den Titel „Proslogion“, der zu übersetzen ist mit „Anrede“. Der Erkenntnisvorgang, um den es Anselm geht, kann folglich nicht ohne das Gebet vollzogen werden. So ist Gott zugleich Objekt und Subjekt des Erkenntnisvorganges. Da sich Anselms ontologischer Gottesbeweis in jenem Kontext findet, handelt es sich um einen im Glauben vollzogenen Gottesbeweis. Sein Vollzug ist nicht mit Hilfe des Verbs probare zu beschreiben. Es handelt sich um den Vorgang des „Intelligere“. Anselms primäres Ziel ist es also nicht – wenngleich der ontologische Gottesbeweis auch dazu taugt – zu beweisen, dass Gott existiert, um den christlichen Glauben mit Hilfe dieses Beweises im apologetischen Sinne (Vgl. 1. Petr. 315!) gegenüber seinen Gegnern zu verteidigen oder innere Zweifel der Gläubigen zu entkräften, um diese im Glauben zu stärken[43], sondern zu zeigen, inwiefern es wahr ist, dass Gott existiert. Der Glaube setzt einen Denkprozess in Gang, der wiederum zum Glauben führt. Anselms ontologischer Gottesbeweis ist also ohne den Glauben an Gott und die Beteiligung Gottes nicht zu denken.[44] Es handelt sich um einen theologischen Gottesbeweis. Darin unterscheidet er sich von den übrigen Gottesbeweisen, in denen überwiegend mit Hilfe des menschlichen Verstandes versucht wird, die Existenz Gottes zu beweisen.[45]

Wir halten fest: Die klassischen Gottesbeweise bilden keine homogene Gruppe, sondern sind gemäß der ihnen zugrundeliegenden Vorgehensweise in zwei Abteilungen einzuteilen. Diese Beobachtung muss im Verlauf der Untersuchungen im nun folgenden Hauptteil dieser Arbeit Beachtung finden.

3 Argumente wider und für die Vereinbarkeit der angeführten Gottesbeweise und der Hebräischen Bibel

3.1 Argumente gegen die Billigung von Gottesbeweisen

3.1.1 Karl Barths Bedenken gegenüber nahezu allen formalen Gottesbeweisen

Karl Barth lehnt die traditionellen Gottesbeweise bis auf eine Ausnahme gänzlich ab. Er „verurteilt die Gottesbeweise als Götzendienst und damit als Sünde gegen das erste Gebot“[46] und seine Äußerungen über diese enthalten eine starke Polemik, die an die Götzenpolemik der alttestamentlichen Propheten erinnert. Er macht darauf aufmerksam, dass es sich bei dem Gott, dessen Existenz auf diese Weise plausibel gemacht werden soll, nicht um den Gott der Bibel handelt: „Diese Beweise mögen taugen für die angeblichen Götter, und wenn es meine Aufgabe[47] wäre Sie mit diesen angeblich höchsten Wesen bekannt zu machen, so würde ich mich mit den (...) berühmten Gottesbeweisen befassen.“[48] Mit dem Satz „Beachten sie wohl: in der ganzen Bibel des Alten und Neuen Testaments wird nie der geringste Versuch gemacht, Gott zu beweisen“[49] stellt Barth die Behauptung auf, dass sich in der Bibel keine derartigen Beweisgänge finden lassen, welche fortan von zahlreichen Theologen als Argument gegen Gottesbeweise instrumentalisiert wurde, sodass sie als „Hauptargument gegen die formalen Gottesbeweise“[50] bezeichnet werden kann.

Tatsächlich findet sich in der Hebräischen Bibel kein einziger Satz, in dem behauptet wird, Adonai sei beweisbar oder nicht beweisbar. Niemals wird Adonai mit einem das „Beweisen“ bezeichnenden Ausdruck so in Verbindung gebracht, dass Aussagen getroffen werden, die seine Existenz bestätigen oder widerlegen.

