„L'An 2440“ von Louis-Sébastien Mercier gilt als „only the fifth secular book of any kind set in future time“ und als erste Utopie, deren Existenz nicht durch Entdeckung eines neuen Ortes, sondern durch einen Sprung in der Zeit erforscht und begründet wird. Es ist also eine „Zukunftsutopie (Uchronie)“ und zugleich ein Ausweg aus einer gattungsgeschichtlichen Sackgasse. Denn der Globus zeigt Ende des 18. Jahrhunderts kaum noch weiße Flekken [sic] […] ehe man mit der Hereinnahme der Zeitdimension der utopischen Phantasie ein neues, prinzipiell unerschöpfliches Reich eröffnete.
Interessanterweise wird der Roman von manchen als „Zeitutopie“ bezeichnet, Jürgen Fohrmann drückt sich aber explizit dagegen aus. Mercier war ein großer Anhänger der Ideen und Ideale Voltaires und Rousseaus, wurde sogar als >>Affe Rousseaus<< (le singe de Rousseau) bezeichnet. Merciers Gedanken waren – für seine Zeit erst recht – fortschrittlich und mutig, sie erregten großen Ärger, weshalb das Buch, nachdem es 1771 in Amsterdam erschienen worden war, in Frankreich sofort und in Spanien im Jahr 1778 verboten wurde. Die katholische Kirche verurteilte den Roman scharf und es war selbst den Personen, die verbotene Bücher lesen durften, strengstens untersagt, dieses zu lesen.
„Looking Backward“ von Edward Bellamy wurde im Januar 1888 von dem Verlag Ticknor in Boston veröffentlicht und erschien in zweiter Auflage im Verlag Houghton/ Mifflin. Das Manuskript schien zwar „dazu angetan zu sein, jede Leserschaft zu verärgern“7 doch war es nur eines von vielen Traktaten und Texten, die Kritik an der Gesellschaft und den Umständen übten und Vorschläge zu einer Veränderung bzw. Verbesserung beitrugen. Nach einer Periode der Stagnation wurde das Buch dennoch weit bekannt und viel gelesen. Auch über die Umstände der Veröffentlichung lässt sich viel in Erfahrung bringen. Es sei so viel gesagt, dass es eine „einfache Antwort“ ist, dass „Looking Backward eine angemessene und seit langem erhoffte Reaktion auf die verwirrenden Zeiten in den Industrienationen war.“ Doch viele andere Faktoren – auch aus Bellamys privatem Leben – spielten eine Rolle. In dem Artikel „How I Came to Write Looking Backward“, welchen Bellamy im Mai 1889 für den Nationalist magazine verfasste, schreibt er, dass seine Idee anfangs „of a mere literary fantasy, a fairy tale of social felicity“war und „It was not till I began to work out the details of the scheme...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Intention der Hausarbeit
- Skizzierung der Begriffe - mit Bezug auf die zwei utopischen Gesellschaften
- ,normal"
- ,anders"
- pathologisch"
- Looking Backward von Edward Bellamy
- Der Umgang mit Schwachen und Kranken
- Die Gedanken über Kriminalität und Verbrecher
- L'An 2440. Rêve s'il en fut jamais von Louis-Sébastien Mercier
- Der Umgang mit Schwachen und Kranken
- Der Umgang mit kriminellen Taten und Tätern
- Die Behandlung der andersdenkenden Personen
- Schluss: Fazit und Ausblick in die Zukunft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Ansichten über und den Umgang mit Pathologien, Abweichungen und Kriminalität in den utopischen Gesellschaften von Edward Bellamys Looking Backward und Louis-Sébastien Merciers L'An 2440. Sie analysiert, wie diese Gesellschaften mit Menschen umgehen, die von der Norm abweichen, und wie sie sich mit Fragen der Krankheit, Kriminalität und Andersdenkens auseinandersetzen.
- Die Definition von „normal“, „anders“ und „pathologisch“ im Kontext von Utopien
- Der Umgang mit Schwäche und Krankheit in den beiden utopischen Gesellschaften
- Die Konzepte von Kriminalität und Verbrechensbekämpfung in den beiden Romanen
- Die Behandlung von Andersdenkenden in Merciers L'An 2440
- Die Rolle von Arbeit und Fleiß in der Konstruktion der utopischen Gesellschaften
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Intention der Hausarbeit
Die Einleitung stellt die beiden Utopien Looking Backward und L'An 2440 vor und erläutert die Intention der Hausarbeit. Sie zeigt auf, dass die beiden Romane sich durch ihre Fokussierung auf die Zukunft des Ich-Erzählers und die Betonung von Arbeit und Fleiß als zentrale Ideale der Gesellschaften auszeichnen.
Skizzierung der Begriffe - mit Bezug auf die zwei utopischen Gesellschaften
Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit den Begriffen „normal“, „anders“ und „pathologisch“ im Kontext von Utopien. Er analysiert, wie diese Begriffe in der heutigen Gesellschaft verstanden werden und wie sie sich auf die beiden utopischen Gesellschaften in den Romanen beziehen.
Looking Backward von Edward Bellamy
Dieser Abschnitt untersucht den Umgang mit Schwachen und Kranken sowie die Gedanken über Kriminalität und Verbrecher in Bellamys Looking Backward. Er beleuchtet die Ansichten der Gesellschaft in Boston im Jahr 2000 über diese Themen und die daraus resultierenden Handlungsweisen.
L'An 2440. Rêve s'il en fut jamais von Louis-Sébastien Mercier
Dieser Abschnitt beleuchtet den Umgang mit Schwachen und Kranken, kriminellen Taten und Tätern sowie andersdenkenden Personen in Merciers L'An 2440. Er betrachtet, wie die utopische Gesellschaft in Paris im Jahr 2440 diese Herausforderungen angeht und welche Ansichten die Bürger über diese Themen vertreten.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Utopie, Pathologie, Abweichung, Kriminalität, Andersdenken, Normalität, Looking Backward, Edward Bellamy, L'An 2440, Louis-Sébastien Mercier.
- Citar trabajo
- Margarita Mayzlina (Autor), 2015, Die Ansichten und Umgang mit Pathologien, Abweichungen und Kriminalität in "Looking Backward" und "L'An 2440", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/302394