Übersetzungsvergleich und historisch-kritische Exegese des Exodus 1,8-22


Quellenexegese, 2013

24 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vorbereitende Arbeitsschritte
2.1 Die Abgrenzung des zu untersuchenden Textes Ex. 1,8-22
2.2 Der Vergleich der Übersetzungen des Textes
2.3. Informationen zu Realien
2.4. Einordnung des Textes in den übergeordneten Erzählzusammenhang

3. Arbeitsschritte der historisch-kritischen Exegese
3.1. Gattungskritik
3.2. Literarkritik
3.3. Redaktionsgeschichte
3.4. Traditionsgeschichte

4. Fazit

1. Einleitung

Das Proseminar zur Einführung in die Biblische Textauslegung, beschäftigte sich mit dem Erlernen einen biblischen Text historisch-kritisch zu analysieren. Es ging darum, dass den Teilnehmen die Relevanz der Bibelwissenschaft vor Augen geführt und nachvollziehbar wird, sodass es im Anschluss möglich ist einen biblischen Text alleine zu untersuchen, indem die im Seminar besprochenen und erlernten Methoden angewandt werden. Um ausführlich und für viele nachvollziehbar aufzeigen zu können, wie eine Bibelstelle entstanden ist, was diese ausmacht und welche möglichen Aussageabsichten hinter dieser stecken, werden bestimmte Arbeitsschnitte bearbeitet um die Analyse im Ganzen bewältigen zu können. Im Groben ist eine solche historische – kritische Textauslegung in zwei große Teile geteilt. Zum einen den vorbereitenden allgemeinen Arbeitsschnitten und zum anderen den Arbeitsschnitten der eigentlichen Exegese. Die biblische Stelle, welche in der folgenden Erarbeitung untersucht wird ist die Stelle Ex. 1,8-22.

Der allgemeine Arbeitsschnitt besteht aus der Abgrenzung des zu untersuchenden Textes, bei der es darum geht, nach dem Beginn eines neuen Geschehens oder Themas und dem Ende des selbigen zu suchen.

Der nächste Schnitt besteht darin verschiedene Übersetzungen miteinander zu vergleichen, um bedeutende Bedeutungsunterschiede aufzuzeigen. In dieser Hausarbeit wird sich dabei auf die Übersetzung der Einheitsübersetzung und die der Züricher Bibel bezogen.

Im nächsten allgemeinen Arbeitsschnitt geht es darum, den zu untersuchenden Text nach Realien, mit Hilfe eines Bibellexikons, zu untersuchen. Dabei wird sich teilweise auf Begriffe aus dem vorangegangenen Vergleich bezogen.

Der letzte vorbereitende Arbeitsschnitt der historisch - kritischen Exegese ist die Einordnung des Textes in einen übergeordneten Zusammenhang. Da eine Bibelstelle nicht völlig allein steht, sondern meistens Teil eines größeren Zusammenhangs ist, soll in diesen Schnitt geklärt werden, wo ein solcher Zusammenhang beginnt und endet.

Hat man die allgemeinen Arbeitsschnitte bearbeitet, geht es an die Arbeitsschnitte der historisch-kritischen Exegese. Dabei schaut man sich zunächst die Gattung des Textes an. In diesem Schritt gilt es, die Struktur des Textes und die damit verbundene Aussageabsicht zu skizzieren.

Es folgt die Literarkritik, welche sich mit der Frage auseinander setzt, ob es mögliche Hinweise darauf gibt, dass ein Text aus mehreren Schichten zusammengesetzt wurde.

Folgend wird sich mit der Traditionsgeschichte des Textes beschäftigt. Dabei wird untersucht, ob der zu untersuchende Text nicht-kanonische Stoffe und Motive, also Traditionen, beinhalten und diese somit aufgenommen hat.

Der letzte Arbeitsschritt der historisch-kritischen Exegese ist die Redaktionsgeschichte. Dabei soll herausgefunden werden, ob die Schichten, die schon in der Literarkritik herausgestellt wurden Teil eines größeren Ganzen sind. Somit sollen die einzelnen Schichten den einzelnen Quellen des Pentateuchs zugeordnet werden.

In der folgenden Hausarbeit werden die einzelnen Quellen der historisch-kritischen Exegese und auch die vorangehenden allgemeinen Arbeitsschnitte in der zuvor beschriebenen Reihenfolge erarbeitet .