Dazu sei zunächst bemerkt, dass das Hebräische nur wenige Ausdrücke, die mit „beweisen“ übersetzt werden können, kennt. Keines dieser Verben wird verwendet, um im Sinne von probare[51] die Richtigkeit wissenschaftlicher Hypothesen zu beweisen. An keiner einzigen der Stellen, an denen diese Ausdrücke im Sinne von „einen Sachverhalt beweisen“ verwendet werden, bezieht sich der entsprechende Ausdruck auf Adonai: Das im deutsch-Hebräischen Register des Wörterbuches von Wilhelm Gesenius mit „einen Beweis antreten“ wiedergegebene (,*[52] wird laut Gesenius eigenen Angaben in diesem Sinne lediglich in Hi. 195 verwendet und dort geht es nicht darum, Adonais Existenz, sondern Hiobs Schande zu beweisen. Eine Untersuchung aller in Lisowskys Konkordanz zu diesem Verbum angegebenen Stellen, ergab keinen einzigen Treffer im Blick auf eine dem „Probare“ entsprechende Bedeutung. Der Vergleich zeigte, dass (,* eher eine forensische bzw. judicative Funktion in den Texten der Hebräischen Bibel wahrnimmt.[53]

Ebenso verhält es sich mit –#1[54]: In der von Gesenius angeführten Stelle Jes. 4121f. sollen zwar Beweise erbracht werden, doch geht es hier nicht darum, die Existenz Adonais, eines anderen Wesens oder eines Gegenstandes zu beweisen, sondern die Völker sollen – wenn sie es denn könnten – vor dem Richterstuhl Adonais ihre Unschuld beweisen. Auch in der zweiten im Artikel zu –#1 angeführten Stelle (à Jes. 4521) sollen nicht Beweise für Adonais Existenz herbeigebracht werden, sondern der polemische Aufruf fordert dazu auf, die Wirkmächtigkeit der Götzen zu beweisen. Laut Konkordanz wird an keiner Stelle mit Hilfe des Verbums ein Beweis für Adonais Existenz dargebracht.[55]

Das ebenfalls im Register angeführte $F3 meint ein Beweisstück im Sinne des zerstörten Objektes durch dessen faktisches Vorhanden- bzw. Zerstörtsein in Gen. 2212 eine Sachbeschädigung nachgewiesen werden soll. Der Ausdruck ist also im Bereich der Jurisdiktion beheimatet und meint keinen „Beweisgang“[56], sondern ein Beweisstück oder einen personalen Zeugen (à Lev. 51), bei dem es sich sogar um Adonai handeln kann (à Gen. 3150).

Auch das angeführte ;P(H,J&~ wird eher im Kontext eines Rechtsaktes verwendet (à Hi. 136, Hi. 234). Es könnte wiedergegeben werden mit „seine Unschuld beweisen“ bzw. „seine Schuld widerlegen“. Es wird aber nicht allgemein für „einen Sachverhalt beweisen“ verwendet. Laut Lisowskys Konkordanz kommt ihm sogar niemals eine Bedeutung im Sinne von „darlegen“ oder „beweisen“ zu: Bei dem durch dieses Wort gemeinten Vorgang handelt es sich vielmehr um einen Akt der Strafe (à Ez. 2517) oder der Zurechtweisung (à Prov. 123).[57]

[...]


[1] Time Magazine, 7. April 1980, zit. nach: Kessler, Volker, Ist die Existenz Gottes beweisbar?, S. 48.

[2] Diesen Begriff prägte Marshall MacLuhan Mitte der Neunziger Jahre in seinem Werk „The global village“.

[3] Hofmeister, Heimo, Wahrheit und Glaube, S. 76.

[4] Beck, Ulrich, Risikogesellschaft, S. 116.

[5] Kessler, Volker, Ist die Existenz Gottes beweisbar?, S. 15.

[6] Unsere Kirche, Nr. 35/ 24. bis 30. August 2003, S. 1: „Ihr unverwechselbares Profil gewinnt die Kirche dadurch, dass sie in einer vielstimmigen Zeit von Gott redet.“.

[7] Vgl. Clayton, John, „Gottesbeweise II. Mittelalter“, in: TRE XIII, S. 726!

[8] In seiner Schrift „Kritik der reinen Vernunft“ stellte Immanuel Kant im Jahre 1781 die drei seinerzeit gängigen Grundarten von Gottesbeweisen dar, ordnete ihnen Namen zu und widerlegte sie. Seitdem sind die Bezeichnungen physikotheologischer Beweis, kosmologischer Beweis und ontologischer Beweis üblich und in der Wissenschaft weithin gebräuchlich (Vgl. Kant, Immanuel, Kritik der reinen Vernunft, S. 626!). So werden sie neben gängigen alternativen Bezeichnungen auch in dieser Arbeit verwendet.

[9] Anselm von Canterbury, Proslogion, zit. nach: Barth, Karl, Fides quaerens intellectum, S. 75.

[10] Kessler, Volker, Ist die Existenz Gottes beweisbar?, S. 21.

[11] Barth, Karl, Fides quaerens intellectum, S. 75.

[12] Weber, Otto, Grundlagen der Dogmatik, S. 244: „Mag auch alles als bloßer Gedanke denkbar sein, so ist Gott unmöglich als bloßer Gedanke, ohne Existenz in re vorstellbar.“.

[13] Hubbeling, Hubertus G., Einführung in die Religionsphilosophie, S. 79.

[14] Kessler, Volker, Ist die Existenz Gottes beweisbar?, S. 21.

[15] Ich habe keinen Entwurf gefunden, der sich uneingeschränkt für Anselms Vorgehen ausspricht.

[16] Im Dezember 2002 erschien unter dem Titel „Der Bibel Code II: Der Countdown“ eine Fortsetzung des Bestsellers.

[17] Drosnin, Michael, Der Bibel Code, S. 13ff.

[18] ebd., S. 26.

[19] ebd., S. 20f.

[20] ebd., S. 19ff.

[21] Das Vorgehen Drosnins wird auf S. ii des Anhangs mit Hilfe eines Auszuges aus seinem Buch „Der Bibel Code“ (Abb. 3) graphisch veranschaulicht.

[22] Drosnin, Michael, Der Bibel Code, S. 24.

[23] Piatetski-Shapiro, zit. nach: Ebd., S. 43: „Die Newtonsche Physik ist zu einfach, um solch komplexe und detaillierte Vorhersagereihen zu deuten. Wir sprechen hier von einer Intelligenz, die außerhalb unseres Wissens steht... Ich glaube die einzige Antwort liegt in der Existenz Gottes.“.

[24] Ebd., S. 55: „Auch wenn von vielen Seiten die Meinung vertreten werden wird, daß uns nun der erste säkulare Beweis für die Existenz Gottes vorliege, stimme ich dem nur insoweit zu, als ich eingestehe, daß kein menschliches Wesen die Bibel in dieser Form hätte codieren können... Ich weiß nicht, ob es einen Gott gibt, doch gehe ich mit Bestimmtheit davon aus, daß kein menschliches Wesen vor 3000 Jahren in der Lage gewesen wäre, die Bibel mit derart genauen Vorhersagen über die Zukunft zu codieren.“.

[25] Ebd., S. 19.

[26] Vgl. Schmidt, Werner H., Einführung in das Alte Testament, S. 5: „Daß im Aufbau des Alten Testaments kein klares Prinzip waltet, erklärt sich aus dem geschichtlichen Wachstumsprozess. Die Gliederung faßt (...) bereits vorhandene Bücher nachträglich zu einer Einheit zusammen... Als frühester Teil findet der Pentateuch, der in einer jahrhundertelangen Geschichte zusammenwuchs, im 5. oder spätestens 4. Jh. v. Chr. seine vorliegende Gestalt.“!

[27] Drosnin, Michael, Der Bibel Code, S. 31.

[28] Ebd., S. 22.

[29] Weber, Otto, Grundlagen der Dogmatik, S. 242.

[30] Eine Veranschaulichung in graphischer Form findet sich auf S. iii (Abb. 4) des Anhangs.

[31] Weber, Otto, Grundlagen der Dogmatik, S. 242.

[32] Ebd., S. 243/244: „Er [= der physikotheologische Beweis] findet sich freilich nicht immer in der Gestalt des Beweises, weithin im Altertum, besonders bei Cicero, dann auch sehr oft bei den Kirchenvätern (...); schon Tertullian ist Zeuge dafür, aber auch Augustin.“.

[33] Kant, Immanuel, Kritik der reinen Vernunft, S. 626.

[34] Weber, Otto, Grundlagen der Dogmatik, S. 244.

[35] Eine Veranschaulichung in graphischer Form findet sich auf S. iii (Abb. 5) des Anhangs.

[36] Weber, Otto, Grundlagen der Dogmatik, S. 244.

[37] Ebd., S. 247.

[38] Ebd.: „Dieser Beweis, der sich bereits bei Cicero findet und in der Alten Kirche besonders von Lactantius vertreten wird, ist von der Scholastik wenig beachtet worden...“.

[39] Ebd.

[40] Kessler, Volker, Ist die Existenz Gottes beweisbar?, S. 6.

[41] Im Folgenden meint der Begriff „Gottesbeweise“ diese drei Formen.

[42] Barth, Karl, Fides quaerens intellectum, S. 61: „Unter der Voraussetzung, dass es wahr ist: Gott existiert, Gott ist das höchste Wesen (...), diskutiert Anselm die Frage, inwiefern das wahr ist, und indem er nach diesem <<inwiefern>> in bezug auf diesen und diesen Glaubenssatz fragt und sich fragen lässt, antwortet er von der vorausgesetzten Wahrheit aller übrigen Sätze aus.“.

[43] Ebd., S. 15: „Der Zweck der Theologie kann also nicht der sein, die Menschen zum Glauben zu führen, aber auch nicht der, sie im Glauben zu bestärken, ja nicht einmal der, ihren Glauben vom Zweifel zu befreien.“.

[44] Eine Veranschaulichung in graphischer Form findet sich auf S. i (Abb. 1) des Anhangs.

[45] Eine Veranschaulichung in graphischer Form findet sich auf S. ii (Abb. 2) des Anhangs.

[46] Kessler, Volker, Ist die Existenz Gottes beweisbar?, S. 46.

[47] Dem Verständnis halber macht es Sinn, an dieser Stelle „als Theologe“ zu ergänzen.

[48] Barth, Karl, Dogmatik im Grundriß, S. 46.

[49] Ebd., S. 47.

[50] Kessler, Volker, Ist die Existenz Gottes beweisbar?, S. 90.

[51] Zur Verwendung der Verben probare und intelligere vgl. meine Ausführungen auf S. 16!

[52] Gesenius, Wilhelm, Hebräisches und Aramäisches Handwörterbuch, S. 945 bzw. 299.

[53] Vgl. dazu Lisowsky, Gerhard, Konkordanz zum Hebräischen Alten Testament, S. 601!

[54] Gesenius, Wilhelm, Hebräisches und Aramäisches Handwörterbuch, S. 945 bzw. 486.

[55] Vgl. dazu Lisowsky, Gerhard, Konkordanz zum Hebräischen Alten Testament, S. 902/903!

[56] Ebd., S. 1026.

[57] Ebd., S. 1511.

Excerpt out of 80 pages

Details

Title
Gottesbeweis oder Gottes Beweis? Lässt sich der Gott Abrahams Isaaks und Jakobs beweisen? Untersuchungen zur Vereinbarkeit von Hebräischer Bibel und Gottesbeweisen
College
Ruhr-University of Bochum  (Evangelisch-theologische Fakultät)
Course
Hauptseminar "Die Josefsgeschichte"
Grade
1,7
Author
Year
2004
Pages
80
Catalog Number
V30173
ISBN (eBook)
9783638314947
ISBN (Book)
9783640101528
File size
1182 KB
Language
German
Keywords
Gottesbeweis, Gottes, Beweis, Lässt, Gott, Abrahams, Isaaks, Jakobs, Untersuchungen, Vereinbarkeit, Hebräischer, Bibel, Gottesbeweisen, Hauptseminar, Josefsgeschichte
Quote paper
Hendrik Münz (Author), 2004, Gottesbeweis oder Gottes Beweis? Lässt sich der Gott Abrahams Isaaks und Jakobs beweisen? Untersuchungen zur Vereinbarkeit von Hebräischer Bibel und Gottesbeweisen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30173

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