Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Was ist Phraseologie?
III. Klassifikation und Terminologie
a) Dreiteilung der Phraseologismen nach Harald Burger
b) Unterteilung der referentiellen Phraseologismen
c) Unterteilung der propositionalen Phraseologismen
IV. Syntaktische Klassifikation nach Burger
V. Spezielle Klassen von Phraseologismen
VI. Somatismen in der Phraseologie – ein deutsch-italienischer Vergleich
VII. Fazit
Literaturverzeichnis
I. Einleitung
„Phraseologie ist die Lehre von den Phrasemen (griech. phrasis ‚Rede‘ und logos ‚Lehre‘)“ (Donalies 2009: 3). Doch ein komplexes Thema mit einem einzigen Satz zu beschreiben, reicht nicht aus.
Die vorliegende Arbeit, wie aufgezeigt, wird sich mit dem Thema Phraseologismen und deren Kategorisierung beschäftigen.
Phraseologismen, oder allgemeiner ausgedrückt Redewendungen oder Sprichwörter, fließen in die alltägliche Kommunikation unterbewusst ein. Doch warum genau dieser Name für Phraseologismen sehr ungenau ist und was dieser Begriff wirklich bedeutet, darum geht es in dieser Arbeit.
Doch die Kernaussage ist die gleiche, auch wenn Variationen bei Phraseologismen vorherrschen können.
Auch im Italienischen gibt es diese Unterscheidung zwischen locuzioni, modi di dire und proverbi und auch mit diesen Formen wird sich die vorliegende Arbeit beschäftigen.
Thema der Arbeit soll es sein, eine Aufschlüsselung über die Kategorien von Phraseologismen zu geben, hauptsächlich über die Kategorisierung nach Harald Burger. Dies soll an deutschen und italienischen Beispielen geschehen.
Am Schluss der Arbeit soll das wichtigste Thema folgen: Somatismen mit Organen.
II. Was ist Phraseologie?
Phraseologisch ist eine Verbindung von zwei oder mehr Wörtern dann, wenn (1) die Wörter durch die syntaktischen und semantischen Regularitäten der Verknüpfung nicht vollerklärbare Einheiten bilden, und wenn (2) die Wortverbindung in der Sprachgemeinschaft, ähnlich wie ein Lexem, gebräuchlich ist. Die beiden Kriterien stehen in einem einseitigen Bindungsverhältnis: wenn (1) zutrifft, dann auch (2), aber nicht umgekehrt (Burger 1982: 1).
Eine weitere Definition, oder besser Unterscheidung, für Phraseologismen oder Redewendungen gibt es von Giuseppe Pittàno. Er beschäftigte sich im Jahr 2009 intensiv mit dem Thema Phraseologismen und stellte einen Katalog über verschiedene Redewendungen im Italienischen zusammen. Seiner Meinung nach, gibt es eine Unterscheidung zwischen proverbi, locuzioni und modi di dire.
Alla base del proverbio è sempre sotteso il principio didattico e morale di norma, avvertimento, consiglio o massima dettati dall’esperienza, tanto che il proverbio è chiamato anche “sapienza dei popoli”; il modo di dire invece è per lo più un “paragone accorciato” (essere una lumaca = essere lento come una lumaca, conoscere i propri polli = conoscere i propri polli come le massaie…) (Pittàno 2009: 3).
Phraseologismen sind Ausdrücke, feste sprachliche Wendungen, die sich meist nicht mehr durch die Einzelbedeutungen der Wörter erschließen lassen, sondern eine Umdeutung erfahren haben. Die ursprüngliche Motivation ist überlagert worden. Phraseologismen bestehen immer mindestens aus zwei oder aber mehreren Wörtern (Hinz und Kunz, klipp und klar, Hab und Gut).
„Meist handelt es sich um Kombinationen mehrerer Wörter, die immer wieder auftauchen und jedem Deutschsprechenden ein Begriff sind“ (Kazmierczak 2007: 5).
Phraseologismen lassen sich in viele Kategorien und Subkategorien untergliedern. Diese werden im weiteren Verlauf der Arbeit eine größere Rolle spielen.
Zusammenfassend lässt sich für den deutschen Sprachraum eine Definition von Phraseologismen definieren: Phraseologismen „sind dadurch gekennzeichnet, dass sie nicht aus der Interpretation ihrer Einzelteile zu verstehen sind, oder so fest in ihrer Fügung zusammengewachsen sind, daß sie gleichsam erstarrt, nur in dieser Form gebraucht werden“ (Klappenbach 1980: 176).
Giuseppe Pittàno fasst zusammen, worum es für ihn bei Phraseologismen geht, wovon sie abhängig sind und gibt eine allgemeingültige Definition.
Per capire il valore dei proverbi e dei modi di dire, occorre tener presente che le parole e le frasi non sono solo unione di segni e suoni portatori di concetti: la loro natura e significato variano infatti secondo il contesto in cui vengono a trovarsi. E per contesto intendiamo l’insieme delle circostanze o situazioni in cui avviene la comunicazione e delle convenzioni comuni sia al mittente sia al destinatario del messaggio (Pittàno 2009: 3).
