Gesellschaftliche und (medien-)wirtschaftliche Folgen der Entwicklung künstlicher Intelligenzen


Hausarbeit, 2015

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vor- und Nachteile künstlicher Intelligenzen

Auswirkungen zunehmender Automatisierung auf den Arbeitsmarkt

Auswirkungen auf die Medienwirtschaft

Literaturverzeichnis

Vor- und Nachteile künstlicher Intelligenzen

Die Diskussion darüber, ob technischer Fortschritt immer gut für die Gesellschaft ist, entwickelte sich wahrscheinlich spätestens zur industriellen Revolution. Maschinen, die nun annähernd wie Menschen denken können sollen, sind definitiv ein umstrittenes Thema. So äußerte sich Stephen Hawking beispielsweise sehr besorgt zum Thema künstliche Intelligenz, er meint die Entwicklung der Maschinen könne sich irgendwann verselbständigen und den Menschen dabei überholen. Der berühmte Astrophysiker fürchtet dass die Menschheit mit hochentwickelten künstlichen Intelligenzen, die ihr eigenes Bewusstsein entwickeln, ihren Untergang beschließt[1] – ein Szenario, dass bereits seit Jahrzehnten Romanen und Filmen als Grundlage dient. Auf der Gegenseite findet sich beispielsweise Microsofts Forschungschef Eric Horvitz, er sieht großes Potenzial und keine Gefahr in den zukünftigen Weiterentwicklungen bestehender künstlicher Intelligenzen.[2] Einige Experten fordern inzwischen eine gesetzliche Reglementierung von Forschungen mit KI-Programmen.[3] Bislang existieren hierzu keine Gesetze. Wie leistungsfähig Geräte mit der richtigen Software und Rechenleistung bereits sein können, zeigt der Supercomputer „Watson“ von IBM. Er trat im Quiz Jeopardy gegen Rekordgewinner an und gewann.[4] Dieser „Auftritt“ stellt hohe Anforderungen an das Sprachverständnis der Software, denn die Sätze des Moderators waren nicht in computerfreundlichen simplen Fragesätzen formuliert, gerade bei Jeopardy wird häufig mit Wortspielen oder komplexen Aufgaben, für die abstrakt gedacht werden muss, gearbeitet. „Watson“ ist eine Art Nachfolger des ebenfalls von IBM entwickelten Schachcomputers „Deep Blue“, der 1996 den amtierenden Schachweltmeister Garri Kasparow schlug.[5] – Watson ist allerdings im im Gegensatz zu Deep Blue ein eigenständig lernendes System. Inzwischen sind Watson und seine Nachfolger in Wirtschaft und Medizin im Einsatz um Daten auszuwerten und Prognosen zu errechnen.[6] Und auch der Supercomputer Watson ist inzwischen von cloudbasierten KI-Systemen überholt.[7] Sollte es wirklich soweit kommen, dass, wie Stephen Hawking befürchtet, hochentwickelte Maschinen in der Lage sind ein eigenes Bewusstsein zu entwickeln, wird sich auch eine ethische Diskussion um Rechte dieser Entitäten nicht vermeiden lassen. Ob hier dann noch gilt „cogito ergo sum“[8] – „ich denke, also bin ich“ sei dahingestellt.

