Lachen gehört zur leichten Muse. Lachen amüsiert, erheitert und löst Spannungen auf. Aber zu allen positiven Attributen des Lachens gehören immer auch die negativen. Lachen kann verletzen und bösartig sein. Lachen bezieht sich immer auf einen physischen Prozess und auf zwischenmenschliche Relationen. Lachen hat soziale und politische Implikationen. Lachen ist ein politisches Instrument.
Beim Lachen wird die logische Erkenntnis unseres reflexiven Weltverständnisses betrogen und unterminiert. Andererseits ist das Lachen ein wesentlicher Bestandteil der Intelligenz des Menschen. Wir schätzen einfallsreiche und humoristische Menschen. Wir finden humorlosen Menschen langweilig. Gute Witze zeugen für einen aufgeweckten, schnell und scharf reagierenden Verstand. Aber ein guter Witz kann gleichzeitig auch nur Blödsinn enthalten. Lachen ist immer ambivalent.
Als Analysegegenstand wähle ich einerseits ästhetische Produkte des Lachens wie den Schwank, die Satire, das Groteske, Phantastische und Absurde. Andererseits analysiere ich die kontextuellen Situationen, in denen sich Lachen ereignet. Die hieraus gewonnen Erkenntnisse verknüpfe ich mit philosophischen Erkenntnisprozessen und den pädagogischen Methoden, die Kreativität des Menschen in der Erziehung zu nutzen.
Lachen ereignet sich in einem Spannungsgefälle. Ohne Spannung entsteht kein Lachen. Die Spannung entsteht zwischen zwei Punkten, die nicht miteinander vereint werden können. Der Prozess, um dies zu erreichen, ist mit einem Zerstören von Strukturen verbunden. Der Witz startet im Inkongruenten, in Zwei- und Mehrdeutigkeiten, in Missverständnissen und im Blödsinn. Das Lachen beinhaltet eine erkenntnismäßige Kraft. Eine durchgehende Frage der gesamten Arbeit ist, wie und auf welcher Art und Weise ich Kenntnis von Welt durch und mit dem Lachen erhalten? Diese Frage analysiere ich an Modellen des Schwanks, der Satire, der Groteske und an Produkten des Phantastischen und Absurden.
Der Prozess der intellektuellen Erkenntnis ist ein das Bewusstsein erweiternder Prozess. Hier liegt das aktuelle Lernpotential des Lachens, denn im Lachen erkennen wir emotional das Paradox der Wirklichkeit, wie sie sich im Menschen bildet. Dies kann mit ihren einzelnen Bestandteilen der sensuellen Erfahrung von Welt nicht als eine logische Einheit erfasst werden. Das wird besonders in der Welt des Grotesken, Phantastischen und Absurden aktualisiert.
Der Moment des Lachens ist eine emotionale Erkenntnis.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung
- Zielsetzung und Themenschwerpunkte
- Kapitel 1: Farce als Modell für Komödien
- Kapitel 2: Transformationsprozesse der Satire
- Kapitel 3: Produkte von Fantasien und das absurde Theater
- Kapitel 4: Der Rezipient im institutionalisierten Theater vs. der Rezipient im Theater und Drama in der Bildung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Dissertation untersucht, wie Wissen über die Welt durch Lachen geschaffen wird. Die Arbeit verfolgt eine grundlagenorientierte Forschungsfrage und analysiert die Struktur von Lachprodukten in verschiedenen dramatischen Formen. Die zentralen Fragen betreffen strukturelle Prozesse und deren Anwendung in der Bildung, insbesondere im Dramaunterricht.
- Strukturelle Analyse von Lachprodukten in verschiedenen theatralischen Genres
- Die ambivalente Natur des Lachens: Manipulation und Paradox
- Anwendung der Erkenntnisse in der Bildung, speziell im Dramaunterricht
- Interdisziplinäre Betrachtung aus pragmatischer und transzendentaler kognitiver Philosophie
- Analyse von Farce, Satire, fantastischem und absurdem Theater
Zusammenfassung der Kapitel
Zusammenfassung: Die Dissertation untersucht die Frage, wie Wissen über die Welt durch Lachen geschaffen wird. Sie analysiert vier Modelle: Farce, Satire, fantastisches und absurdes Theater, und den Unterschied zwischen Rezipienten im institutionalisierten Theater und im Bildungskontext. Die Arbeit argumentiert, dass Lachen ambivalent ist – sowohl Manipulation als auch Paradox – und dass es zwar strukturell kalkulierbar ist, die Gründe für das Lachen oft unbewusst bleiben. Die theoretische Grundlage ist interdisziplinär, basierend auf pragmatischer und transzendentaler kognitiver Philosophie.
Kapitel 1: Farce als Modell für Komödien: Dieses Kapitel analysiert die Farce als ein Modell für Komödien, wobei "Der Raub der Sabinerinnen" von Franz und Paul Schönthan als Paradebeispiel dient. Es untersucht die spezifischen strukturellen Elemente der Farce, die zum Lachen führen, und wie diese Elemente im Kontext der Komödie funktionieren. Der Fokus liegt auf der Erforschung der komischen Mechanismen und ihrer Wirkung auf das Publikum.