Da sich jedoch schon zahlreiche Professoren und Theologen mit der zu untersuchenden Bibelstelle Ex. 1,8-22 beschäftigt haben, erscheint es sinnvoll eigene Ergebnisse mit diesen der Sekundärliteratur zu vergleichen, um somit ein möglichst weit fassendes Gesamtergebnis zu erlangen und andere Denkstrukturen für sich wahr- und aufzunehmen, um mögliche eigene Probleme und Unsicherheiten auch aus anderer Perspektive zu beleuchten. Auch ein solcher Vergleich mit Sekundärliteratur wird in folgender Hausarbeit angewandt.

2. Vorbereitende Arbeitsschritte

2.1 Die Abgrenzung des zu untersuchenden Textes Ex. 1,8-22

Als erstes muss geklärt werden, ob es sich tatsächlich um einen Text handelt. Ein Text ist ein Zusammenhang, man sagt auch ein Gewebe von Wörtern und Sätzen, in dem über ein bestimmtes Geschehen oder ein Thema berichtet wird. Somit beginnt ein Text an der Stelle, an der ein neues Geschehen geschildert wird und endet dort, wo auch die Schilderung des Geschehens ein Ende hat.

Versucht man einen Text aus der Bibel auszulegen, so ist es zunächst wichtig den Anfang und das Ende des zu untersuchenden Textes zu bestimmen. Dabei sind die Untersuchungsschritte der überschriftartigen Zusammenfassung, der zeitlichen Zäsur, dem Wechsel der Akteure und dem Wechsel von Schauplätzen eine sinnvolle Methode, die im Folgenden in der eben genannten Reihenfolge praktiziert werden.

Der Text, der biblisch ausgelegt werden soll (Ex 1,8-22) beginnt mit den Worten „In Ägypten kam ein neuer König an die Macht, der Josef nicht gekannt hatte. Er sagte zu seinem Volk: Seht nur, das Volk der Israeliten ist größer und stärker als wir“ (Ex 1,8-9). Somit lässt sich keine überschriftartige Zusammenfassung finden, die dem weiteren Verlauf insoweit gerecht werden könnte, als dass sie den gesamten Inhalt bündeln könnte. Zwar erfährt der Leser durch diese beiden ersten Verse des Textes, dass es einen neuen König in Ägypten gibt, dieser Josef nicht kennt und seinem Volk feststellend mitteilt, dass ein weiteres Volk, nämlich das der Israeliten größer und stärker sei als sein eigenes, jedoch wird dem Leser nicht die dann folgende Handlung und inhaltliche Problematik aufgezeigt, die voraussehen lässt, dass dieses „größer[e] und stärker[e]“ Volk der Israeliten von dem neuen ägyptischen König als feindselig angesehen wird und er somit vorhat dieses Volk zu schwächen.

Befasst man sich nun mit der möglichen zeitlichen Zäsur, so ist festzustellen, dass es auch diese auf der inhaltlichen Ebene nicht eindeutig gibt. So wird nämlich schon im vorangehenden Text von Stärke und Vermehrung der Söhne Israels, also folglich der Israeliten, gesprochen, welche das Land bevölkerten (Ex 1,7). Gemeint ist hier das Land Ägypten (Ex 1,1). Anschließend an diese genannte Stärke, Vermehrung und Bevölkerung des Landes Ägypten durch die Israeliten kommt ein neuer König in Ägypten an die Macht und genau dort setzt der zu untersuchende Text ein (Ex 1,8-9). Betrachtet man nun den Beginn des sich anschließenden Textes, so lässt sich feststellen, dass es keinerlei Zeitangaben gibt. Es wird von einem levitischen Mann berichtet, der sich eine Frau nahm und diese dann einen Sohn gebar, den sie zunächst drei Monate lang verbarg und ihn daraufhin im Nilufer aussetze. Zuvor wird am Ende des zu untersuchendes Textes über den Befehl des Königs geschrieben, alle „Knaben, die den Hebräern geboren werden“ in den Nil zu werfen (Ex 1,22). Dies erklärt dem Leser somit auch die Handlung der levitischen Frau, die ihr neugeborenes Kind im Nilufer aussetzt. Da jedoch keine zeitliche Angabe dieser Handlung angegeben ist, kann dies sowohl direkt nach dem Befehl des Pharaos geschehen sein, dass die Frau ihr Kind gebar, es kann zeitlich jedoch auch von einander entfernt liegen. Dies bleibt dem Leser unklar. Dementsprechend lässt sich weder an dem vorangegangenen Text noch auf den sich anschließenden in Bezug auf den zu untersuchenden Text eine zeitliche Zäsur feststellen.

