Zwei Heldinnen im Vergleich. Doña Ángela in "La dama duende" und Rosaura in "La vida es sueño"


Trabajo Escrito, 2013

15 Páginas, Calificación: 2,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Hauptteil
2.1 Die Rolle Doña Ángelas in La dama duende
2.2 Die Rolle Rosauras in La vida es sueño
2.3 Doña Ángela und Rosaura im Vergleich

3 Schlussbetrachtung

4 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Die Komödie La dama duende (deutscher Titel: Dame Kobold) und das Drama La vida es sueño (deutscher Titel: Das Leben ist Traum) des großen spanischen Poeten Pedro Calderón de la Barca handeln beide von Intrigen, von Sein und Schein, von Verwandlung und Ver­wirrung. Beide Werke haben eine weibliche Figur als Heldin.[1] In La dama duende strebt die eingesperrte Doña Ángela nach Freiheit und Liebe; in La vida es sueño kämpft die entwürdigte Rosaura für ihre Ehre als auch für die Liebe. Die im 17. Jahrhundert verfassten spanischen Stücke repräsentieren die typischen Charaktere und Themen der romanischen Dichtung des Siglo de Oro, des sogenannten Goldenen Zeitalters Spaniens, welches von 1550 bis 1680 dauerte. Doña Ángela und Rosaura als charak­­teristische Hauptfiguren der damaligen Zeit sind beide jung, attraktiv und geistreich.[2] Angetrieben von Liebe und Ehre kämpfen sie erfolgreich für ihre Ziele.[3] Die Motive der Liebe und der Ehre sind wesentliche Elemente – nicht nur in Calderóns Werken, sondern in der gesamten romanischen Literatur des Goldenen Zeitalters.[4] In dieser Hausarbeit werde ich die Rollen zweier weiblicher Hauptfiguren des spanischen Dichters Pedro Calderón de la Barca untersuchen, wobei ich nach­drücklich auf die Thematik der Liebe und Ehre zu Zeiten des Siglo de Oro eingehen werde. Zunächst befasse ich mich mit Doña Ángela und gebe einen Überblick über ihre Person in La dama duende. Im Anschluss werde ich Rosaura in La vida es sueño analysieren. Infolgedessen werde ich beide Figuren miteinander vergleichen und Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede herausarbeiten. Abschließend fasse ich die wichtigsten Aspekte der beiden Charaktere zusammen.

