Rechtsextremismus galt in Deutschland lange Zeit als Nachwirkung des »Dritten Reiches« und als Aktivitäten »Ewiggestriger«. Spätestens jedoch seit November 2011, mit Bekanntwerden der Mordserie der rechtsextremen »Terrorzelle NSU« – deren Mitglieder allesamt aus Thüringen stammen – wurde Rechtsextremismus für die breite Bevölkerung wieder zu einer wahrnehmbaren und gegenwärtigen, realen Bedrohung. Problematisch ist jedoch, dass es rechtsextreme Handlungen waren, durch welche dieses Phänomen plötzlich wieder präsent wurde und sich dadurch zugleich der Fokus von rechtsextremistischen Einstellungen (im folgenden als rex. Einst. abgekürzt), als mögliche gesellschaftliche Bedrohung entfernte, ja wahrscheinlich nie bzw. nur unzureichend in diese Richtung ausgerichtet war.
Infolge dessen stellt sich die Leitfrage, in welchem Ausmaß rex. Einst. innerhalb der Thüringer Bevölkerung (im folgenden als Thür. Bev. abgekürzt) gegenwärtig vorzufinden sind und inwiefern sich aus diesen Ergebnissen ableiten lässt, ob dies ein »gesellschaftliches Randproblem« oder doch ein »gesamtgesellschaftliches Problem« darstellt.
Im ersten Teil dieser Arbeit wird über die Merkmalsausprägungen des politischen Extremismus ein theoretisches Grundgerüst konstruiert, um an die Begrifflichkeit Rechtsextremismus heranzuführen. Der Terminus wird sodann zur Schaffung eines permanenten Bezugsrahmens per definitionem – konkretisiert auf die Einstellungsebene – dargestellt und zugleich die Notwendigkeit einer Differenzierung zwischen Handlungs- und Einstellungsebene aufgezeigt. Im Anschluss wird die Mehrdimensionalität rex. Einst. vorgestellt und bewertet.
Im zweiten Teil werden grundlegende Probleme empirischer Studien über rex. Einst., i.F. von Ergebnis verzerrenden Faktoren beleuchtet. Darauf folgt eine interpretierende Auswertung der Ergebnisse des „Thüringen-Monitor 2012“. Im Anschluss sollen ein individualisierungstheoretischer Ansatz sowie ein politischer Einflussfaktor erklären helfen, welche Ursachen die Genese rex. Einst. beeinflussen können.
Der dritte Teil widmet sich möglichen Strategien gegen rex. Einst. Hierzu wurde ein leitfadengestützes Interview mit einer Beraterin in einem Verein gegen Rechtsextremismus geführt, zusammengefasst und ausgewertet.
Im vierten und letzten Teil, wird auf Basis der zuvor gewonnenen Erkenntnisse diskutiert, ob es sich bei der Verbreitung von rex. Einst. unter der Thür. Bev. ''nur'' um ein gesellschaftliches Randproblem handelt oder nicht.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Begrifflichkeiten und theoretische Grundlagen
- 2.1 Merkmale des politischen Extremismus
- 2.2 Rechtsextremismus per definitionem – konkretisiert auf die Einstellungsebene
- 2.3 Die Mehrdimensionalität rechtsextremer Einstellungen
- 3. Rechtsextreme Einstellungen unter Thüringer Bürgern
- 3.1 Grundlegende Probleme empirischer Studien über rechtsextreme Einstellungen
- 3.2 Auswertende Interpretation der Ergebnisse des „Thüringen-Monitor 2012“ – bezüglich rechtsextremer Einstellungen
- 3.3 Genese rechtsextremer Einstellungen
- 3.3.1 Individualisierungstheoretischer Ansatz
- 3.3.2 Politischer Einflussfaktor
- 4. Strategien gegen rechtsextreme Einstellungen
- 4.1 Strategien von
- 4.2 Zusammenfassung des leitfadengestützten Interviews
- 4.3 Auswertung des Interviews
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit befasst sich mit dem Phänomen des Rechtsextremismus in Thüringen und analysiert die Verbreitung rechtsextremer Einstellungen in der Thüringer Bevölkerung. Ziel ist es, die aktuelle Situation im Kontext der regionalen Entwicklung zu beleuchten und zu bewerten, ob es sich um ein „gesellschaftliches Randproblem“ oder ein „gesamtgesellschaftliches Problem“ handelt.
- Definition und Merkmale von Rechtsextremismus
- Empirische Forschung zu rechtsextremen Einstellungen in Thüringen
- Genese rechtsextremer Einstellungen: Individualisierungstheorie und politische Faktoren
- Strategien zur Bekämpfung rechtsextremer Einstellungen
- Analyse des „Thüringen-Monitor 2012“ und vergleichende Betrachtung mit Ost-West-Vergleichen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Rechtsextremismus in Deutschland und speziell in Thüringen ein. Kapitel 2 definiert den Begriff des Rechtsextremismus, beleuchtet die Merkmale des politischen Extremismus und analysiert die Mehrdimensionalität rechtsextremer Einstellungen. Kapitel 3 untersucht die Verbreitung rechtsextremer Einstellungen unter Thüringer Bürgern. Hierbei werden die Ergebnisse des „Thüringen-Monitor 2012“ ausgewertet und die Genese rechtsextremer Einstellungen im Kontext von Individualisierungstheorie und politischen Einflussfaktoren beleuchtet. In Kapitel 4 werden Strategien zur Bekämpfung rechtsextremer Einstellungen vorgestellt, wobei ein leitfadengestütztes Interview mit ausgewertet wird.
Schlüsselwörter
Rechtsextremismus, Thüringen, Einstellungen, „Thüringen-Monitor 2012“, Genese, Individualisierungstheorie, politische Einflussfaktoren, Strategien, Bekämpfung.
- Quote paper
- Ronny Hellesch (Author), 2013, Rechtsextreme Einstellungen innerhalb der Thüringer Bevölkerung. Ein gesellschaftliches Randproblem?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/303899