Die westdeutsche Osteuropaforschung während des Kalten Krieges. Zur politischen Ideologisierung einer Wissenschaft


Thèse de Bachelor, 2015

40 Pages, Note: 1.0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Ideologische Vorprägung: Die Etablierung des Osteuropabegriffs

III. Das Fach als ideologischer Partner im Kalten Krieg
1. Wiederetablierung des Fachs in Westdeutschland
2. Die Verwendung des Osteuropabegriffs in der Wissenschaft
3. Osteuropaforschung in den 1950er Jahren
4. Paradigmenwechsel der Forschung ab den 1960er Jahre
5. verdeckter Antikommunismus in der Publizistik Klaus Mehnerts

IV. Osteuropaforschung nach dem Zusammenfall der Sowjetunion

V. Fazit

VI. Literatur- und Quellenverzeichnis

I. Einleitung

Der Titel der vorliegenden Arbeit unterstellt dem Fach der Osteuropaforschung bereits eine verstärkte Funktionalisierung durch die Politik. Die ideologische Einfärbung der Osteuropaforschung während des Kalten Krieges war wandelbar, so dass sie sich der jeweiligen politischen Großwetterlage angleichen konnte. Als Instrument zur Ideologisierung nutzte sie ein reiches Repertoire stereotyper Vorurteile, die seit Jahrhunderten fest verankert sind und derer sich je nach Situation bedient werden konnte.[1]

Die vorliegende Arbeit thematisiert die Ideologisierung der Osteuropaforschung in Westdeutschland während des Kalten Krieges. Um ein grundlegendes Verständnis zu gewährleisten, wird zunächst in groben Zügen aufgezeigt, in welcher Situation das Fach im späten 19./ frühen 20. Jahrhundert gegründet wurde. Obwohl die „Ostforschung“ eine Mitschuld an den Verbrechen im Nationalsozialismus trägt, konnte das Fach nach 1945 von Neuem etabliert werden. Um eine mögliche Funktionalisierung im Kalten Krieg aufzudecken, müssen zu Beginn die historischen Rahmenbedingungen der Wiederetablierung des Faches nach 1945 dargestellt werden. Im Anschluss daran möchte ich aufzeigen, inwiefern die Osteuropaforschung der Politik im Kalten Krieg als ideologischer Partner zur Seite stand. Abschließend werde ich versuchen darzulegen, welchen Herausforderungen sich die Osteurpoaforschung nach dem Zusammenfall der Sowjetunion stellen musste.

Ursprünglich war es meine Intention, die Genese der osteuropäischen Geschichtswissenschaft während des Kalten Krieges bis 1990/91 zu beleuchten. Jedoch kam ich während meiner Arbeit zu dem Schluss, dass die Disziplinen der Osteuropawissenschaft in so engem Verhältnis zueinander stehen, dass eine strenge Differenzierung der einzelnen Fachgebiete kaum möglich ist. Gerade weil die Osteuropaforschung bei ihrer Wiederetablierung nach 1945 vor allem zur Lösung gegenwärtiger politischer und gesellschaftlicher Probleme beitragen sollte, würde die ausschließliche Konzentration auf die osteuropäische Geschichtswissenschaft nicht genügen. Meine Ausführungen werden sich demnach nicht nur auf die Genese der Fachwissenschaft der Osteuropäischen Geschichte beschränken, sondern die Osteuropaforschung interdisziplinär betrachten. Dabei sollen meine Ausführungen keinen vollständigen Abriss aller Disziplinen leisten. Sie sollen vielmehr wichtige Akzentsetzungen in der Forschung nachzeichnen.

Ich selbst habe keinerlei biographische Berührungspunkte mit der Geschichte Osteuropas, daher ist meine Sichtweise leider sehr einseitig. Ich bin im Jahre des Mauerfalls 1989 in Nordrhein-Westfahlen geboren und aufgewachsen. Durch die politischen Entwicklungen um den Krieg in der Ukraine, geriet die Geschichte Osteuropas jedoch in mein gegenwärtiges Blickfeld. Es ist nicht möglich die aktuellen Ereignisse ohne genauere Vorkenntnisse über die Geschichte Osteuropas reflektiert zu betrachten. Daher ist die Beschäftigung mit der Osteuropaforschung unabdingbar.

