Nach dem Abzug der ISAF-Truppen aus Afghanistan in 2014 wird Tadschikistan aufgrund seiner tadschikisch-afghanischen Grenze eine wichtige Rolle für die Stabilität in Zentralasien spielen. In Bezug auf die Bedrohlichkeit Afghanistans wurde bereits 1995 die Bedeutung Tadschikistans für Russland durch Kassenow wie folgt beschrieben:
"Die 'Afghanisierung' Tadschikistans und ganz Zentralasiens ist eine potenzielle Gefahr nicht nur für die zentralasiatischen Staaten, sondern auch für Rußland, für das diese Region der 'weiche Unterleib' ist, wie viele russische Analytiker es nennen."
Aufgrund der geografischen Lage Tadschikistans und den daraus resultierenden russischen außenpolitischen Interessen wurde dieses Verhältnis gewählt. Der Titel dieser Arbeit "Die russisch-tadschikischen Beziehungen: eine prozessuale Analyse" könnte den Trugschluss zulassen, dass es im Kommenden um außenpolitische Entscheidungsprozesse in den Beziehungen zwischen Russland und Tadschikistan gehen würde, jedoch geht es darum, das Verhältnis selbst als einen Prozess und einer dynamischen Entwicklung zu verstehen. Das Ziel dieser Arbeit ist es, das russisch-tadschikische Verhältnis der letzten 22 Jahre rückblickend zu betrachten, um die zentrale Forschungsfrage zu beantworten:
Haben sich die russisch-tadschikischen Beziehungen in den letzten 22 Jahren ökonomisiert?
Es ergeben sich daraus zwei Teilfragen, deren Beantwortung notwendig für die Bearbeitung dieser Fragestellung ist:
1) Gab es einen oder mehrere Schwerpunkte in den russisch-tadschikischen Beziehungen und unterlagen diese einem Wandel?
2) Unter der Prämisse, dass es einen Wandel gab: Warum kam es zu einer Verschiebung der Schwerpunkte in dem russisch-tadschikischen Verhältnis?
Christian Wipperfürth unterstreicht die Aktualität hinsichtlich dieser Problemstellung mit Blick auf den wirtschaftlichen Teil des bilateralen Verhältnisses, denn er spricht von einer "[…] zunehmenden Ökonomisierung internationaler Politik […]". Es ist nicht ausreichend, nur die Außenhandelsbeziehungen zwischen den Staaten zu erfassen, sondern das Erkenntnisinteresse liegt darin, eine Ökonomisierungstendenz in dem Gesamtverhältnis zu untersuchen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemaufriss
- Aufbau der Arbeit und Forschungsthesen
- Forschungsstand
- Grundlegende Begriffe und theoretische Verortung
- Außenpolitik
- Sicherheit
- Wohlfahrt
- Herrschaft
- Zusammenfassung und Kritik
- Grundzüge der Außenpolitik
- Die Russische Föderation
- Die Akteure russischer Außenpolitik
- Die Gemeinschaft unabhängiger Staaten
- Determinanten russischer Außenpolitik
- Russische Außenpolitik gegenüber Zentralasien
- Zwischenfazit I
- Die Republik Tadschikistan
- Akteure tadschikischer Außenpolitik
- Die außenpolitischen Beziehungen zu den zentralasiatischen Nachbarstaaten
- Determinanten tadschikischer Außenpolitik
- Zwischenfazit II
- Die russisch-tadschikischen Beziehungen von 1990-2012
- Die Jahre 1990-1992: Außenpolitische Identitätsfindung und Unabhängigkeit
- Die Jahre 1992-1997: Der Bürgerkrieg in Tadschikistan
- Die Jahre 1997-2006: Souveränitätsgewinn Tadschikistans und Beginn der Arbeitsmigration
- Die Jahre 2006 bis 2012: Wohlfahrt und wirtschaftliche Kooperation
- Der Wandel der russisch-tadschikischen Beziehungen
- Ein Rückblick auf das russisch-tadschikische Verhältnis 1990 bis 2012
- Ausblick: Die Beziehungen zwischen Russland und Tadschikistan
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die russisch-tadschikischen Beziehungen von 1990 bis 2012 und analysiert deren Entwicklung als dynamischen Prozess. Das Ziel ist es, die Frage zu beantworten, ob und wie sich die Beziehungen in den letzten 22 Jahren ökonomisiert haben. Die Arbeit beleuchtet dabei verschiedene Aspekte des bilateralen Verhältnisses, um die zentralen Forschungsfragen zu beantworten.
- Identifizierung von Schwerpunkten in den russisch-tadschikischen Beziehungen und deren Wandel
- Analyse der Ursachen für die Verschiebung von Schwerpunkten
- Untersuchung der Ökonomisierungstendenz im russisch-tadschikischen Verhältnis
- Erarbeitung eines umfassenden Verständnisses der Entwicklung des bilateralen Verhältnisses
- Bedeutung Tadschikistans für die Stabilität in Zentralasien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der russisch-tadschikischen Beziehungen ein und stellt die zentrale Forschungsfrage sowie die Teilfragen vor. Das zweite Kapitel definiert grundlegende Begriffe und theoretische Konzepte der Außenpolitik, um die Analyse der Beziehungen zu fundieren. Das dritte Kapitel beleuchtet die Grundzüge der Außenpolitik Russlands und Tadschikistans, indem es auf die jeweiligen Akteure, Determinanten und die Beziehungen zu den Nachbarstaaten eingeht.
Die Kapitel vier und fünf analysieren die russisch-tadschikischen Beziehungen in verschiedenen Zeiträumen von 1990 bis 2012. Dabei werden die jeweiligen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen sowie die Veränderungen im Verhältnis der beiden Staaten betrachtet. Das Kapitel fünf fokussiert auf den Wandel der Beziehungen und zeichnet ein Bild der Entwicklungen in den letzten 22 Jahren.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den russisch-tadschikischen Beziehungen, Zentralasien, Außenpolitik, Sicherheit, Wohlfahrt, Herrschaft, Ökonomisierung, Determinanten, Akteure, Bürgerkrieg, Arbeitsmigration, wirtschaftliche Kooperation, Stabilität, Afghanistan.
- Citar trabajo
- Anonym (Autor), 2014, Die russisch-tadschikischen Beziehungen von 1990 bis 2012. Eine prozessuale Analyse, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/303694