Diejenigen Fragen, mit denen ich mich im folgenden beschäftigen möchte, können in etwa wie folgt zusammengefasst werden:
Wie verhalten sich Anwesenheitsliste und Anwesenheitspflicht zueinander?
Was hat es eigentlich mit dem vorgängigen und vieldeutigen Begriff der Anwesenheit auf sich?
Auf welche Zwecke zielen Listen und Pflichten als Mittel und inwiefern lassen sich jene durch diese realisieren?
Vor welchem bildungstheoretischen Hintergrund kommt es überhaupt zu einer solchen Zwecksetzung?
Und zuletzt: Gibt es gangbare Alternativen zu den bestehenden Positionen und Vorschlägen?
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Anwesenheitsliste und Anwesenheitspflicht
- Die Anwesenheitsliste
- Mehrdeutigkeit des Begriffs „Anwesenheit“
- Anwesenheit im Kontext der Anwesenheitspflicht
- Die Positionen von Uwe Wagschal und Wilhelm Pfähler
- Wagschals Argument für die Anwesenheitspflicht
- Pfählers Argument für die studentische Entscheidungsfreiheit
- Begriffliche Reflexion der Begründungszusammenhänge
- Mündigkeit und die aktuelle Debatte um die Anwesenheitspflicht
- Mündigkeit und Autonomie: Ein fehlendes Konstitutionselement?
- Institutionelle Entwicklungen und Umwälzungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die vorliegende Arbeit analysiert die Debatte um die Anwesenheitspflicht im akademischen Lehrbetrieb und hinterfragt dabei Sinn und Zweck der Anwesenheitsliste als Mittel zur Durchsetzung dieser Pflicht. Der Fokus liegt auf der begrifflichen Klärung der Anwesenheitspflicht sowie der Analyse der unterschiedlichen Positionen, die sich in der Debatte um die Anwesenheitspflicht äußern.
- Das Verhältnis von Anwesenheitsliste und Anwesenheitspflicht
- Die mehrdeutige Bedeutung des Begriffs „Anwesenheit“
- Die Zwecke der Anwesenheitsliste und die Realisierbarkeit dieser Zwecke
- Bildungstheoretische Hintergründe der Debatte um die Anwesenheitspflicht
- Alternative Positionen und Vorschläge
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Im ersten Kapitel wird die Anwesenheitsliste als ein papierförmiges Dokument beschrieben, das zur Kontrolle des regelmäßigen Besuchs von Studierenden an universitären Veranstaltungen eingesetzt wird. Es wird auf die unterschiedlichen Formen der Kontrolle hingewiesen und die praktische Umsetzung der Anwesenheitslisten im akademischen Betrieb erläutert.
- Das zweite Kapitel befasst sich mit der Vieldeutigkeit des Begriffs „Anwesenheit“ und zeigt auf, dass Anwesenheit sowohl physisch als auch mental verstanden werden kann. Im Kontext der Anwesenheitspflicht wird die Bedeutung der Anwesenheit als physische Präsenz im gleichen Raum mit Lehrenden und Studierenden hervorgehoben. Es wird jedoch auch deutlich, dass diese Form der Anwesenheit nicht unbedingt die geistige Anwesenheit, die für das Gelingen von Seminaren essenziell ist, gewährleisten kann.
- Im dritten Kapitel werden die Positionen von Uwe Wagschal und Wilhelm Pfähler zu Anwesenheitspflicht im akademischen Betrieb analysiert. Wagschal argumentiert für die Anwesenheitspflicht und sieht sie als notwendiges Mittel zur Vermittlung von komplexem Wissensstoff und zur Förderung von Debattenkultur. Pfähler hingegen plädiert für die Entscheidungsfreiheit der Studierenden, argumentiert aber, dass diese nur unter der Bedingung der Hochschulreife und der damit verbundenen Autonomie möglich sei.
- Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit dem Konzept der Mündigkeit und seiner Bedeutung in der Debatte um die Anwesenheitspflicht. Es wird festgestellt, dass die Autoren Wagschal und Pfähler in ihren Überlegungen kaum auf die Bedeutung der Mündigkeit im Bildungsprozess eingehen. Es wird deutlich, dass ein Verständnis von Mündigkeit, das die selbständige Auseinandersetzung mit Wissen und die Entwicklung eines kritischen Bewusstseins beinhaltet, im Kontext der Anwesenheitsdebatte oft vernachlässigt wird.
Schlüsselwörter (Keywords)
Anwesenheitsliste, Anwesenheitspflicht, Anwesenheit, Bildung, Mündigkeit, Autonomie, Hochschulreife, Wagschal, Pfähler, Bologna-Reform, Subjektivierung, studentischer Habitus, Debattenkultur.
- Citation du texte
- Steffen Andrae (Auteur), 2015, Reflexionen zum Sinn und Zweck der Anwesenheitspflicht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/308665