II. Ideologische Vorprägung: Die Etablierung des Osteuropabegriffs

Stereotype Vorurteile prägen das westeuropäische Weltbild bis heute. Sie fungierten als Werkzeug der Ideologisierung im Kalten Krieg, wurden in dieser Zeit jedoch lediglich reaktiviert.[2] Der Ost-West-Dualismus besteht nicht erst seit dem Kalten Krieg. Das Fundament für dieses bipolare Weltbild wurde bereits im 19. Jahrhundert gelegt. Je mehr sich der Westen als zivilisierter Knotenpunkt Europas verstand, desto bestrebter wurde er, den östlichen Teil als unterlegen zu stigmatisieren.[3] Warum aber ist das Osteuropabild derart negativ vorgeprägt? Wann wurde Russland als asiatischer Barbar aus dem Osten betrachtet?

Der Gebrauch des Osteuropabegriffs setzte sich im späten 18./frühen 19. Jahrhundert durch und wurde vom europäischen Westen geformt. Die geographische und historische Verortung Osteuropas ist seit jeher nicht eindeutig, vielmehr unterlag sie von Beginn an zahlreichen Kontroversen.[4] Bis in das 19. Jahrhundert hinein wurden Russland und die heute als Osteuropa bezeichneten Gebiete auf der „Mental Map“ im Norden verortet.[5] Diese Karte gliederte Europa in eine Nord- und eine Südhälfte.[6] Der Süd-Nord-Dualismus hat seinen Ursprung im Weltbild der Antike.[7] Demnach umschloss der Süden die Gebiete des Imperium Romanum, der Norden hingegen alle übrigen Gebiete, die nicht auf der römischen antiken Kultur aufbauten. Damit wurden als nordeuropäisch sowohl die skandinavischen als auch die „osteuropäischen“ Gebiete begriffen.[8] Diese Wahrnehmung änderte sich zwischen den Napoleonischen Kriegen und dem Krimkrieg.[9] War das Russlandbild unter Peter dem Großen, dem „Retter Europas“ in den Napoleonischen Kriegen,[10] durchaus positiv konnotiert, wandelte es sich ab dem Wiener Kongress zunehmend ins Negative. Nach Hans Lemberg habe sich durch die Entstehung der europäischen Pentarchie die Nord-Süd-Zuordnung allmählich aufgelöst. Bis zum Ende des Krimkrieges wurde Russland schließlich endgültig dem Osten zugeordnet. Ab den 1860er Jahren war der Begriff „Osteuropa“ dann fest etabliert.[11] Das Attribut „nordisch“ wurde nun ausschließlich auf die Länder Skandinaviens angewandt. Da im 19. Jahrhundert das Bewusstsein einer gemeinsamen Identität erstarkte, wurden die slawischen Völker zunehmend als nationale Einheit wahrgenommenen und schließlich als osteuropäisch identifiziert. Diese kulturelle und staatenübergreifende Vereinigung wurde gepaart mit der sich verschärfenden politischen Lage ab den 1830er Jahren, von liberaler Seite als panslawistische Bedrohung aus dem Osten gebrandmarkt.[12] Galt bis dahin allein der Orient als Osten, umfasste der Osten nun auch die slawischen Völker und Russland.[13] Und so wie der Orient wurden sie überdies dem asiatischen Kontinent zugeordnet.[14] Durch die kontinuierlichen kämpferischen Auseinandersetzungen mit den Türken und dem Osmanischen Reich vom 15. bis in das 19. Jahrhundert hinein wurde „orientalisch“ oder „östlich“ mit dem Gefühl der Bedrohung assoziiert.[15] Der Europäische Westen verstand sich als Knotenpunkt der Zivilisation und Christianisierung, dessen Aufgabe es sei, den östlichen Teil Europas zu kultivieren.[16] Die entkeimte Polarität von Ost und West drückte sich in der Überzeugung der westeuropäischen Überlegenheit in kultureller, politischer und zivilisatorischer Hinsicht gegenüber dem als reaktionär eingestuften Osten Europas aus. Während das Zarenreich als rückständig und barbarisch stigmatisiert wurde, wurden dem russischen Volk nach Hans-Henning Schröder hingegen sympathische Charakterzüge zugeschrieben, die sich, je nach Situation, mit abstoßenden verbinden können.[17]

