Der Deutschunterricht befindet sich in einem bereits über vierzig Jahre währenden Wandel. Bildungspolitische Richtlinien wie die des Bundeslandes Hessen beschreiben Möglichkeiten, einen produktiven und kreativen Umgang mit Sprache zu entwickeln. Das Leitbild ist eine kommunikative Schreibkultur, die sich am jeweiligen Zweck und Thema orientiert und die Lernenden zu eigenen Ideen inspirieren soll.
Doch auch noch in aktueller Unterrichtspraxis finden sich Relikte längst überholt geglaubter traditioneller Schreiblehrkonzepte, die Bildungspotenziale in eben jenen benannten Bereichen verhindern. Sie manifestieren sich in der altbekannten Struktur: Schülerinnen und Schüler verfassen einen Aufsatz, meist zu einem Thema, das sie nicht interessiert, der Lehrer korrigiert, benotet und gibt den produzierten Text zurück. Und damit verschwinden die entsprechenden Aufsätze nach einem Blick auf die Note im Schulrucksack und werden nicht mehr beachtet.
Die vorliegende Hausarbeit thematisiert dieses Phänomen und macht es sich zur Aufgabe, nachzuweisen, dass in entsprechenden traditionellen Unterrichtsausrichtungen durch eine zementierte Produktorientierung, die Art der Rückmeldung und durch fehlende Textüberarbeitungsmöglichkeiten pädagogisches Potenzial verlorengeht und Lernprozesse verhindert werden. Auf Grundlage dieser Annahme werden prozessorientierte Alternativen zur beschriebenen traditionellen Unterrichtspraxis vorgestellt, die mithilfe von zielführenden Feedbackkonzepten (exemplarisch sei hier die Methode Schreibkonferenz untersucht) und der Möglichkeit, Selbstgeschriebenes zu überarbeiten, zu verstärktem Sprach- und Schreibbewusstsein sowie vermehrter Selbstwirksamkeit und Reflexionsvermögen anregen und eine verstärkte Kompetenzförderung im Sinne der eingangs beschriebenen Forderung des Kerncurriculums ermöglichen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einführung
- 2. Probleme des traditionellen Unterrichts
- 3. Vom produkt- zum prozessorientierten Unterricht...
- 3.1. Freies Schreiben
- 3.2. Schülerrückmeldung am Beispiel der Methode Schreibkonferenz ...
- 4. Überarbeitungsprozesse
- 5. Didaktisches Potenzial
- 6. Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit den Herausforderungen traditioneller Schreiblehrkonzepte und untersucht, wie diese pädagogisches Potenzial verschwenden und Lernprozesse behindern können. Sie argumentiert, dass eine feste Produktorientierung, unzureichendes Feedback und fehlende Überarbeitungsmöglichkeiten in der traditionellen Unterrichtspraxis zu einer Vernachlässigung individueller Lernbedürfnisse und schriftsprachlicher Fähigkeiten führen. Ziel ist es, prozessorientierte Alternativen aufzuzeigen, die durch gezielte Feedbackkonzepte und Möglichkeiten zur Selbstüberarbeitung zu verstärktem Sprach- und Schreibbewusstsein sowie zur Förderung von Selbstwirksamkeit und Reflexionsvermögen beitragen.
- Kritik an traditionellen produktorientierten Unterrichtsmodellen im Deutschunterricht
- Analyse der Probleme von Aufsatzunterricht in Bezug auf Motivation, Selbstwirksamkeit und kreatives Schreiben
- Vorstellung und Begründung prozessorientierter Alternativen für den Schreibprozess
- Die Rolle von Feedback und Überarbeitungsmöglichkeiten in der Förderung von Sprach- und Schreibkompetenz
- Beispiele für die Umsetzung prozessorientierter Schreibdidaktik mit Fokus auf die Methode Schreibkonferenz
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Kapitel 1: Einführung
In diesem einleitenden Kapitel wird die Problematik traditioneller Schreibkonzepte im Deutschunterricht im Kontext des Hessischen Kerncurriculums beleuchtet. Die Hausarbeit untersucht, wie traditionelle Unterrichtsmodelle die Förderung von Schreibkompetenz einschränken und Lernpotenziale ungenutzt lassen. Die Arbeit fokussiert auf die Probleme, die aus einer starren Produktorientierung, dem Mangel an feedback und Überarbeitungsmöglichkeiten resultieren.
Kapitel 2: Probleme des traditionellen Unterrichts
Dieser Abschnitt analysiert die Defizite traditioneller Aufsatzunterrichtsmodelle im Detail. Die Dominanz produktorientierter Ansätze wird kritisiert, da sie den Fokus auf eine finale Bewertung des Textprodukts legt, anstatt auf den Schreibprozess selbst. Die Arbeit zeigt auf, wie diese Praxis zu einer künstlichen Motivation, dem Ausbleiben von eigenem Schreibanspruch sowie zur Verhinderung von reflexiven Textwahrnehmungsprozessen führen kann.
Kapitel 3: Vom produkt- zum prozessorientierten Unterricht
Dieses Kapitel beleuchtet den Wandel von produkt- zu prozessorientierten Schreibkonzepten. Es werden wichtige Impulse aus der Schreibforschungsdidaktik vorgestellt, die zu einer Neuorientierung des Deutschunterrichts geführt haben. Der Fokus liegt auf der Förderung individueller Schreibprozesse und der Betonung von Selbständigkeit und Kreativität im Schreibprozess.
Kapitel 3.1: Freies Schreiben
In diesem Abschnitt wird das Konzept des Freien Schreibens als eine konkrete Konsequenz der Kritik an produktorientierten Ansätzen erläutert. Freies Schreiben zielt darauf ab, Spaß, Interesse und Kreativität im Schreibprozess zu fördern, um individuelle Textproduktionspotenziale zu entfalten. Der Lehrer fungiert als Motivator und Unterstützer des Schreibprozesses.
Kapitel 3.2: Schülerrückmeldung am Beispiel der Methode Schreibkonferenz
Dieser Abschnitt behandelt das Thema Schülerrückmeldung und stellt die Schreibkonferenz als ein Beispiel für ein effektives Feedback-Konzept vor. Die Schreibkonferenz ermöglicht eine konstruktive Interaktion zwischen Schülern und bietet ihnen die Möglichkeit, ihre Texte aktiv zu reflektieren und zu verbessern. Der Lehrer spielt dabei die Rolle eines Moderators und Coaches.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit zentralen Themen wie produkt- und prozessorientierter Schreibdidaktik, traditionellen und alternativen Unterrichtsmodellen, Schreibkonferenz, Feedback und Überarbeitung, Schülermotivation und Sprach- und Schreibkompetenz. Die Arbeit analysiert die Herausforderungen traditioneller Schreiblehrkonzepte und untersucht, wie diese durch prozessorientierte Ansätze und gezielte Feedback-Methoden überwunden werden können.
- Arbeit zitieren
- Dennis Rydlewicz (Autor:in), 2015, Das pädagogische Potenzial von Schreibkonferenzen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/309410