Der Cashflow als Maßgröße in der Jahresabschlussanalyse


Mémoire (de fin d'études), 2015

70 Pages, Note: 1,7

Anonyme


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Verzeichnis der Abbildungen

Verzeichnis der Formeln

Verzeichnis der Tabellen

Verzeichnis der Abkürzungen

1 Einführung

2 Grundlagen
2.1 Begriff und Ziele der Jahresabschlussanalyse
2.2 Cashflow Begriff und Arten
2.3 Anforderungen an Maßgrößen der Jahresabschlussanalyse

3 Cashflow als Indikator der Finanzkraft
3.1 Begriff Finanzkraft
3.2 Cashflow-Größen
3.3 Cashflow-Kennzahlen

4 Cashflow als Indikator der Investitionskraft
4.1 Begriff Investitionskraft
4.2 Cashflow-Größen
4.3 Cashflow-Kennzahlen

5 Cashflow als Indikator der Ertrags- und Erfolgskraft
5.1 Begriff Ertrags- und Erfolgskraft
5.2 Cashflow-Größen
5.3 Cashflow-Kennzahlen

6 Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Verzeichnis der Abbildungen

Abbildung 1: Stakeholder und ihre Ziele

Abbildung 2: Cashflow-Analyseziele

Abbildung 3: Zusammenhang Kapitalflussrechnung – Bilanz – GuV

Abbildung 4: Einordnung der Cashflow-Größen der Finanzkraft

Abbildung 5: Einordnung der Cashflow-Größen der Investitionskraft

Abbildung 6: Einordnung der Cashflow-Größen der Erfolgskraft

Verzeichnis der Formeln

Formel 1: Umsatzüberschussrate

Formel 2: Finanzwirtschaftliche Cashflow-Gesamtkapitalrendite

Formel 3: Cash Burn Rate

Formel 4: Außenfinanzierungsgrad

Formel 5: Cashflow Adequacy Ratio

Formel 6: Dividendendeckung

Formel 7: Innenfinanzierungsgrad

Formel 8: Wachstumsquote

Formel 9: Investitionsdeckung

Formel 10: Investitionsgrad der Umsatzeinzahlungen

Formel 11: Dynamischer Verschuldungsgrad

Formel 12: Umsatzrendite des Cashflows

Formel 13: Gesamtkapitalrendite des Cashflows

Formel 14: Cashflow je Aktie

Verzeichnis der Tabellen

Tabelle 1: Cashflow, direkte Methode

Tabelle 2: Cashflow, indirekte Methode

Tabelle 3: Vereinfachter Cashflow

Tabelle 4: Cash Earnings nach DVFA/SG

Tabelle 5: Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit (direkt)

Tabelle 6: Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit (indirekt)

Tabelle 7: Cashflow aus Investitionstätigkeit

Tabelle 8: Cashflow aus Finanzierungstätigkeit

Tabelle 9: Finanzmittelfonds am Ende der Periode (direkt)

Tabelle 10: Maßnahmen der Ergebnis- und Bilanzgestaltung (operativer CF)

Tabelle 11: Unterschiede zwischen IAS 7 und DRS 21

Tabelle 12: Detaillierter finanzwirtschaftlicher Cashflow

Tabelle 13: Free Cashflow I

Tabelle 14: Kapitaldienstgrenze und Verschuldungskapazität

Tabelle 15: Netto-Finanzschulden

Tabelle 16: Zusammenhang zwischen EBITDA und Cashflow

Tabelle 17: Ertrags-Cashflow

Tabelle 18: Maßnahmen der Ergebnis- und Bilanzgestaltung (Ertrags-CF)

Tabelle 19: Erfolgswirtschaftlicher Free Cashflow

Verzeichnis der Abkürzungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einführung

Damals wie heute orientiert sich die Analyse eines Unternehmens an den durch den Jahresabschluss bereitgestellten Informationen zur Vermittlung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage.[1] Der Cashflow soll dabei für interne und externe Adressaten die für ihre Entscheidungen notwendigen Daten bereitstellen.[2] So wird der Cashflow heutzutage regelmäßig in einer Vielzahl von Geschäftsberichten als Kennzahl veröffentlicht,[3] und stellt damit heute eine anerkannte, zum allgemeinen Sprachgebrauch der Finanzanalyse gehörende Kennzahl dar.[4] Bei der Analyse der einschlägigen Fachliteratur wird schnell ersichtlich, dass es „den Cashflow“ weder gibt noch geben kann.

Die Ertragskraft und die Finanzkraft sind für die Existenz eines Unternehmens lebenswichtige Faktoren, um dauerhaft am Markt bestehen zu können, für deren Beurteilung bieten sich vor allem die Cashflow-Analyse, die Bewegungsbilanz und die Kapitalflussrechnung an.[5] Auch für kleine und mittlere Unternehmen ist die Darstellung ihrer finanzwirtschaftlichen Leistungsfähigkeit spätestens seit der Finanzkrise 2008/2009 von großer Bedeutung, um auf dem Kapitalmarkt finanzielle Mittel aufnehmen zu können.[6] Alle Cashflows verfolgen das Ziel, die Aussagefähigkeit der Jahresabschlüsse zu erhöhen, indem die Folgen der Bilanzgestaltung neutralisiert werden sollen.[7] Demnach wird weltweit nach einem Instrument gesucht, das frei von Bewertungsmanipulationen ist. Dabei muss sich die Praxis den Vorwurf gefallen lassen, entweder die Probleme der Cashflow-Größen nicht genügend zu würdigen oder dennoch unkritisch in die Analyse einzubeziehen.[8]

Das Ziel dieser wissenschaftlichen Arbeit ist die Darstellung der Aussagekraft des Cashflows als Maßgröße der Jahresabschlussanalyse aus externer Sicht. Durch die Beurteilung verschiedener Cashflow-Größen soll der Cashflow als Indikator der Finanz-, Investitions- und Erfolgskraft analysiert werden.

Im Kapitel 2 werden die Grundlagen geschaffen, um einen Einstieg in das Thema der Cashflow-Beurteilung zu erhalten. Innerhalb der Kapitel 3 und 4 erfolgt die Untersuchung der finanzwirtschaftlichen und im Kapitel 5 die der erfolgswirtschaftlichen Cashflow-Größen und Cashflow-Kennzahlen. Dabei werden im ersten Abschnitt jeweils die theoretischen Aspekte vermittelt und danach mögliche Cashflow-Größen aufgezeigt. Innerhalb des zweiten Abschnittes werden die aktuell gültigen Rechtsnormen einbezogen und anhand der in dieser Arbeit gebildeten Kriterien aus dem Abschnitt 2.3 jeweils eine Diskussion über die Eignung als Maßgröße geführt. Im jeweils letzten Abschnitt der Kapitel 3, 4 und 5 werden Cashflow-Kennzahlen aufgezeigt und auf ihre Anwendbarkeit innerhalb der Cashflow-Analyse überprüft.

