Die deutsche Gesellschaft ist in den letzten Jahren einem enormen Wandel unterzogen worden. Durch Globalisierung, Finanzmisere, stetig steigender Staatsverschuldung, hoher Arbeitslosigkeit und anderen Problemen, sah der Staat enormen Handlungsbedarf. Auf die Empfehlungen der Europäischen Union in der Lissabon-Erklärung hin, Deutschland zu einem „aktiven und dynamischen Wohlfahrtsstaat“ zu modernisieren, wurde in Deutschland ab 2003 die „Agenda 2010“ eingeführt. Diese begründete maßgeblich die Transformation vom versorgenden Wohlfahrtsstaat zum aktivierenden Sozialstaat. Die Pfeiler des aktivierenden Sozialstaates sind die Aktivierung des Arbeitsmarktes, der öffentlichen Verwaltung und der Bürger. Durch diese Aktivierungen, die Flexibilisierung der Arbeitswelt und die steigende soziale Unsicherheit verändert sich die Gesellschaft.
Im Zuge dieses Aktivierungssprozesses hat sich auch die Soziale Arbeit in ihrer Funktion, ihrer Struktur und der Professionalisierung gewandelt. Während die Zahl der Hilfsbedürftigen und die durch eben jene Krisen hervorgerufenen Komplexität der Fälle zunehmen (vgl. Seithe 2010, S. 98), wurde durch den aktivierenden Sozialstaat eine Ökonomisierung der Sozialen Arbeit eingeleitet. Im Zuge dessen wurden marktliche Instrumente wie Kontraktmanagement und Budgetierung, sowie der Wettbewerb untereinander implementiert. Dies an sich ist schon widersprüchlich, da die Soziale Arbeit "gerade als Antwort auf die Verwerfungen und Nebenwirkungen einer Marktgesellschaft ent¬standen" ist (Galuske 2007, S. 22). Damit werden „grundlegende Voraussetzungen und Basisorientierungen“ (Hering/Münchmeier 2000, S. 227) der Sozialen Arbeit in Frage gestellt, die während des sogenannten „sozialpädagogischen Jahrhunderts“ (Galuske 2008, S. 9) erarbeitet wurden. Die „vertrauten Denk- und Interpretationsfiguren, an denen sich die Soziale Arbeit über fast 130 Jahre ausrichten und ihr Funktionsbild bestimmen konnte“ (Hering/ Münchmeier 2000, S. 22), wurden damit aufgelöst (vgl. ebd.), so dass Galuske sogar so weit geht, das „Ende des sozialpädagogischen Jahrhunderts“ (Galuske 2007) einzuläuten.
Mit dem Ende des „sozialpädagogischen Jahrhunderts“ wird auch offenbar, dass „jene Widersprüche wieder neu aufbrechen, die ihre Geschichte von Anfang an begleitet haben“ (Hering/ Münchmeier 2000, S. 227). Damit meinen Hering/Münchmeier z.B. den „Widerspruch zwischen sozialpädagogischer Ausrichtung und sozialpolitischer Inpflichtnahme“ (ebd.), sowie den „Konflikt...
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Über den aktivierenden Sozialstaat
2.1 Über den Begriff „aktivierender Sozialstaat“
2.2 Über die Transformation zum aktivierenden Sozialstaat
2.2.1 Über ökonomische Gründe
2.2.2 Über politische Gründe
2.2.2.1 Über die deutsche Unterschichtsdebatte
2.2.2.2 Über den Neoliberalismus
2.3 Über die Grundzüge des aktivierenden Sozialstaates
2.3.1 Über die Aktivierung des Arbeitsmarktes
2.3.2 Über die Aktivierung der Bürger
2.3.2.1 zu mehr bürgerschaftlichem Engagement
2.3.2.2 zur eigenverantwortlichen Integration in den Arbeitsmarkt
2.3.2.3 zwischen Befähigung und Zwang
2.3.3 Über die Aktivierung der Verwaltung
2.3.4 Über die Aktivierungslogik der aktivierenden Sozialen Arbeit
2.4 Über den Bürger im aktivierenden Sozialstaat
3. Über die Soziale Arbeit im aktivierenden Sozialstaat
3.1 Über die Soziale Arbeit
3.1.1 und das Ende des „sozialpädagogischen Jahrhunderts“
3.1.2 als personenbezogene Dienstleistung
3.1.3 und die Verbreitung der Aktivierungslogik
3.1.4 und ihre Anerkennung
3.2 Über den Wandel der Funktion
3.3 Über den Wandel der Struktur
3.4 Über den Wandel der Professionalisierung
4. Fazit – Über die Widersprüchlichkeit der Sozialen Arbeit im aktivierenden Sozialstaat
5. Literaturverzeichnis
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