Unter diesen Voraussetzungen etablierte sich die Osteuropäische Geschichtswissenschaft im frühen 20. Jahrhundert. Theodor Schiemann, der die erste Professur für das Fach erhielt,[18] habe nach Christoph Schmidt die Einrichtung eines akademischen Faches unter politischen Gesichtspunkten intendiert.[19] Mit Hilfe seiner wissenschaftlichen Arbeit sollten weitere Expansionsversuche Russlands verhindert[20] und territoriale Ansprüche auf die baltischen Staaten und Polen geltend gemacht werden. Schiemann galt zudem als Vertrauter Wilhelms II. und erhielt die Professur für die Osteuropäische Geschichtswissenschaft 1902 auf dessen Geheiß.[21] Somit zeichnete sich bereits bei der akademischen Einrichtung die Zusammenarbeit von Politik und Osteuropaforschung ab.[22] In diesem Sinne spricht Christoph Schmidt von der „Entstehung und Entstellung des Fachs“ oder gar von „Osteuropäischer Geschichte als Bastard politischer Relevanz“. Schmidt unterstellt dem Fach damit die kontinuierliche Indienstnahme durch die Politik.[23] Inwiefern dieser Vorwurf auf die Osteuropaforschung im Kalten Krieg zutrifft, soll im weiteren Verlauf der vorliegenden Arbeit ersichtlich werden.

Die Verdrängung der Russen und Slawen in den Osten der mentalen Karte war ergo eine ideologische und politische Performance und nicht lediglich ein terminologischer Wandel.[24] Die Etablierung des Osteuropabegriffs begünstigte die Entstehung des mit Ressentiments beladenden Ost-West-Dualismus, der das Weltbild im 20. Jahrhundert dominierte und die Ideologisierung der Osteuropaforschung im Kalten Krieg prägte.

Bei dem Gebrauch des Osteuropaterminus muss also klar sein, dass es sich um ein kontingentes Konstrukt handelt, das vom europäischen Westen errichtet und zu machtpolitischen Zwecken instrumentalisiert wurde. „Die Merkmale, nach denen diese Räume konstruiert werden, hängen von den Aufgaben und Interessen ab, die bei der Begriffskonstruktion verfolgt werden.“[25] Das nun etablierte Feindbild vom asiatischen, unterlegenen und bedrohlichen Russen beziehungsweise Slawen illustriert den dominierenden ideologischen Standort im westlichen Europa im späten 19./frühen 20. Jahrhunderts.

III. Das Fach als ideologischer Partner im Kalten Krieg

1. Wiederetablierung des Fachs in Westdeutschland

Um im Folgenden zu eruieren, welche Beweggründe zur Wiederetablierung des Fachs beitrugen, werde ich zu Beginn komprimiert die Ansätze der Forschung miteinander vergleichen und gegebenenfalls gegeneinander abwägen. Diese Methodik beansprucht für sich nicht, die Forschungsansätze in Gänze zu erfassen. Vielmehr sollen exemplarisch die Tendenz der Osteuropaforschung und innerfachliche Entwicklungen angezeigt werden. Dadurch erhoffe ich, eine eigene Positionierung in dieser komplexen Thematik zu finden und für den Umgang mit der Osteuropäischen Geschichte zu sensibilisieren.

