Martin Luthers Schriftsprache - Der lange Weg zum heiligen Wort


Dossier / Travail, 2003

14 Pages, Note: 2-


Extrait


Inhalt

1. Einleitung

2. Lebenswerk
2.1 Luther, der Aufrührer
2.2 Luther, der Übersetzer

3. Die Übersetzung
3.1 Sprachverwirrung: Regional, sozial, funktional
3.2 Kanzleisprache
3.3 Buchdruck

4. Luthers Deutsch im Alltag

5. Luthers Deutsch in der Bibel
5.1 Wortschatz
5.2 Redewendungen
5.3 Beispiel: Psalm 23, 1

6. Luthers Bedeutung in der Sprachwissenschaft

7. Fazit

8. Literatur

1. Einleitung

Im ausgehenden 16. Jahrhundert kam es zu Ereignissen, die das damalige Weltbild veränderten. Die bahnbrechende Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg ist das Zeichen einer neuen Ära. Das Auftreten von John Wyclif in England und des tschechischen Reformatoren Jan Hus geben den Anstoß zur reformatorischen Bewegung. In dieser bewegten Zeit schrieb auch Martin Luther Geschichte.

Mit der Person Luthers verbindet man sofort den Anschlag der 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg, aber auch und vor allem die folgenreiche Tat der Bibelübersetzung ins Deutsche. Auch wird Luther ein Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Sprache zugeschrieben.

In meiner Hausarbeit werde ich möglichst kurz und verständlich Luthers (Schrift)sprache, d.h. seine Alltagssprache und seinen Stil bei der Übersetzung der Bibeltexte, darstellen. Luthers Bedeutung für die deutsche Sprache werde ich vor einem abschließenden Fazit ebenfalls behandeln.

2. Lebenswerk

2.1 Luther, der Aufrührer

1517 veröffentlichte Martin Luther seine 95 Thesen, in denen er Theorie und Praxis des Ablasshandels kritisierte. Luther übte Kritik an der Papstkirche, dem System der Sakramente und hielt daran fest, dass der Glaube des Einzelnen auf der Bibel basieren müsse. 1518 wurde der Prozess wegen Verbreitung neuer Lehren und Verdachts der Ketzerei eröffnet. Nach einem ersten Verhör in Augsburg folgte im Juni 1520 die Bannandrohungsbulle. Luther verbrannte sie vor seinen Studenten in Wittenberg. Nachdem Luther vom Papst gebannt, auf dem Reichstag zu Worms 1521 von Kaiser Karl V geächtet, und die Verbrennung aller seiner Schriften angeordnet worden war, wurde Luther vor der drohenden persönlichen Gefahr von Friedrich dem Weisen gerettet, indem er ihn auf einer Reise entführen ließ, in Schutzhaft nahm und auf die Wartburg bei Eisenach in Sicherheit brachte. Luther blieb dort etwa zehn Monate lang getarnt als Junker Jörg.

Die Meinungsverschiedenheit gegenüber der damaligen Kirche bestand darin, dass Luther die Meinung vertrat, dass Sünden nur durch die Barmherzigkeit Gottes vergeben werden konnten und nicht durch den Kauf von Ablassbriefen. Allein Gott schafft mit seiner Barmherzigkeit Heil für den Menschen, und nicht der Mensch selbst.[1]

2.2 Luther, der Übersetzer

Luther nutzte seinen unfreiwilligen Aufenthalt auf der Wartburg um die Bibel ins Deutsche zu übersetzen und dadurch dem Volk in verständlicher Form näher zu bringen. So entstand in nur zehn Wochen die Übersetzung des Neuen Testaments aus dem Griechischen ins Deutsche. Als Vorlage diente der griechische Text von Erasmus von Rotterdam. 1535 lag in Wittenberg bereits der Druck der gesamten Lutherbibel in hochdeutscher Sprache vor. Seine Übersetzung hob sich vor allem deshalb so positiv von den vorherigen ab, weil sich seine verwendete Sprache durch Volkstümlichkeit, Lebendigkeit und Anschaulichkeit auszeichnete. Es kam Luther weniger auf die genaue wörtliche Übersetzung aus der Originalsprache, als auf die Verständlichkeit der biblischen Inhalte an. Er wollte so das lebendige Wort Gottes nachvollziehbar machen.

