Mit der fortschreitenden Digitalisierung wandelten sich Formen des zivilen Ungehorsams. Eine moderne Form des Widersands bildet dabei der elektronische zivile Ungehorsam als eine Protestform im World Wide Web. Dieser orientiert sich an den traditionellen For-men des Ungehorsams und adaptierte deren Handlungen für einen Widerstand im virtuellen Raum. In jüngster Vergangenheit wurde dabei immer wieder diskutiert, ob (digitales) Whistleblowing – im speziellen die Enthüllungen Edward Snowdens – einen Akt des zivilen Ungehorsams darstellet. Snowden entzieht sich im russischen Exil einer gerichtlichen Strafe und bricht somit mit den Normen des traditionellen zivilen Ungehorsams nach John Rawls, Ma-hatma Gandhi oder Matin Luther King. Indem man sein Handeln nicht als Aktion des zivilen Ungehorsams einstuft, wird ihm jedoch gleichzeitig jegliche Legitimität seinen Tuns verweigert.
Der Akt des klassischen zivilen Ungehorsams beschreibt eine Ausnahmemethode, die stets als letztes Mittel von Bürgerinnen und Bürgern angesehen werden sollte und der von seiner inhaltlichen Begrünbarkeit, sowie von der Kraft der Gewaltfreiheit lebt. Von denjenigen die zivilen Ungehorsam ausüben, ist gewöhnlich keine Gewalt gegen Personen intendiert. Der demzufolge weitgehend ungefährliche und in den häufig sozial erlaubte Protest von Bürgerinnen und Bürgern bleibt daher in den meisten Fällen rein symbolisch. Doch kann die sym-bolische Kraft zivilen Ungehorsams ihre volle Wirksamkeit überhaupt entfalten, ohne mit – zumindest potentiell – gewaltförmigen Momenten der realen Konfrontation verknüpft zu sein? Zur Beantwortung der Frage soll im zweiten inhaltlichen Teil der Arbeit das unter-schiedliche Verständnis des Gewaltbegriffes in den Sozialwissenschaften, der Philosophie und der Rechtsprechung beleuchtet werden. In diesem Zusammenhang gilt es zu zeigen, warum es wichtig ist für einen möglichst engen Gewaltbegriff zu plädieren, der sich an Gandhis Begriff des „non-violence“ orientiert.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Whistleblowing - ein Akt des zivilen Ungehorsams?
- Das liberale Verständnis von zivilem Ungehorsam
- Der Gewaltbegriff
- Non-Violence
- Traditionelle Formen des zivilen Ungehorsams
- Elektronischer ziviler Ungehorsam
- Whistleblowing
- Die Enthüllungen Edward Snwodens
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Frage, ob Whistleblowing als eine Form des zivilen Ungehorsams betrachtet werden kann. Dabei wird das liberale Verständnis von zivilem Ungehorsam nach John Rawls analysiert, der Gewaltbegriff im Kontext des zivilen Ungehorsams beleuchtet und die traditionellen Formen des zivilen Ungehorsams sowie deren moderne Adaptionen im digitalen Raum diskutiert.
- Das liberale Verständnis von zivilem Ungehorsam nach John Rawls
- Der Gewaltbegriff und die Rolle von Gewaltfreiheit im zivilen Ungehorsam
- Traditionelle Formen des zivilen Ungehorsams und deren moderne Adaptionen im digitalen Raum
- Die Rolle von Whistleblowing als Form des zivilen Ungehorsams
- Die Enthüllungen Edward Snowdens im Kontext des zivilen Ungehorsams
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Whistleblowing - ein Akt des zivilen Ungehorsams?: Dieses Kapitel führt den Leser in die Thematik des zivilen Ungehorsams ein, mit Bezug auf die Protestbewegung Blockupy und die wachsende Bedeutung des elektronischen zivilen Ungehorsams im digitalen Zeitalter.
- Das liberale Verständnis von zivilem Ungehorsam: Dieses Kapitel untersucht Rawls' Definition von zivilem Ungehorsam als eine öffentliche und gewaltlose Handlung, die im Einklang mit dem Gewissen, aber im Widerspruch zum Gesetz steht.
- Der Gewaltbegriff: Dieses Kapitel analysiert den Gewaltbegriff in den Sozialwissenschaften, der Philosophie und der Rechtsprechung und argumentiert für einen engen Gewaltbegriff, der sich an Gandhis „non-violence“ orientiert.
- Traditionelle Formen des zivilen Ungehorsams: Dieses Kapitel stellt Dworkins drei Typen des Integritäts-, Gerechtigkeits- und Inhalts-basierten Ungehorsams vor.
- Elektronischer ziviler Ungehorsam: Dieses Kapitel untersucht die neuen Formen des zivilen Ungehorsams im digitalen Raum, wie zum Beispiel virtuelle Sit-Ins und digitales Whistleblowing.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen des zivilen Ungehorsams, Whistleblowing, digitalem Widerstand, Gewaltfreiheit, John Rawls, Ronald Dworkin, Edward Snowden, Blockupy und der Europäischen Zentralbank.
- Citar trabajo
- Alexander Wittwer (Autor), 2015, Whistleblowing. Form des Zivilen Ungehorsams, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/305320