2 Hauptteil

2.1 Die Rolle Doña Ángelas in La dama duende

Doña Ángela wird in der Komödie La dama duende als schöne, intelligente und lebenslustige junge Frau beschrieben. Bereits im ersten Akt erfährt der Leser, dass Doña Ángela seit kurzem verwitwet ist und von ihren Brüdern, Don Juan und Don Luis, im eigenen Hause versteckt gehalten wird, um die Familienehre nicht zu gefährden, indem sie anderen Männern begegnet. Im Verlaufe des Stücks zeigt sich, dass dieser Zustand Doña Ángelas Lebensfreude jedoch keinesfalls beeinträchtigt. Die Komödie La dama duende beginnt damit, dass Doña Ángela, in Begleitung ihrer Dienerin Isabel, vor einem ihrer Brüder, Don Luis, und dessen Diener Rodrigo flieht. Zuvor schlichen sich die beiden Frauen – dicht verhüllt, um nicht erkannt zu werden – aus dem Hause, um sich verbotenerweise unter Menschen zu begeben und ein Theaterstück zu besuchen. Dabei zog die junge, schöne Doña Ángela schnell das Interesse einiger Männer auf sich, welche sie bewunderten, ihr schmeichelten und sie förmlich umringten, wobei selbst Don Luis Teil der Ansammlung war. Allerdings erkannte dieser seine Schwester aufgrund ihrer Verschleierung nicht und verfolgte sie, nachdem sie bei seinem Anblick verstummte und mit Isabel davoneilte, um ihre Identität zu schützen. Auf ihrem Wege begegnen sie Don Manuel, einem Freund von Doña Ángelas Bruder Don Juan, und dessen Diener Cosme. Aus Angst von ihrem Bruder entdeckt oder gar gefasst zu werden, bittet Doña Ángela den ihr noch unbekannten Don Manuel um Hilfe, ihre Verfolger aufzuhalten. Eilig erklärt sie ihm, dass „Ehre und Liebe [ihr] wichtig [sind]“[5] und „jener Edelmann nicht wissen soll, wer [sie ist].“[6] Die damalige „Kavalierspflicht […], der Bitte einer Dame wie einem Befehl zu gehorchen“[7] ermöglicht Doña Ángela und Isabel schließlich die Flucht. Die gesamte Szene offenbart vieles über den Charakter Doña Ángelas. Zum einen zeigt sie dem Leser, dass sie trotz des Todes ihres Ehemannes nicht ihre Lebenslust verloren hat. Zwar wird sie von ihren beiden Brüdern eingesperrt und regelrecht von der Außenwelt abgeschnitten, doch lässt sie sich ihren Frohmut und ihre Freiheit nicht gänzlich nehmen und schleicht sich aus dem Haus, um ihrem trostlosen Leben kurzzeitig zu entkommen. Zum anderen spielt die Ehre eine äußerst bedeutende Rolle. Nicht nur ihre Brüder achten auf das Ansehen der Familie, auch Doña Ángela selbst ist bewusst, wie bedeutsam dieses Thema ist. Daher verschleiert sie sich auf ihren Abenteuern sorgfältig und flüchtet übereilt nach Hause, sobald die Gefahr besteht, entdeckt zu werden. Würde man nämlich wissen, dass sie das Haus verlässt und sich öffentlich Männern zuwendet, wäre ihr ohnehin schon kontrolliertes Leben endgültig vorbei und die Ehre der Familie zerstört. Dem Leser wird im Verlaufe des Stücks mehr und mehr deutlich, wie wesentlich die Thematik der Ehre tatsächlich ist. Von der verwitweten Doña Ángela wird zu Zeiten des 17. Jahrhunderts erwartet, stets in Trauerkleidung gekleidet den Tod ihres Mannes zu betrauern, nicht etwa, sich verkleidet aus dem Hause zu schleichen, um sich mit anderen Männern zu vergnügen. Doch Doña Ángela wehrt sich gegen diese Prinzipien der damaligen Zeit und lässt sich ihre Lebensfreude nicht nehmen. Um die Ehre ihrer Familie dennoch nicht zu gefährden, akzeptiert sie dem Schein nach ihre Situation, doch achtet sie gleichzeitig auf ihren sogenannten ‚Abenteuern‘ bedächtig darauf, von niemandem erkannt zu werden. Sie erweist sich als lebensfrohe, abenteuerlustige Frau, was sich in weiteren Szenen der Komödie zeigen wird. Nach erfolgreicher Flucht vor ihrem Bruder legt Doña Ángela, zurück in ihrem Zim­mer, wieder ihre Trauerkleidung an, während sie von ihrem „Leid“[8] und ihrem „qualvolle[n] Schicksal“[9], „eingesperrt [,] ohne Freiheit“[10] leben zu müssen, wehklagt. Indessen sorgt sie sich jedoch auch um das Wohlbefinden Don Manuels, denn sie vernahm zuvor sogenanntes „Degenklirren.“[11] Sie bedauert, ihn in ihrer Einfältigkeit dazu „verpflichtet“[12] zu haben, „den Degen zu [ihrem] Schutz“[13] zu ziehen. Doña Ángela erweist sich demzufolge als mitfühlende Person, obschon sie Don Manuel nicht kennt und schon gar nicht ahnt, ihm jemals wieder zu begegnen. Dennoch sorgt sie sich um dessen Wohl und fühlt sich verantwortlich, sollte ihm bei einem vermeintlichen Kampf zu ihrem Schutz etwas zugestoßen sein. Als Don Luis seine Schwester aufsucht, um ihr von der Unbekannten (ironischerweise von ihr selbst) zu berichten, wird dem Leser deutlich, wie geistreich und humorvoll Doña Ángela tatsächlich ist. Unbeirrt rät sie ihrem Bruder, sich nicht an sogenannten „Flittchen“[14] festzuhalten, „die nichts besseres wissen, als sich auf Männer einzulassen.“[15] Obgleich Doña Ángela fürchtet, ihr Bruder hätte sie doch erkannt, verschweigt sie entschlossen die Wahrheit, spottet obendrein über ihren Bruder und verhöhnt – dem Anschein nach – genau die Sorte von Frauen, der sie selbst insgeheim angehört. Wird sie gefragt, wie sie sich beschäftige, antwortet sie ebenso gerissen und ironisch, sie würde sich stets „mit Weinen die Zeit vertreiben.“[16] Nur sie selbst und der Leser erkennen dies als halbe Wahrheit, da sie zwar trauert, jedoch eher über ihr eigenes Schicksal weint als über ihren verstorbenen Ehemann. Doña Ángela erweist sich folglich nicht nur als schelmische Abenteurerin, sondern auch als einfallsreiche Schwindlerin.