Zahlreiche Ostforscher stellten ihre wissenschaftliche Arbeit ab 1933 in den Dienst des Hitler-Regimes. Vorbelastete Persönlichkeiten wie Hermann Aubin, Werner Markert oder auch Hans Rothfels,[26] trieben die Neuetablierung des Fachs nach 1945 maßgeblich voran. Weder übernahmen die Historiker Verantwortung für ihren Anteil an den Verbrechen des Nationalsozialismus noch gestanden sie ihre Schuld ein. Dieses Defizit prägt die Geschichtsschreibung bis heute.[27] So leugneten Protagonisten der Wiedererrichtung der Disziplin nach 1945 ihre Nazi-Vergangenheit vollkommen. Markert, selbst SA-Mitglied, appellierte, dass die Arbeiten sich wieder stärker als vor 1945 an der wissenschaftlichen Forschung orientieren müssen.[28] Es wurde versucht, die nationalsozialistische Prägung der Ostforschung als eine temporäre und einzigartige Entstellung der Disziplin darzustellen.[29]

Trotz ihrer Mitschuld an den Verbrechen des Nationalsozialismus gelang der Disziplin nach 1945 die Reputation zurückzuerlangen.

Eine generalisierende Aussage, wie tief einzelne Ostforscher in den Nationalsozialismus verstrickt waren und sich mit dem Regime identifizierten, kann im Rahmen dieser Arbeit nicht getroffen werden. Das gemeinsame Spezifikum der Ostforschung jener Zeit besteht nach Kai Arne Lindemann darin, dass die Ansätze sich allesamt überaus gut in den Nationalsozialismus integrieren ließen.[30] Hans Mommsen merkt an, dass innerhalb der Aufarbeitung der NS-Zeit einigen Ostforschern zwar eine Neigung zum Nationalsozialismus bescheinigt wurde, diese jedoch unterschiedlich stark ausgeprägt gewesen sei. Doch bereits durch die ideologische Überformung und Verdrehung historischer Ereignisse zugunsten politischer Bestrebungen ermöglichte die Ostforschung die Verbrechen des Regimes. Darin liegt nach Mommsen der eigentliche Einbruch nationalsozialistischer Geisteshaltung.[31] Die Schuld der Ostforscher im Nationalsozialismus wird unterschiedlich bewertet. Setzt Hans Mommsen die Ostforschung mit dem Nationalsozialismus weitgehend gleich, beschreibt Dietrich Beyrau eine Art Balanceakt der Wissenschaftler zwischen Ausspielen fachlicher Kompetenz und Anpassungen an die neuen Machthaber.[32]

Nach Corinna Unger begünstigte der Beginn des Kalten Krieges die Verschleierung der individuellen Mitschuld der an der Ostforschung beteiligten Wissenschaftler während des Zweiten Weltkrieges. Statt eine Mitschuld an den Verbrechen des Nationalsozialismus einzugestehen, fokussierten die Wissenschaftler der Osteuropäischen Forschung die Bewältigung der gegenwärtigen politischen Probleme, zu denen eine mögliche Expansion der Sowjetunion gehörte.[33] Der Osteuropahistoriker Oskar Anweiler nahm 1947 sein Geschichtsstudium auf, lernte unter anderem bei Hermann Aubin und war mit Hans Koch bekannt. Beide hatten mit ihrer Forschung den Nationalsozialismus unterstützt und änderten ihre Ansichten auch nach 1945 nicht grundsätzlich.[34] In einem Interview mit Anweiler in der Zeitschrift „Osteuropa“ im Jahr 2005 fragte man ihn, ob er darüber nachgedacht habe, was Personen wie Aubin und Koch zwanzig Jahre zuvor gemacht hätten. Darauf entgegnete Anweiler, dass dieses Thema zwar kein Tabu gewesen sei, aber auch nicht im Vordergrund gestanden habe. Aubin habe er wegen seiner fundierten Kenntnisse geschätzt, überdies hätte man ihm keine Verwicklungen in den Nationalsozialismus nachweisen können.[35] Diese Aussage Anweilers bekräftigt Ungers These, dass die Bewältigung gegenwärtiger Probleme nach 1945 im Fokus stand. Dadurch geriet eine Aufarbeitung der NS-Vergangenheit der Wissenschaftler in den Hintergrund und die Verhüllung der individuellen Mitschuld wurde begünstigt.[36]