Weiterhin hilfreich bei der Abgrenzung des Textes ist der Wechsel der Akteure. Im vorangehenden Text werden die Namen der Nachkommen der Söhne Israels, die mit Jakob und ihren Familien nach Ägypten gekommen waren aufgezählt. Auch Josef, der ebenfalls in der zu untersuchenden Textstelle erwähnt wird, wird aufgelistet. Im zu untersuchenden Text (Ex. 1,8-22) kommen bis auf Josef, der jedoch auch nur kurz erwähnt wird und keine aktive Rolle im Geschehen spielt, andere Personen vor. So nämlich der neue König Ägyptens, also der Pharao, sein Volk, das Volk der Israeliten, Fronvögel, hebräische Hebammen (hierbei Schifra und Pua bei Namen genannt) und auch Gott nimmt eine aktive Rolle ein, indem er es den Hebammen gut gehen lässt und ihnen Nachkommen schenkt. Der darauf folgende Text handelt von den levitischen Eltern Moses, Mose selbst, der Schwester des Mose und der Tochter des Pharaos. Somit findet im Schritt zum vorangehenden Text aber auch zum nachfolgenden definitiv ein Wechsel der Hauptakteure statt, auch wenn die genannten Volksgruppen meistens die gleichen bleiben. Dies lässt darauf schließen, dass Ex. 2,8-22 einen eigenen Text darstellt. Betrachtet man nun den Schauplatz, so ist festzustellen, dass zwischen Ex. 2,1-8 , Ex. 2,8-22 und Ex. 2, 1-10 kein Schauplatzwechsel stattfindet. In allen drei Textstellen bleibt der Schauplatz des Geschehens Ägypten. Dies ist ein möglicher, aber kein zwingender Hinweis darauf, dass Ex. 1,8-22 keinen eigenständigen Text darstellt. Schaut man sich nun das Geschehen insgesamt an, so stellt man fest, dass es Bezüge gibt und diese Geschehen aufeinander aufbauen, jedoch auch getrennt voneinander stehen können. Ex. 1,1.10 handelt von der Nachkommenschaft Israels und somit seinen Söhnen, die zusammen mit Jakob nach Ägypten gekommen sind. Dies Erklärt den Aufenthalt der Israeliten in Ägypten um den es in der zu untersuchenden Textstelle geht. In dieser wird davon berichtet, dass ein neuer König in Ägypten an die Macht kommt (vgl. Ex. 1,8), sich durch die Stärke und das Ausbreiten der Israeliten bedroht fühlt (vgl. Ex. 9) und somit diese zum Aufbau von Städten in Form von Sklavenarbeit benutzt. Daraufhin gibt der König zunächst den Hebammen den Befehl die männlichen Neugeborene zu töten und später dem ganzen Volk, indem sie die Knaben in den Nil werfen sollen (Ex. 1,8). Ab Ex 2,1 setzt ein neues Geschehen ein. Mose wird von einer levitischen Frau geboren und vor den Ägyptern versteckt (vgl. Ex 2,2f.). Als sie ihren Sohn nicht mehr verbergen kann setzt sie diesen am Ufer des Nils aus (vgl. Ex. 2,3). Dort findet ihn später die Tochter des Pharaos (vgl. Ex. 2,5) und lässt Mose unwissend von seiner leiblichen Mutter aufziehen ( vgl. Ex. 2,9). Erst später, als er groß genug ist, nimmt sie ihn zu sich und als Sohn an (vgl. Ex. 2,8-10). Demzufolge wird bei dieser Betrachtung erkennbar, das Ex. 1,8-22 sich vom Geschehen der anderen beiden Texten abhebt und als einzelnes Geschehen gesehen werden kann.