Grundsätzlich bedeutet die Weiterentwicklung von Computerprogrammen zu künstlichen Intelligenzen erst einmal eine Arbeitserleichterung bzw. Unterstützung für den Menschen. Maschinen haben eine kürzere Reaktionszeit als Menschen und können so vor allem im Bereich der Sicherheitstechnik aber auch in automatischen Fertigungsprozessen von großer Hilfe sein. In einigen Bereichen müssen aufgrund notwendiger schneller Reaktionszeiten automatische Steuereinrichtungen verbaut werden. Durch die Verkopplung von Programmen mit künstlicher Intelligenz mit Fabrikteilen wie z.B. Fertigungsrobotern lässt sich die Produktionsgeschwindigkeit gegenüber manueller Fertigung (wenn auch mit technischen Hilfsmitteln) in der Regel deutlich erhöhen. Es existieren nach wie vor Tätigkeiten, die bisher nicht von Maschinen ausgeübt werden konnten. Dies reicht vom Spargelstechen bis hin zu einzelnen Tätigkeiten in großen Fabrikationsprozessen. Mit weiterer Verbesserung der Informationsverarbeitung in Maschinen, könnte sich dies bald ändern. Die Automatisierung von Ernte- oder Fertigungsprozessen sowie von Dienstleistungen geschieht in der Regel vor allem aus ökonomischen Gründen. Maschinen sind auf die Abschreibungsdauer gesehen günstiger als die Lohnkosten für die menschlichen Arbeitskräfte, welche die gleiche Arbeit in der gleichen Zeit verrichten könnten. In einigen Fällen bieten Maschinen auch Verbesserungen im Risikomanagement. Einmal programmiert, übt eine Maschine ihre Tätigkeit immer gleich aus. Korrekte Wartung und Programmierung vorausgesetzt, treten also keine unerwarteten Fehler auf. Menschliche Arbeit hingegen unterliegt Schwankungen z.B. je nach Konzentrationsfähigkeit, körperlicher Verfassung aber auch Stimmung. Dies kann in gefährlichen Arbeitsumgebungen verehrende Folgen haben. Durch die zuvor beschriebenen ökonomischen Faktoren ergibt sich allerdings, dass immer weniger Arbeitskräfte für die Fertigung einer Ware benötigt werden. Die hierdurch entstehende Arbeitslosigkeit ist ein großer Nachteil der Automatisierung. Zwar werden hierdurch auch wieder mehr Fachkräfte für Programmierung und Wartung benötigt, allerdings ergibt sich dadurch, dass vor allem körperliche Arbeit durch Maschinen ersetzt wird eine Arbeitslosigkeit mit Schwerpunkt in bildungsfernen Bevölkerungsschichten. Je intelligenter die Steuerprogramme nun werden, desto mehr sind allerdings auch andere Bevölkerungsschichten betroffen. Dies führt dann zwar dazu, dass der Schwerpunkt nicht mehr völlig bei bildungsfernen Menschen liegt, allerdings steigt hierdurch die Arbeitslosigkeit weiter an. Hier könnte sich ein gesellschaftlicher Wandel ergeben, da aber sicherlich nicht jeder zum IT-Spezialisten oder Informatiker geboren ist, werden sich entweder neue Berufsfelder ergeben müssen, oder eine Umstrukturierung des Arbeitsmarktes. Kreative, soziale und religiöse Berufe werden wohl vorerst auch von der digitalen Revolution verschont bleiben, in der Schwerindustrie hat sich der Wandel in den letzten Jahrzehnten zum Teil schon vollzogen, dies wird auch weiterhin passieren. Neu ist allerdings, dass sich durch künstliche neuronale Netzwerke auch Techniker, Wirtschaftsanalysten und Banker, Teilweise sogar Mediziner in eine neue Rolle gedrängt finden. Denn auch diese Berufe werden in Zukunft von lernfähigen Programmen stark beeinflusst. Sollte die Technik so weiterentwickeln wie bisher, steht also wahrscheinlich nicht nur eine Diskussion über erneut steigende Arbeitslosigkeit, sondern auch über allgemeine arbeits- und bildungspolitische Umstrukturierungen an. Neben der Möglichkeit Arbeitsplätze und damit Kosten einzusparen, bieten neue Systeme auch die Möglichkeit einer vereinfachten Bedienbarkeit. Touchscreens, Sprachsteuerungen und eine Reihe weiterer Anwendungen machen es immer einfacher Computerbedienelemente auch in Arbeitsplätze zu integrieren, die keine typischen Büroplätze sind. Eine weitere Bedienmöglichkeit, die mittels künstlicher Intelligenz zu einer ausgereiften Steuerung werden könnte, ist die Steuerung mittels EEG[9]. Es existieren bereits Steuergeräte, die die Hirnwellen des Benutzers in Befehle für den Computer umwandelt.[10] Bisher waren hiermit nur einfache Steuerbefehle möglich, doch mit einem selbstlernenden System, welches sich automatisch auf den Nutzer kalibriert, könnten auch komplexere Anweisungen möglich werden. Der Vorteil ist hier, dass ein Gedanke schneller gefasst ist als ein Wort gesprochen oder ein Text eingegeben wird, außerdem hat der Nutzer die Hände frei für andere Tätigkeiten.

