Exemplarität im Kontext des Kinderforschungstages. Reflexionen und Schlussfolgerungen für den Sachunterricht


Hausarbeit, 2013

13 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ...1
1.1 Begründung ...1
1.2 Ziel der Arbeit ...1
1.3 Fragestellung ...1

2. „Exemplarität“ im Kontext der Forschungsstation ...2
2.1 Begriffe/ Definition „Exemplarität“ ...2
2.2 Theoriegrundlagen zu den Analyseschwerpunkten ...3
2.3 Reflexionen ...4

3. Schlussfolgerung ...9

4. Zusammenfassung ...10

1. Einleitung

1.1 Begründung

Im Rahmen des Kinderforschungstages vom 19.06.2013 wurde ein anschauliches und verständliches Projekt mit dem Thema „Vom Mais zum Popcorn“ den Schülern1 der dritten und vierten Klassen aus Vechta präsentiert. Dieses Projekt umfasste übergreifende Prinzipien und handlungsorientierte Aufgaben, damit die Schüler motivierend und fundiert neue Erkenntnisse erlangen. Das Thema „Vom Mais zum Popcorn“ sollte dabei viele verschiedene Perspektiven aufgreifen und an das Wissen der Schüler anknüpfen, sowie weiterführendes Verstehen fördern.

Das Thema dieser Arbeit umfasst die Untersuchung der Exemplarität auf das gewählte Projekt. Das bedeutet eine genauere Analyse, inwiefern sich das Thema als akzentuiertes Beispiel eignet und ob eine Übertragbarkeit von dem Besonderen zum Allgemeinen möglich und auch sinnvoll ist. Aufgrund überfüllter Lehrpläne und Oberflächlichkeit des Unterrichts hat das Prinzip der Exemplarität eine entlastende Funktion, die immer mehr Bedeutung in einer Welt von überfüllten Reizen bekommt. Das große „Ganze“ innerhalb einer kurzen Unterrichtszeit zu erfassen, ist schlichtweg unmöglich. Daher werden Beispiele herausgearbeitet, welche anhand eines Themas Grundsätze und Grundprinzipien erkennen und erlernen lässt, diese sich dann auf andere ähnliche Phänomene, Problematiken oder Sachverhalte übertragen lassen. Somit dient die Exemplarität dazu einen Einzelfall, etwas Typisches, jenes für eine große Auswahl eines Sachgebietes mit gleicher Struktur steht, mit der man die Stofffülle des Faches Sachunterricht, etwas entzerren und vor allem übersichtlicher gestalten kann (vgl. Köhnlein 2012, S. 130).

1.2 Ziel der Arbeit

Das Ziel dieser Arbeit ist es, dieses Projekt anhand des Prinzips der Exemplarität zu erläutern. Dabei soll die Komplexität des Themas auf einen angemessen, kindgerechten Rahmen begutachtet werden und die Übertragbarkeit von dem Gelernten auf weitere Zusammenhänge thematisiert sowie weitergehend untersucht werden. Nach der Überprüfung der Exemplarität hinsichtlich des Projekts sollen diese Erkenntnisse auf weiterführende Schlussfolgerungen für den Sachunterricht diskutiert werden. Auch mögliche Umsetzungsvarianten und entstehende Probleme werden hierbei näher beleuchtet.

1.3 Fragestellung

Im weiteren Verlauf dieser Arbeit werden folgende Fragestellungen diskutiert: Eignet sich das Thema „Vom Mais zum Popcorn“ als exemplarischer Sachverhalt für den Sachunterricht? Inwieweit können Grundlagen und Grundannahmen auf weitere Sachverhalte projiziert werden? Und findet eine innere Verkettung des Allgemeinen mit dem Besonderen tatsächlich statt? Reicht ein exemplarisches Beispiel aus, um die Funktionsweise von Teilchen, sowie ihre Grundfunktionen zu verstehen? Ist der Wissenstransfer vom exemplarischen Beispiel zu ähnlich gelagerten Phänomen für den Schüler möglich? Wie komplex darf oder muss das exemplarische Beispiel im Sachunterricht sein, damit die Schüler den gesamten Inhalt des Lernfeldes verstehen?

