In der vorliegenden Hausarbeit werde ich mich, im Rahmen des Seminars „Der Täter als Ermittler“ im Modul 9: „Themen und Motive“, mit dem Thema „Regeln des Kriminalromans“ und den gattungsrelevanten Strukturelementen beschäftigen und diese anhand des Buches „Alibi“ von Agatha Christie konkretisieren. Das Motiv des „Täters als Ermittler“ zieht sich wie ein roter Faden durch die Chroniken der Literaturgeschichte, wobei es in den meisten Fällen situativ modifiziert und zeitgemäß angepasst wurde. In der Gattung der Kriminalliteratur, genauer gesagt der Untergattung der Detektivromane, ist es jedoch ein absolutes Novum gewesen den Ermittler oder seinen Helfer und die Rolle des Mörders in einer Person zu vereinen. Solche Neuheiten können den Leser erschüttern und es erschweren die Ermittlung des Täters nach rationalen Maßstäben zu vollziehen. Viele Leser präferieren diese Gattung, weil sie eine simple Unterhaltung suchen, andere hingegen, weil sie den Wetteifer mit dem Detektiv als Ausgleich zu ihrem Alltag verstehen und die Partizipation am Ermittlungsgang schätzen. Letztere werden über die Wendung des Romans sicherlich überrascht gewesen sein. Darüber hinaus gibt es, wie in jeder literarischen Gattung, einige mehr oder minder konstante Elemente, welche in diesem konkreten Gattungskontext der Dreiklang aus Verbrechen, Fahndung und der Festnahme sind. Situativ werden diese Strukturelemente von diversen stark veränderbaren Elementen wie dem Mordmotiv, dem Personenkreises und der Lokalität begleitet. Tendenziell teilen jedoch all diese Konstanten und auch Variablen die Besonderheit in Form eines Stoffes oder Motivs durch Modifikation oder Adaption, unzählige Male wiederverwendet werden zu können. Unweigerlich kommt es deshalb bei der enormen Mannigfaltigkeit der Gattung auch zu Redundanz oder Formen des geistigen Plagiats. Doch wie gewährleistet man Gerechtigkeit innerhalb eines Genres, das zwischenzeitig wie kaum ein anderes kommerziell ausgeschlachtet wurde? Außerdem stellte sich die Frage, wie ein gewisser Standard hinsichtlich des Niveaus konserviert werden konnte, als immer mehr Autoren auf den Markt drängten und versuchten ihre Ideen zu publizieren. Auf eine automatische Selbstregulation seitens der Schriftsteller oder des Marktes war nicht zwingend zu hoffen. Allenfalls war ein Gelingen also durch Reglementierungen und Konventionen einschlägig geschätzter Persönlichkeiten des Fachbereiches möglich.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fragestellung und Bearbeitungskontext
- Untersuchungsgegenstand und Forschungskontext
- Kriminalroman
- Thriller/Reißer
- Detektivroman
- Forschungshistorie und Popularität
- Elemente und Strukturen des Idealtypischen Detektivromans
- Inhaltliche Elemente der Handlung und deren Struktur
- Variable und konstante Elemente des Detektivromans
- Die Regeln des Kriminalromans - Gattungskonventionen
- Ronald Knox - Detective Story Decalogue
- Regelwerk des S.S. Van Dine - 20 Rules for writing detective stories
- Kommentar, Wertung und Einfluss der Gattungskonventionen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit untersucht die „Regeln des Kriminalromans“ und deren gattungsrelevante Strukturelemente anhand des Buches „Alibi“ von Agatha Christie. Sie befasst sich mit dem Motiv des „Täters als Ermittler“ und analysiert, wie dieses Motiv in der Gattung der Detektivromane neuartige narrative Möglichkeiten eröffnet. Die Arbeit befasst sich außerdem mit den gattungsspezifischen Konventionen des Kriminalromans und deren Einfluss auf die Gestaltung von Kriminalgeschichten.
- Die Entwicklung und Bedeutung des Motivs „Täter als Ermittler“ in der Kriminalliteratur.
- Analyse der gattungsspezifischen Regeln und Konventionen des Kriminalromans.
- Untersuchung des Einflusses dieser Regeln auf die Gestaltung von Kriminalgeschichten.
- Bewertung der Funktionalität und Notwendigkeit von Gattungsnormen im Kriminalroman.
- Analyse der Intentionen und Effekte von Agatha Christies Vorgehen in „Alibi“ im Kontext der gattungsspezifischen Regeln.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der „Regeln des Kriminalromans“ ein und stellt die Fragestellung der Arbeit vor. Sie analysiert die Relevanz des Motivs „Täter als Ermittler“ und erläutert die spezifische Herausforderung, die dieses Motiv für die Gattung der Detektivromane darstellt. Das zweite Kapitel beleuchtet den Untersuchungsgegenstand und den Forschungskontext. Es definiert den Kriminalroman, den Detektivroman und den Thriller/Reißer und grenzt diese Gattungen voneinander ab. Darüber hinaus wird auf die Forschungshistorie und die Popularität dieser Genres eingegangen. Das dritte Kapitel analysiert die Regeln des Kriminalromans und die wichtigsten Gattungskonventionen. Es befasst sich mit den „Zehn Regeln des fairen Kriminalromans“ von R. A. Knox und den „20 Rules for writing detective stories“ von S.S. Van Dine. Abschließend werden die Auswirkungen dieser Regeln auf die Gestaltung von Kriminalgeschichten diskutiert.
Schlüsselwörter
Kriminalroman, Detektivroman, Thriller/Reißer, Gattungskonventionen, „Detective Story Decalogue“, „20 Rules for writing detective stories“, Agatha Christie, „Alibi“, Täter als Ermittler, Motiv, Spannung, Deduktion, Analyse, Rekonstruktion.
- Arbeit zitieren
- Andreas Stegmann (Autor:in), 2015, Gattungskonventionen und Strukturelemente im Kriminalroman. Eine Analyse von Agatha Christies „Alibi“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/304055