Wie stabil war die russische Herrschaft in der Frühen Neuzeit? Anhand der im Laufe der „Sammlung der russischen Erde“ eroberten Gebiete Kasan und Astrachan werden die geographischen, ethnischen und herrschaftlichen Begebenheiten auf Stabilität, Labilität und ihre Wechselwirkungen untersucht.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- I. Die Frühe Neuzeit in Europa und Russland
- II. Mehr als ein Wortspiel
- III. Geographie: (K)eine eurasische Frontier
- Presents and Payments: Bestowed or Extorted?
- IV. Gesellschaft: Die Fesselung der Eliten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit analysiert das komplexe Verhältnis zwischen Stabilität und Labilität in der russischen Geschichte, insbesondere im Zeitraum zwischen 1550 und 1650. Sie befasst sich mit der Frage, wie sich ein stabiles politisches System in Russland trotz einer von Labilität geprägten Realität herausbilden konnte. Dabei werden geographische und gesellschaftliche Verhältnisse als Schlüsselfaktoren für die Ausübung legitimer Herrschaft in der Frühen Neuzeit untersucht.
- Die Entwicklung von „labilen Stabilitäten“ und „stabilen Labilitäten“ in der russischen Geschichte.
- Der Einfluss der russischen Expansion und der Eroberung von Kasan und Astrachan auf die geographischen Verhältnisse und die Legitimation von Herrschaft.
- Die Rolle der Eliten und die Gestaltung des gesellschaftlichen Systems im Kontext von Stabilität und Labilität.
- Die Bedeutung des Ulozhenie von 1649 als Versuch, Stabilität in der Gesellschaft zu schaffen.
- Die Auswirkungen des Ulozhenie auf die Beziehungen zwischen russischen und tatarischen Eliten in der Provinz Kasan.
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Das erste Kapitel beleuchtet die Situation Europas und Russlands in der Frühen Neuzeit und stellt den Schwerpunkt auf das 16. Jahrhundert, in dem sich in Russland ein stabiles politisches System herausbildete, während Mitteleuropa von Religionskriegen und politischer Instabilität geprägt war. Das zweite Kapitel erklärt die von der Autorin entwickelten Begriffe „labile Stabilität“ und „stabile Labilität“ als Konzepte zur Analyse des Verhältnisses zwischen Stabilität und Labilität.
Kapitel 3 untersucht die russische Expansion im 16. Jahrhundert als Beispiel für „labile Stabilität“. Es wird argumentiert, dass die Eroberung von Kasan und Astrachan nicht aus einem ideologischen Anschluss an das Kiewer Reich oder der Inkorporierung von Handelswegen resultierte, sondern vor allem ein Wirtschaftskrieg war. Die Anwendung des „Frontier“-Begriffs auf die russische Steppe wird als problematisch betrachtet, da sie die Staatlichkeit der Khanate von Kasan und Astrachan negiert.
Im vierten Kapitel wird das Stabilität-Labilität-Verhältnis in der russischen Gesellschaft analysiert. Es wird argumentiert, dass die Gesellschaft zunächst von „labiler Stabilität“ geprägt war, die sich im Laufe der Zeit zu einer „Stabilität“ entwickelte, die später zur Stagnation und zum Bruch führte. Das Ulozhenie von 1649 wird als wichtiger Stabilisierungsversuch von Gesellschaft und Staat betrachtet.
Der Fokus von Kapitel 4 liegt auf der Analyse der gesellschaftlichen Veränderungen in Kasan nach der Eroberung durch Russland. Es wird untersucht, wie das pomest’e-System zur Festigung der Macht des Zaren und zur Integration tatarischer Eliten in die russische Gesellschaft führte. Die Bedeutung des Ulozhenie von 1649 für die Stabilisierung der Gesellschaft wird weiter beleuchtet.
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- Quote paper
- Petra Rodloff (Author), 2015, Stabile Labilität und labile Stabilität in der russischen Geschichte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/306183