Inwiefern sich diese Fragestellungen in weiteren Verlauf beantworten und begründen lassen, ist zu untersuchen und somit vorerst abzuwarten.

2. „Exemplarität“ im Kontext der Forschungsstation

2.1 Begriffe / Definition „Exemplarität“

Zunächst ist der Begriff „exemplarisch“ von dem Verbum „eximere“ abgeleitet, was so viel wie „herausnehmen“ heißt. Somit bedeutet das Neutrum „Exemplum“ also das „Herausgenommene“.

Grundsätzlich bedeutet Exemplarisches Lernen in gewisser Weise beispielhaftes Lernen. Das heißt „Exemplarisch nennt man einen Unterricht, der darauf angelegt ist, seine Inhalte statt in stofflicher Vollständigkeit in sinnfälligen Beispielen zu vermitteln. Dabei soll die Fülle und Vielfalt der potentiellen Lerngegenstände auf das ‚Wesentliche‘ verdichtet werden.“ (Rohlfes 1997, S. 280).

Sucht man nun nach genaueren Definitionen trifft man auf drei Vertreter, die das Exemplarische Lernen maßgeblich geprägt haben und dieses somit auch den Einzug in den Sachunterricht gefunden hat. Wagenschein, Köhnlein und Klafki setzten sich mit diesem Prinzip eingehend auseinander und analysierten die darin enthaltenden Chancen und Möglichkeiten.

Exemplarität ist ein entwickeltes Prinzip der Didaktik, welches in den fünfziger Jahren besonders durch Wagenschein einen Einzug in die didaktische Diskussion gezogen hat. Diese neue Art des Lehrens und Lernens, mit dem Vorrang des Verstehens, soll den Unterrichtsblickpunkt weg von der Wissensanhäufung hin zur Konzentration auf das an Beispielen grundlegend erfahrbare Wesentliche lenken. Dabei heißt es definitorisch: „Exemplarisches Lehren und Lernen vollzieht sich an Unterrichtsthemen, die als akzentuierte Beispiele den Kindern Erkundungs- und Gestaltungsmöglichkeiten geben.“ (Köhnlein 2012, S. 130). So ist nach Köhnlein das exemplarische, ein besonderer konkreter Fall, der das Allgemeine übergreift. Dabei sollen den Kindern grundlegende Denk- und Handlungsmuster, sowie grundlegende und elementare Vorstellungen, an denen man sich orientieren kann, an ausgewählten Themen ersichtlich und verständlich gemacht werden. Auch „Systemzwänge“ sollen an dieser Stelle vermieden werden, sodass die Maßgabe der Themen in der Abhängigkeit der Interessen der Kinder anknüpfen und daraufhin logische Strukturen, Zusammenhänge und Verknüpfungen mit weiteren inhaltlichen Dimensionen erarbeitet werden können. Um dieses sinnvoll zu ermöglichen, sollten besonders die Methoden zweckrational und logisch integriert werden, um eine höhere Repräsentativität und Anschaulichkeit zu erzielen. Man sollte sich jedoch immer bewusst sein, dass eine vollständige Erfassung niemals möglich ist, sondern exemplarisches Lernen eine bestimmte thematische Akzentuierung, mit Ausblick auf weitere Akzente zum Erarbeiten und Vernetzen von Themen, bereitstellt (vgl. Köhnlein 2012, S. 131).

Des Weiteren betonte Klafki zusätzlich, dass das exemplarische Lernen auch ein sinnvolles „Orientierendes Lernen“ ermögliche. Er sieht diese beiden Begriffe weder in Gegensätzen, noch Nebeneinanderstehend, er bringt sie vielmehr in eine produktive Beziehung zueinander: „Weil und sofern Schüler sich im exemplarischen Lehren und Lernen ein wachsendes Potential an kategorialen Verstehensvoraussetzungen aneignen, können sie auch sinnvoll „orientierend“ lernen.“ (Klafki 1985, S.156).