III. Klassifikation und Terminologie
a) Dreiteilung der Phraseologismen nach Harald Burger
Wie im vorherigen Kapitel erwähnt, können Phraseologismen, in der Klassifizierung von Harald Burger, noch in verschiedene Kategorien und Subkategorien eingeordnet werden. Die drei Hauptkategorien, die Harald Burger in seinem Buch „Phraseologie – Eine Einführung am Beispiel des Deutschen“ angibt, in die man Phraseologismen einstufen kann sind (1) referentielle, (2) strukturelle und (3) kommunikative Phraseologismen. Die referentiellen Phraseologismen nehmen Bezug auf eine inner- oder außersprachliche Realität. Sie beziehen sich auf Objekte, Sachverhalte oder Vorgänge der Realität (z.B.: Il mondo è fatto a scale, c'è chi le scende e chi le sale; Il giuoco, il letto, la donna e il fuoco non si contentan mai di poco ).
Die strukturellen Phraseologismen haben “nur” eine Funktion innerhalb der Sprache: Herstellen einer grammatischen Relation (a fronte di qualcosa; né…né). In der deutschen Sprache könnte man Beispiele nennen wie Mit Rücksicht auf…, weder - noch.
Die dritte Kategorie sind die kommunikativen Phraseologismen. „Sie haben bestimmte Aufgaben bei der Herstellung, Definition, dem Vollzug und der Beendigung kommunikativer Handlungen“ (Burger 2010: 36). Beispiele in der italienischen Sprache wären: buongiorno, grazie altrettanto oder vorrei…. In der deutschen Sprache sind kommunikative Phraseologismen Guten Morgen/Abend, sozusagen, im Prinzip. Für diese dritte Kategorie hat sich der Begriff „Routineformel“ durchgesetzt.
b) Unterteilung der referentiellen Phraseologismen
Die referentiellen Phraseologismen lassen sich nach Harald Burger noch in zwei Subkategorien unterteilen. Diese bezeichnet er als (1) nominative Phraseologismen und (2) propositionale Phraseologismen. Die referentiellen Phraseologismen sieht Burger als größte und wichtigste Kategorie an. Die nominativen Phraseologismen bezeichnen Vorgänge und Objekte (occhio di bue) , die propositionalen Phraseologismen hingegen fungieren als Aussagen über Objekte und Vorgänge (cf. Burger 2010: 37). Im Italienischen wäre ein Beispiel für propositionale Phraseologismen passare la patata bollente a qualcuno oder centrare il bersaglio.
Parallel zu dieser Dichotomie läuft eine syntaktische Zweiteilung: Phraseologismen der ersten Gruppe entsprechen jeweils einer syntaktischen Einheit unterhalb der Satzgrenze (einem oder mehreren Satzgliedern), diejenigen der zweiten Gruppe einem Satz (oder einer noch größeren Einheit). Hier kann man von satzgliedwertigen versus satzwertigen (bei größeren Einheiten allenfalls „textwertigen“) Phraseologismen sprechen (Burger 2010: 37).
Doch nicht genug mit einer Unterteilung der referentiellen Phraseologismen in propositionale und nominative Phraseologismen. Burger schlägt zudem in seiner Publikation die Unterteilung der nominativen Phraseologismen in Idiome, Teil-Idiome und Kollokationen (Nicht-Idiome) vor, womit er den Grad der Idiomatizität bestimmt.
Idiome (Redewendungen, die ohne historischen Hintergrund nicht mehr erklärbar sind – beispielsweise jemandem einen Bärendienst erweisen oder jemandem reinen Wein einschänken) sind Phrasen, die nicht durch die Einzelbedeutungen der Lexeme erörtert werden können. Der Sinn der Phrase unterscheidet sich grundlegend von dem der Einzelbedeutungen der verwendeten Lexeme. Ein überaus deutliches, italienisches Beispiel wäre hierfür dente di leone, im Deutschen wäre dies eine Pflanze. Auch in der deutschen Sprache gibt es ein Idiom hierfür: Löwenzahn. Das Idiom hat keine Gemeinsamkeiten mit dem eigentlichen Begriff. Somit unterscheidet sich die Bedeutung des Idioms grundlegend von den Einzelbedeutungen der Wörter.
Der zweite Begriff dieser Unterteilung, Teil-Idiom, beschreibt eine Phrase, die zum Teil durch die Einzelbedeutung der Lexeme die Bedeutung der Phrase erläutert. Ein Beispiel aus der italienischen Sprache wäre hierfür la notte bianca. Die eigentliche Bedeutung im Deutschen wäre Museumsnacht. Man kann also erkennen, dass das Wort notte in der Übersetzung Museumsnacht steckt und somit als Teil-Idiom eingestuft werden kann. Im Deutschen wäre ein weiteres Beispiel Blinder Passagier.
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