2 Grundlagen

Im ersten Abschnitt wird der Begriff der Jahresabschlussanalyse definiert, weiterhin werden der Zweck und die Ziele für eine bessere Abgrenzung erläutert. Der Abschnitt 2.2 gibt eine Einführung in die theoretischen Grundlagen der Cashflow-Betrachtung. Ausgehend von einer vereinfachten Betrachtungsweise von Ein- und Auszahlungen werden die direkte und indirekte Methode sowie der Liquiditätsbegriff beschrieben. Der Grundlagenteil schließt mit den Anforderungen an eine Maßgröße in der Jahresabschlussanalyse ab, wobei drei gewählte Kriterien gebildet werden, die in den weiteren Kapiteln zur Prüfung der jeweiligen Cashflow-Größen herangezogen werden.

2.1 Begriff und Ziele der Jahresabschlussanalyse

Die Jahresabschlussanalyse – auch als Konzernabschluss- oder Abschlussanalyse bezeichnet – betrifft die Aufbereitung, Verdichtung und Auswertung von Informationsquellen mithilfe ausgewählter Methoden, um die gewonnenen Daten zu beurteilen.[9]

Bei einer Analyse durch externe Adressaten wird präziser von einer Bilanzanalyse anstatt einer (internen) Betriebs- oder Unternehmensanalyse gesprochen.[10] Die Bilanzanalyse i. e. S. nutzt vorliegende Jahresabschlüsse und Lageberichte.[11] Sie beinhaltet die finanzwirtschaftliche und erfolgswirtschaftliche Bilanzanalyse. Dagegen verwendet die Bilanzanalyse i .w. S. zusätzlich weitere Publikationen des Unternehmens und der verifizierten Wirtschaftspresse.[12]

Das Ziel der Bilanzanalyse ist der umfassende Einblick in die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens. Die wirtschaftliche Lage wird im Allgemeinen durch die Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens abgebildet.[13] Für Kapitalgesellschaften sind die Vorschriften in § 264 Abs. 2 Handelsgesetzbuch (HGB) festgeschrieben. Mithilfe der erlangten Daten soll sowohl die gegenwärtige als auch die zukünftige Entwicklung des Unternehmens eingeschätzt werden.[14] Unternehmen verfolgen in aller Regel drei betriebswirtschaftliche Ziele: Liquidität, Erfolg und Erfolgspotenzial.[15] Damit kann ermittelt werden, ob das Unternehmen in der Lage war bzw. in Zukunft sein wird, diese Ziele zu erreichen.[16] Für Kapitalgeber stellt sich die Frage, was das Unternehmen mit den zur Verfügung gestellten Mitteln umsetzt und wie bzw. ob das Unternehmen die Zahlungsmittel in künftigen Perioden voraussichtlich wieder an die Kapitalgeber zurückzahlen kann.[17] Eigenkapital-Geber (Eigenkapital = EK) sind primär an der zukünftigen Ertragslage des Unternehmens interessiert (Risiko-Rendite-Struktur[18] ). Sie möchten abschätzen, mit welchen Dividendenzahlungen in Zukunft zu rechnen ist. Ihr Interesse gilt demnach den Free Cashflows und der Verzinsung ihres eingesetzten Kapitals.[19] Fremdkapital-Geber legen auf die Kapitaldienstfähigkeit des Unternehmens den größten Wert. Hierbei steht die Beurteilung der Fähigkeit zur Begleichung von Zahlungsverpflichtungen (Tilgungs- und Zinszahlungen) im Vordergrund. Aus diesem Grund wird der Cashflow im Vorfeld eines Investments zur Bonitätsprüfung verwendet, um abschätzen zu können, inwieweit das Unternehmen in der Lage ist, stetig flüssige Mittel zu generieren.[20]

Der Anlass der Bilanzanalyse folgt dem Informationsbedürfnis der Adressaten.[21] Die Informationswünsche interner und externer Adressaten können dabei stark voneinander abweichen.[22] Der Informationsbedarf beschreibt die Quantität, Qualität, Art und Aktualität aller Informationen.[23] Die Abbildung 1 stellt unternehmensinterne und -externe Gruppen und ihre Ziele beispielhaft dar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Stakeholder und ihre Ziele[24]

Das wesentliche Ziel des Jahresabschlusses ist es, interne und externe Adressaten mit aussagekräftigen Informationen zu versorgen.[25] Allerdings sollte der Inhalt nicht durch bilanzpolitische Manipulationen veränderbar sein, da die Adressaten aufgrund dieser Informationen rationale Entscheidungen treffen wollen. Fraglich ist, an welchen Informationen externe Adressaten primär interessiert sind. Ihnen stehen lediglich die Informationen zur Verfügung, die durch das Unternehmen freiwillig veröffentlicht oder durch gesetzliche Normen verlangt werden.[26] Es liegt auf der Hand, dass die Informationen über die finanzielle Stabilität und über die Ertragskraft des Unternehmens generell von hohem Interesse sind.[27]

Interne Adressaten wollen innerhalb kürzester Zeit sachgerechte Informationen erhalten, um anhand dieser ihre Entscheidungen zu treffen. Sie nutzen die Informationen zur Kontrolle, Steuerung und Fortführung des Unternehmens. Das Management hat die Aufgabe, die Unternehmensliquidität jederzeit aufrechtzuhalten und mit einer wertorientierten Unternehmensführung sowie einem ausgeglichenen Risk-Management das Unternehmen auf dem richtigen Kurs zu halten.[28] Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die Bedürfnisse externer Adressaten und betrachtet ausschließlich diese in den weiteren Abschnitten.

Durch verschiedene Gesetze ergeben sich Unterschiede: Während das HGB die Ausschüttungsfunktion und die Informationsfunktion für die Steuerbemessung in den Vordergrund rückt, ist in den International Financial Reporting Standards (IFRS) lediglich die Informationsfunktion von Bedeutung.[29]

Neben der Beurteilung der Liquidität steht die Rentabilität im Fokus.[30] Zwischen einem Unternehmen und seinen externen Adressaten handelt es sich primär um vertraglich fixierte Schuldner-Gläubiger-Verhältnisse.[31] Demnach wird kein Gläubiger seine Mittel ohne Nutzenzuwachs zur Verfügung stellen.

