Wie beeinflussen Einkommen, Bildung und Civic Skills das politische Handeln? Eine Regressionsanalyse der Daten des ALLBUS 2008


Trabajo Escrito, 2012

20 Páginas, Calificación: 2,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theorie
2.1 Politische Partizipation
2.2 Determinanten politischer Partizipation

3. Operationalisierung
3.1 Abhängige Variable: Politische Partizipation
3.2 Unabhängige Variablen
3.2.1 Einkommen
3.2.2 Bildung
3.2.3 Mitgliedschaft
3.2.4 Freizeitaktivitäten

4. Datenauswertung

5. Fazit

6. Literatur

7. Anhang: Do File

1. Einleitung

Grundlegend für jede Demokratie ist die Beteiligung der Bürger und Bürgerinnen am politischen Geschehen. Die politische Partizipation dient der Bevölkerung dazu, auf die Entscheidungen der Politik im Handlungsrahmen der Gesellschaft Einfluss zu nehmen. Die Einflussnahme findet freiwillig statt und dadurch entstehen Schwankungen in dem Grad der Beteiligung zwischen einzelnen Personen.

In dieser Arbeit werden Faktoren ermittelt, die die politische Partizipation von Individuen beeinflussen. Die Fragestellung lautet: Beeinflusst die Verfügbarkeit über bestimmte Ressourcen das politische Handeln von Akteuren? Im Konkreten wird dabei der Einfluss von Einkommen, Bildung und Civic Skills auf die unkonventionelle legale politische Partizipation untersucht. Anhand einer Regressionsanalyse der Daten des ALLBUS 2008 (GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften 2011) wird der Einfluss der Determinanten auf die politische Partizipation getestet.

Zunächst werden dazu im zweiten Kapitel theoretische Überlegungen dargestellt. Im Abschnitt 2.1 wird politische Partizipation definiert und die unterschiedlichen Arten von politischer Beteiligung beschrieben. Anschließend werden auf Grundlage des Civic-Voluntarism Modell von Verba et al. (1995) drei Determinanten herausgearbeitet, die die Beteiligung von Akteuren an dem politischen Geschehen beeinflussen. Davon ausgehend wird eine Hypothese aufgestellt. In Kapitel 3 folgt die Operationalisierung der abhängigen und unabhängigen Variablen auf Grundlage der Daten des ALLBUS 2008 (GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften 2011). Zur Ermittlung der abhängigen Variable dient eine Faktorenanalyse. Die Datenauswertung mit Hilfe der Regressionsanalyse wird in Kapitel 4 beschrieben. Abschließend werden noch einmal alle Ergebnisse dieser Arbeit zusammengefasst dargestellt, um somit Aussagen über die Fragestellung treffen zu können.

Nun folgt als nächstes der theoretische Teil dieser Arbeit. Dieser dient als Grundlage für die spätere Datenverarbeitung und -auswertung.

2. Theorie

In diesem Kapitel werden Überlegungen zu der abhängigen Variable politische Partizipation gemacht und anschließend Ressourcen ermittelt, die diese beeinflussen können. Durch diese Erkenntnisse wird eine Hypothese aufgestellt, die im Anschluss daran geprüft wird.

2.1 Politische Partizipation

Drei Merkmale sind zentral um politische Partizipation zu definieren: Erstens handelt es sich um freiwillige Handlungen, die ohne Zwang ausgeführt werden. Aufgrund des Merkmals der Freiwilligkeit ist es zunächst unsicher, ob das Wählen in Staaten mit Wahlpflicht wie Brasilien oder der Türkei nach dieser Definition eine Form der politischen Partizipation ist. Gibt es allerding trotz Wahlpflicht die Möglichkeit zwischen verschiedenen Kandidaten (bzw. Wahloptionen) zu entscheiden und ungültig zu wählen, so kann die Teilnahme an politischen Wahlen auch nach dieser Definition und bei bestehender Wahlpflicht der politischen Partizipation zugerechnet werden (vgl. Sperberg 2000, 42). Zweitens agieren dabei die Bürger, somit handelt es sich um Privatpersonen, die sich politisch beteiligen. Drittens ist das Ziel der politischen Partizipation die Einwirkung auf die Entschlüsse des politischen Systems (vgl. Gabriel & Völkl 2008, 270; van Deth 2001, 203; Lüdemann 2001, 43). Der Adressat von politischer Partizipation ist somit die Politik, welche im Handlungsrahmen der Gesellschaft für die Bevölkerung geltende Entschlüsse entwirft, entscheidet und geltend macht. Dabei definiert sich ein klar festgelegter Zweck von politischer Handlung: Die Einwirkung auf politische Schritte. Dadurch entsteht auf Seiten der partizipierenden Bürger eine politische Macht (vgl. Gabriel & Völkl 2008, 270).