Ein Nachteil an der voranschreitenden Technisierung ist allerdings die eingeschränkte Handlungsfähigkeit bei Stromausfällen oder sonstigen technischen Störungen. Eine selbstwartende Anlage Beispielsweise, für die kein menschliches Wartungspersonal vorgesehen ist, würde im Fall einer solchen Störung bis zum Eintreffen von menschlicher Hilfe völlig stillstehen. Auch künstliche Intelligenzen könnten von solchen Störungen betroffen sein. Natürlich gibt es hier Gegenmaßnahmen wie USVs, Notstromgeneratoren und Havarieprotokolle. Aber wenn schon eine Notsituation eintritt, können auch weitere Systeme versagen. Kritisch wird es dann, wenn sensible Prozesse von künstlichen Intelligenzen oder anderen Automatismen gesteuert werden, die dann versagen. Im Falle von Versuchslaboren könnten z.B. wichtige bzw. teure Proben zerstört werden. In Fertigungsstätten in denen sowohl Menschen als auch Roboter agieren kann es zu ernsthaften Verletzungen kommen. So ist z.B. in einem Volkswagen Werk in Deutschland ein Arbeiter beim Einrichten eines neuen Roboters tödlich verunglückt, als dieser ihn durch einen Fehler gegen ein Schutzgitter presste.[11] Im Extremfall könnte sich ein Unglück noch mehr Menschen bedrohen, Beispielsweise wenn es sich um einen Atomreaktor handeln würde. Wenn hier ein automatisiertes Steuersystem versagt, kann das fatale Folgen haben. Entscheidend ist hier ein funktionierender Havarieplan, der im Optimalfall komplett ohne automatische Steuerungsprozesse auskommt. Die größte Anfälligkeit der technisch immer komplexeren Systeme, die inzwischen fast immer mit Netzwerktechnologie verbunden sind, ist die gegenüber sogenannter Hackerangriffe. Die Bandbreite geht hier von kleinen Einzelunternehmungen über organisierte Kriminalität und Terrorzellen angeblich bis hin zu staatlichen Einrichtungen. Inzwischen ist gelegentlich schon die Rede von „Cyberkriegsführung“, und tatsächlich gibt es immer wieder Angriffe auf Server von großen Unternehmen und Ministerien. Besonders medienpräsent war der Netzwerkausfall durch DDoS[12] Angriffe einer Hackergruppe bei Sony und Microsoft um Weihnachten 2014.[13] Eine DDoS Attacke schickt von vielen Computern aus permanent Anfragen an den jeweiligen Server, sodass dieser nicht mehr in der Lage ist die Anfragen regulärer Nutzer zu verarbeiten. So waren die Spieleserver für die Konsolen Xbox und Playstation über die Feiertage nicht erreichbar. Für die Firmen entstand ein erheblicher wirtschaftlicher Schaden. Hier gibt es allerdings noch extremere Beispiele, so wurden beispielsweise Zentrifugen in einer Urananreicherungsanlage im Iran durch einen Wurm Namens „Stuxnet“ außer Betrieb gesetzt und z.T. auch beschädigt. Der Wurm weist eine sehr komplexe Programmierung auf, die sich nur auf wenige Anlagen schädlich auswirkt. Die Entwicklungskosten für diese Schadsoftware werden von Experten auf mehrere Millionen Dollar geschätzt, was die Theorie eines staatlichen Auftraggebers stützt.[14],[15] Man kann hier also tatsächlich von einer Art Kriegsführung oder Schlagabtausch auf internationaler Ebene sprechen. Wenn nun künstliche Intelligenzen, die definitiv vernetzt, wenn nicht sogar cloudbasiert, sind, empfindliche Systeme steuern, so können Hacker hier immensen Schaden anrichten. Cloudbasiert bedeutet, dass die genutzten Ressourcen nicht nur lokal zur Verfügung stehen sondern über eine Netzwerkschnittstelle von verschiedenen Quellen (= aus der Cloud) bezogen werden. Da auch bei Militärtechnologie zunehmend automatisiert wird, könnte auch dieser Bereich von Hackerangriffen betroffen sein, je nach System wären die möglichen Auswirkungen katastrophal, schließlich wären es Kriegswaffen in fremder Hand. Natürlich wird die Sicherheitstechnik stets nachgerüstet und den aktuellen Anforderungen angepasst. Die Hersteller und Sicherheitsfirmen können allerdings in der Regel nur auf Sicherheitslücken und neue Malware reagieren, das heißt es kann vorher schon ein Schaden entstanden sein.

