Pädagogische Schulentwicklung nach Heinz Klippert. Systematische Trainings- und Reformarbeit


Hausarbeit, 2015

23 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Schulentwicklung – Definition
2.1 Pädagogische Schulentwicklung
2.2 Kernziele pädagogischer Schulentwicklung

3. Klipperts Methoden
3.1 Eigenverantwortliches Arbeiten und Lernen (EVA)
3.2 Lern- und Trainingsspiralen

4. Umsetzung an der Bertha von Suttner Realschule plus Betzdorf

5. Kritische Stellungnahme
5.1 Kritik zur Umsetzung an der Bertha-von-Suttner Realschule
5.2 Kritik am PSE-Programm von Klippert

6. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Anhang

1. Einleitung

„Schulentwicklung tut Not“ (Klippert, 2008, S. 9). So beginnt eines der Bücher von Heinz Klippert. Doch wie konkret soll sie aussehen? Internationale Vergleichsstudien wie PISA, IGLU oder Timss[1] machen deutlich, dass das deutsche Schulsystem dringend eine veränderte Lernkultur braucht. Betriebe fordern die Vermittlung von »Schlüsselqualifikationen«, aber viele LehrerInnen fühlen sich momentan schlichtweg überfordert, da man als Lehrkraft in den Schulen zunehmend mit sehr heterogenen Klassen konfrontiert wird (ebenda, S. 9). Klippert versucht deshalb mit seinem Programm LehrerInnen und SchülerInnen zu qualifizieren, damit eine neue Lern- und Arbeitskultur geschaffen werden kann. Besonders die Förderung des eigenverantwortlichen Arbeitens und Lernens (EVA) stellt dabei ein Kernziel dar. Kompetenzen wie Selbstständigkeit, Teamfähigkeit, Methodenbeherrschung, Kommunikationstraining und vieles mehr sollen dabei gefördert werden, sodass die SchülerInnen ihre Talente im Unterricht frei entfalten können und die Heterogenität in der Klasse lernfördernd genutzt werden kann. Die Pädagogische Schulentwicklung nach Klippert versucht dies durch Trainings- und Fortbildungsarbeit in die Praxis umzusetzen.

Ganz nach dem Motto: „Sag es mir und ich werde es vergessen. Erklär es mir und ich werde es behalten. Lass es mich tun und ich werde es verstehen.“ (Konfuzius), soll es im Unterricht um Schüleraktivierung, Selbstständigkeit und den Aufbau von Methodenkompetenz gehen.

Meine Arbeit wird daher näher beleuchten, was man unter dem Begriff der (Pädagogischen) Schulentwicklung versteht, welche Methoden Klippert an den Schulen einsetzt, wie dieses Konzept an der Bertha-von-Suttner Realschule konkret umgesetzt wird und wie dies zur Schulentwicklung beitragen kann. Dabei wird auf den Bereich „Didaktik und Methodik schulischer Lehr-/ Lernprozesse“ (W-EW 2.02) – speziell auf das Seminar „ Kompetenzorientiert Unterricht planen und gestalten“ eingegangen.

2. Schulentwicklung – Definition

Der Begriff der Schulentwicklung bezeichnet einen Prozess, welcher die Rolle und die Aufgaben der Schule mittels neuer oder veränderter Lebens- und Arbeitsformen zu verändern versucht (Eckart, Endle, Schmid & Singer, 2005, S. 14). Rolff et al. (2011, S. 13) definieren Schulentwicklung als „[systematische] Weiterentwicklung von Schule“ und als nie endenden Prozess. Die Einzelschule kann sich dabei nur entwickeln, wenn die SchülerInnen und LehrerInnen für eine neue Lern- und Arbeitskultur offen sind und ihr eigenes Handeln stets reflektieren (ebenda, S. 14).