2.2 Theoriegrundlagen zu den Analyseschwerpunkten

Das „Exemplum“, also das „Herausgenommene“ muss eine Vielfalt, an Teilen wie Gleichartigen, Ähnlichkeit, Übereinstimmendes oder Identischen bieten, um diese anschließend aufzuweisen. Zwei didaktische Elemente kennzeichnen das Prinzip des Exemplarischen Lernens: Zum Einen das Element des Sokratischen und zum Anderen das Element des Genetischen.

Bei dem ersten Element des Sokratischen geht es um das Staunen des Menschen über Phänomene und das Dringen danach, alles aus dem Wissen „herauszuholen“2. Und auch Wagenschein unterstützte diese Theorie, in dem er behauptet, dass es auf die Vertiefung und nicht die Verbreitung des Wissens ankäme. „Je tiefer man sich eindringlich und inständig in die Klärung eines geeigneten Einzelproblems eines Faches versenkt, desto mehr gewinnt man von selbst das Ganze des Faches.“ (Wagenschein in Roth, S.16).

Ausgangspunkt bei dem Element des Genetischen ist es, die Erklärung wie etwas entstanden sein könnte. Dabei steht nicht nur das Interesse im Vordergrund, sondern auch das Verständnis. Denn man kommt einem Sachverhalt nur näher, wenn man sich auf die Spur des Forschungsganges eines Gelehrten heftet. Das heißt, dass man sich nicht alles erklären kann, aber man begreift etwas besser, wenn man nach den Wurzeln sucht.

Doch nach welcher Methode sucht man ein Exemplum aus? An dieser Stelle muss man sich bewusst machen, dass nicht alles bildet! In einer Welt, wie sie es heute ist, gibt es eine enorme Reizüberflutung durch die Umwelt und der Mensch muss diese kategorial systematisieren, um sie in irgendeiner Weise zu begreifen. Daher gibt es drei wesentliche Begriffe nach Klafki, die voneinander abzugrenzen sind. Das ELEMENTARE, das FUNDAMENTALE und das EXEMPLARISCHE. Das Elementare umfasst einfache und grundlegende Sachverhalte, die über sich hinausweisen. Das Fundamentale, welches hinsichtlich der Grunderfahrungen und grundlegenden Einsichten der Wahrnehmung der Welt geprägt ist. Und letztendlich das Exemplarische, das wie bereits erwähnte das Typische, der Einzelfall, der für eine große Auswahl eines Sachgebietes mit gleicher Struktur steht. „Wo wir vom Exemplarischen sprechen können, da liegt ein Verhältnis vom Allgemeinen und Besonderen vor, das am klarsten in der Beziehung von Gesetz und Fall zum Ausdruck kommt… Und so wird das Allgemeine am Besonderen gewonnen.“ (Klafki 1957, S. 443). Somit sollte ein Unterrichtsinhalt unbedingt bei der Auswahl eines Exemplums drei Aspekte berücksichtigen, und zwar die Fähigkeit zur Induktion (Abstrahierung), Deduktion (Konkretisierung) und Analogiebildung. Damit ist ein Sachverhalt besser erschließbar. Die beste Methode dafür ist die Fallanalyse. Das heißt aber nicht „Mut zur Lücke“, sodass man meinen könnte es geht um die quantitative Verringerung des Unterrichtsstoffes, sondern vielmehr die Steigerung der Verständnisintensität. Dabei sollen die Lernenden zuerst etwas „Fundamentales“ erfassen, dieses dann mittels Transfer bzw. Induktion, Deduktion und Analogiebildung die Gleichheiten, Unterschiede und Besonderheiten sowie das Allgemeine erkennen. Dieser Transfer findet auf zwei Ebenen statt, einerseits der Horizontaler Transfer mit der Übertragung von einem Sachverhalt auf einen anderen Sachverhalt. Andererseits der Vertikale Transfer mit der Übertragung vom Sachverhalt auf sinnvolle Problemlösungen (vgl. Schröder 2002, S. 121). Kurt Gehard untermalte dieses mit den Worten: „Verba docent, exempla trahunt“3. So kann mithilfe der Exemplarität „langweiliger“ Unterrichtsstoff begreifbar gemacht werden, weil hier Real- und Alltagsbeispiele aus der Lebenswelt der Kinder Platz finden. Auch in dem Projekt „Vom Mais zum Popcorn“ ist der Alltagsbezug ersichtlich. In einer landwirtschaftlich geprägten Region, wie Vechta leben viele Kinder in der Nähe eines Maisfeldes, haben schon oft bei einem gespielt oder haben Familie, Freunde oder Bekannte, die tatsächlich eines besitzen.