Zeitgenössische Historiker, wie beispielsweise Klaus Mehnert behaupten, dass „[d]er Nationalsozialismus versuchte, die Osteuropaforschung in eine politische Angelegenheit umzubiegen und [er] beeinträchtigte dadurch das wissenschaftliche Niveau; viele Gelehrte zwang er dazu, ihre Forschungspläne zu Gunsten anderer, scheinbar entfernterer und daher politischem Druck weniger ausgesetzter aufzugeben.“[37] Hierbei wird das Instrumentalisierungsargument als apologetische Schutzbehauptung genutzt, um die individuelle Schuld zu verschleiern. Die Ostforscher stellen sich dabei als handlungsunfähig und passiv gegenüber dem Regime dar, so dass sie sich selbst von Tätern zu Opfern machen. Indem sie die politische Indienstnahme der Wissenschaft betonten, gelang es den Forschern in den 50er Jahren zunächst, sich von den dunklen Flecken ihrer Vergangenheit reinzuwaschen. Der westdeutschen Bevölkerung kam diese Begründung nur entgegen, denn so konnte sie sich selbst von ihrer Schuld entlasten.

Die Ausrede der Funktionalisierung der Geschichtswissenschaft durch das Hit1ler-Regime bildete den Ausgangspunkt des Historikerstreits in den 1980er Jahren.[38]

Thekla Kleindienst stellt die These auf, dass die osteuropäische Geschichtswissenschaft von der politischen Großwetterlage abhänge. Bedingt durch den Beginn des Kalten Krieges sei es dem Fach möglich gewesen, an Strukturen und Forschung vor 1945 anzuknüpfen.[39] Corinna Unger stimmt mit Kleindiensts These überein, dass die politische Konfliktsituation zwischen den Blöcken die Neuetablierung der osteuropäischen Geschichtswissenschaft begünstigte. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges stand die Osteuropaforschung vor der großen Herausforderung, sich neu zu erfinden. Zusammenhängend mit der Besatzungspolitik im Nachkriegsdeutschland und dem sich immer weiter verschärfenden Systemwettbewerb von Ost und West konnte die neu formierte Osteuropaforschung keine homogene Richtung einschlagen. Bei der Wiedererrichtung nahm das Fach somit unterschiedliche Wege. Sowohl die Besatzer im Westen des geteilten Deutschlands als auch die Sowjets im Osten verliehen dem Fach ihre ganz eigene ideologische Prägung. Die Beschäftigung mit der Geschichte Osteuropas wurde durch die Besatzung der Sowjetunion zur Notwendigkeit. Die Geschichte Osteuropas war kein entferntes Betrachtungsobjekt mehr, sondern Teil der eigenen Realität.[40] Der Einfluss der Sowjetunion auf die DDR und auch ihre Rolle im Ost-West-Konflikt verdeutlichen, warum Deutschland- und Ostpolitik nur schwer zu trennen sind. Überdies charakterisiert Unger die Osteuropäische Geschichtsforschung nach 1945 als ambivalent. Einerseits beabsichtigte die Osteuropaforschung, bedingt durch die Erfahrungen des Nationalsozialismus, sich von einer politischen oder ideologischen Funktionalisierung zu distanzieren. Andererseits jedoch wurde der Osteuropäischen Geschichtswissenschaft eine klare politische Positionierung gegenüber dem Osten abverlangt.[41] Auch Kleindienst weist darauf hin, dass mit der Neuformierung der Forschung keine erneute Politisierung einhergehen sollte.[42]

[...]


[1] Schröder, Hans-Henning: „Tiefste Barbarei“, „höchste Civilisation“. Stereotype im deutschen Russlandbild, in: Osteuropa 10 (2010), S. 84 (im Folgenden zitiert als: Schröder: Tiefste Barbarei).

[2] Schröder: Tiefste Barbarei, S. 83.

[3] Haumann, Heiko; Goehrke, Carsten: Osteuropa und Osteuropäische Geschichte: Konstruktionen – Geschichtsbilder – Aufgaben. Ein Beitrag aus Schweizer Sicht, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, Neue Folge, Bd. 52, H. 4 (2004), S. 586 (im Folgenden zitiert als: Haumann, Goerke: Osteuropa: Konstruktionen – Geschichtsbilder –Aufgaben).