,,Darum muß man nicht die Buchstaben in der lateinischen Sprache fragen, wie man Deutsch reden soll. (...). Sondern man muß die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gasse, den gemeinen Mann auf dem Markt drum fragen und selbigen aufs Maul sehen, wie sie reden, und danach dolmetschen; so verstehen sie es dann und merken, daß man Deutsch mit ihnen redet."

(Diwald, 1982, S. 217, Zeile 31-37).

Martin Luthers Hauptaugenmerk lag darauf, dass die Sprache der Bibel verständlich ist, in zweierlei Hinsicht. Zum einen verständlich für jede soziale Schicht, den Inhalt betreffend. Und zum anderen verständlich für eine regional weitgestreute Leserschaft, die Form betreffend. Die Frage hierbei ist nun, inwieweit Luther bestehende Traditionen weiterführte oder er als "Sprachschöpfer" angesehen werden muss.

Unbestritten ist aber, dass er einen maßgeblichen Anteil an der Entstehung der neuhochdeutschen Schriftsprache hat. Im Folgenden soll versucht werden, Luthers Sprachschaffen genauer zu definieren. Dafür ist es notwendig, ihn in die sprachliche Situation seiner Zeit einzuordnen und direkt an seinem geschriebenen Wort zu arbeiten.[2]

3. Die Übersetzung

3.1 Sprachverwirrung: Regional, sozial, funktional

Würde man Luthers Schriften losgelöst von der sprachlichen Situation seiner Zeit betrachten, würde wohl eine falsche Schlußfolgerung gezogen. Nicht alle Merkmale, die seine Sprache aufweist, sind neu und von ihm selbst erdacht. So setzt er teilweise bestehende Traditionen fort, oder verhilft sprachlichen Entwicklungstendenzen seiner Zeit zum Durchbruch. Also muss zunächst die sprachliche Situation seiner Zeit beschrieben werden.

Hier möchte ich Werner Besch folgen und das damalige Kommunikationsproblem in 3 Ebenen einteilen: Der geographischen, sozialen und funktionalen Ebene der Sprache (Vgl. Besch, 1999, S. 7ff.).

Die sprachgeographische Situation zu Beginn des 16. Jahrhunderts ist gekennzeichnet durch die Koexistenz von mehreren Schriftsprachen, wobei jede einzelne Literatursprache einen unterschiedlich großen territorialen Geltungsbereich umfaßte. Zumeist bauten diese auf den jeweiligen Territorialdialekten auf. Die Dialekte wiederum waren so zahlreich und unterschiedlich, dass eine Kommunikation (insbesondere mündlich) über Ortsgrenzen kaum möglich war.

[...]


[1] Vgl. Diwald, Hellmut: Luther. Bergisch Gladbach, 1982. S. 78ff.

[2] Vgl. Besch, Werner: Die Rolle Luthers in der deutschen Sprachgeschichte. Heidelberg, 1999.

Fin de l'extrait de 14 pages

Résumé des informations

Titre
Martin Luthers Schriftsprache - Der lange Weg zum heiligen Wort
Université
University of Hannover  (Seminar für Deutsche Literatur und Sprache)
Cours
Einführung in die Sprachwissenschaft II
Note
2-
Auteur
Année
2003
Pages
14
N° de catalogue
V30362
ISBN (ebook)
9783638316378
Taille d'un fichier
488 KB
Langue
allemand
Mots clés
Martin, Luthers, Schriftsprache, Wort, Einführung, Sprachwissenschaft
Citation du texte
Ralf Klossek (Auteur), 2003, Martin Luthers Schriftsprache - Der lange Weg zum heiligen Wort, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30362

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