Die externe Bilanzanalyse basiert auf der Basis von Jahresabschlussinformationen, weswegen bereits frühzeitig der Fokus auf mögliche Grenzen der Jahresabschlussanalyse gelegt werden soll.[32]

Die Daten aus Jahresabschlüssen beziehen sich auf abgeschlossene Perioden, anhand derer mithilfe eines Zeitvergleichs aus mehreren Perioden eine Tendenz für die Zukunft prognostiziert werden soll.[33] Trotz vielfältiger Veröffentlichungen der Unternehmen – auch von Zusatzinformationen wie den Top-11-Finanzkennzahlen[34] – besteht keine Vollständigkeit der Daten.[35] Die Aussagekraft einer Analyse ist daher begrenzt, weil eine Diskrepanz zwischen dem Informationsbedürfnis und der Informationsmöglichkeit besteht.[36] Die Grenzen lassen sich im Wesentlichen in drei Gruppen zusammenfassen: nach der Informationsquelle, nach dem Vorgehen in der Analyse sowie nach der Person, welche die Analyse durchführt.[37] Zur ersten Gruppe gehören:

- die fehlende Ausrichtung auf die Zukunft, die Einfluss auf die Bilanzpolitik nimmt,
- die Nachteile durch vergangenheitsbezogene Daten,
- die Nachteile durch die zeitverschobene Verfügbarkeit der Daten sowie
- die Nachteile durch unvollständige Daten.[38]

Durch bilanzpolitische Maßnahmen, wie z. B. gesetzliche Ansatz- und Bewertungswahlrechte, bestehen zusätzlich erhebliche Ermessensspielräume, die die Aussagekraft von Daten verzerren. Die genutzten Wahlrechte werden i. d. R. im Anhang beschrieben. Durch unterschiedliche Vorgehensweisen nach HGB und IFRS (ausschließlich Informationsfunktion) fehlen notwendige Vergleichsgrößen. Es ist jedoch festzustellen, dass die Gesetzgeber an einer Reduzierung von Wahlrechten arbeiten.[39]

Sowohl die zweite Gruppe (Wahl der Auswertungsmethode – passt die Kennzahl zum gewünschten Ziel sowie Interpretationsschwierigkeiten) als auch die dritte Gruppe (Qualifikation sowie finanzielle und zeitliche Beschränkungen des Analysten) sollen nicht weiter betrachtet werden.

2.2 Cashflow Begriff und Arten

Der englischsprachige Begriff Cashflow (auch „Cash Flow“[40] sowie „Cash-Flow“[41] ) wird seit Mitte der 1950er-Jahre diskutiert.[42] Im europäischen Raum wurde er im Jahr 1959 im Geschäftsbericht des britischen Unternehmens Imperial Chemical Industries Ltd. erstmals verwendet.[43] Zu dieser Zeit war es üblich, den Cashflow insbesondere zur Analyse von Wertpapieren und zur Untersuchung von Unternehmen der Öl-Branche zu verwenden.[44]

Dabei ist der Cashflow von Anfang an als praxisnahes Instrument und nicht als theoretische Konzeption entstanden.[45] Dieser Umstand erklärt zudem, warum keine einheitliche Definition existiert und er seitdem fortlaufend im Fokus von Diskussionen steht.[46] Nicht zuletzt durch seinen vielseitigen Einsatz in der externen Rechnungslegung, der Unternehmens- und Bilanzanalyse, der Investitionsrechnung sowie der Unternehmensbewertung und -steuerung war seine Verbreitung auch ohne Definition ab Mitte der 1960er-Jahre nicht mehr zu stoppen.[47]

In der deutschsprachigen Literatur existieren eine Vielzahl wörtlicher Übersetzungen wie „Geldfluss“[48], „Kassenfluss“[49], „Bargeldfluss“[50], „Finanzfluss“ und „Einzahlungsüberschuss“[51]. Anhand der Begriffe lässt sich ableiten, dass er für die Veränderung des Bar- und Buchgeldbestands („cash“) stehen muss. Vereinfacht wird als Cashflow der Nettozufluss bzw. Nettoabfluss („flow“) liquider Mittel („cash“) innerhalb einer Periode bezeichnet.[52]

Durch die fehlende einheitliche Definition sind bis heute verschiedenste Abgrenzungen entstanden.[53] In der Literatur greifen alle Autoren auf die Summe, bestehend aus dem Jahresergebnis und den Abschreibungen als Cashflow, in der engsten Fassung zurück. In einer ersten Erweiterung werden dann zumeist die Rückstellungen addiert.[54] In weiteren Abgrenzungen werden später zusätzlich sonstige nicht auszahlungswirksame Aufwendungen hinzugefügt bzw. nicht einzahlungswirksame Erträge abgezogen.[55] Durch die verschiedenen Definitionen ist es fraglich, ob es „den Cashflow“ gibt und in welcher Form er der richtige ist. Schnell lässt sich erkennen, dass einerseits nicht alle Konzeptionen vollständig sind, da sie nicht alle Erträge und Aufwendungen beinhalten; andererseits ist durch diese Unvollständigkeit für externe Bilanzleser ein Cashflow leichter zu ermitteln. Dies darf jedoch kein gültiges Argument darstellen.

Zusätzlich ergibt sich eine Vielzahl von Problemen bei den jeweiligen Cashflow-Konzeptionen, welche in den nachfolgenden Abschnitten einzeln diskutiert werden. Als Lösung erscheint es ratsam, sich abhängig von den einzelnen Cashflow-Analysezielen für eine bestimmte Aufstellung zu entscheiden. Innerhalb der Cashflow-Analyse ergeben sich, wie in der Abbildung 2 dargestellt, die drei Ziele Ertragskraft und Finanzkraft sowie Krisenprognose. Alle drei Bereiche werden in den Hauptkapiteln 3, 4 und 5 innerhalb dieser Arbeit betrachtet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Cashflow-Analyseziele[56]

Einzuordnen ist die Cashflow-Analyse innerhalb der Liquiditätsanalyse. Bei den Methoden der Liquiditätsanalyse ist zwischen der bestandsorientierten und der stromgrößenorientierten Methode sowie der kombinierten Analyse zu trennen.[57] Die bestandsorientierte Analyse stellt die Situation zum Bilanzstichtag dar. Bei dieser Methode lassen sich keine Auskünfte über Mittelherkunft und -verwendung ableiten.[58] Die stromgrößenorientierte Liquiditätsanalyse erfüllt diesen Punkt und projiziert anhand von Zahlungsströmen aus der Vergangenheit die zukünftigen Zahlungsströme.[59]

