„A Skeltonical Salutation“. Ein Gedicht über den Spott der Niederlage der Spanischen Armada mit Blick auf die Schwarze Legende


Hausarbeit (Hauptseminar), 2011

18 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1) Einleitung

2) Historischer Kontext

3) A Skeltonical Salutation und die Schwarze Legende

4) Fazit

5) Literaturverzeichnis

1) Einleitung

Wer sich mit dem Bild Spaniens im 16. Jahrhundert und danach beschäftigt, dem wird zweifelsohne die sogenannte Schwarze Legende begegnen. Sie umfasst alles negative, was über Spanien in dieser Zeit verbreitet wurde, von der Brutalität gegenüber den Ureinwohnern der Kolonien in Amerika, über die Foltermethoden der Inquisition, bis hin zu der Verfolgung und Vertreibung Andersgläubiger wie Juden, Muslimen oder Protestanten. Der Begriff „Schwarze Legende“ stammt von Julian Juderias, einem spanischen Historiker und Soziologen, der im Jahre 1914 das Buch „La leyenda negra y la verdad histórica“ veröffentlichte und unter dem Begriff der leyenda negra das negative Bild Spaniens anprangerte und die Vorwürfe als Legende abtat, die von Gegnern Spaniens erfunden oder übertrieben worden seien um Spanien damit zu schaden und in ein schlechtes Licht zu rücken. Besonders die Engländer ließen es sich nicht nehmen, nach dem Sieg über die Spanische Armada Hohn und Spott über dem spanischen König Philipp II. auszuschütten. In dieser Hausarbeit soll der Spott über die Niederlage der Spanischen Armada anhand des Gedichtes „A Skeltonical Salutation“ dargestellt werden und die Elemente der Schwarzen Legende die hierzu Verwendung finden aufgezeigt werden. Dazu soll zunächst der historische Kontext des 1589 erschienenen Gedichts eines unbekannten Autors dargestellt werden, hierbei wird der Fokus vor allem auf der spanischen Inquisition und ihrem berühmtesten Großinquisitor Tomas de Torquemada und auf der Entstehung und dem Niedergang der Spanischen Armada liegen. Die Spanische Inquisition ist ein zentraler Punkt der Schwarzen Legende, durch ihre Geheimnistuerei und Gerüchte über ihre Grausamkeit und Unbamherzigkeit regt sie die Fantasie der Menschen bis heute an und auch die Forschung beschäftigt sich nach wie vor intensiv mit diesem Thema.

Die Armada soll deswegen in den Fokus gerückt werden, weil ihre Niederlage ein zentraler Punkt des behandelten Gedichtes ist, des weiteren wird ihre Geschichte immer wieder als Beweis für die Hochmütigkeit und Arroganz der Spanier genommen. Anschließend soll das Gedicht auf seine versteckten Elemente und Anspielungen untersucht werden. Danach soll das Gedicht in den Kontext der Schwarzen Legende eingeordnet werden und dargestellt werden wie die einzelnen Teile des Gedichts in der Legende Verwendung finden.

2) Historischer Kontext

Als im Jahre 1469 Ferdinand II. von Aragon und Isabella von Kastilien heirateten, konnte man zumindest formal von der Einheit Spaniens sprechen, da die beiden wichtigsten christlichen Reiche in Spanien nun geeint waren.1 Der zentrale Aspekt bei der Schaffung eines Staates wurde dabei der Katholizismus, mit dem es Ferdinand und Isabella gelang, „die Unterschiede der Regionen zu überbrücken und gemeinsame Interessen zu formulieren.“2 Spanien wuchs allmählich zu einem bedeutenden Reich, das beeindruckende Besitztümer in ganz Europa vorweisen konnte und wirtschaftlich immer weiter expandierte.3 Als Schlüsseljahr der Enwicklung der Spanischen Hegemonie kann das Jahr 1492 angesehen werden, denn dieses Jahr bot gleich mehrere Ereignisse die Spanien zu einer Großmacht in Europa werden ließen, unter anderem das Ende der Reconquista, die mit der Eroberung Granadas erfolgreich abgeschlossen werden konnte4, des weiteren brach Columbus in diesem Jahr unter spanischer Flagge Richtung Indien auf und entdeckte Amerika was eine weitere Ausdehnung des spanischen Reiches zur Folge hatte, da man nun über Kolonien verfügte.5

