Die Forschung betrachtete die "Kudrun" noch bis in die siebziger Jahre lediglich in Bezug auf das "Nibelungenlied". Hierzu trug wohl vor allem ihre Anordnung im "Ambraser Heldenbuch" neben dem "Nibelungenlied" und der Klage sowie ihre stilistischen Mittel, wie die Gliederung in Aventiuren und die vom Autor gewählte Strophenform, bei. Zudem sind inhaltliche Parallelen zum Nibelungenlied auszumachen. Hermann Schneider nannte die "Kudrun" zudem eine der „rätselreichsten aller Heldenepen“. Selbst heute noch ist die Auffassung, das Epos sei ein „Gegenentwurf zum Nibelungenlied“, reiche jedoch inhaltlich und stilistisch nicht an ihren Vorgänger heran, in der Forschung weit verbreitet.
Viele Arbeiten beschäftigen sich zudem mit den genealogischen Aspekten und der Frage nach den verschiedenen Generationen im Werk sowie den damit einhergehenden Motiven von Rache und Versöhnung. In den Forschungsergebnissen nimmt hierbei die junge Generation den versöhnenden Part ein, während das Handeln der älteren Generation von Rachegedanken bestimmt ist. Adolf Beck kam zu dem Schluss, dass die Rache am Ende durch christliches Handeln ersetzt werde und sich der „Rachegeist“ letztendlich „durch die Gestalten [...] und durch den Geist der Versöhnung überwinden lässt“.
Diese Arbeit setzt sich in Bezug zu den bisherigen Forschungsergebnissen mit der Rache und der damit in der Regel einhergehenden Gewalt in der "Kudrun" auseinander. Hierbei spielen vor allem die zahlreichen Gefechte eine entscheidende Rolle, deren maßgeblicher Bestandteil die Massenschlacht darstellt. Dabei geht die Arbeit näher auf die Schilderung der Auseinandersetzungen durch den Erzähler ein, welchen Ausgangspunkt sie haben und wie die Lösung zum Beilegen des Konflikts aussieht.
Weiterhin soll es zur näheren Betrachtung der Charaktereigenschaften der einzelnen Figuren kommen, der Darstellung ihrer Gewaltbereitschaft und welche Auslöser letztendlich zur Gewaltanwendung führen. Zuvor gibt diese Arbeit noch ein kurzen Überblick über das Werk und versucht zunächst, den Begriff Gewalt näher zu erläutern, während in Kapitel 2 eine verdichtete Zusammenfassung über die Gewalt im Mittelalter erfolgt. Letztendlich soll diese Arbeit feststellen, welches Ausmaß die Gewalt in der "Kudrun" einnimmt und ob Kudrun tatsächlich, wie in der bisherigen Forschung resümiert, als ‚Friedens- und Ehestifterin‘ den Auslöser für die Gewalt beilegen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gewalt im Mittelalter
- Das Werk Kudrun
- Hagen-Teil
- Hagens Jugend und Herrschaft
- Hilde-Teil
- Brautwerbung und Krieg
- Kudrun-Teil
- Werbung um Kudrun
- Kudruns Entführung
- Die erste Eskalation der Gewalt
- Kudruns Gefangenschaft
- Der letzte Kampf
- Die Vergeltung
- Kudrun und Gerlint
- Fazit
- Darstellung von Gewalt in der Kudrun
- Rolle der Gefechte und Massenschlachten
- Charaktereigenschaften und Gewaltbereitschaft der Figuren
- Auslöser für Gewaltanwendung
- Gewalt im Kontext der mittelalterlichen Kultur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle von Rache und Gewalt in der Kudrun und setzt sich dabei mit den bisherigen Forschungsergebnissen auseinander. Sie fokussiert auf die zahlreichen Gefechte im Epos und analysiert die Darstellung der Auseinandersetzungen durch den Erzähler, ihre Ursachen und die Lösungsansätze. Die Arbeit betrachtet außerdem die Charaktereigenschaften der Figuren, ihre Gewaltbereitschaft und die Auslöser für deren Gewaltanwendung. Zudem beleuchtet sie die Bedeutung von Gewalt im Mittelalter und stellt die Kudrun in diesen Kontext.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Forschungsgeschichte der Kudrun und stellt die These auf, dass die Gewalt im Epos eine zentrale Rolle spielt. Kapitel 2 bietet einen Überblick über den Begriff der Gewalt und ihre Bedeutung im Mittelalter. Kapitel 3 stellt das Werk Kudrun vor. Kapitel 4 und 5 befassen sich mit den Teilen des Epos, die sich mit Hagen und Hilde beschäftigen. Kapitel 6 analysiert den Kudrun-Teil, inklusive der Entführung, der Gefangenschaft und des letzten Kampfes. Kapitel 7 betrachtet die Beziehung zwischen Kudrun und Gerlint. Das Fazit fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind Rache, Gewalt, mittelalterliche Kultur, Gefechte, Massenschlachten, Charaktereigenschaften, Gewaltbereitschaft, Auslöser für Gewalt, Kudrun, Hagen, Hilde, Gerlint.
- Citar trabajo
- Rebecca Schwarz (Autor), 2013, Brautwerbung und Frauenraub. Die Schilderung von Gewalt in der "Kudrun", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301750