Weitere Wesenszüge Doña Ángelas zeigen sich, als sie erfährt, dass Don Manuel ein Freund von Don Juan ist und sich als Gast in deren Hause aufhält. Schlagartig verspürt Doña Ángela den „albernen Wunsch“[17], Don Manuel aufzusuchen und seinen „Einsatz“[18] zu entschädigen. Auch wenn dieser ihr noch immer fremd ist, zeigt sich Doña Ángela entschlos­sen, ihn auf unbekannte Weise für seine Hilfe zu entlohnen. Auf mysteriöse Art wie die eines Kobolds schreibt sie ihm einen Brief, in welchem sie ihre Dankbarkeit und Besorgnis um seine Gesundheit ausdrückt. Gleichzeitig weist sie ihn jedoch auf die Wichtigkeit ihres „Geheimnis[ses]“[19] hin und wiederholt ihre Worte ihrer ersten Begegnung, sie würde ansonsten „Ehre und Leben verlieren“[20], was erneut zeigt, wie wichtig ihr die Ehre tatsächlich ist. Als Don Manuel ihr sodann zurückschreibt und sie beginnen, „mit großer Bewun­derung“[21] fortwährend Briefe auszutauschen, lässt sich eine gewisse romantische Stimmung und Schwärmerei in Doña Ángela erkennen. Die anfängliche „travesura“[22] ent­wickelt sich zu einer Art „aventura“[23], welche inzwischen weit mehr als nur eine Abwechslung von „Leid und Einsamkeit“[24] ist. Wie ernst Doña Ángela die sich entwickelnde Beziehung zu Don Manuel tatsächlich wird, zeigt sich auch in ihrer „Eifersucht“[25], als sie „das Bildnis […] einer Dame“[26] in Don Manuels Zimmer findet und es später stiehlt, denn sie ist der Überzeugung, „wer [ihr] schreibt, hat nicht das Bildnis einer anderen Dame zu tragen.“[27] Sie erweist sich demnach nicht nur als treu liebende, sondern auch als stolze Frau, die weiß, was sie will und keine mögliche Konkurrenz duldet. Pflegt ein Mann Umgang mit ihr, so sei sie quasi ‚gut genug‘ und er brauche keine weitere Frau. Daher sorgt sie dafür, dass das Bild der anderen Dame verschwindet und sie auf diesem Wege die einzige Frau in seinem Leben bleibt. Doña Ángela ist zielentschlossen und bereit, für das, was sie will, zu kämpfen, was sich in weiteren Szenen zeigen wird.

[...]


[1] In La vida es sueño tritt eine weitere Hauptfigur auf (Segismundo), welche jedoch männlich ist.

[2] Vgl. Sirera Turó, José L., El teatro en el siglo XVII: El ciclo de Calderón, Madrid 21982, S. 68.

