Eine Vielzahl von Unternehmen ist heutzutage, aufgrund des Abbaus von Handelsschranken und der schnelleren und besseren Vergleichsmöglichkeiten des Internets, in globalen Märkten tätig. Damit geht eine Globalisierung des Denkens und des Handelns einher, welche auch vor dem wirtschaftsprüfendem Berufsstand nicht halt macht, und das obwohl die Wirtschaftsprüfung im Grundsatz eher als länderspezifisch anzusehen ist.
In den letzten Jahren allerdings, hat eine starke Internationalisierung im Berufsfeld des Wirtschaftsprüfers stattgefunden. Doch die Branche, die sich selbst gern als „Hohepriester der Rechnungslegung“ sieht, kämpft um ihr Image und ihren guten Ruf. Wie kommt es, dass der Berufsstand der Wirtschaftsprüfer häufig nur noch als Häkchensetzer bezeichnet wird ?
Die Zahl der Unternehmen, die mit Bilanzskandalen und kreativer Bilanzierung auf sich aufmerksam gemacht haben, ist in der letzten Zeit stark gestiegen. Dies waren neben Unternehmen des Neuen Marktes, wie z.B. Comroad, die 97% des Umsatzes erfunden hatten, auch große DAX Unternehmen.
So wurde dem Heidelberger Finanzdienstleister MLP vom Anlegermagazin „Börse Online“ vorgeworfen, man habe mit geschickter Bilanzierung jahrelang hohe Gewinne erwirtschaftet. Das Ausmaß, mit dem MLP dieses Modell genutzt haben soll, sei ungewöhnlich hoch gewesen. Selbst der DAX-Riese Deutsche Telekom kämpfte mit Klagen seiner Aktionäre und der beantragten Nichtentlastung der Verwaltungsgremien als Folge von Vorwürfen der falschen Bilanzierung und Bewertung von Immobilienvermögen.
Weiterhin konnten in den letzten Jahren einige Fälle verfolgt werden, bei denen der Jahresabschlussprüfer einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk vergeben hat und die Unternehmen kurz danach, noch vor dem nächsten Bilanztermin, Insolvenz anmelden mussten. 10 Bei über 30.000 Insolvenzen pro Jahr stellt sich die Frage, wie die Going-Concern-Prämisse 11 bei den Jahresabschlüssen am letzten Bilanzstichtag beurteilt wurde.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Problemstellung
- 2 Die Rahmenbedingungen des Marktes für Prüfungsleistungen in Deutschland
- 2.1 Die Geschichte des Wirtschaftsprüfungsmarktes in Deutschland
- 2.1.1 Von den Anfängen bis zum zweiten Weltkrieg
- 2.1.2 Von der Nachkriegszeit zur Gegenwart
- 2.2 Regulatorische Bestimmungen, Zahlen zur Struktur des Marktes und Aufgaben des Abschlussprüfers
- 2.2.1 Regulierung des Marktes für Prüfungsleistungen
- 2.2.2 Zahlen zur Struktur der Abschlussprüfer in Deutschland
- 2.2.3 Gesetzliche Aufgaben des Abschlussprüfers
- 2.3 Prüfung und Beratung aus einer Hand - „Wess' Brot ich ess, dess' Lied ich sing?“
- 2.3.1 Sarbanes-Oxley Act of 2002 - der amerikanische Weg
- 2.3.1.1 Erläuterungen zu Abschnitt 1 des SOA [Public Company Accounting Oversight Board (PCAOB)]
- 2.3.1.2 Erläuterungen zu Abschnitt 2 des SOA (Auditor Independence)
- 2.3.2 Empfehlung der EU-Kommission 2001/6942 - „Unabhängigkeit des Abschlussprüfers in der EU-Grundprinzipien“
- 2.3.3 Deutsches Bilanzrechtsreformgesetz
- 2.3.4 Trennung von Prüfung und Beratung - Entwicklung nach den Reformen
- 2.4 Durchsetzung von Rechnungslegungsnormen (Enforcement)
- 2.4.1 Notwendigkeit eines Enforcement von Rechnungslegung und bestehende Formen
- 2.4.2 Britisches Modell – Financial Reporting Review Panel (FRRP)
- 2.4.3 Amerikanisches Enforcementmodell
- 2.4.4 Deutsche Lösung – Zwei-Stufen-Enforcement
- 2.4.4.1 Allgemeines zum deutschen Enforcement
- 2.4.4.2 Grundkonzeption des deutschen Enforcement
- 2.4.4.3 Erste Enforcement Stufe
- 2.4.4.4 Zweite Enforcement Stufe
- 2.4.4.5 Würdigung des Enforcement in Deutschland
- 3 Internationale Prüfungsnetzwerke
- 3.1 Historische Entwicklung