Die Liquidität wird als die Fähigkeit und Bereitschaft eines Unternehmens beschrieben, seinen Zahlungsverpflichtungen zu jedem Zeitpunkt uneingeschränkt und fristgerecht nachkommen zu können.[60] Im optimalen Fall entspricht die Summe der Einzahlungen der Summe der Auszahlungen.[61] In der Realität ist das selbstverständlich unwahrscheinlich und nicht praktikabel, da jedes Unternehmen auf eine stetige Maximierung bedacht ist. In der Abbildung 3 wird der Zusammenhang zwischen Kapitalflussrechnung, Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) aufgezeigt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Zusammenhang Kapitalflussrechnung – Bilanz – GuV[62]

Die Abbildung 3 stellt den Zusammenhang von Bilanz und Kapitalflussrechnung über die Veränderung der Zahlungsmittel in Verbindung mit dem Einzahlungsüberschuss dar. Der sich aus der GuV ergebende Jahresüberschuss spiegelt die Veränderung des EK in der Bilanz wider. Dabei sind folgende Begriffspaare zu unterscheiden:

- Einzahlungen / Auszahlungen: Veränderung liquider Mittel als Bestandteil der Cashflow-Rechnung,
- Einnahmen / Ausgaben: Veränderung des Geldvermögens (liquide Mittel und Saldo aus Forderungen sowie Verbindlichkeiten),
- Erträge / Aufwände: Veränderung des Reinvermögens als Bestandteil der GuV.

Zudem ist es wichtig, herauszustellen, warum der Cashflow als Kennzahl eingeführt wurde. So sollten zum einen die Schwächen des Jahresabschlusses gemildert und zum anderen die Aussagekraft unter finanzwirtschaftlichen Erkenntnissen gleichzeitig gestärkt werden.[63] Zusammenfassend lassen sich die Meinungen in der herrschenden Literatur wie folgt trennen: Eine erste Gruppe von Autoren sagt aus, dass der Cashflow das aus dem Leistungsprozess erwachsene Finanzierungspotenzial des Unternehmens ermitteln will, was für Investitionen, Schuldentilgung und Gewinnausschüttung zur Verfügung steht.[64] Eine zweite Gruppe geht von der Annahme aus, dass aus dem bisherigen Erfolgspotenzial des Unternehmens das zukünftige Potenzial ableitbar ist und der Cashflow die Ertragskraft vollständig und korrekt darstellen kann.[65] Eine dritte und letzte Gruppe meint, eine Kennzahl gefunden zu haben, die beide Komponenten erfüllen kann, ohne einen Schwerpunkt zu setzen.[66] Obwohl bereits zu diesem Zeitpunkt mehrere Schwächen des Cashflows als Kennzahl dargestellt wurden, besteht dennoch das Motiv, eine geeignete Kennzahl zu finden, um die Aussageschwächen des Jahresabschlusses so zu verringern, dass er zweckdienlich ist.[67]

Ausgehend von den Daten der GuV kann die Ermittlung direkt oder indirekt erfolgen. Bei der direkten (progressiven) Ermittlungsmethode wird ausgehend von den Umsatzerlösen ein Saldo aus einzahlungswirksamen Erträgen und auszahlungswirksamen Aufwendungen gebildet (Tab. 1).[68]

Tabelle 1: Cashflow, direkte Methode[69]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Somit ergibt sich der Cashflow als Saldo aus Ein- und Auszahlungen der Periode. In der Praxis wird dieser Betrag häufig als „Umsatzüberschuss“[70] bezeichnet, welcher für Investitionen, die Tilgung von Schulden, zur Ausschüttungen an Gesellschafter oder zur Thesaurierung der Gewinne Verwendung finden kann. Der Fokus liegt ausschließlich auf dem operativen Bereich – andere Bereiche werden nicht betrachtet. Zudem erfolgt keine Beachtung von erfolgsneutralen Bestandsänderungen des Netto-Umlaufvermögens, bspw. bar erworbene Vorräte oder erhaltene Anzahlungen. Die direkte Methode wird in erster Linie für interne Berechnungen des Unternehmens Anwendung finden.[71] Zwar ist es bei Verwendung des Gesamtkostenverfahrens für externe Bilanzanalytiker möglich, den Cashflow mithilfe des Jahresabschlusses direkt zu ermitteln. Im Umsatzkostenverfahren ist die Isolierung der ausgabewirksamen Aufwendungen jedoch nicht möglich.

Somit ist die direkte Methode in der Praxis kaum vorzufinden und die indirekte Methode wird durch externe Analysten bevorzugt.[72]

Tabelle 2: Cashflow, indirekte Methode[73]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In der Praxis handelt es sich bei der indirekten Methode um die gebräuchlichere Ermittlungsmethode (Tab. 2).[74] Das Jahresergebnis wird um enthaltene einnahme- bzw. ausgabeunwirksame Bestandteile bereinigt. Zahlungsunwirksame Erträge, bspw. Verkauf auf Ziel, und zahlungsunwirksame Aufwände, bspw. Abschreibungen, werden korrigiert. Ebenso werden erfolgsneutrale Einzahlungen und Auszahlungen korrigiert, bspw. die Erhöhung der Vorräte oder die Investitionen in das Anlagevermögen. Es sind nur Geschäftsvorfälle enthalten, welche bereits zu einer Zahlung geführt haben.

Theoretisch sollten sowohl die direkte als auch die indirekte Methode bei einheitlichen Ermittlungskriterien zum gleichen Ergebnis führen. Für einen externen Bilanzanalysten gilt dies jedoch nur bei Verwendung der vereinfachten Methoden. Innerhalb der Kapitalflussrechnung besteht für den operativen Bereich die Auswahl zwischen direkter und indirekter Methode. Für den Investitions- und Finanzierungsbereich ist die indirekte Methode durch die Rechnungslegungsstandards vorgeschrieben. Eine nähere Betrachtung erfolgt im Kapitel 3.2.

2.3 Anforderungen an Maßgrößen der Jahresabschlussanalyse

Für die spätere Diskussion in den Kapiteln 3, 4 sowie 5 werden abschließend drei Kriterien gebildet, welche für die Beurteilung der Cashflow-Größen herangezogen werden.