Ziel der Schulentwicklung ist es, dass die SchülerInnen in der Schule das lernen sollen, was sie später in ihrem alltäglichen, sozialen und beruflichen Leben brauchen. Um eine neue Lern- und Arbeitskultur zu schaffen, ist es notwendig, die SchülerInnen, wie auch die LehrerInnen dementsprechend zu qualifizieren. Dies kann zum Beispiel durch schulinterne Lehrerfortbildung stattfinden. Auch eine verstärkte Feedbackkultur[2], welche sich vor allem durch Selbst- und Fremdevaluation der LehrerInnen auszeichnet, weitere Unterstützung der Schulleitung und eine Öffnung der Schule tragen darüber hinaus zu einer Qualitätsverbesserung der Schule bei. Da die SchülerInnen heutzutage zudem mit neuen Herausforderungen und höheren Ansprüchen der Gesellschaft und Wirtschaft konfrontiert sind und es neue Erkenntnisse der Lernpsychologie dazu gibt, wie Lernen funktioniert, muss sich auch die Schule und der Unterricht verändern. Klippert folgert daraus, dass „neue methodische Akzente“ im Unterricht notwendig seien (Eckart et al., 2005, S. 31).

2.1 Pädagogische Schulentwicklung

Das Programm der Pädagogischen Schulentwicklung (PSE) grenzt sich von dem Begriff der Schulentwicklung durch die „pädagogische Interaktion von Lehrer(inne)n und Schüler(inne)n“ (Bastian, 1998, S.33) ab und stellt ein Entwicklungskonzept dar, welches sich mit der systematischen Reform von Unterrichtsarbeit und einer schrittweisen Veränderung der Lernkultur beschäftigt. Voraussetzung für die Veränderung von Unterricht ist stets das Interesse und der Wille der Institutions-mitglieder (ebenda, S. 27ff.).

Das Programm der Pädagogischen Schulentwicklung bietet den SchülerInnen und LehrerInnen gezielte Unterstützung durch Methodentraining, Kommunikationstraining, Förderung der Teamarbeit und des eigenverantwortlichen Arbeitens und Lernens, sowie bei der Kultivierung neuer Lehr- und Lernformen.

2.2 Kernziele pädagogischer Schulentwicklung

Ein grundlegendes Ziel der Pädagogischen Schulentwicklung stellt das Einüben, Festigen und Fördern von grundlegenden Lern- und Arbeitsmethoden, wie zum Beispiel die Etablierung des eigenverantwortlichen Arbeitens und Lernens (EVA) im Unterricht dar. Die Vernetzung zwischen Methodenlernen und fachlichem Lernen sowie die Lehrer- und Schülerqualifizierung bilden dabei das Fundament zum Aufbau einer neuen Lern- und Arbeitskultur, in der die SchülerInnen ihre Talente frei entfalten können und die Heterogenität in den Klassen lernfördernd genutzt werden kann.

Klippert spricht im Rahmen der Pädagogischen Schulentwicklung immer von dem erweiterten Lernbegriff, welcher dadurch gekennzeichnet ist, dass außer fachlicher Souveränität auch Methodenkompetenz, Teamfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit erforderlich sind (Klippert, 2008, S. 50). An den Bildungsstandards lässt sich erkennen, wie bedeutsam Methodenkompetenz inzwischen geworden ist, da sich die Methodenkompetenz durch alle Jahrgangsstufen und Schularten zieht. Die pädagogische Schulentwicklung versucht außerdem, die Selbstständigkeit der SchülerInnen zu fördern und diese für lebenslanges Lernen zu motivieren. Unterstützung erhalten die SchülerInnen und LehrerInnen vor allem durch Schüler- und Lehrertrainings, Vorträge, Workshops, Fortbildungen, Hospitationen und durch die Schulleitung. Im Gegenzug müssen die Lehrkräfte einige Aspekte erfüllen, um überhaupt am Programm der Pädagogischen Schulentwicklung nach Klippert teilnehmen zu können. Zu diesen Voraussetzungen zählen, dass mindestens zwei Drittel des Kollegiums dem Entwicklungsprogramm zustimmen, mindestens ein Drittel des Kollegiums regelmäßig und aktiv an den Fortbildungen teilnimmt, die Schülertrainings und die Workshops wahrgenommen werden und die Zustimmung der Eltern eingeholt wurde. Außerdem verpflichten sich die Schulen dazu, Steuerungs-, Klassen-, und Fachteams zu installieren. Die Steuerungsteams übernehmen dabei die Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit, sorgen für die notwendigen Rahmenbedingungen, die notwendigen Ressourcen und die Freistellung der Lehrkräfte bei anstehenden Fortbildungen. Die Klassenteams sind für Trainingswochen, für Veränderungen der Sitzordnung in den Klassenzimmern, Elternarbeit und Hospitationsarbeit zuständig. Die Fachteams kümmern sich letztlich um notwendige Materialien, unterstützende Lernarrangements und Stoffverteilungspläne (ZUM-Wiki, 1.&6.)[3].