[3] Vgl. Oleza, Joan, „Trazas, funciones, motivos y casos. Elementos para el análisis del teatro barroco español”, in: Blecua, Alberto/Arellano, Ignacio/Serés, Guillermo (Hg.), El Teatro del Siglo de Oro. Edición e Interpretación, Madrid 2009, S. 333.
Vgl. Sirera Turó, El teatro en el siglo XVII: El ciclo de Calderón, S. 68.

[4] Vgl. Arango L., Manuel A., „Rasgos Distintivos y Correlativos de Cualidades Barrocas, en Tres Dramaturgos del Siglo XVII en España: Lope de Vega, Tirso de Molina, y Calderón de la Barca”, in: Arango L., Tema y estructura en el teatro del siglo XVI y XVII en Hispanoamericana y Espa ña, New York 2008, S.123.
Vgl. Honig, Edwin, Calderón and the Seizures of Honor. Massachusetts 1972,S.5 und S. 11.
Vgl. Kommerell, Max, Beiträge zu einem deutschen Calderon. Etwas über die Kunst Calderons, Bd. 1, Frankfurt/M. 1946, S. 86.
Vgl. McKendrick, Melveena, „Honour/Vengeance in the Spanish Comedia: A Case of Mimetic Transference?“, in: McKendrick, Identities in Crisis. Essays on Honour, Gender and Women in the Comedia, Kassel 2002, S. 10.
Vgl. Rubió y Lluch, D. Antonio, El Sentimiento del Honor en el Teatro de Calderón, Barcelona 1882, S. 2.
Vgl. Sirera Turó, El teatro en el siglo XVII: El ciclo de Calderón, S. 81 und S. 89.

[5] Calderón de la Barca, Pedro, La dama duende, hg. von Angel J. Valbuena Briones, Madrid: Catedra 162004, S. 53, V. 105-107.

[6] Dama duende, S. 53, V. 106-107.

[7] Bachmaier, Helmut, „Nachwort”, in: Johann D. Gries (Hg.), Dame Kobold, Stuttgart: Reclam 2007, S. 70.

[8] Dama duende, S. 63, V. 370.

[9] Dama duende, S. 63, V. 372.

[10] Dama duende, S. 64, V. 389-390.

[11] Dama duende, S. 65, V. 432.

[12] Dama duende, S. 66, V. 439.

[13] Dama duende, S. 65, V. 437-438.

[14] Dama duende, S. 68, V. 524.

[15] Dama duende, S. 68, V. 524-526.

[16] Dama duende, S. 68 f., V. 527-528.

[17] Dama duende, S. 72, V. 624.

[18] Dama duende, S. 72, V. 640.

[19] Dama duende, S. 87, zw. V. 1002-1003.

[20] Dama duende, S. 87, zw. V. 1002-1003.

[21] Dama duende, S. 94, V. 1126-1127.

[22] Dama duende, S. 79, V. 798. (deutsch: Streich)

[23] Dama duende, S. 93, V. 1120. (deutsch: Abenteuer)

[24] Dama duende, S. 99, V. 1272.

[25] Dama duende, S. 99, V. 1275.

[26] Dama duende, S. 99, V. 1276-1277.

[27] Dama duende, S. 120, V. 1882-1884.

Final del extracto de 15 páginas

Detalles

Título
Zwei Heldinnen im Vergleich. Doña Ángela in "La dama duende" und Rosaura in "La vida es sueño"
Universidad
University of Heidelberg  (Romanisches Seminar)
Curso
Pedro Calderón de la Barca
Calificación
2,3
Autor
Año
2013
Páginas
15
No. de catálogo
V305611
ISBN (Ebook)
9783668034884
ISBN (Libro)
9783668034891
Tamaño de fichero
525 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
zwei, heldinnen, vergleich, doña, rosaura
Citar trabajo
Julie Dillenkofer (Autor), 2013, Zwei Heldinnen im Vergleich. Doña Ángela in "La dama duende" und Rosaura in "La vida es sueño", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/305611

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