In der Partizipationsforschung unterscheidet man unter anderem zwischen konventioneller und unkonventioneller politischer Beteiligung (Geißel, Brigitte & Virginia Penrose 2003, 4). Als konventionell gelten solche Handlungen, die eingebettet sind in einen institutionell präzise festgelegten Zusammenhang. Beispielsweise regelt das Wahlgesetz in Deutschland die Durchführung von Wahlen. Man spricht auch davon, dass konventionelle Partizipation herkömmliche, weit verbreitete und übliche Handlungen sind, so zum Beispiel die Mitarbeit in Parteien. Unkonventionelle Handlungen sind hingegen eher nicht herkömmlich und liegen meist außerhalb eines institutionalisierten Kontext, wie beispielsweise Demonstrationen oder Bürgerinitiativen (vgl. Geißel & Penrose 2003, 4). Beim unkonventionellen Verhalten ist zusätzlich die Differenz von legalen und illegalen Aktivitäten bedeutsam, so macht es beispielsweise einen Unterschied ob jemand an einer legalen Demonstration teilnimmt oder an einer illegalen. Zu beachten ist, dass diese Kategorien von politischen Handlungen keineswegs trennscharf und eindeutig sind (siehe Abbildung 1). Außerdem können Beteiligungsformen im Zeitverlauf ihre Bewertung ändern. In nichtdemokratischen Staaten, wie beispielsweise in den früheren Ostblockstaaten, waren nur staatlich angeordnete (Jubel-)Demonstrationen erlaubt. Andere Demonstrationen wurden gewaltsam niedergeschlagen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Systematiken politischer Partizipation (Quelle: Geißel & Penrose 2003, 5)

Es folgen im nächsten Kapitel weitere theoretische Grundlagen um partizipationsrelevante Ressourcen auszumachen und daraufhin Hypothesen in Bezug auf die Fragestellung aufzustellen.

2.2 Determinanten politischer Partizipation

Politische Partizipation vollzieht sich deutlich "nicht selbstinduziert im gesellschaftlich-politisch luftleeren Raum" (Kasse 1992, 158), sondern sie ist abhängig von Bestimmungsfaktoren. Die sozioökonomische Ressourcenausstattung eines Akteurs ist dabei einer der bedeutendste Determinanten zur Erklärung von politischer Partizipation (vgl. Ceyhan 2012, 25). Die Chance sich politisch zu engagieren wird positiv beeinflusst von der individuellen Ausstattung mit sozioökonomischen Ressourcen. Die Partizipation am politischen Entscheidungsprozess ist ein aufwändiger Akt, der den Einsatz verschiedenster Ressourcen erfordert: „There are real costs to participation“ (Verba et al. 1995, 284). Dabei ist es gleichgültig um welche Art von politischer Beteiligung es sich handelt. Sowohl bei konventioneller politischer Partizipation, als auch bei unkonventioneller politischer Teilhabe besteht ein positiver Einfluss von individueller Ressourcenstärke auf die jeweilige Form der politischen Beteiligung. Das bedeutet je höher die sozioökonomischen Ressourcen einer Person, desto stärker ist die politische Partizipation einer Person (vgl. Gabriel & Völkl 2008, 293; Lüdemann 2001, 52; Verba & Nie 1972, 125ff.).