Das Kriterium der Prognoseeignung soll Aussagen darüber ermöglichen, ob die untersuchte Cashflow-Größe geeignet ist, die zukünftige Entwicklung des Unternehmens vorherzusagen. Informationen, welche aus der Rechnungslegung gewonnen werden, sollen den Adressaten für ihre Entscheidungen nützliche Informationen über die gegenwärtige und zukünftige Lage zur Verfügung stellen.[75] Adressaten wollen bspw. die Gefahr einer Unternehmenskrise einschätzen oder sich über die Entwicklung wesentlicher Kennziffern wie Umsatz, Gewinn und Cashflow frühzeitig ein Urteil bilden.[76] In dieser Arbeit erfolgt die Untersuchung, ob die jeweilige Cashflow-Größe zur Vorhersage geeignet ist.

Generell sind Aussagen über die zukünftige Entwicklung schwierig zu erhalten, da bspw. die Ziele des Managements nicht bekannt sind. Externe Adressaten handeln grundsätzlich zukunftsgerichtet. Während potentielle Kreditgeber Informationen über die in Zukunft zu erwartenden Zahlungen benötigen, ist ein Investor vor dem Kauf eines Unternehmens am Unternehmenswert und dem zukünftigen Potenzial aus erzielbaren Cashflows oder schlussendlich der Dividenden interessiert.[77] Der Grundsatz der Unternehmensfortführung erzeugt nur geringe Sicherheit und keine wesentliche Verbesserung für externe Analysten.[78]

Außerdem könnte problematisch sein, dass nicht eindeutig ist, welche Bestandteile in eine entsprechende Cashflow-Größe einfließen, wie diese Bestandteile durch einen externen Bilanzanalytiker zu ermitteln sind und welche Relevanz sie besitzen. Hinzu kommen Fehler, welche durch außerordentliche Effekte entstehen und demnach nicht regelmäßig eintreffen, bspw. der Verkauf einer Tochtergesellschaft oder großer Teile des Anlagevermögens.

Das zweite Kriterium soll aufzeigen, welche Möglichkeiten das Management besitzt, über eine bestimmte Konzeption einer Cashflow-Größe Veränderungen am Ergebnis vorzunehmen. Sollte es möglich sein, Manipulationen vorzunehmen, so wäre die Vergleichbarkeit von verschiedenen Unternehmen einer Branche beeinträchtigt und die Aussagekraft des Cashflows stark vermindert.

Es existieren verschiedene Instrumente der Bilanzpolitik, die in die folgenden drei Gruppen unterschieden werden:[79] In zeitlicher Hinsicht lassen sich Veränderungen erzeugen, indem bestimmte Geschäftsvorfälle bewusst gerade vor bzw. nach dem Bilanzstichtag ausgeübt werden.[80] Denkbar ist gleichfalls eine Veränderung des Bilanzinhaltes in formeller oder materieller Hinsicht.[81] Die letzte Gruppe beschreibt Veränderungen, die auf den Gewinn abzielen.[82] So könnte das Unternehmen die Strategie verfolgen, einen möglichst hohen Ergebnisausweis zu erzielen (progressiv) oder sich innerhalb der Jahresabschlussdokumente eher kleinzurechnen (konservativ). Die zweite Gruppe ist besonders umfangreich und wird detaillierter untersucht. Zu ihr gehören sachökonomische Maßnahmen (Sachverhaltsgestaltung) und rechenökonomische Maßnahmen (Sachverhaltsdarstellung).

Die Sachverhaltsgestaltung beschränkt sich bspw. auf die Wahl von Zahlungsterminen, die Beschaffungspolitik, die Inanspruchnahme von Sale-and-lease-back sowie die Bildung stiller Reserven.[83]

Die Sachverhaltsdarstellung lässt sich in materielle und formelle Arten unterteilen.[84] Die materielle Bilanzpolitik zielt auf die Steuerung der Höhe der Ergebnisgrößen ab. Es ist zwischen Ansatz und Bewertung sowie zwischen Wahlrechten und Ermessensspielräumen zu unterscheiden, wobei eine abnehmende gesetzliche Konkretisierung zwischen expliziten Wahlrechten, faktischen (verdeckten) Wahlrechten und Ermessensspielräumen zu beobachten ist. Das bedeutet, dass Unternehmen innerhalb der Ermessensspielräume die größte Freiheit für Entscheidungen genießen. Die formelle Bilanzpolitik befasst sich mit der Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage und der Gestaltung ökonomischer Vorgänge vor und nach dem Bilanzstichtag, wobei es für einen externen Analysten nahezu unmöglich ist, Vorfälle, die vor dem Bilanzstichtag stattgefunden haben, später aufzudecken.[85] Die Periodenabgrenzung erzeugt dabei zwangsläufig Ermessensspielräume.[86]

Diese bilanzpolitischen Instrumente werden in der Praxis nicht zum Vorteil der Adressaten, Gesetzgeber und Standardsetzer verwendet, sondern dienen in erster Linie der Unternehmensleitung. Maßnahmen der Sachverhaltsgestaltung sind in Bezug auf den Cashflow und das Jahresergebnis immer möglich. Die Sachverhaltsdarstellung lässt sich lediglich für das Jahresergebnis verwenden.

Um Fehlinterpretationen zu vermeiden, veröffentlichen Unternehmen teilweise eigenständig relevante Kennzahlen innerhalb ihrer Finanzpublikationen.[87] Dennoch oder gerade dann ist der Analyst in der Pflicht, diese Kennzahlen zu prüfen und ggf. zu korrigieren.

Das letzte gewählte Kriterium untersucht die Ermittelbarkeit. Hierbei wird betrachtet, in welcher Weise sich die Cashflow-Größe durch einen externen Analysten überhaupt ermitteln lässt und welcher Aufwand mit der Ermittlung verbunden ist. Es wird der Frage nachgegangen, ob die Cashflow-Größe stetig, verständlich und vergleichbar ist.

Zwar existieren sowohl obere Rechnungslegungsgrundsätze (Richtigkeit und Willkürfreiheit, Klarheit, Vollständigkeit, Stetigkeit, Vorsicht, Abgrenzung)[88] sowie die untergeordneten Rechnungslegungsgrundsätze (Relevanz, Verlässlichkeit und Vergleichbarkeit),[89] dennoch wurde in den vorherigen Abschnitten deutlich, dass bisher nicht die eine klar definierte Cashflow-Größe existiert und in der Praxis eher eine Ansammlung verschiedener Konzeptionen vorkommt. In den Kapiteln 3, 4 und 5 wird deshalb für alle betrachteten Cashflow-Größen überprüft, inwieweit die Bestandteile für einen externen Betrachter zweifelsfrei ermittelbar sind.

