Die Novelle „Pankraz der Schmoller“ von Gottfried Keller, als erste Geschichte des Novellen – Zyklus „Die Leute von Seldwyla“ 1856 erschienen, lässt sich in ihrer Intension und Bedeutung schwer fassen. Von den vielfältigen Möglichkeiten, sich der Novelle zu nähern und sie für sich zu begreifen, wird hier versucht, die Märchensymbolik der Novelle zu erkennen und auch zu entschlüsseln: Die auffälligen Verweise und Verwandtschaften der Novelle zu der Märchengattung sind sicher nicht unbeabsichtigt. Sowohl der Erzählstil als auch die Verwendung der Zahlen - die sich jedoch vor allem auf den Beginn der Geschichte konzentrieren - sind Indizien für einen dem Autor nicht nur bekannte, sondern möglicherweise auch bewusste Verwendung von Märchenelementen, die eine bewusste oder unbewusste Verbindung schaffen, deren Ursache herausgefunden werden soll.
Hierbei bietet sich ein Vergleich mit den "Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm – die durch ihre Sammlung den Begriff 'Märchen' in ihrer gewohnten Form erstmalig definierten und prägten - sowie mit der ebenfalls dem 'Seldwyla – Zyklus' entstammenden Novelle „Spiegel das Kätzchen“ an, da diese Novelle ein von Keller geschriebenes Märchen ist. Gerade im Vergleich mit diesem Märchen lässt sich deutlich nachvollziehen, inwieweit „Pankraz der Schmoller“ von Märchenelementen durchdrungen ist.
Die Problematik, sich Kellers Werk durch die Parallelen zur Märchenstruktur zu nähern, ist bekannt: Theo Loosli, Theo (Fabulierkunst und Defiguration, S. 378) schrieb: „Häufig tauchen Topoi aus dem Märchen, aus volkstümlicher Literatur, aus Romanzen und Heftchenromanen auf: Es bleibt unsicher, ob dieser bunte Lesestoff parodiert wird, oder ob er als anbiedernder, verharmlosender Erwartungshorizont weiterwirkt. Keller wird somit zu einem erstaunlich vielschichtigen Erzähler. Er liebt Anspielungen, er bewegt sich mit seiner Auffassung der 'Dialektik der Kulturbewegung' durchaus im selbstreflexiven Bereich der Intertextualität, aber er kann auch sehr selbstsicher und naiv wirken. Immer wieder ergötzt er sich zum Beispiel an Detailbeschreibungen.“
Dennoch ist die hier angewendete Methode wirksam, da gerade durch die Präsenz oder auch Nicht – Präsenz von bestimmten Elementen der Stoff an sich fassbarer wird. „Pankraz der Schmoller“ wurde noch nicht unter dem Aspekt der Märchenhaftigkeit untersucht. Sicherlich wird daher mit dieser Arbeit ein neuer Blickpunkt auf dieses Werk gegeben.
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Vorbetrachtung
- Annäherung an das Werk: Der phantastische Realist
- Inhaltsbeschreibung
- Das Märchen
- Ort, Personen, Zeitangaben
- Pankraz
- Esther
- Die Zahlensymbolik
- Vergleich mit dem „Märchen von einem der auszog das Fürchten zu lernen“
- Vergleich mit Kellers Novelle „Spiegel, das Kätzchen“
- Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit Gottfried Kellers Novelle „Pankraz der Schmoller“ und analysiert ihre Märchensymbolik. Ziel ist es, die bewusste oder unbewusste Verwendung von Märchenelementen in der Novelle zu entschlüsseln und ihre Auswirkungen auf die Erzählung zu beleuchten.
- Märchensymbolik in Kellers Werk
- Vergleich mit den „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm
- Vergleich mit Kellers Novelle „Spiegel, das Kätzchen“
- Analyse von Zahlen- und Orts-Symbolen
- Kellers „poetischer Realismus“ und seine phantastischen Elemente
Zusammenfassung der Kapitel
- Vorbetrachtung: Die Einleitung stellt „Pankraz der Schmoller“ als eine vielschichtige Novelle vor, die sich mit ihrer Mehrdeutigkeit Interpretationen erschließt. Die Arbeit konzentriert sich auf die Märchensymbolik als einen Aspekt dieser Vielschichtigkeit.
- Annäherung an das Werk: Der phantastische Realist: Dieses Kapitel beleuchtet Kellers Hang zur Phantastik und zeigt, wie diese in seinen frühen Lebenserfahrungen verwurzelt ist. Es wird dargelegt, dass Kellers „poetischer Realismus“ phantastische Elemente enthält, die in „Pankraz der Schmoller“ besonders deutlich werden.
- Inhaltsbeschreibung: Dieser Abschnitt gibt einen kurzen Überblick über die Handlung der Novelle, ohne dabei wesentliche Details oder den Ausgang zu verraten.
- Das Märchen: Dieses Kapitel betrachtet verschiedene Aspekte der märchenhaften Elemente in der Novelle, darunter Ort, Personen und Zeitangaben. Insbesondere werden die Figuren Pankraz und Esther im Hinblick auf ihre märchenhaften Eigenschaften analysiert.
- Die Zahlensymbolik: Dieses Kapitel analysiert die Verwendung von Zahlen in „Pankraz der Schmoller“ und untersucht ihre symbolische Bedeutung im Kontext der Märchengattung.
- Vergleich mit dem „Märchen von einem der auszog das Fürchten zu lernen“: Hier werden Parallelen und Unterschiede zwischen Kellers Novelle und dem Grimm’schen Märchen aufgezeigt, um die Verwendung von Märchenelementen in „Pankraz der Schmoller“ besser zu verstehen.
- Vergleich mit Kellers Novelle „Spiegel, das Kätzchen“: Dieser Abschnitt vergleicht „Pankraz der Schmoller“ mit Kellers eigenem Märchen „Spiegel, das Kätzchen“, um die durchgängigen märchenhaften Elemente in seinem Werk zu verdeutlichen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe dieser Arbeit sind: Gottfried Keller, „Pankraz der Schmoller“, Märchensymbolik, phantastischer Realismus, „Kinder- und Hausmärchen“, Brüder Grimm, „Spiegel, das Kätzchen“, Zahlensymbolik, Intertextualität.
- Citation du texte
- Franziska Irsigler (Auteur), 2003, Keller als phantastischer Realist - Die Märchensymbolik in Gottfried Kellers Novelle "Pankraz der Schmoller", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30473