Die adelige Kindheit im Mittelalter. Strenge und Härte oder Spiel und Spaß?


Term Paper (Advanced seminar), 2015

15 Pages, Grade: 2,7


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Phasen der Kindheit im Mittelalter

3 Die „infantia“

4 Erziehung, Leben und Ausbildung der adeligen Jungen
4.1 Der Werdegang zum Ritter
4.2 Weitere Werdegänge

5 Erziehung, Leben und Ausbildung der adeligen Mädchen

6 Fazit

7 Auswahlbibliographie
7.1 Literaturverzeichnis
7.2 Quellenverzeichnis

1 Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Kindheit der Adeligen im Mittelalter. Sie soll näher erläutern, welche Aspekte im Kindesalter eine Rolle spielten und wie unterschiedlich die Kindheit zwischen adeligen Jungen und Mädchen verlief. Dabei nimmt die Fragestellung „Die adelige Kindheit – Strenge und Härte oder Spiel und Spaß?“ eine zentrale Position ein. Ich habe untersucht inwiefern den adeligen Kindern die Möglichkeit geboten wurde, ihre kindliche Seite auszuleben und inwiefern ihre Kindheit möglicherweise durch die Sitten und Bräuche der adeligen Gesellschaft eingeschränkt war. Ich werde im Laufe der Arbeit also darauf eingehen, ob die frühen Lebensjahre eine glückliche Kindheit bedeuteten oder ob strikte Vorgaben und eine strenge Erziehung dies verhinderten.

Die Mehrheit aller Menschen verbindet mit dem Mittelalter eine Epoche in der viele Krankheiten durch eine ungenügende Hygiene auftraten, eine große Menge an armen Bauern von wenigen Adeligen beherrscht wurden und regelmäßige Kriege und militärische Auseinandersetzungen das Leben in diesem Zeitalter erschwerten. In der Geschichtswissenschaft stellt sich dementsprechend auch vermehrt die Frage, wie die Kindheit in dieser Zeit ausgesehen haben mag und ob überhaupt von einer Kindheit im herkömmlichen Sinne gesprochen werden kann. Dabei ist selbstverständlich zwischen Kindern des Adels und ärmeren Menschen wie den Bauern zu unterteilen, da die Kindheit in beiden Fällen deutliche Unterschiede aufwies. Ich möchte in meiner Arbeit lediglich auf die Kindheit der adeligen Jugendlichen eingehen, da sie ansonsten zu weit reichen würde und es so möglich ist, detailierter auf die Thematik einzugehen.

Zu Beginn der vorliegenden Arbeit werde ich erst einmal auf die allgemein geltenden Phasen der Kindheit im Mittelalter eingehen. Vor allem die „infantia“ und die „pueritia“ werden Gegenstand dieser Arbeit sein, da sie in meinen Augen die eigentliche Kindheit darstellen. Die „adolescentia“ als Übergang ins Erwachsenenalter wird eine geringere Rolle spielen. Nachdem diese drei Lebensalter erläutert wurden, werde ich als Erstes die Kindheit der adeligen Jungen darlegen, ehe ich auf die Kindheit der adeligen Mädchen eingehen werde. Bei den Jungen werde ich dabei erst einmal allgemeine Erläuterungen zu ihrer Erziehung, Ausbildung und ihrem Leben tätigen, ehe ich mich verschiedenen Werdegängen zu wenden möchte, die die Jugend der adeligen Knaben vorrangig bestimmten und prägten. Dazu werde ich zuerst einmal auf den Weg zum Ritter eingehen, denn dieser war mit Abstand der beliebteste. Anschließend möchte ich aber auch andere Möglichkeiten präsentieren, wohin die Ausbildung und Erziehung der Jungen führen konnte. Im weiteren Verlauf der Arbeit werde ich dann auch detaillierter auf die Kindheit der adeligen Mädchen eingehen, auch wenn der Forschungsstand hier weitaus weniger Informationen liefert. Es gilt aber bei den Jungen wie auch bei den Mädchen herauszufinden ob und wenn ja, welche Vorschriften und Zwänge die adeligen Kinder einschränkten, aber auch ob sie Freiheiten besaßen, die ihnen die Möglichkeit gaben, kindliche Dinge, wie Spaß und Spiel, auszuüben. Abschließen möchte ich die Arbeit dann mit einem Fazit, in welchem ich das Wichtigste des Vorrangegangenen zusammenfassen werde um anschließend zur Beantwortung der anfangs geäußerten zentralen Fragestellung zu kommen.

Während der Arbeit mit der Thematik fiel auf, dass nicht nur die Kindheit der Adeligen, sondern generell das Thema der Kindheit im Mittelalter wenig erforscht ist. Dies liegt zum einen daran, dass viele Dokumente aus der damaligen Zeit verloren gingen, verbrannten oder zerstört wurden und zum Anderen, dass es wenige Menschen gab, die über ihre eigene Kindheit oder der von anderen, Schriften anfertigten. Weiterhin ließ sich feststellen, dass weitaus mehr Informationen zu den adeligen Jungen zu finden waren. Die Kindheit der adeligen Mädchen dagegen wurde deutlich weniger beschrieben. In meiner Arbeit habe ich als Literaturbasis vor allem das Werk „Kindheit im Mittelalter“ von Shulamith Shahar genutzt, die sich sehr detailliert mit der Kindheit im Mittelalter auseinander gesetzt hat. Meine Quellenbasis besteht vor allem aus den Quellensammlungen von Klaus Arnold und Eugen Schoelen. Beide haben speziell zum Thema Erziehung und Kindheit im Mittelalter einen großen Teil der erhaltenen Überlieferungen zusammen geführt. Es fiel jedoch auf, dass die für meine Arbeit wichtigen Quellen oft nur Vorstellungen enthielten, welche die Menschen damals von einer korrekten Erziehung bzw. Kindheit hatten, aber kaum Angaben darüber, wie beides in Wirklichkeit ausgesehen hat.