Beschäftigt man sich bezüglich der Abgrenzung des Textes mit Sekundärliteratur, so wird deutlich, dass es auch andere Meinungen und Schlüsse als die meinigen gibt. Wie zum Beispiel die von Meik Geihards, der sich mit selbigem Thema in „ Die Aussetzungsgeschichte des Mose“ beschäftigt hat. Dieser findet die Abgrenzung zum Ende hin, also dem Schnitt zwischen Ex. 1,22 und Ex. 2,1 schwierig, da in diesem kein Anlass für die Aussetzung des jungen Mose ersichtlich werde. Ebenso behauptet er, dass Ex 1,8 keinen „ absoluten“[1] Anfang darstelle. Seine Argumentation lässt sich in die inhaltliche und die formale Ebene unterteilen. Auf inhaltlicher Ebene argumentiert er, indem er die Geschichte der Aussetzung dort anfangen lässt, wo das Motiv des Israeliten zu töten deutlich wird. Für ihn sage Ex. 1,8 aus, dass es einen neuen König in Ägypten gäbe und diesem die Größe Israels eine Bedrohung sei. Auffällig für Gerhards ist dabei, dass Israel nun nicht mehr als „ Familienverband“[2] bezeichnet, werde, sondern als Volk. Er schließt daraus, dass dies darauf hindeute, dass die zuvor recht gute Beziehung zwischen der ägyptischen Großmacht und dem Verband der Israeliten zu Ende sei. Diese verschlechterte Beziehung bezeichnet Gerhards als „Traditionsbruch“[3]. Nimmt man nun die formalen Aspekte Gerhards Argumentation in den Blickwinkel, so ist zu erwähnen, dass er davon ausgehe, dass es eine Zweiteilung der Geschichte der Aussetzung gäbe. Diese Zweiteilung sieht Gerhards einmal im engeren Sinn und meint damit die Textstelle, die der zu untersuchenden folgt, Ex. 2,1 – 10 und die Vorgeschichte, die für ihn die zu untersuchende Textstelle Ex. 1,8-22 bildet.[4] Vor allem werde diese Zweiteilung wohl durch den Perspektivwechsel deutlich, indem in Ex. 1,8-22 die gesamten Bevölkerungsgruppen überblickt werden, ab Ex. 2,1ff. jedoch Einzelschicksale.[5] Insgesamt scheint mir Gerhards Argumentation und seine Meinung, dass der zu untersuchende Text (Ex. 1,8-22) nach hinten hin schwierig abzugrenzen ist, recht logisch. Vor allem das Argument, dass der Grund für die Aussetzung Mose, die in Ex. 2,1-10 stattfindet in Ex. 1,8-22 offensichtlich wird, scheint von großer Überzeugung zu sein. Mir persönlich fiel es recht schwer einen eindeutigen Schnitt am Ende von Ex. 1,8- 22 zu setzen, von daher kann ich Gerhards Meinung um so mehr verstehen. Trotz allem scheint mir Ex. 1,8-22 auch ein eigenes Geschehen bilden zu können und somit einen eigenständigen Text darstellt. Wie Gerhards bin auch ich der Meinung, dass ein Schnitt zwischen Ex. 1,7 und Ex. 1,8-22 recht eindeutig ist.

2.2 Der Vergleich der Übersetzungen des Textes

Ein weiterer wichtiger allgemeiner Arbeitsschritt der historisch-kritischen Exegese ist der Vergleich von verschiedenen Übersetzungen der zu untersuchenden Bibelstelle. Dabei wird sich bei dem folgende Vergleich auf die wichtigsten Unterschiede beschränken, da sonst der Umfang unangemessene Größe mit sich ziehen würde. Aus demselben Grund wird sich auf die Übersetzungsunterschiede der „Züricher Bibel“ (ZB) und der Einheitsübersetzung (E) beschränkt und auf die Unterschiede konzentriert, die einen Bedeutungsunterschied zugrunde legen. Damit dies übersichtlich wird, habe ich mich für die Methode einer Tabelle entschieden, die zunächst den jeweiligen Vers nennt, daraufhin die dazugehörige Übersetzung und folglich den Bedeutungsunterschied.

[...]


[1] Gerhards, Die Aussetzungsgeschichte des Mose, 29.

[2] Gerhards, Die Aussetzungsgeschichte des Mose, 29.

[3] Gerhards, Die Aussetzungsgeschichte des Mose, 29.

[4] Vgl. Gerhards, Die Aussetzungsgeschichte des Mose, 30.

[5] Gerhards, Die Aussetzungsgeschichte des Mose, 30.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Übersetzungsvergleich und historisch-kritische Exegese des Exodus 1,8-22
Hochschule
Universität Paderborn  (Institut für Katholische Theologie)
Veranstaltung
Einführung in die biblische Textauslegung
Note
2,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
24
Katalognummer
V306849
ISBN (eBook)
9783668054509
ISBN (Buch)
9783668054516
Dateigröße
418 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Exegese, Exodus, biblische Textauslegung, übergeordneter Erzählzusammenhang, Gattungskritik, Literarkritik, Reaktionsgeschichte, Traditionsgeschichte, Josef, Ägypten, Israeliten, Levit
Arbeit zitieren
Bettina Nicole Tessikowski (Autor:in), 2013, Übersetzungsvergleich und historisch-kritische Exegese des Exodus 1,8-22, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/306849

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