Ein weiterer Meilenstein des Jahres 1492 war ein Edikt der „Katholischen Majestäten“, in welchem die Vertreibung der Juden aus Spanien beschlossen wurde.6 Dieses Edikt sah vor, dass die Juden die in Spanien lebten inenrhalb einer bestimmten Frist die Taufe und somit den katholischen Glauben annehmen sollten, oder „aus dem Lande zu verschwinden.“7 Die Juden die blieben wurden zwangskonvertiert, viele blieben ihrem alten Glauben aber insgeheim treu und führten die jüdischen Traditionen fort.8

Laut Kamen führte so das Ausmerzen des einen Problems zur Schaffung eines neuen und viel unübersichtlicheren, denn durch die Zwangskonvertierung gab es mit einem Mal eine riesige Zahl an „unechten Conversos“.9 Die Pflicht, diese unechten Conversos aufzuspüren und auf den rechten Weg zurückzuführen war die der Inquisition, die in Spanien im Jahre 1478 auf Grundlage der von Papst Sixtus erlassenen Bulle Exigit sincerae devotionis affectus eingeführt wurde.10 An sich war die Inquisition keine neue Erfindung, sie war bereits vorher in Europa verbreitet, neu und einzigartig an der Spanischen Inquisition war jedoch, dass die päpstliche Bulle den Katholischen Majestäten die Erlaubnis erteilte die Inquisitoren sowohl zu ernennen als auch zu ersetzen, während sich die Rolle des Papstes auf die Zustimmung zur Wahl beschränkte.11

Obwohl die angebliche Gefahr durch Conversos eine dringliche Angelegenheit war, vergingen zwei Jahre nach Veröffentlichung der Bulle bis zur Ernennung der ersten Inquisitoren, Henry Kamen begründet dies wie folgt:

„Dieser Wiederspruch ist möglicherweise damit zu erklären, daß Ferdinand und Isabella lieber für eine Weile noch Milde walten lassen wollten, bevor strenge Maßnahmen ergriffen wurden, und daß diese ihre vorsichtige Haltung zum Teil auch durch zahlreiche Conversos in hohen Stellungen bei Hofe beeinflußt worden ist.“12

Zur festen Einrichtung wurde die Inquisition in Kastilien mit der Einrichtung der Consejo de la Suprema y General Inquisicion13 unter dem Vorsitz des Mönches Tomas de Torquemada der zum Generalinquisitor berufen wurde.14 Da die Inquisition eingesetzt wurde, um das Ketzertum zu bekämpfen und auszumerzen, beschränkte sich ihre Jurisdiktion nur auf Leute die getauft worden waren und durch ihre Ketzerei die Taufe verraten hatten. Juden und Muslime entzogen sich also ihrem Wirkungsbereich, während sich Protestanten15, Conversos und Altchristen vor den Tribunalen verantworten mussten.16

Besonders die Geheimhaltung der Inquisition, sowohl bei Verhaftungen, wie während der Kerkerhaft, besonders aber das Unwissen der Menschen über den Verlauf des Gerichtsprozesses sorgte für ein Klima aus Angst, Unwissen und Legendenbildung.

Henry Kamen beschreibt den Beginn des Prozesses wie folgt:

„Wenn die Inquisitoren in einem Bezirk mit ihrem Werk begannen, verkündeten sie meistens zur Einleitung eine Gnadenfrist, während der die freiwillig Beichtenden nicht bestraft werden sollten. Diese Frist wurde öffentlich bekanntgemacht durch ein Gnadenedikt, das die Ketzer aufforderte, hervorzukommen und sich selbst oder andere zu denunzieren.[...]“17

Bereits vor der Eröffnung eines Verfahrens kam es also zu einem gewaltigen Maß an Mißtrauen unter den Leuten, denn auch denen die Ketzer nicht anzeigten drohte eine Strafe und so kam es, dass teilweise belanglose oder nichtige Vorfälle bereits vor das Inquisitionstribunal kamen und die Menschen in der ständigen Furcht vor ihren Mitmenschen leben mussten. Auch die Verfolgung der kleinsten Verfehlungen durch die Inquisition trug dazu bei, dass die Inquisition sehr bald überall gefürchtet wurde und ihre Inquisitoren zu blutrünstigen Monstern erklärt wurden.

Besonders wichtig war bei der Vorgehensweise der Inquisition die Geheimhaltung des Verfahrens und der Aussagen. Den Inquisitoren war es besonders wichtig, dass möglichst wenig über ihre Praktiken nach außen drang. Diese Geheimhaltungstaktik verstärkte natürlich die Legendenbildung und sorgte dafür, dass es „überall falsche Vorstellungen vom Grad der Strenge ihrer Tribunale gab.“18 Die Legenden sollen an diesem Punkt nicht weiter ausgeführt werden, sie werden zu einem späteren Punkt der Hausarbeit ausführlicher thematisiert.