Ein weiteres wichtiges Ziel der Schulentwicklung ist die Entlastung der Lehrer und Lehrerinnen. Dies tritt durch das vermehrte eigenverantwortliche Lernen und Arbeiten, durch das selbstständige, methodenbewusste und disziplinierte Arbeiten der SchülerInnen ein. Die LehrerInnen durchlaufen dabei einen „Rollenwandel vom Wissensvermittler zum Lernberater“ (Eckart et al., 2005, S. 28) und geben den Schülern somit immer mehr Verantwortung für ihr eigenes Lernen ab. Je selbstständiger und kooperativer die SchülerInnen im Unterricht lernen und zurechtkommen, desto mehr werden die LehrerInnen dadurch entlastet. Durch gezielte Unterstützung der Schulleitung und Teamarbeit im Kollegium kann die Belastung der Lehrkräfte weiter reduziert werden. Die genannte Unterrichtsreform zielt dabei nicht nur auf den Unterricht ab, sondern auch auf die gesamte Schule. Dies zeigt sich in einigen Veränderungen, wie z. B. in einer aktiveren Eltern- und Öffentlichkeitsarbeit, in einer kreativen Klassenraum- und Schulgestaltung, in einem reflektierten und lebendigen Umgang mit dem Lehrplan, in einer veränderten Leistungsbeurteilung, sowie in Veränderungen der Konferenzgestaltung, der Personalplanung und des Ressourcenmanagements (Klippert, 2008, S. 50ff.). Zuletzt hat die Pädagogische Schulentwicklung auch Auswirkungen auf die Kommune. Aufgrund der gezielten Förderung der SchülerInnen in den Bereichen der Methodenkompetenz, Kommunikationsfähigkeit und Teamarbeit wird gleichzeitig auch die Sozialkompetenz der Schüler gefördert. Laut Klippert seien diese Schüler dann aufgrund ihres ausgeprägten Sinns für Toleranz und Gemeinsinn weniger anfällig für Gewalt und Drogen (ebenda, S. 50ff.).

3. Klipperts Methoden

Klipperts Methoden stehen unter dem Motto „Learning by doing“ und zeichnen sich vor allem durch kleinschrittiges, handlungsbetontes und reflektierendes Üben von Methoden aus (Klippert, 2013, S. 3). Dies macht eine individuelle Förderung der SchülerInnen möglich, da diese dabei vor allem lernen, selbstständig zu arbeiten. Bei Klipperts Methoden stehen die SchülerInnen klar im Fokus.

Methodenwechsel, Schüleraktivität und Lehrerentlastung gehen dabei Hand in Hand.