Mitte der neunziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelten Verba et al. (1995) im Zusammenhang ihrer Studie „Voice and Equality“ das Civic-Voluntarism Modell. Dieses Modell verbindet eine hohe empirische Erklärungskraft mit theoretisch plausiblen Deutungen über den positiven Kausalzusammenhang zwischen dem sozioökonomischen Status eines Akteurs und seiner Partizipationswahrscheinlichkeit an politischen Handlungen. Es wird unter anderem davon ausgegangen, dass politische Partizipation eine aufwendige Handlung ist, die unterschiedliche Ressourcen voraussetzt, denn ohne diese kann ein Akteur nicht partizipieren. Drei Ressourcen wurden in diesen Zusammenhang definiert: Geld, Zeit und Civic Skills (vgl. Ceyhan 2012, 24f.).

Geld ist überwiegend ungleich in der Gesellschaft verteilt, unter anderem da es in seiner Höhe keine Grenze unterliegt. Als Beispiel: Bei der gleichen Geldsumme fällt es dem reichen Akteur leichter für eine Wahlkampfkampagne oder Organisation zu spenden, als dem ärmeren Akteur. Eng mit dem Einkommen eines Akteurs hängt auch seine Bildung zusammen, denn je höher die Bildung, desto mehr Geld besitzt eine Person und somit besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit auf politische Partizipation (vgl. Verba et al. 1995, 271). Die Ressource „Geld“ erfassen Verba et al. (1995, 289) auf Grundlage des Netto-Haushaltseinkommen einer Person.

Politische Partizipation erfordert außerdem Zeit. Jeder Mensch verfügt nur über ein begrenztes Zeitbudget. Daher steht politische Beteiligung in Konkurrenz zu zum Beispiel Freizeitaktivitäten. Die Stimmabgabe als Form der politischen Partizipation erfordert nur ein geringer Zeitaufwand und beansprucht gegebenenfalls auch Zeit zur Informationsbeschaffung für die Wahlentscheidung. Andere Partizipationsformen, wie beispielsweise Mitarbeit in einer Partei oder einer Freiwilligenorganisation erfordern mehr Zeitressourcen (vgl. Verba et al. 1995, 192).

Civic Skills sind unter anderem Fähigkeiten, Argumente zu formulieren, mit anderen zu diskutieren oder sich Informationen zu beschaffen und diese zu verarbeiten. Es handelt sich dabei um kommunikative und organisatorische Fertigkeiten. Innerhalb von Gruppen, Vereinen und Organisationen, aber auch durch Bildung, erwirbt man diese Fähigkeiten (vgl. Lüdemann 2001, 52).

Geht man davon aus, dass Personen, die häufig Freizeitaktivitäten ausüben auch über gewisse Civic Skills verfügen, die wiederum politische Partizipation erleichtern, dann entsteht an dieser Stelle ein Konflikt zu der zuvor genannten Ressource Zeit. Denn dann hieße es: Je öfter Freizeitaktivitäten ausgeübt werden, desto weniger Zeit steht einer Person für andere Aktivitäten, wie zum Beispiel politische Aktivitäten zur Verfügung. In diesem Fall wirken Freizeitaktivitäten als Einschränkung für politische Aktivitäten. Es scheint jedoch an dieser Stelle sinnvoller sich Lüdemann (2001, 53) anzuschließen und Freizeitaktivitäten als Ressource für politische Partizipation anzusehen. Demzufolge lautet die zu überprüfende Hypothese:

Je höher das persönliche Einkommen, je höher die Bildung, je mehr Civic Skills, desto stärker ist die politische Partizipation einer Person.

Im folgenden Kapitel wird nun die Operationalisierung der abhängigen und unabhängigen Variablen dargestellt.

3. Operationalisierung

Als Datenbasis für diese Analyse dient der ALLBUS 2008 (vgl. GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften 2011). Grundlage der Datenerhebung ist eine Zufallsstichprobe. Somit sind die Ergebnisse generell gültig. Es wurden 3469 Personen befragt. In der allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) werden seit 1980 im Zweijahresrhythmus bestimmte Verhaltensweisen und Sozialstruktur der deutschen Bevölkerung erfasst. 2008 wurden von März 2008 bis August 2008 800 Variablen erhoben. Für die Fragestellung dieser Arbeit eignet sich der ALLBUS 2008 besonders gut, da ein thematischer Schwerpunkt „politische Partizipation“ ist.

Im folgenden Abschnitt wird nun die Bildung der abhängigen Variable vorgestellt.

