Bei der Lektüre der „Duineser Elegien“ vor dem Hintergrund von Friedrich Nietzsches Philosophie des Übermenschen, die den Elegien vorausgeht tritt eines klar hervor: Sie sind Klage- und letztlich doch Hohelieder auf das menschliche Dasein. Sie sind lebens- und leidensbejahend auf eine radikale Weise, wie Nietzsche sie in „Also Sprach Zarathustra“ verkündet hatte: Der Mensch muss seine eigene Überwindung werden, indem er seinen eigenen Untergang lebt.
Die Überwindung des Menschen im Sinne eines Heraustretens aus seinen eigenen Bewusstseinsgrenzen ist auch für Rilke ein entscheidendes Thema. Das menschliche Drama, unentrinnbar gefangen zu sein in der „gedeuteten Welt“, der Welt des Sichtbaren, steht in den Elegien im scheinbar unüberwindbaren Gegensatz zum Daseinszustand der Engel, die als Motiv in dem Gedichtzyklus auftreten.
Auch ohne von einem Einfluss der Texte Nietzsches auf Rilke auszugehen, erscheinen Engel und Übermensch sich auf den ersten Blick zu ähneln. Beide haben sie den Menschen hinter sich gelassen. Ihre höhere Daseinsform ist für den Menschen unbedingt erstrebenswert. In dieser Arbeit soll nicht eine Jagd auf Parallelen stattfinden oder einem „Einfluss“ Nietzsches auf Rilke nachgespürt werden. Stattdessen stellt sie den Versuch dar, durch Analyse der Figuren eine dem Umfang der Arbeit angemessene Gegenüberstellung ihrer vorzunehmen und anhand dieser eine historisch-anthropologisch bedingte Kontinuität zwischen dem Denken Nietzsches und dem Dichten Rilkes aufzuweisen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Übermensch bei Nietzsche
- Der Engel der Duineser Elegien – „, zu Hause in der großen Einheit“.
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Beziehung zwischen Rilkes Engelmotiv in den Duineser Elegien und Nietzsches Konzept des Übermenschen. Sie setzt sich zum Ziel, eine Gegenüberstellung dieser beiden Figuren vorzunehmen und anhand dieser eine historische und anthropologische Kontinuität zwischen dem Denken Nietzsches und dem Dichten Rilkes aufzuzeigen.
- Die Interpretation des Übermenschen bei Nietzsche
- Die Bedeutung der Engel in Rilkes Duineser Elegien
- Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Engel und Übermensch
- Die anthropologische Dimension des Übermenschen und des Engels
- Die Kontinuität zwischen Nietzsches Denken und Rilkes Dichtung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Beziehung zwischen Rilkes Duineser Elegien und Nietzsches Philosophie des Übermenschen dar und erläutert die Zielsetzung der Arbeit. Die Arbeit zielt darauf ab, eine Gegenüberstellung dieser beiden Figuren vorzunehmen und anhand dieser eine historische und anthropologische Kontinuität zwischen dem Denken Nietzsches und dem Dichten Rilkes aufzuzeigen.
Der Übermensch bei Nietzsche
Dieses Kapitel behandelt Nietzsches Konzept des Übermenschen, das in seinem Werk „Also sprach Zarathustra“ zum Ausdruck kommt. Die Diskussion umfasst den Willen zur Macht, die Umwertung aller Werte, den Tod Gottes und die ewige Wiederkehr des Gleichen. Der Übermensch wird als Bejaher dieser Lehren und als anthropologische Entsprechung der Philosophie Nietzsches dargestellt.
Der Engel der Duineser Elegien – „, zu Hause in der großen Einheit“
Dieses Kapitel analysiert das Engelmotiv in Rilkes Duineser Elegien. Es untersucht die Rolle der Engel in den Elegien und ihre Beziehung zum menschlichen Dasein. Besonderes Augenmerk liegt auf der Frage nach der Bedeutung des Engels als ein Motiv für die Überwindung des Menschen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselfiguren des Übermenschen bei Nietzsche und des Engels bei Rilke. Sie beschäftigt sich mit der anthropologischen und historischen Kontinuität zwischen dem Denken Nietzsches und dem Dichten Rilkes, wobei die Überwindung des Menschen als zentrales Thema herausgestellt wird. Die Arbeit widmet sich auch den Lehren von Nietzsche, wie dem Willen zur Macht und der Umwertung aller Werte, sowie den Themen des Todes Gottes und der ewigen Wiederkehr des Gleichen.
- Quote paper
- Sophia Artmann (Author), 2009, Nietzsches Übermensch und Rilkes Engel der "Duineser Elegien", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/310305