Die Kennzahlen sollen möglichst so definiert werden, dass das Unternehmen keine Veränderungen der Datenbasis vornehmen kann. Ebenso sollen die Kennzahlen transparent[90] ermittelt werden und dem Grundsatz der Entsprechung von Informationsbedürfnis und -möglichkeit Rechnung tragen. Das Ziel (Ergebnis der Kennzahl) und die Instrumente müssen zusammenpassen bzw. aufeinander abgestimmt werden.[91] Fraglich ist, ob der Cashflow diese Anforderungen prinzipiell erfüllt.

3 Cashflow als Indikator der Finanzkraft

Im ersten Hauptkapitel werden in drei Abschnitten die Cashflow-Größen der Finanzkraft beleuchtet. Zuerst soll der Begriff der Finanzkraft erläutert werden; anschließend wird auf relevante Cashflow-Konzeptionen in diesem Bereich eingegangen. Insbesondere die Zusammensetzung dieser Konzeptionen innerhalb der aktuellen Rechnungslegungsstandards IAS 7 (IAS = International Accounting Standard) und DRS 21 (DRS = Deutsche Rechnungslegungs Standards) sind von immenser Bedeutung. Das Kapitel schließt mit typischen Cashflow-Kennzahlen der Finanzanalyse ab.

3.1 Begriff Finanzkraft

Grundsätzlich wird dem Cashflow in der Literatur eine Eignung als Indikator der Finanzkraft bescheinigt.[92] Dabei ist der Anwender schnell geneigt, diese Aussage aus seiner Zusammensetzung abzuleiten. Es werden jedoch kaum Anstrengungen unternommen, den Cashflow detailliert zu untersuchen und seine vermeintliche Eignung konkret zu überprüfen.

Die Finanzkraft wird allgemein als Fähigkeit eines Unternehmens definiert, ausgehend von der operativen Tätigkeit aus eigener Kraft Zins- und Dividendenzahlungen, Schuldentilgung und Investitionen aufbringen zu können.[93] Sie trifft somit Aussagen über die Performance eines Unternehmens und bei enger Betrachtung über die Liquidität.[94] Der Einzahlungsüberschuss aus dem laufenden Umsatz wird auch als Finanzkraft i. e. S. [95] bezeichnet. Hierbei erfolgt kein Rückgriff auf Finanzmittel von außen. Zumeist wird gleichfalls der Bestand an Vermögen nicht wesentlich erhöht. In einer erweiterten Abgrenzung wird das gesamte Finanzierungsvolumen eines Unternehmens als Finanzkraft i. w. S. beschrieben.[96] Zu der Kraft aus dem Unternehmen kommt weiterhin die Möglichkeit der Beschaffung externer Finanzmittel sowie die Erzielung von Mitteln aus Verkäufen des Anlagevermögens (Desinvestition). Damit zielt diese Abgrenzung auf den gesamten Zahlungsmittelfond ab, während die enge Abgrenzung lediglich auf den operativen Cashflow abstellt.

Grundsätzlich werden die Finanzierungsarten [97] in Außen- und Innenfinanzierung unterschieden. Während die Außenfinanzierung aus Einlagen- oder Beteiligungsfinanzierungen sowie Kreditfinanzierungen besteht, handelt es sich bei der Innenfinanzierung um einbehaltene Gewinne, Abschreibungen und Veräußerungen von Vermögensgegenständen sowie Rückstellungen.

Je höher die Finanzkraft ist, desto positiver aufgestellt ist das betrachtete Unternehmen im finanzwirtschaftlichen Bereich. Jedoch gilt es, die Qualität der Finanzkraft zu analysieren. Dafür ist die Finanzkraft in die Teilbereiche Entstehung und Verwendung aufzuspalten. Die Entstehung der Einzahlungsüberschüsse wird in die drei Bereiche Umsatzfinanzierungskraft, Innenfinanzierungskraft und Außenfinanzierungskraft unterteilt, welche in den Abschnitten 3.3 sowie 4.3 konkret betrachtet werden.[98] Die Verwendungsarten lassen sich in die vier Bereiche Investitionskraft, Schuldentilgungskraft, Zinsbedienungskraft und Ausschüttungskraft zusammenfassen, welche ebenfalls später weiter betrachtet werden.[99]

Ein hoher Cashflow hat eine hohe Finanzkraft zur Folge, insbesondere ein hoher operativer Cashflow und hoher Free Cashflow. Es handelt sich somit bei der Beurteilung der Finanzkraft um die Aussagekraft absoluter Cashflow-Größen. Der direkte Vergleich von zwei Cashflow-Werten ohne Vergleichsmaßstab ist jedoch nicht zielführend, da immer zu hinterfragen ist, aus welchen Bestandteilen der Cashflow gebildet wurde.

3.2 Cashflow-Größen

In diesem Abschnitt wird untersucht, welche Cashflow-Konzeptionen für die Beurteilung der Finanzkraft infrage kommen, wie sie sich zusammensetzen und welche Vor- und Nachteile sie mit sich bringen.

In Tabelle 3 ist die Ermittlungsmethode des vereinfachten Cashflows dargestellt.

Tabelle 3: Vereinfachter Cashflow[100]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Durch den Umstand, dass externe Bilanzanalysten i. d. R. nicht auf alle liquiditäts- und erfolgswirksamen sowie liquiditäts- und erfolgsneutralen Daten zurückgreifen können, wurde eine Vielzahl von praxisorientierten Berechnungen erschaffen, die auch als „Praxisformel“[101], „Kurzformel“[102] oder „Faustformel“[103] bezeichnet werden.[104]

Die Ermittelbarkeit ist durch die starke Vereinfachung gut gegeben, da sich alle Positionen aus dem Jahresabschluss entnehmen lassen. Für externe Analysten ist das positiv zu bewerten. Einerseits können durch die geringe Anzahl von Positionen weniger Manipulationen vorgenommen werden bzw. sind diese leichter ersichtlich. Die Beeinflussung durch das Management kann somit nicht ausgeschlossen werden. Anderseits fehlen wichtige weitere Positionen. Aufgrund einer vom Jahresergebnis ausgehenden Rückrechnung erfolgt die Annahme, dass alle enthaltenen Erträge und Aufwendungen zahlungswirksam sind.[105] Jedoch ist fraglich, mit welcher Fristigkeit und in welchem Umfang Rückstellungen genau einfließen. In dieser Form kann der Cashflow nicht als Prognosekennzahl verwendet werden, da er auf vergangenheitsbezogenen Daten beruht.

Abschließend ist erkennbar, dass der vereinfachte Cashflow eher als erfolgswirtschaftlicher Cashflow Verwendung finden wird. Die Betrachtung dieser Konzeptionen erfolgt im Kapitel 5. Die zweite Cashflow-Konzeption baut jedoch auf dem vereinfachten Cashflow auf, weshalb sie hier bereits angeführt wurde.