3.1 Abhängige Variable: Politische Partizipation

Die politische Partizipation der Befragten wurde im ALLBUS 2008 mit Hilfe von Frage 16 erfasst. Die Operationalisierung der Variablen lehnt sich an die Vorgehensweise von Lüdemann (2001) an. Es folgend die zwölf angefragten Beteiligungsformen politischer Partizipation: seine Meinung sagen, im Bekanntenkreis und am Arbeitsplatz; sich an Wahlen beteiligen; sich in Versammlungen an öffentlichen Diskussionen beteiligen; Mitarbeit in einer Bürgerinitiative; in einer Partei aktiv mitarbeiten; Teilnahme an einer nicht genehmigten Demonstration; Teilnahme an einer genehmigten Demonstration; sich aus Protest nicht an Wahlen beteiligen; aus Protest einmal eine andere Partei wählen als die, der man nahesteht; Beteiligung an einer Unterschriftensammlung; aus politischen, ethischen oder Umweltgründen Waren boykottieren oder kaufen; sich an einer Online-Protestaktion beteiligen. Die Antwortmöglichkeiten „sich an Wahlen beteiligen“ und „in einer Partei aktiv mitarbeiten“ können deutlich als konventionelle politische Partizipation bezeichnet werden. Die restlichen Beteiligungsformen werden eher der unkonventionellen politischen Partizipation zugeordnet. Frage 16 lautet im ALLBUS 2008: "Wenn Sie politisch in einer Sache, die Ihnen wichtig ist, Einfluss nehmen, Ihren Standpunkt zur Geltung bringen wollten: Welche der Möglichkeiten auf diesen Karten würden Sie dann nutzen? Was davon käme für Sie in Frage?" ("Handlung genannt" = 1; "Handlung nicht genannt" = 0). Es handelt sich hierbei um die Intention, diese Handlung in Zukunft auszuführen. In Frage 16b wird danach gefragt, welche Handlungen in den letzten zwei Jahren ausgeführt wurden ("Handlung in den letzten beiden Jahren ausgeübt" = 1; "Handlung nicht in den letzten beiden Jahren ausgeübt" = 0). Für jede einzelne Beteiligungsform wurde anschließend das Produkt aus der Handlung und der entsprechenden Intention, diese Handlung in Zukunft auszuführen, gebildet. Da die Handlungen, die in Frage 16b abgefragt werden bereits bis zu zwei Jahre vor dem Erhebungszeitpunkt ausgeführt wurden, kann es sein, dass sich die Prädiktoren, die diese Variable beeinflussen verändert haben. Man kann davon ausgehen, dass die Handlungsintentionen, die in Frage 16 abgefragt werden, beeinflusst sind von den Prädiktoren, die zum Erhebungszeitpunkt die Determinanten beeinflussen. Daher ist es von Vorteil sowohl Handlung, wie auch Handlungsintention gleichermaßen durch das Multiplizieren zu gewichten (vgl. Lüdemann 2001, 45). Zusätzlich belegen die Studien von Ajzen (1988, 117ff.), dass die Konstruktion solcher Produktvariablen sinnvoll ist, da Handlungsintentionen und die Ausführung einer Handlung stark miteinander korrelieren. Die zwölf Produktvariablen ("p1" bis "p12") haben den Wert 1, wenn eine Person die jeweilige Handlung in den letzten zwei Jahren ausgeführt hat und wenn sie diese Handlung auch in Zukunft ausführen würde.

[...]

Final del extracto de 20 páginas

Detalles

Título
Wie beeinflussen Einkommen, Bildung und Civic Skills das politische Handeln? Eine Regressionsanalyse der Daten des ALLBUS 2008
Universidad
Bielefeld University  (Soziologie)
Curso
Vertiefung Methoden - Politisches Verhalten
Calificación
2,0
Autor
Año
2012
Páginas
20
No. de catálogo
V305235
ISBN (Ebook)
9783668033504
ISBN (Libro)
9783668033511
Tamaño de fichero
485 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
einkommen, bildung, civic, skills, handeln, eine, regressionsanalyse, daten, allbus
Citar trabajo
Esther Rumohr (Autor), 2012, Wie beeinflussen Einkommen, Bildung und Civic Skills das politische Handeln? Eine Regressionsanalyse der Daten des ALLBUS 2008, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/305235

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