2 Phasen der Kindheit im Mittelalter

Priester Arnold, welcher um 1163 lebte, stellte fest, dass ein Mensch sieben Lebensalter haben kann. „Das erste ist die infantia; das zweite aber wird pueritia genannt. Das dritte hingegen wird adolescentia genannt.“[1] Diese drei ersten Lebensalter werden in der Forschungsliteratur oftmals als Phasen der Kindheit im Mittelalter bezeichnet. Jeder Abschnitt des kindlichen Alters zeichnete sich durch bestimmte körperliche und geistige Entwicklungen aus, die ein Kind durchlief. Wie auch in der heutigen Zeit, entwickelten sich die Kinder im Mittelalter unterschiedlich, sodass die folgenden zeitlichen Eingrenzungen lediglich Richtwerte darstellen können. Ab der Geburt eines Kindes begann die sogenannte „infantia“, die frühe Kindheit. Der Säugling benötigte zu Beginn viel Aufmerksamkeit und musste ständig umsorgt werden. Zusätzlich war er stark krankheitsanfällig. Erst mit langsam einsetzender Beweglichkeit und Artikulation, ab etwa dem zweiten Lebensjahr, gewann das Kleinkind an Eigenständigkeit und an einer gewissen körperlichen Stabilität. In den nächsten Jahren lernte es nach und nach immer mehr Wörter zu sprechen, es dauerte jedoch oft bis über das fünfte Lebensjahr hinaus, bis es sich verständlich ausdrücken konnte. Die „infantia“ endete circa im Alter von sieben Jahren.[2] Bis dahin galt das Kind als „[…] hilflos und von den Erwachsenen vollkommen abhängig […]“.[3]

Anschließend kam der junge Mensch in die „pueritia“, die eigentliche Kindheit. Ausschlaggebend für den Übergang in diese nächste Entwicklungsstufe sind für die meisten Historiker die erworbene Sprachfertigkeit und die Fähigkeit, selbstständig Entscheidungen fällen zu können. Nicht selten gab es im Mittelalter mit Beginn dieser Phase der kindlichen Entwicklung schon Eheversprechen oder sogar Verlobungen, da das junge Kind nun in der Lage war sinnvoll zu sprechen. Je nach Familienstand und Lebenslage war es auch an der Zeit, zur Schule zu gehen, eine Art der Ausbildung zu beginnen oder, was besonders die heranwachsenden Jungen betraf, den Vätern bei der Arbeit zur Hand zu gehen. Weit verbreitet war es zudem, den christlichen Glauben in den Köpfen der Kinder zu verankern. Es erfolgte neben der Erziehung durch die Eltern und Lehrmeister auch eine religiöse Erziehung, die sich über die Phase der „Infantia“ hinaus ziehen sollte.[4] Vor allem in den Jungen regte sich in dieser Entwicklungsstufe ein kindlicher Geist und sie neigten zu Späßen und Streichen. Zwischen einander kam es nicht selten zu Streitigkeiten und Prügeleien. Ein Ausdruck ihres großen Tatendrangs verbunden mit dem Gedanken, der Stärkste und Beste sein zu wollen, aber auch sich austesten zu wollen. Bei den Jungen endete die „infantia“ erst ungefähr mit dem Erreichen des 14. Lebensjahres. Die Mädchen galten als deutlich früher gereift und dementsprechend auch weit unauffälliger in ihren Verhalten, weshalb sie schon mit etwa 12 Jahren in die letzte Entwicklungsphase übergingen.[5]

[...]


[1] Nonn, Ulrich, Quellen zur Alltagsgeschichte im Früh-und Hochmittelalter. Erster Teil. Darmstadt 2003. S. 97.

[2] Shahar, Shulamith, Kindheit im Mittelalter. 4. Aufl., Düsseldorf 2004. S. 29ff.

[3] Ebd., S. 31.

[4] Shahar, S. 31ff.

[5] Ebd., S. 34f.

Excerpt out of 15 pages

Details

Title
Die adelige Kindheit im Mittelalter. Strenge und Härte oder Spiel und Spaß?
College
University of Rostock
Grade
2,7
Author
Year
2015
Pages
15
Catalog Number
V309249
ISBN (eBook)
9783668075245
ISBN (Book)
9783668075252
File size
472 KB
Language
German
Keywords
kindheit, adel, mittelalter, erziehung, kinder
Quote paper
Marc Damrath (Author), 2015, Die adelige Kindheit im Mittelalter. Strenge und Härte oder Spiel und Spaß?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/309249

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