Kapitel 2: Transformationsprozesse der Satire: Dieses Kapitel befasst sich mit den Transformationsprozessen der Satire, anhand von George Bernard Shaws "Arms and the Man". Es untersucht, wie Satire gesellschaftliche Veränderungen anstrebt und dabei verschiedene Formen annehmen kann, ohne eine eigene spezifische Struktur zu besitzen. Die Analyse konzentriert sich auf die Dynamik zwischen dem satirischen Werk und dem Rezipienten, da die Wirkung der Satire von dessen Akzeptanz der Herausforderung abhängt.
Kapitel 3: Produkte von Fantasien und das absurde Theater: In diesem Kapitel werden die Werke von Tove Jansson als Paradebeispiel für fantastische und absurde Welten analysiert. Die Analyse konzentriert sich auf die Konstruktion ästhetischer fiktionaler Welten und deren Anwendung im Theater und Dramaunterricht. Es geht um die Frage, wie diese Welten aufgebaut sind und wie man dieses Wissen für pädagogische Zwecke nutzen kann.
Kapitel 4: Der Rezipient im institutionalisierten Theater vice versa der Rezipient in Theater und Drama in der Bildung: Dieser Abschnitt vergleicht den Rezipienten im institutionalisierten Theater mit dem Rezipienten im Theater- und Dramaunterricht. Es werden die Unterschiede in der Rezeption, der Interaktion und der Wirkung des Theaters auf die jeweiligen Rezipientengruppen untersucht. Die Analyse beleuchtet die spezifischen Kontextbedingungen und deren Einfluss auf das Verständnis und die Interpretation der dargestellten Inhalte und die Auslösung von Lachen.
Schlüsselwörter
Phänomenologie des Lachens, Spannung, Struktur in ästhetischen Werken, Satire, Ironie, Groteske, Absurdität, Paradox in der kognitiven Wahrnehmung, Drama in der Bildung.
Häufig gestellte Fragen zur Dissertation: Wissensschaffung durch Lachen im Theater
Was ist das zentrale Thema der Dissertation?
Die Dissertation untersucht, wie Wissen über die Welt durch Lachen geschaffen wird. Sie analysiert die Struktur von Lachprodukten in verschiedenen dramatischen Formen und deren Anwendung im Bildungskontext, insbesondere im Dramaunterricht.
Welche dramatischen Formen werden analysiert?
Die Arbeit analysiert vier Modelle: Farce, Satire, fantastisches und absurdes Theater. Konkrete Beispiele umfassen "Der Raub der Sabinerinnen" (Schönthan), "Arms and the Man" (Shaw) und Werke von Tove Jansson.
Welche Forschungsfragen werden behandelt?
Zentrale Fragen betreffen strukturelle Prozesse im Lachen, die ambivalente Natur des Lachens (Manipulation und Paradox), die Anwendung der Erkenntnisse in der Bildung und eine interdisziplinäre Betrachtung aus pragmatischer und transzendentaler kognitiver Philosophie.
Wie wird die Farce untersucht?
Kapitel 1 analysiert die Farce, anhand von "Der Raub der Sabinerinnen", um die spezifischen strukturellen Elemente zu identifizieren, die zum Lachen führen und wie diese in Komödien funktionieren.
Wie wird die Satire untersucht?
Kapitel 2 untersucht die Transformationsprozesse der Satire anhand von George Bernard Shaws "Arms and the Man". Der Fokus liegt auf der Dynamik zwischen dem satirischen Werk und dem Rezipienten und der Abhängigkeit der Wirkung von dessen Akzeptanz.
Wie werden fantastisches und absurdes Theater behandelt?
Kapitel 3 analysiert Werke von Tove Jansson als Beispiele für fantastische und absurde Welten. Der Fokus liegt auf der Konstruktion solcher Welten und deren Anwendung im Theater- und Dramaunterricht.
Wie wird der Rezipient betrachtet?
Kapitel 4 vergleicht den Rezipienten im institutionalisierten Theater mit dem im Theater- und Dramaunterricht. Untersucht werden Unterschiede in der Rezeption, Interaktion und Wirkung des Theaters auf die jeweiligen Gruppen.
Welche theoretische Grundlage liegt der Dissertation zugrunde?
Die theoretische Grundlage ist interdisziplinär und basiert auf pragmatischer und transzendentaler kognitiver Philosophie.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Dissertation?
Schlüsselwörter sind: Phänomenologie des Lachens, Spannung, Struktur in ästhetischen Werken, Satire, Ironie, Groteske, Absurdität, Paradox in der kognitiven Wahrnehmung, Drama in der Bildung.
Welche Zusammenfassung bietet die Dissertation?
Die Dissertation untersucht, wie Wissen durch Lachen geschaffen wird, analysiert vier Modelle (Farce, Satire, fantastisches und absurdes Theater) und den Unterschied zwischen Rezipienten im institutionalisierten Theater und im Bildungskontext. Lachen wird als ambivalent (Manipulation und Paradox) beschrieben, strukturell kalkulierbar, aber oft mit unbewussten Gründen.
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- Dr. phil. MA Heide Marie Herstad (Author), 2001, Das Lachen. Struktur und Kontext von Lachprodukten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/304009