2.3 Reflexionen

Das Projekt vom „ Vom Mais zum Popcorn“, welches sich mit der Problemfrage „Warum poppt das Popcorn?“ genauer befasste, wird nun hinsichtlich der Exemplarität geprüft. Dieses Projekt war in vier Teilstationen untergliedert, die die Kinder nacheinander durchlaufen konnten. Dabei mussten sie den ersten Teil mit der Geschichte des Mais nicht zwangsläufig machen, selbstständige und interessierte Kinder konnten sich diese auf kleinen Plakaten, die an einer Wäscheklammer befestigt waren, durchlesen.

Anschließend begannen die Kinder bei der zweiten Teilstation mit dem Aufbau von Mais. An dieser Stelle sollten die Kinder überlegen, wie die verschiedenen Bereiche der Maispflanze heißen und diese an entsprechendem richtigen Platz an einem Modell zu ordnen. Wenn sie die Karte mit dem Begriff umgedreht haben, konnten sie beispielsweise noch zusätzlich etwas über die Funktionsweise der Wurzel erfahren.

Bei der nächsten Station wurden verschiedene Sorten des Mais den Kindern präsentiert. Diese konnten die verschiedenen Kolben anfassen und riechen, sowie einmal überlegen, ob sie schon mal einen von denen gesehen haben, und wofür man wohl welchen Kolben benutze. An dieser Stelle machte sich bemerkbar, dass viele Kinder schon sehr umfangreiche Kenntnisse über dieses Thema hatten und zum Beispiel sofort wussten, welcher der Futtermais ist.

Im nächsten Schritt ging es dann um die Kernfrage: „Warum poppt das Popcorn?“ Zunächst einmal wurde die Entstehung des Popcorns mithilfe eines kleinen Versuchs visualisiert. Dabei wurden Maiskörner in einen Topf mit Öl auf einer Heizplatte erhitzt. Nach einigen Sekunden konnte man beobachten, dass die Maiskörner aufplatzten und mit einem „Plopp“ Popcorn entstand.

[...]


1 Im Folgenden wird auf eine durchgehende Nennung beider Geschlechter verzichtet, um die Arbeit leserfreundlicher zu gestalten. Personennennungen beziehen sich aber stets auf beide Geschlechter.

2 Dieses Herausholen des Wissens verglich Sokrates mit der Hebammenkunst und nannte diese Kunst „Mäeutik“.

3 Lat. „Verba docent, exempla trahunt“ = „Worte belehren, Beispiele reißen mit.“

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Exemplarität im Kontext des Kinderforschungstages. Reflexionen und Schlussfolgerungen für den Sachunterricht
Note
1,7
Autor
Jahr
2013
Seiten
13
Katalognummer
V310047
ISBN (eBook)
9783668088337
ISBN (Buch)
9783668088344
Dateigröße
570 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
exemplarität, kontext, kinderforschungstages, reflexionen, schlussfolgerungen, sachunterricht
Arbeit zitieren
Isabell Stock (Autor:in), 2013, Exemplarität im Kontext des Kinderforschungstages. Reflexionen und Schlussfolgerungen für den Sachunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/310047

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