[4] Emeliantseva, Ekaterina; Malz, Arie; Ursprung, Daniel. : Einführung in die Osteuropäische Geschichte, Zürich 2008, S. 13 (im Folgenden zitiert als: Emiliantseva u.a.: Einführung).

[5] Schenk, Frithjof Benjamin: Mental Maps: Die kognitive Kartierung des Kontinents als Forschungsgegenstand der europäischen Geschichte, in: EGO URL: http://ieg-ego.eu/de/threads/theorien-und-methoden/mental-maps/frithjof-benjamin-schenk-mental-maps-die-kognitive-kartierung-des-kontinents-als-forschungsgegenstand-der-europaeischen-geschichte, (letzter Stand: 21.09.2015, 07:04h)

[6] Lemberg, Hans: Zur Entstehung des Osteuropabegriffs im 19. Jahrhundert. Vom „Norden“ zum „Osten“ Europas, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 33 (1985), S. 48-51 (im Folgenden zitiert als: Lemberg: Vom „Norden“ zum „Osten“).

[7] Lemberg: Vom „Norden“ zum „Osten“, S. 58f.

[8] Zernack, Klaus: Osteuropa. Eine Einführung in seine Geschichte, München 1977, S. 26 (im Folgenden zitiert als: Zernack: Osteuropa).

[9] Lemberg: Vom „Norden“ zum „Osten“, S. 63.

[10] Emiliantseva u.a.: S. 241.

[11] Lemberg: Vom „Norden“ zum „Osten“, S. 62-64.

[12] Lemberg: Vom „Norden“ zum „Osten“, S. 67.

[13] Lemberg: Vom „Norden“ zum „Osten“, S. 68.

[14] Lemberg: Vom „Norden“ zum „Osten“, S. 74.

[15] Lemberg: Vom „Norden“ zum „Osten“, S. 68.

[16] Schmidt, Christoph: Zur Kritik historischer Relevanz. Am Beispiel der Geschichte Osteuropas*, in: JGO, Bd. 48 (2000), S. 556 (im Folgenden zitiert als: Schmidt: Zur Kritik historischer Relevanz).

[17] Schröder: Tiefste Barbarei, S. 86f.

[18] Zernack: Osteuropa, S. 14f.

[19] Schmidt: Zur Kritik historischer Relevanz, S. 561.

[20] Vgl. dazu auch: Stöckl, Günther: Das Studium der Geschichte Osteuropas von den Anfängen bis zum Jahr 1933, in: Oberländer, Erwin (Hrsg.): Geschichte Osteuropas. Zur Entwicklung einer historischen Disziplin in Deutschland, Österreich und der Schweiz.1945–1990, Bd. 35, 1. Aufl., Stuttgart 1992, S. 6f. (im Folgenden zitiert als: Stöckl: Das Studium der Geschichte Osteuropas).

[21] Troebst, Stefan: Sonderweg zur Geschichtsregion. Die Teildisziplin Osteuropäische Geschichte, in: Osteuropa, 63. Jg. (2013), S. 57. (im Folgenden zitiert als: Troebst: Sonderweg).

[22] Vgl. dazu auch: Stöckl: Das Studium der Geschichte Osteuropas, S. 3.

[23] Troebst: Sonderweg, S. 57.

[24] Lemberg: Vom „Norden“ zum „Osten“, S. 91.

[25] Fischer, Martin: Nordosteuropa. Eine Geschichtsregion sui generis?, in: Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen (Hrsg.): Osteuropaforschung – 15 Jahre „danach“: Beiträge für die 14. Tagung junger Osteuropa-Experten (Arbeitspapiere und Materialien/Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen 77), Bremen 2006, S. 34.

