1. Sind Jugendliche aus Zuwandererfamilien aufgrund ihrer nichtdeutschen Herkunft im Bildungs- und Beschäftigungssystem benachteiligt?
Ausländische Jugendliche entscheiden sich im Vergleich zu deutschen Jugendlichen deutlich weniger für eine Ausbildung. Vergleichswerte der Jahre 1987 bis 2001 zeigen, dass es immer eine Diskrepanz zwischen der Ausbildungsbeteiligung von deutschen und ausländischen Jugendlichen gibt: 1987 entschieden sich knapp 80 Prozent der deutschen Jugendlichen für eine Berufsausbildung, während es bei ausländischen Jugendlichen weniger als 30 Prozent waren. Zwar stieg der Wert im weiteren Verlauf der nächsten 14 Jahre auf unter 40 Prozent an, liegt aber im Vergleich zu der Ausbildungsbeteiliung von deutschen Jugendlichen, die bei zirka 69 Prozent liegt, immer noch weit zurück.1 Die Wenigsten der ausländischen Jugendlichen, die keine Ausbildung anstreben, treffen diese Entscheidung freiwillig. Viel mehr haben sie gar keine Chance im deutschen Bildungs- und Beschäftigungssystem Fuß zu fassen und sind aufgrund ihrer nichtdeutschen Herkunft benachteiligt.
Im Jahr 2001 haben fast 84 aller ausländischen Schüler von insgesamt 100 einen Schulabschluss gemacht. Dieser Wert impliziert sowohl Hauptschulabschlüsse, als auch Realschulabschlüsse oder gleichwertige Abschlüsse und die Hochschul- oder Fachhochschulreife.2 Doch die Chance auf einen betrieblichen Ausbildungsplatz ist gering: Während 66 Prozent der deutschen Jugendlichen einen Ausbildungsplatz im dualen System erhalten, sind es nur 40 Prozent der Ausländischen. Gründe hierfür sind unter anderem, dass viele Jugendliche sich für eine betriebliche Ausbildung entscheiden, obwohl sie eine Hochschulreife vorweisen können. Arbeitgeber entscheiden sich dann häufig für besserqualifizierte Bewerber. Doch genau in dieser Hinsicht befinden sich ausländische Bewerber im Nachteil, da nur 15 Prozent - im Gegensatz zu 31 Prozent bei den deutschen Jugendlichen – der Schulabgänger eine Fachhochschulreife vorweisen können. 16 Prozent können gar keinen Schulabschluss vorweisen, bei den deutschen Jugendlichen sind es sieben Prozent.3 Doch die Motivation ist da, so haben sich im Laufe der Ausbildungsperiode 2000/2001 über 65.000 Jugendliche auf eine Ausbildungsstelle beworben. Jeder Dritte bleib trotz eigener Bemühungen erfolglos und orientierte sich um, um die Wartezeit zu überbrücken. Die Meisten sind aber weiter gewillt, einen Ausbildungsplatz im darauf folgenden Jahr anzunehmen.
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Inhaltsverzeichnis
- Sind Jugendliche aus ihrer Zuwandererfamilien aufgrund nichtdeutschen Herkunft im Bildungs- und Beschäftigungssystem benachteiligt?
- Gründe für die Diskrepanz in der Ausbildungsbeteiligung
- Ausländische Ausbildungsplatzbewerber in der Minderheit
- Faktoren für die Benachteiligung von ausländischen Bewerbern
- Informationsdefizit und mangelnde Unterstützung
- Gründe für einen höheren Ausbildungsabbruch bei ausländischen Jugendlichen
- Fazit und Lösungsansätze
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Diskrepanz in der Ausbildungsbeteiligung zwischen deutschen und ausländischen Jugendlichen. Sie untersucht die Gründe für die Benachteiligung ausländischer Jugendlicher im deutschen Bildungs- und Beschäftigungssystem. Dabei werden verschiedene Faktoren beleuchtet, die zur erschwerten Integration von Jugendlichen aus Zuwandererfamilien beitragen.
- Diskrepanz in der Ausbildungsbeteiligung zwischen deutschen und ausländischen Jugendlichen
- Benachteiligung ausländischer Jugendlicher im Bildungs- und Beschäftigungssystem
- Gründe für die Benachteiligung: mangelnde Sprachkenntnisse, Vorurteile, Informationsdefizit
- Der Einfluss von Ausbildungsorganisation und betrieblicher Strukturen
- Mögliche Lösungsansätze zur Integration ausländischer Jugendlicher
Zusammenfassung der Kapitel
- Sind Jugendliche aus ihrer Zuwandererfamilien aufgrund nichtdeutschen Herkunft im Bildungs- und Beschäftigungssystem benachteiligt? Dieses Kapitel beleuchtet die signifikante Diskrepanz in der Ausbildungsbeteiligung zwischen deutschen und ausländischen Jugendlichen, indem es statistische Daten zur Ausbildungsbeteiligung aus den letzten Jahren präsentiert.
- Gründe für die Diskrepanz in der Ausbildungsbeteiligung Hier werden verschiedene Faktoren analysiert, die zu den niedrigeren Ausbildungszahlen bei Jugendlichen aus Zuwandererfamilien beitragen. Dazu zählen unter anderem mangelnde Sprachkenntnisse, Vorurteile von Arbeitgebern, unzureichendes Informationsangebot und die schwierige Suche nach Ausbildungsplätzen.
- Ausländische Ausbildungsplatzbewerber in der Minderheit Dieses Kapitel zeigt auf, dass ausländische Ausbildungsplatzbewerber in vielen Berufsfeldern eine Minderheit bilden und in der Regel in Berufen mit ungünstigen Arbeitsbedingungen und geringen Aufstiegsmöglichkeiten ausgebildet werden.
- Faktoren für die Benachteiligung von ausländischen Bewerbern Hier werden weitere Faktoren beleuchtet, die zur Benachteiligung ausländischer Bewerber beitragen, wie z.B. mangelnde Integration in bestehende Netzwerke und das Vorhandensein von Vorurteilen von Personalchefs.
- Informationsdefizit und mangelnde Unterstützung Die Rolle des Staates bei der Integration von Jugendlichen aus Zuwandererfamilien und die Bedeutung von Ausbildungsbegleitung werden in diesem Kapitel analysiert. Der Staat sollte Förderprogramme initiieren, diese öffentlich bekannt machen und gleichzeitig die Familien der Jugendlichen unterstützen, um ihre Integration zu fördern.
- Gründe für einen höheren Ausbildungsabbruch bei ausländischen Jugendlichen Dieses Kapitel befasst sich mit den Gründen für einen höheren Ausbildungsabbruch bei ausländischen Jugendlichen. Neben persönlichen Faktoren wie gesundheitlichen Problemen oder familiären Veränderungen, werden auch Ausbildungsorganisatorische Faktoren, wie z.B. die Größe des Ausbildungsbetriebs, als ein wesentlicher Faktor für den Ausbildungsabbruch genannt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen der Ausbildungsbeteiligung, Benachteiligung, Integration, Sprachkenntnisse, Vorurteile, Informationsdefizit, Ausbildungsorganisation, Berufsfelder, Förderprogramme und Ausbildungsabbruch. Sie beleuchtet die Herausforderungen und Chancen, die mit der Integration von Jugendlichen aus Zuwandererfamilien im deutschen Bildungs- und Beschäftigungssystem verbunden sind.
- Citar trabajo
- Sebastian Filipowski (Autor), 2003, Junge Ausländer - Verlierer im Kampf um Ausbildungschancen?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30832