Thema dieser Hausarbeit ist die Frage, ob es ein universelles Muster für den Weg des Protagonisten gibt, nach dem gelungene Geschichten funktionieren. Dabei werde ich mich an Christopher Vogelers Buch “Die Odyssee des Drehbuchschreibens”, das diese These vertritt, halten und sie an Hand von zwei Werken überprüfen.
Vogeler geht davon aus, dieses universelle Muster gefunden zu haben, das sich daraus ergibt, dass der gelungene Held einer Geschichte sowohl in den überlieferten Mythen als auch in modernen Geschichten immer dieselben Entwicklungsschritte durchmachen muss. Da dieses Muster sich auch in der realen Welt wiederhole, gelinge so auch eine stärkere Identifikation mit dem Helden. Vogeler stützt sich bei seiner These auf den Mythenforscher Joseph Campbell, der die großen Religionen, Märchen, Mythen und Bräuche auf ihre Gemeinsamkeiten hin untersucht hat.
Wenn Vogeler Recht hat, muss seine Theorie sich auch auf die großen Werke der Literatur beziehen lassen können, deshalb soll seine These auch an einem Klassiker der Dramenliteratur, Schillers “Wilhelm Tell“, überprüft werden. Gleichzeitig werde ich “Sling Blade” von Billy Bob Thornton, ein modernes Drehbuch, auf Vogelers These hin untersuchen, um den Vergleich abzurunden.
Beide Beispiele behandeln das Motiv des Tyrannenmordes. Auch die Verschiedenheit der Gattungen ist nur vordergründig, wenn man dem Lesen den Vorrang vor der Inszenierung gibt.
Zunächst gehe ich deshalb in einem Exkurs über die Verwandtschaft von Drehbuch und Drama sowie gesondert auf die Poetik ein, da sich seine Anforderungen an die Tragödie zum größten Teil auch auf Drehbücher übertragen lassen. Daraufhin interpretiere ich die einzelnen Szenen der beiden Werke im Hinblick auf die Übereinstimmung mit den jeweiligen Etappen der Reise des Helden nach Vogeler. Dabei geht es nicht um eine vollständige Interpretation, sondern darum, herauszufinden, inwieweit Vogelers Theorie auf zwei scheinbar völlig weit auseinanderliegende Werke zutrifft. Dabei werde ich mich auf das “Zweite(s) Buch: Die Etappen der Reise” konzentrieren und untersuchen, inwieweit Karl Childers und Wilhelm Tell den “Weg des Helden“ vollziehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Exkurs: Die Verwandtschaft von Drehbuch und Drama
- Die „Poetik\" des Aristoteles im Bezug auf die Gattung Drehbuch
- Voglers,,Odyssee des Drehbuchschreibens“ und Campbells „Der Heros in tausend Gestalten“ - Die Theorie von der ewig gleichen Wiederkehr derselben Geschichten
- Überprüfung der Thesen der „Odyssee des Drehbuchschreibens\" an Hand Billy Bob Thorntons „Sling Blade“ und Schillers „Wilhelm Tell”
- Synopsis „Wilhelm Tell”
- Synopsis „Sling Blade”
- Die Etappen der Reise
- Erste Etappe: Die gewöhnliche Welt
- Zweite Etappe: Die Berufung
- Dritte Etappe: Weigerung
- Vierte Etappe: Begegnung mit dem Mentor
- Fünfte Etappe: Überschreiten der ersten Schwelle
- Sechste Etappe: Proben, Verbündete, Feinde
- Siebte Etappe: Annäherung an die geheimste Höhle
- Achte Etappe: Die äußerste Prüfung
- Neunte Etappe: Die Belohnung
- Zehnte Etappe: Der Rückweg
- Elfte Etappe: Die Auferstehung
- Zwölfte Etappe: Rückkehr mit dem Elixier
- Ergebnis des Vergleichs und Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob es ein universelles Muster für den Weg des Protagonisten gibt, nach dem gelungene Geschichten funktionieren. Die Arbeit untersucht Christopher Vogelers Buch „Die Odyssee des Drehbuchschreibens“, welches diese These vertritt. Ziel ist es, die Thesen Vogelers anhand von zwei Werken zu überprüfen.
- Das universelles Muster des Heldenwegs
- Die Analyse des „Drehbuchschreibens“ anhand der Theorie von Christopher Vogeler
- Die Vergleichsanalyse der Werke „Sling Blade“ von Billy Bob Thornton und Schillers „Wilhelm Tell“
- Die Beziehung zwischen Drehbuch und Drama im Hinblick auf die „Poetik“ des Aristoteles
- Die Anwendung von Vogelers Theorie auf den Tyrannenmord-Motiv
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Hausarbeit vor und erläutert das Konzept der „Odyssee des Drehbuchschreibens“. Sie beleuchtet den Ansatz Vogelers, der ein universelles Muster für den Weg des Protagonisten in gelingenden Geschichten postuliert. Der Exkurs befasst sich mit der Verwandtschaft von Drehbuch und Drama sowie der „Poetik“ des Aristoteles, um die Anwendbarkeit der Poetik auf Drehbücher aufzuzeigen.
Die folgenden Kapitel untersuchen die „Odyssee des Drehbuchschreibens“ im Vergleich mit den Werken „Sling Blade“ und Schillers „Wilhelm Tell“. Die einzelnen Etappen der Heldenreise nach Vogeler werden analysiert und anhand der beiden Werke illustriert. So werden die Etappen der gewöhnlichen Welt, der Berufung, der Weigerung und die Begegnung mit dem Mentor im Hinblick auf die Figuren Karl Childers und Wilhelm Tell untersucht.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Hausarbeit sind: Drehbuch, Drama, „Poetik“ des Aristoteles, „Odyssee des Drehbuchschreibens“, Christopher Vogeler, Joseph Campbell, Heldenreise, Tyrannenmord, „Sling Blade“, Billy Bob Thornton, „Wilhelm Tell“, Schiller. Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse von narrativen Strukturen und dem universellen Muster des Heldenwegs in der Literatur und im Film.
- Citar trabajo
- Daniela Nagel (Autor), 2004, Die Odyssee des (Drehbuch-) Schreibens. Die ewig gleiche Reise des Helden, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30806