Die vorliegende Hausarbeit setzt sich aufbauend auf Norbert Mecklenburgs Monographie "Die Judenbuche. Revision eines Fehlurteils" kritisch mit dem Ende von Annette von Droste-Hülshoffs Novelle „Die Judenbuche“ auseinander.
Der Reclam-Lektüreschlüssel fasst die wichtigsten Fakten der Novelle so zusammen: Friedrich „bringt den Juden Aaron um […]. Doch treibt es ihn nach vielen Jahren an den Ort des Verbrechens zurück, wo er sich erhängt.“ Diese Arbeit widmet sich der Frage, ob der Fall wirklich so eindeutig ist, wie es im Lektüreschlüssel suggeriert wird. Was beweist die Täterschaft Friedrich Mergels? Was beweist, dass derselbe im Baum hängt und was beweist, dass es ein Selbstmord war? Bei genauerer Textlektüre werden Widersprüche sichtbar, die einigen Zweifel an der Deutung aufkommen lassen.
Die Arbeit untersucht deshalb, welche Tatsachen als bewiesen gelten können und welche angenommenen Tatsachen eine übersteigerte interpretatorische Leistung darstellen. Dabei werden in dieser Arbeit zunächst drei zentrale Fragen des Endes der Judenbuche behandelt. Erstens: Ist Friedrich Mergel der Mörder Aarons? Zweitens: Hängt Friedrichs Leiche in der Judenbuche? Und drittens: Wer hat ihn dort aufgehängt? Bei der Beantwortung der Fragen wird zum einen ein Blick auf die textliche Vorlage der Judenbuche sowie auf Aussagen von Droste-Hülshoff geworfen, zum anderen auf den Text der „Judenbuche“ selbst.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Friedrich Mergel und Die Judenbuche - Die Geschichte eines Mörders?
- Historische Vorlage: Der Haxthausen-Bericht
- Selbstzeugnisse der Annette von Droste-Hülshoff
- Textindizien
- Die Mordnacht
- Das Täterprofil Friedrich Mergels
- Das Schuldgeständnis des Lumpenmoises
- Die Flucht
- Zwischenfazit
- Der Tote in der Judenbuche: Wer ist es?
- Die Narbe
- Weitere Textindizien
- Der Tote in der Judenbuche: Wer hat ihn umgebracht?
- Tod durch menschliche Hand: Lynch- oder Raubmord?
- Tod durch göttliche oder magische Hand: Nemesis-Konzept?
- Tod durch eigene Hand: Selbstmord?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich kritisch mit dem Ende der Novelle „Die Judenbuche“ von Annette von Droste-Hülshoff. Ziel ist es, die geläufigen Interpretationen des Werks zu hinterfragen und die im Text vorhandenen Widersprüche zu beleuchten. Dabei werden drei zentrale Fragen des Endes der Novelle untersucht: Ist Friedrich Mergel der Mörder Aarons? Hängt Friedrichs Leiche in der Judenbuche? Und wer hat ihn dort aufgehängt?
- Die historische Vorlage des Haxthausen-Berichts und ihre Beziehung zur fiktiven Darstellung in der Judenbuche
- Die Rolle der Textindizien und ihre Interpretation im Hinblick auf die Täterfrage
- Die verschiedenen Deutungsmöglichkeiten des Todes in der Judenbuche: Lynchmord, Selbstmord oder göttliche Strafe
- Die Ambivalenz der Figur des Friedrich Mergel und die Frage seiner Schuld
- Die Bedeutung des Motivs der Schuld und Sühne im Werk der Droste-Hülshoff
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Ausgangspunkt der Arbeit dar und thematisiert die Widersprüche im Ende der Novelle „Die Judenbuche“. Das zweite Kapitel beleuchtet die historische Vorlage des Haxthausen-Berichts und analysiert die Figur des Friedrich Mergel im Hinblick auf seine mögliche Täterschaft. Im dritten Kapitel werden die Textindizien untersucht, die Aufschluss über die Identität des Toten in der Judenbuche geben. Das vierte Kapitel widmet sich den möglichen Todesursachen des Toten: Lynchmord, Selbstmord oder göttliche Strafe. Abschließend wird im Fazit ein Resümee der erarbeiteten Erkenntnisse gezogen.
Schlüsselwörter
Annette von Droste-Hülshoff, Die Judenbuche, Haxthausen-Bericht, Friedrich Mergel, Mörder, Täter, Textindizien, Selbstmord, Lynchmord, Nemesis-Konzept, Schuld, Sühne, Interpretation, Ambivalenz
- Arbeit zitieren
- Arne Meiners (Autor:in), 2014, Eine Indiziennovelle ohne Beweise? Annette von Droste-Hülshoffs „Die Judenbuche“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/307957