Ein sehr positiver Aspekt der Entwicklung künstlicher Intelligenzen sind hingegen neue Möglichkeiten, die sich für körperlich behinderte Menschen auftun. Durch die extreme Leistungsfähigkeit der Software, können evtl. auch Nervenimpulse besser interpretiert werden und so z.B. Prothesen oder medizinische Implantate optimiert werden, sodass diese dem Nutzer z.B. eine feinere Steuerung oder bessere Sensorik ermöglichen. Dies könnte zu einer deutlichen Besserung der Lebensqualität für körperlich Beeinträchtigte führen.

Außerdem können körperliche Schäden bei Menschen möglicherweise vermieden werden. Wenn Roboter für Spezialaufgaben in gefährlichen Gebieten geschaffen werden können, müssen Menschen sich nicht mehr in den Gefahrenbereich begeben. Bei der Bombenräumung beispielsweise existieren bereits Roboter, die in kritischen Situationen anstelle von Menschen eingesetzt weden.

Zusammenfassend zeichnet sich ab, dass intelligentere Automationssysteme bis zu einem gewissen Grad einen großen Nutzen für die Menschheit haben könnten. Die Entwicklung uneingeschränkt lernfähiger künstlicher Intelligenzen allerdings könnte auch fatale, nicht absehbare Auswirkungen haben.

[...]


[1] Vgl. Kalafat, Hilal (02.08.2015), http://www.handelsblatt.com/technik/forschung-innovation/stephen-hawking-physiker-warnt-vor-kuenstlicher-intelligenz/11067072.html

[2] Vgl. Quandt, Roland (02.08.2015), http://winfuture.de/news,85600.html

[3] Vgl. Hamann, Götz; Soboczynski Adam (02.08.2015), http://www.zeit.de/2014/38/kuenstliche-intelligenz-yvonne-hofstetter-maschinen

[4] Vgl. Markoff, John (02.08.2015) http://www.nytimes.com/2011/02/17/science/17jeopardy-watson.html?pagewanted=all&_r=0.

[5] Vgl. IBM (Hg.) (02.08.2015), http://www-03.ibm.com/ibm/history/ibm100/us/en/icons/deepblue/

[6] Vgl. Pisani, Bob (02.08.2015), http://www.cnbc.com/2014/10/08/three-years-after-jeopardy-ibm-gets-serious-about-watson.html

[7] Vgl. Mejias, Jordan (30.07.2015), http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/die-digital-debatte/ibm-supercomputer-muessen-wir-angst-vor-watson-haben-13008069-p2.html.

[8] Descartes, Rene: Meditationes de prima philosophia (1641)

[9] Elektroenzephalografie (Technik zur Messung der Hirnströme)

[10] Vgl. Müller, Dietmar (02.08.2015), http://www.zdnet.de/39121023/computer-kontrolle-via-gehirnwellen/

[11] Vgl. Kühling, Sven (02.08.2015), http://www.hna.de/kassel/kreis-kassel/baunatal-ort312516/roboter-toetet-arbeiter-vw-werk-5191637.html

[12] DDoS: Abk. für “Distributed Denial of Service”

[13] Mandler, Daniel; Fuest, Benedikt (31.07.2015), http://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article135743908/Hacker-knipsen-Playstation-und-Xbox-Netzwerke-aus.html

[14] Vgl. Beuth, Patrick (31.07.2015), http://www.zeit.de/digital/internet/2013-02/stuxnet-variante-2007

[15] Vgl. Kremp, Matthias (03.08.2015), http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/spektakulaere-virus-analyse-stuxnet-sollte-irans-uran-anreicherung-stoeren-a-729329.html

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Details

Titel
Gesellschaftliche und (medien-)wirtschaftliche Folgen der Entwicklung künstlicher Intelligenzen
Hochschule
SRH Hochschule Riedlingen
Note
1,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
15
Katalognummer
V307457
ISBN (eBook)
9783668065710
ISBN (Buch)
9783668065727
Dateigröße
420 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Künstliche Intelligenz, KI, Neuronale Netzwerke, intelligente Maschinen, Deep Learning, Lernfähige Software, künstliche neuronale Netze, deep blue, watson, supercomputer, Kameraroboter, Industrieroboter, Automatisierung, Playout, Studioproduktion, Regie, Sprachsteuerung, autonomes Fahren, IT, filebasiert, Tapeless, Sendeautomation, Cyberkriegsführung, Cyberwarefare, Sicherheitslücken, Havariesicherheit, Drohnen
Arbeit zitieren
Simon Crins (Autor:in), 2015, Gesellschaftliche und (medien-)wirtschaftliche Folgen der Entwicklung künstlicher Intelligenzen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/307457

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