Der Entwurf der Cash Earnings der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Anlageberatung (DVFA) und dem Arbeitskreis „Externe Unternehmensrechnung“ der Schmalenbach-Gesellschaft (SG) aus dem Jahr 1991 ist bereits wesentlich umfangreicher (Tab. 4). Er soll die verschiedenen Konzeptionen vereinheitlichen und die indirekte Ermittlung sicherstellen.

Tabelle 4: Cash Earnings nach DVFA/SG [106]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zum Jahresergebnis werden die planmäßigen und außerplanmäßigen Abschreibungen auf Gegenstände des Anlagevermögens (immaterielle Vermögensgegenstände, Sachanlagen und Finanzanlagen) addiert, da sie einen zahlungsunwirksamen Aufwand darstellen. Umgekehrt werden Zuschreibungen als zahlungswirksamer Ertrag angesehen und entsprechend subtrahiert. Erfolgswirksame und zahlungswirksame Rückstellungen für Pensionen und andere langfristige Rückstellungen werden ebenfalls neutralisiert. Langfristig bedeutet in diesem Fall, dass eine Restlaufzeit von mehr als 12 Monaten gegeben ist.[107] Zu den Rückstellungen können somit auch Gewährleistungsrückstellungen oder Rückstellungen für Steuerlasten eingestellt werden. Dabei müssen ebenfalls erfolgsneutrale Veränderungen dieser Positionen bereinigt werden, wenn sie von wesentlicher Bedeutung sind. Wesentlich bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der durchschnittliche Wert der letzten drei Jahre, in Relation zu den Cash Earnings gemessen, über 5 % liegen muss.[108] An dieser Stelle wird deutlich, dass die Cash Earnings eher als langfristiger Indikator dienen. Das Kriterium der Prognoseeignung lässt sich bei dieser Cashflow-Größe im Vergleich zum vereinfachten Cashflow somit eher als positiv bewerten. So werden außerordentliche Posten mit berichtigt. Die Ermittlung ist deutlich aufwendiger, was jedoch mit einer geringeren Beeinflussbarkeit durch das Management einhergeht, da mehr Positionen neutralisiert werden.

Kritisch muss bemerkt werden, dass die Korrekturen der erfolgsneutralen aber zahlungswirksamen Bestandsveränderungen aus Investitionen (und Desinvestitionen) fehlen. Somit kann ebenso die Cashflow-Größe Cash Earnings nach der DVFA nicht als vollständiger finanzwirtschaftlicher Cashflow angesehen werden.

Während die bisherigen zwei Cashflow-Größen innerhalb der Bilanzanalyse zum Erhalt von Erkenntnissen über die im Umsatzprozess erwirtschafteten finanziellen Mittel dienen, wird nachfolgend das Stufen-Konzept der Kapitalflussrechnung (KFR) betrachtet. Die KFR gilt als das zentrale Instrument zur Beurteilung der Finanz- und Ertragslage eines Unternehmens[109] und findet bspw. bei Bonitätsanalysen und Aktienbewertungen Anwendung.[110] Cashflow-Rechnungen lassen sich im Stufen-Konzept der KFR in ihrer Gliederung auf zwei Weisen unterscheiden: Zum einen traditionell nach Mittelherkunft und -verwendung, zum anderen nach dem Bereichsaspekt, welcher sich in letzter Zeit immer größerer Beliebtheit erfreut.[111] In verschiedenen nationalen und internationalen[112] Standards hat sich die Gliederung nach Segmenten als üblich erwiesen, weshalb hier diese vorgestellt wird.

Gemäß dem Modell der zahlungsorientierten KFR besteht der Gesamt-Cashflow aus drei Teilbereichen:[113] dem operativen Cashflow, dem Investitions-Cashflow und dem Finanzierungs-Cashflow.[114] Während der operative Cashflow i. d. R. aus den Daten der Buchhaltung ermittelt wird (derivative Ermittlung), werden die beiden anderen Bereichs-Cashflows originär abgeleitet.

Ausgehend vom Jahresabschluss, welcher nach § 264 Abs. 2 HGB bzw. IAS 1.15 ein Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage darstellen soll, bildet die KFR einen zwingenden Bestandteil eines Konzernabschlusses, welche zusätzliche Informationen über die dynamische Finanzlage zur Verfügung stellt, was für externe Analysten besonders wichtig ist.[115]

[...]


[1] Vgl. Coenenberg et al. 2014 S. 1017.

[2] Vgl. Brösel 2014 S. 4 f.

[3] Vgl. Riebell und Grün 2003 S. 11.

[4] Vgl. Behringer 2007 S. 19.

[5] Vgl. Riebell und Grün 2003 S. 9.

[6] Vgl. Behringer 2007 S. 18.

[7] Vgl. Riebell und Grün 2003 S. 11.

[8] Vgl. Juesten und Villiez 1992 S. 12.

[9] Vgl. Brösel 2014 S. 3, Küting und Weber 2009 S. 1, Coenenberg et al. 2014 S. 1017 ff.

[10] Vgl. Coenenberg et al. 2014 S. 1017.

[11] HGB: Bilanz und GuV; IFRS: Gesamtergebnisrechnung sowie Anhang.

[12] Vgl. Küting und Weber 2009 S. 4 zur Informationsbasis externer Bilanzanalyse.

[13] Vgl. Brösel 2014 S. 4.

[14] Vgl. Küting und Weber 2009 S. 2.

[15] Vgl. Coenenberg et al. 2014 S. 1020.

[16] Vgl. Coenenberg et al. 2014 S. 1017.

[17] Vgl. Siegler 2013 S. 9.

[18] Vgl. Hail Luzi, Meyer Conrad 2001 S. 667.

[19] Vgl. Geuppert 2003 S. 17.

[20] Vgl. Geuppert 2003 S. 10, Küting und Weber 2009 S. 8.

[21] Vgl. Küting und Weber 2009 S. 8 ff.

[22] Vgl. Küting und Weber 2009 S. 7.

[23] Vgl. Behringer 2007 S. 34.

[24] In Anlehnung an Ertl 2004 S. 49.

[25] Vgl. Behringer 2007 S. 33.

[26] Vgl. Küting und Weber 2009 S. 4.

[27] Vgl. Coenenberg et al. 2014 S. 1021.

[28] Vgl. Geuppert 2003 S. 17.

[29] Vgl. Coenenberg et al. 2014 S. 65.

[30] Vgl. Brösel 2014 S. 47.

[31] Vgl. Coenenberg et al. 2014 S. 1021.