- 3.1.1 Entstehung von internationalen Prüfungsnetzwerken
- 3.1.2 Von den „Big Eight“ zu den „Big Four“
- 3.2 Global Player - Betrachtung der „Big Four“ im internationalen Vergleich
- 3.2.1 Organisationsstrukturen der „Big Four“
- 3.2.2 Ausgesuchte Daten zur Vermittlung der Stellung und Marktmacht der „Big Four“
- 3.2.3 Die internationale zweite Liga - „mid-tier-firms“
- 3.3 Die großen Prüfungsnetzwerke in Deutschland
- 3.3.1 Organisationsstrukturen und wichtige Kennzahlen der „Big Four“
- 3.3.2 Die zweite Liga in Deutschland
- 3.4 Der Aktienmarkt in Deutschland und Marktaufteilung der in den Auswahlindices des Prime Standard gelisteten Unternehmen unter den „Big Four“
- 3.4.1 Struktur des Deutschen Aktienmarktes (Prime Standard) seit dem 1. Januar 2003
- 3.4.1.1 Der DAX
- 3.4.1.2 Der MDAX
- 3.4.1.3 Der SDAX
- 3.4.1.4 Der TecDAX
- 3.4.2 Marktaufteilung der in den Auswahlindices des Prime Standard gelisteten Unternehmen unter den „Big Four“
- 3.4.3 Angewendete Rechnungslegungsnormen im Prime Standard und Verteilung der Prüfungsmandate je Rechnungslegungssystem
- 3.5 Konzentration auf dem Markt für Prüfungsleistungen
- 3.6 Ausblick in die nahe Zukunft: Vorschlag der EU-Kommission zur Modernisierung der 8. EU-Richtlinie (Abschlussprüferrichtlinie)
- 4 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht den Markt für Prüfungsleistungen in Deutschland mit besonderem Fokus auf die „Big Four“, die vier größten Prüfungs- und Beratungsgesellschaften der Welt. Ziel ist es, die Entwicklung, Struktur und die Regulierung des Marktes zu analysieren sowie die Bedeutung und den Einfluss der „Big Four“ auf den deutschen Aktienmarkt zu beleuchten.
- Die historische Entwicklung des Wirtschaftsprüfungsmarktes in Deutschland
- Die Regulierung und Struktur des Marktes für Prüfungsleistungen
- Die Rolle und Bedeutung der „Big Four“ im internationalen und deutschen Kontext
- Die Konzentration auf dem Markt für Prüfungsleistungen
- Die Auswirkungen der „Big Four“ auf den deutschen Aktienmarkt
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Problemstellung: Dieses Kapitel stellt die Problemstellung der Arbeit dar und legt die Forschungsfragen fest.
- Kapitel 2: Die Rahmenbedingungen des Marktes für Prüfungsleistungen in Deutschland: Dieses Kapitel untersucht die historischen Entwicklungen des Wirtschaftsprüfungsmarktes in Deutschland und analysiert die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Struktur des Marktes sowie die Aufgaben des Abschlussprüfers. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Debatte um die Trennung von Prüfung und Beratung und den Auswirkungen des Sarbanes-Oxley Act sowie der EU-Kommissionsempfehlung auf den deutschen Markt.
- Kapitel 3: Internationale Prüfungsnetzwerke: Dieses Kapitel befasst sich mit der Entstehung und Entwicklung internationaler Prüfungsnetzwerke, insbesondere der „Big Four“. Es werden die Organisationsstrukturen der „Big Four“ im internationalen Vergleich beleuchtet und ihre Marktmacht sowie die Bedeutung der „mid-tier-firms“ diskutiert. Des Weiteren werden die Strukturen und Kennzahlen der „Big Four“ in Deutschland analysiert und die Marktaufteilung der in den Auswahlindices des Prime Standard gelisteten Unternehmen unter den „Big Four“ untersucht.
Schlüsselwörter
Der Markt für Prüfungsleistungen, „Big Four“, Wirtschaftsprüfung, Abschlussprüfung, Regulierung, Sarbanes-Oxley Act, EU-Kommissionsempfehlung, Bilanzrechtsreformgesetz, Enforcement, Konzentration, Aktienmarkt, Prime Standard, „mid-tier-firms“.
- Citar trabajo
- Patrik Lienert (Autor), 2004, Der Markt für Prüfungsleistungen und die "Großen Vier", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30269