[26] Mommsen, Wolfgang: Vom „Volkstumskampf“ zur nationalsozialistischen Vernichtungspolitik in Osteuropa. Zur Rolle der deutschen Historiker unter dem Nationalsozialismus, in: Wilfried Schulze, Otto Gerhard Oexle (Hrsg.): Deutsche Historiker im Nationalsozialismus, 3. Aufl., Frankfurt am Main 2000, S. 183.

[27] Vgl. Donat, Helmut: Vorbemerkung: Die Indienstnahme der Geschichte, in: Donat, Helmut; Wieland, Lothar (Hrsgg.): „Ausschwitz erst möglich gemacht?“: Überlegungen zur jüngsten konservativen Geschichtsbewältigung, Bremen 1991, S. 9 (im Folgenden zitiert als: Donat: Vorbemerkung).

[28] Unger, Corinna „Objektiv, aber nicht neutral“. Zur Entwicklung der Ostforschung nach 1945, in: Osteuropa 12 (2005), S. 115 (im Folgenden zitiert als: Unger: Objektiv).

[29] Donat: Vorbemerkung, S. 9.

[30] Linnemann, Kai Arne: Das Erbe der Ostforschung. Zur Rolle Göttingens in der Geschichtswissenschaft der Nachkriegszeit, Marburg 2002, S. 18 (im Folgenden zitiert als: Linnemann: Das Erbe der Ostforschung).

[31] Mommsen, Hans: Der faustische Pakt der Ostforschung, in: Schulze, Winfried; Oexle, Otto Gerhard (Hrsgg.): Deutsche Historiker im Nationalsozialismus, 3. Aufl., Frankfurt am Main 2000, S. 270f.

[32] Beyrau, Dietrich : Ein unauffälliges Drama. Die Zeitschrift Osteuropa im Nationalsozialismus, in: Osteuropa 55 (2005), S. 57 (im Folgenden zitiert als: Beyrau: Ein unauffälliges Drama).

[33] Unger: Objektiv, S. 113.

[34] Sapper, Manfred: „Mein Rätebuch kursierte als Raubdruck“. Mit Oskar Anweiler auf einer tour d‘horizon, in: Osteuropa 55 (2005), S. 49-52 (im Folgenden zitiert als: Sapper: „Mein Rätebuch kursierte als Raubdruck“).

[35] Sapper: „Mein Rätebuch kursierte als Raubdruck“, S. 52.

[36] Vgl. Unger: Objektiv, S. 113.

[37] Mehnert, Klaus: Abriß der slawischen und Osteuropa-Forschung in Deutschland seit 1945, als Manuskript gedruckt, Johann Gottfried Herder-Institut, Wissenschaftliche Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Ostmitteleuropas, Marburg an der Lahn 1951, S. 1.

[38] Donat: Vorbemerkung, S. 13.

[39] Kleindienst, Thekla: Zerreißprobe. Entspannungspolitik und Osteuropaforschung, in: Osteuropa 12 (2005), S. 149 (im Folgenden zitiert als: Kleindienst: Zerreißprobe).

[40] Schlögel, Karl: Den Verhältnissen auf der Spur. Das Jahrhundert deutscher Osteuropaforschung, in: Osteuropa 63 (2013), S. 26. (Im Folgenden zitiert als: Schlögel: Den Verhältnissen auf der Spur).

[41] Unger: Objektiv, S. 113.

[42] Kleindienst: Zerreißprobe, S. 151.

Fin de l'extrait de 40 pages

Résumé des informations

Titre
Die westdeutsche Osteuropaforschung während des Kalten Krieges. Zur politischen Ideologisierung einer Wissenschaft
Université
Ruhr-University of Bochum  (Osteuropäische Geschichte)
Note
1.0
Auteur
Année
2015
Pages
40
N° de catalogue
V309219
ISBN (ebook)
9783668075481
ISBN (Livre)
9783668075498
Taille d'un fichier
502 KB
Langue
allemand
Mots clés
osteuropaforschung, kalten, krieges, ideologisierung, wissenschaft
Citation du texte
Pia-Sophie Schillings (Auteur), 2015, Die westdeutsche Osteuropaforschung während des Kalten Krieges. Zur politischen Ideologisierung einer Wissenschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/309219

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