[32] Vgl. Hail Luzi, Meyer Conrad 2001 S. 667 f.

[33] Vgl. Coenenberg et al. 2014 S. 1025, Kafadar 2011 S. 329 f.

[34] Vgl. Daimler AG 2015 S. 2.

[35] Vgl. Coenenberg et al. 2014 S. 1025 f.

[36] Vgl. Pape 2009, S. 238 f., Bieg und Kußmaul 2012 S.381 ff.

[37] In Anlehnung an Brösel 2014 S. 31.

[38] Vgl. Barth 2014 S. 20.

[39] Vgl. Kirsch 2014 S. 274.

[40] Vgl. Heesen 2014 S. 15.

[41] Vgl. Seicht 1989 S. 11, Siegler 2013 S. 163.

[42] Vgl. Riebell und Grün 2003 S. 10.

[43] Vgl. Boemle 1962 S. 200.

[44] Vgl. Juesten und Villiez 1992 S. 36.

[45] Vgl. Behringer 2007 S. 57.

[46] Vgl. Riebell und Grün 2003 S. 10, Eiselt 2014 S. 29, Siener 1991 S. 33 ff.

[47] Vgl. Behringer 2007 S. 56 f.

[48] Vgl. Meyer 2007b S. 86.

[49] Vgl. Küting 1992 S. 625.

[50] Vgl. Behringer 2007 S. 59.

[51] Vgl. beide Leffson 1970 S. 108.

[52] Vgl. Tallau 2013 S. 2809.

[53] Sehr ausführlich in Siener 1991 S. 34 ff.

[54] Vgl. Leffson 1970 S. 109 f.

[55] Vgl. Weber und Rogler 2004 S. 373.

[56] In Anlehnung an Gräfer und Schneider 2010 S. 95.

[57] Vgl. Brösel 2014 S. 135.

[58] Vgl. Coenenberg et al. 2014 S. 1084.

[59] Vgl. Coenenberg et al. 2014 S. 1085.

[60] Vgl. Erichsen und Treuz 2012 S. 14, 280 Keywords Unternehmensfinanzierung 2015 S. 101.

[61] Vgl. Behringer 2007 S. 129 f.

[62] Modifiziert entnommen Coenenberg et al. 2014 S. 789.

[63] Vgl. Siener 1991 S. 39.

[64] Vgl. Göllert 2009 S. 1777.

[65] Vgl. Siener 1991 S. 56.

[66] Vgl. Küting 1992 S. 626.

[67] Vgl. Siener 1991 S. 39 sowie S. 67.

[68] Vgl. Meyer 2007b S. 89, Siener 1991 S. 60.

[69] In Anlehnung an Baetge et al. 2004 S. 130.

[70] Vgl. Schedlbauer 1978 S. 2429.

[71] Vgl. Behringer 2007 S. 65.

[72] Vgl. Tallau 2013 S. 2810.

[73] In Anlehnung an Tallau 2013 S. 2810.

[74] Vgl. Meyer 2007b S. 67.

[75] Vgl. Coenenberg et al. 2014 S. 1314 f.

[76] Vgl. Gräfer und Schneider 2010 S. 97.

[77] Vgl. Wagenhofer und Ewert 2015 S. 6.

[78] Vgl. Küting und Weber 2009 S. 19.

[79] Vgl. Brösel 2014 S. 94 ff., Coenenberg et al. 2014 S. 1004 ff.

[80] Vgl. Coenenberg et al. 2014 S. 1006.

[81] Vgl. Küting und Weber 2009 S. 40 ff.

[82] Vgl. Coenenberg et al. 2014 S. 1006.

[83] Vgl. Coenenberg et al. 2014 S. 1004.

[84] Vgl. Küting und Weber 2009 S. 39 f.

[85] Vgl. Siener 1991 S. 40.

[86] Vgl. Geuppert 2003 S. 26 f.

[87] Vgl. Behringer 2007 S. 17.

[88] Vgl. Coenenberg et al. 2014 S. 39.

[89] Vgl. Küting und Weber 2009 S. 21 f.

[90] Vgl. Wagenhofer und Ewert 2015 S. 24.

[91] Vgl. Brösel 2014 S. 18.

[92] Vgl. Leffson 1970 S. 111.

[93] Vgl. Riebell und Grün 2003 S. 56 f.

[94] Vgl. Juesten und Villiez 1992 S. 78.

[95] Vgl. Siener 1991 S. 50, Riebell und Grün 2003 S. 56.

[96] Vgl. Kerth und Wolf 1993 S. 171.

[97] Vgl. Behringer 2007 S. 146.

[98] Vgl. Meyer 2007b S. 482.

[99] Vgl. Meyer 2007b S. 520.

[100] In Anlehnung an Coenenberg et al. 2014 S. 1089.

[101] Vgl. Lachnit 2004 S. 251.

[102] Vgl. Küting und Weber 2009 S. 156.

[103] Vgl. Seicht 1989 S. 13.

[104] Vgl. Hahn und Wilkens 2000 S. 406.

[105] Vgl. Eisl und Losbichler 2012 S. 28.

[106] In Anlehnung an Busse von Colbe 2000 S. 133.

[107] Vgl. Gräfer und Schneider 2010 S. 85.

[108] Vgl. Meyer 2007b S. 94.

[109] Vgl. Haller, Axel Groß, Tobias Rauscher, Alois 2014 S. 298.

[110] Vgl. Hitz und Teuteberg 2013 S. 33.

[111] Vgl. Auer 1998 S. 109 ff.

[112] Die Darstellung wurde erstmals in SFAS 95 festgelegt.

[113] Vgl. Coenenberg et al. 2014 S. 1086 ff.

[114] Vgl. Blaschke 2008 S. 84 f.

[115] Vgl. Coenenberg et al. 2014 S. 781.

Fin de l'extrait de 70 pages

Résumé des informations

Titre
Der Cashflow als Maßgröße in der Jahresabschlussanalyse
Université
TU Bergakademie Freiberg
Note
1,7
Année
2015
Pages
70
N° de catalogue
V310258
ISBN (ebook)
9783668118676
ISBN (Livre)
9783668118683
Taille d'un fichier
928 KB
Langue
allemand
Mots clés
Cashflow, Maßgröße, Jahresabschluss, Analyse, Ertragswert, Finanzkraft, Ertragskraft, Investitionskraft, Erfolgskraft, Free Cashflow, DCF, FCF, EBIT, EBITDA, IAS 7, DRS 21, DVFA/SG, Cash Earnings
Citation du texte
Anonyme, 2015, Der Cashflow als Maßgröße in der Jahresabschlussanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/310258

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