Klippert unterscheidet hinsichtlich seiner Methoden die Makro- und Mikromethoden. Zu den Makromethoden zählen unter anderem Gruppenarbeit, Wochenplanarbeit, Stationenarbeit, Referatgestaltung und Lernkartei-Arbeit. Sie stellen die Hochformen des eigenverantwortlichen Arbeiten und Lernens dar. Die Mikromethoden werden nochmal in zwei Untergruppen unterteilt: in Lern- und Arbeitstechniken und in Gesprächs- und Kooperationstechniken. Dabei versteht man unter den Lern- und Arbeitstechniken unter anderem Grundfertigkeiten wie Markieren, gezieltes Nachschlagen, Strukturieren, Visualisieren oder diagonales Lesen[4]. Unter den Gesprächs- und Kooperationstechniken hingegen versteht man Techniken wie aktiv Zuhören, Diskussionen führen, Feedback geben, Mitschülern helfen oder Konflikte managen (Klippert, 2008, S. 55).

3.1 Eigenverantwortliches Arbeiten und Lernen (EVA)

Offener Unterricht, Stationenarbeit, Freiarbeit, Wochenplanarbeit, Projektarbeit sowie Partner- und Gruppenarbeit sind Formen des eigenverantwortlichen Arbeitens und Lernens (EVA). Damit die SchülerInnen im Unterricht diese Lern- und Arbeitstechniken einsetzen können, muss zunächst die bereits genannte Methodenschulung vorausgehen, sodass die SchülerInnen nötige Schlüsselqualifikationen[5] erwerben können (Bastian, 1998, S. 53f.). Diese Schlüsselqualifikationen spielen bei Klipperts »Haus des Lernens« eine wichtige Rolle und sind dort im »Dachgeschoss« zu finden[6]. Voraussetzung für das eigenverantwortliche Arbeiten und Lernen stellen jedoch Basiskompetenzen wie Methodenbeherrschung, Teamfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit dar, welche das Fundament vom neuen »Haus des Lernens« bilden. Die SchülerInnen müssen sowohl die gängigen Lern- und Arbeitstechniken beherrschen, als auch kommunikations- und argumentationsfähig sein (Klippert, 2007, S. 35). Das EVA-Konzept setzt vor allem auf handlungsorientierten Unterricht und auf aktives Lernen, welches „stets lehrplan-, themen- und materialbezogen ausgerichtet [ist]“ (Klippert, 2002, S. 44). Denn wenn nachhaltiges Lernen erfolgen und das Wissen im Gedächtnis verankert werden soll, sind sowohl mehrere Zugänge (z. B. verschiedene Methoden) zu einem Thema als auch Eigenaktivität erforderlich. Das eigenverantwortliche Arbeiten und Lernen verlangt zudem in hohem Maße Selbstverantwortung, Selbstmanagement und Selbstständigkeit von den SchülerInnen und muss von Anfang an kleinschrittig eingeübt werden (Klippert, 2008, S. 176). EVA zeichnet sich außerdem durch inhaltlich-fachliches, methodisch-strategisches, sozial-kommunikatives und affektives[7] Lernen aus (ebenda, S. 176).

[...]


[1] PISA = Programme for International Student Assessment
Timss = Trends in International Mathematics and Science Study
IGLU = Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung

[2] Feedback (engl.) = Rückmeldung

[3] Zur Veranschaulichung siehe Abbildung 1

[4] Diagonales Lesen: rasches Überfliegen eines Textes

[5] Schlüsselqualifikationen: überfachliche Qualifikationen wie Methoden-, Sozial-, und Fachkompetenz, sowie persönliche Kompetenz, die zum Handeln und Problemlösen befähigen sollen.

[6] Zur Veranschaulichung siehe Abbildung 2 im Anhang.

[7] Affektives Lernen: Aufbau von Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Pädagogische Schulentwicklung nach Heinz Klippert. Systematische Trainings- und Reformarbeit
Hochschule
Pädagogische Hochschule Heidelberg
Note
1,5
Autor
Jahr
2015
Seiten
23
Katalognummer
V302410
ISBN (eBook)
9783668010833
ISBN (Buch)
9783668010840
Dateigröße
1121 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
pädagogische schulentwicklung, heinz klippert, schulsystem
Arbeit zitieren
Ramona Frommknecht (Autor:in), 2015, Pädagogische Schulentwicklung nach Heinz Klippert. Systematische Trainings- und Reformarbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/302410

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