Die Beziehungen zwischen Spanien und England waren anfangs des 16. Jhd relativ intakt, wenn man in Betracht zieht, dass in Spanien mit Philipp II. ein streng katholischer Herrscher an der Macht war und in England mit Elisabeth I. ein ebenso streng protestantisches Oberhaupt.

Beiden Monarchen kam es zunächst darauf an, den Frieden zu wahren, dafür waren sie zunächst gewillt, über Zeiten der Spannung hinwegzusehen.19 Dies änderte sich im Verlaufe der 1570er Jahre zunehmend, die Beziehungen der beiden Monarchen verschlechterten sich zunehmend und die religiösen Differenzen wurden immer deutlicher und schlechter zu überbrücken. Den endgültigen Ausschlag in Richtung eines Krieges gaben für Philipp II. schließlich die immer häufiger werdenden Überfälle von Englischen Freibeutern wie Sir Francis Drake sowie die Unterstützung der protestantischen Rebellen in den Niederlanden durch die Englische Königin.20 William S. Maltby beschreibt die Beweggründe des Spanischen Königs wie folgt:

„As long as […] remained unchastised, the Spanish treasure fleets would be in constant jeopardy. Such considerations, reinforced by Philip’s abhorrence of heretics and his conviction that the Dutch would be more easily overcome if English aid were extinguished […].”21

Dennoch war Philipp die Entscheidung über die Aufstellung einer Armada nicht leicht gefallen, denn es war ein extrem riskantes und kostspieliges Vorhaben, wie De Lamar Jensen beschreibt:

„If Philip II had had his way from the beginning, there probably would not have been an Armada. It was an expensive, inefficient, and risky way to achieve his goals of consolidating control of the Netherlands, protecting the Indies and the Indies fleets, and guaranteeing his rule in Portugal.”22

[...]


1 Helmchen, Annette: Die Entstehung der Nationen im Europa der Frühen Neuzeit. Ein integraler Ansatz aus humanistischer Sicht (Freiburger Studien zur Frühen Neuzeit, Band 10), Bern [u.a.] 2005, S.246f.

2 Vgl. Helmchen (2005), S.247.

3 Vgl. Helmchen (2005), S.247.

4 Kamen, Henry: Die Spanische Inquisition, München 1969, S.23.

5 Vgl. Helmchen (2005), S.247.

6 Vgl. Kamen (1969), S. 31.

7 Vgl. Kamen (1969), S.31.

8 Vgl. Kamen (1969), S.36 f.

9 Vgl. Kamen (1969), 35.

10 Bethencourt, Francisco: The Inquisition. A Global History, 1478-1834, Cambridge [u.a.] 2009[2], S. 35.

11 Vgl. Bethencourt (2009[2]), S.35.

12 Vgl. Kamen (1969), S.45.

13 von nun an die abgekürzte Form: Suprema

14 Vgl. Kamen (1969), S.48.

15 Die katholische Kirche akzeptierte jede Art von Taufe, selbst wenn diese von einem Ketzer vollzogen worden war. Siehe Kamen (1969), S.176.

16 Vgl. Kamen (1969), S.176.

17 Vgl. Kamen (1969), S.186.

18 Vgl. Kamen (1969), S.185.

19 Jensen, De Lamar: The Spanish Armada. The Worst-Kept Secret in Europe, in: The Sixteenth Century Journal, Nr. 19/4 (1988), S.621.

20 Maltby, William S.: The Black Legend in England. The development of anti-Spanish sentiment, 1558-1660. Durham 1971, S.76.

21 Maltby (1971), S.76.

22 Jensen: The Spanish Armada (1988), S.627.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
„A Skeltonical Salutation“. Ein Gedicht über den Spott der Niederlage der Spanischen Armada mit Blick auf die Schwarze Legende
Hochschule
Universität Konstanz
Autor
Jahr
2011
Seiten
18
Katalognummer
V308935
ISBN (eBook)
9783668075221
ISBN (Buch)
9783668075238
Dateigröße
503 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
skeltonical, salutation, gedicht, spott, niederlage, spanischen, armada, blick, schwarze, legende
Arbeit zitieren
Benjamin Waldraff (Autor:in), 2011, „A Skeltonical Salutation“. Ein Gedicht über den Spott der Niederlage der Spanischen Armada mit Blick auf die Schwarze Legende, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/308935

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: „A Skeltonical Salutation“. Ein Gedicht über den Spott der Niederlage der Spanischen Armada mit Blick auf die Schwarze Legende



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden