Es gibt bereits viele Arbeiten, die sich mit dem Thema der Pilgerreisen im Mittelalter und der Frühen Neuzeit auseinandersetzen. Die vorhandenen Anthologien handeln etwa von Pilgertraditionen, Fremdwahrnehmung, Kulturkontakt oder auch der vermittelten Reiseerfahrung – um nur einige wenige Themenbereiche zu nennen. Auch diese Arbeit greift diese Motive zumindest teilweise auf, im Mittelpunkt jedoch soll die Reiseerfahrung der Pilger auf ihrem Weg von Venedig nach Jaffa stehen. Hierfür eignen sich die Werke aus der Frühen Neuzeit im Besonderen:
"Vom 13. Jahrhundert an nehmen im Abendland Zahl und Gehalt von Reiseberichten und Länderbeschreibungen zu. Bedürfnis und Fähigkeit der Reisenden, Geschehenes, Gehörtes und Erlebtes aufzuzeichnen und mitzuteilen, entsprechen der Lust des Publikums, von der Welt, ihrer Beschaffenheit, ihren Wunderlichkeiten und Wundem zu erfahren."
Thema dieser Arbeit sind die Reiseberichte Felix Fabris, Arnolds von Harff und Hans Tuchers. Es sollen jedoch nicht nur die geschichtlichen Hintergründe oder die Intention der Autoren erarbeitet werden. Im Mittelpunkt stehen vielmehr die Erlebnisse der Reisenden auf hoher See, also die Beschreibung der Schifffahrt durch die Autoren. Zentral soll behandelt werden, wie die Zeitgenossen die Reise auf dem Meer empfanden, welche Motive sie mit dem Meer verbanden und wie die Autoren diese Faktoren schließlich in ihren Werken verarbeiteten. Denn in „der nautischen Metaphorik, die auf Epikur zurückgeht, repräsentiert das Meer Unberechenbarkeit, Gesetzlosigkeit und Orientierungswidrigkeit; es ist der Inbegriff der für den Menschen unverfügbaren Gewalt“. Es steht damit im Gegensatz zum sicheren Land, das dem Menschen unterworfen und kontrollierbar erscheint. Das Meer ist „kein strukturierter und strukturierbarer Raum wie das Land, sondern […] ein offener Wirklichkeitsbereich, der jeden Ordnungsversuch vereitelt“. Fabri schreibt in seinem Evagatorium in Terrae Sanctae, Arabiae et Egypti peregrinationem über das Meer, es hätte seinen Namen von seiner salzigen Beschaffenheit: „[…] es heißt Marc – Meer – von seiner amaritudo – Bitterkeit“ (FF, S. 74)4. Doch diese Bitterkeit reicht noch viel weiter. Für die Zeitgenossen verkörpert es schreckliche Ängste. Das Meer beheimatet Fabelwesen, ist ein gesetzloser Raum für Piraten und Heiden und schließlich noch der Unberechenbarkeit des Himmels und der Hölle ausgesetzt. Für jene, die es überqueren wollen, hält es oft den „bittersten Tod“ (FF, S. 75) bereit.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Methode
- 3. Reisen in der Frühen Neuzeit
- 3.1 Tradition der Pilgerreisen
- 3.2 Exkurs: Geistliche Pilgerfahrt
- 3.3 Weltbild in der Frühen Neuzeit
- 4. Werkauswahl
- 4.1 Die Autoren und ihre Pilgerreise
- 4.2 Intention der Autoren
- 5. Beschreibung der Schifffahrt
- 5.1 Die Abfahrt aus Venedig
- 5.2 Auf See
- 5.2.1 Das Leben an Bord
- 5.2.2 Natürliche Hindernisse: Das Wetter und andere unbeeinflussbare Gewalten
- 5.2.3 Zivilisatorische Hindernisse: Piraten und Heiden
- 5.2.4 Folgen der Reise: Krankheit und Tod
- 5.2.5 Mythen und Fabelwesen
- 5.2.6 Der Glaube an Gott
- 5.3 Die Ankunft im „sicheren Hafen“
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Reiseerfahrung von Pilgern auf dem Weg von Venedig nach Jaffa in der Frühen Neuzeit, insbesondere anhand der Werke von Felix Fabri, Arnold von Harff und Hans Tucher. Im Fokus stehen die Erlebnisse der Reisenden auf hoher See, die Darstellung der Schifffahrt und die Beziehung der Zeitgenossen zum Meer.
- Die Darstellung des Meeres in Reiseberichten der Frühen Neuzeit
- Die Beziehung der Zeitgenossen zum Meer: Ängste, Herausforderungen, Möglichkeiten
- Die Bedeutung des Meeres als verbindendes Element und Quelle von Kulturkontakt
- Die Motive und Erwartungen der Autoren und ihres Publikums
- Die Analyse der Schifffahrtsbeschreibungen im Kontext der historischen Hintergründe und der Biographie der Autoren
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Pilgerreisen in der Frühen Neuzeit ein und stellt die Werke von Felix Fabri, Arnold von Harff und Hans Tucher als Gegenstand der Untersuchung vor. Die Methode beschreibt die Anwendung der Hermeneutik zur Analyse der Reiseberichte. Kapitel 3 beleuchtet die Tradition der Pilgerreisen, die Bedeutung der geistlichen Pilgerfahrt und das Weltbild der Frühen Neuzeit. Kapitel 4 widmet sich der Werkauswahl, den Autoren und ihren Pilgerreisen sowie ihrer Intention. Kapitel 5 stellt die Beschreibung der Schifffahrt in den Vordergrund, einschließlich der Abfahrt aus Venedig, des Lebens an Bord, der Herausforderungen auf See und der Ankunft im „sicheren Hafen“. Das Fazit fasst die Ergebnisse der Untersuchung zusammen.
Schlüsselwörter
Pilgerreisen, Frühe Neuzeit, Schifffahrt, Meer, Reiseerfahrung, Felix Fabri, Arnold von Harff, Hans Tucher, Hermeneutik, Weltbild, Kulturkontakt, Ängste, Herausforderungen, Möglichkeiten.
- Quote paper
- Rebecca Schwarz (Author), 2014, Pilgerreisen ins Heilige Land und die Darstellung der Schifffahrt bei Felix Fabri, Arnold von Harff und Hans Tucher, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301747