Karnevalsumzüge, Masken, Musik und Verkleidungen – so kennen und feiern wir heutzutage das Faschingsfest, welches in vielen Ländern mit Freude zelebriert wird. Wenn man allerdings die diachrone Perspektive des Faschings näher in Augenschein nimmt, abgesehen von den räumlichen Differenzen, so kann man feststellen, dass „Ausgelassenheit“ nicht überall unbedingt als treffendstes Attribut zur Beschreibung des Karnevals erscheint – vor allem dann nicht, wenn die Feste an den fürstlichen Höfen des 18. Jahrhunderts stattfanden.
Unterhaltung galt zu dieser Zeit nicht als vorrangige Funktion dieser Feste, weshalb es besonders schwierig erscheint, den damaligen Fasching aus heutiger Sicht nachzuvollziehen. Doch gerade ebenjene starke Abweichung von den Vorstellungen des Karnevals im 21.Jahrhunderts macht eine Beschäftigung mit dieser Thematik besonders spannend, um diese vollkommen andere Welt ein wenig besser verstehen zu können. Von besonderer Attraktivität für ein solches Vorhaben erscheint dabei die genauere Betrachtung des Wiener Hofes, einer der größten Europas, der stets als kultureller Leithof für viele andere Höfe der Frühen Neuzeit galt. Als zeitlicher Rahmen erscheint das 18.Jahrhundert am interessantesten, da es sich bei diesem Jahrhundert um die „Blüte der Festkultur“ handelte.
Was würde sich dabei für einen Blick hinter die Kulissen des Faschings am Wiener Hof besser eignen, als einem direkt daran Beteiligten über die Schulter zu schauen? Johann Joseph Khevenhüller-Metsch, unter anderem Obersthofmeister der Kaiserin Maria Theresia, war unmittelbar involviert am Geschehen bei Hofe und führte zudem akribisch Tagebuch über die dortigen Ereignisse über mehr als 30 Jahre (1742 – 1776) hinweg, weshalb es folglich zwei verschiedene Mitregentschaften Maria Theresias, Franz Stephans I. und Josephs II., die Geschehnisse umspannt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Quellenkritische Vorüberlegungen
- Die Quellengattung
- Zur Person Johann Josephs Khevenhüller-Metsch
- Grundmuster und Variationen des Faschings am Wiener Hof 1743 bis 1776
- Grundmuster des Faschings
- Die Art der Veranstaltung
- Funktionale Elemente des Faschings
- Variationen des Faschings durch die Haltung der Monarchen
- Die Auswirkungen der Regentschaft Maria Theresias mit Franz I. auf den Fasching
- Die Auswirkungen der Regentschaft Maria Theresias mit Joseph II. auf den Fasching
- Grundmuster des Faschings
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Fasching am Wiener Hof im 18. Jahrhundert und analysiert anhand der Tagebuchaufzeichnungen von Johann Joseph Khevenhüller-Metsch die Grundmuster und Variationen der Festlichkeiten. Sie untersucht, wie sich die Haltung der Monarchen auf die Gestaltung des Faschings auswirkte und welche grundlegenden Funktionen diese Feste im höfischen Kontext erfüllten.
- Untersuchung der Grundmuster des höfischen Faschings im 18. Jahrhundert anhand des Tagebuchs von Khevenhüller-Metsch
- Analyse der Funktionen des Faschings am Wiener Hof, wie Repräsentation, Rangordnung und Distinktion
- Ermittlung der Variationen und Entwicklungen des Faschings im Laufe der Regentschaft Maria Theresias und unter den beiden Kaisern Franz I. und Joseph II.
- Systematische Einordnung der verschiedenen Veranstaltungstypen innerhalb des Faschings als Ganzes
- Erstellung einer detaillierten Analyse der Quellenkritik des Tagebuchs von Khevenhüller-Metsch
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen Überblick über die Thematik des Faschings im 18. Jahrhundert und stellt die Bedeutung des Wiener Hofes als kultureller Leithof heraus. Das Tagebuch von Khevenhüller-Metsch wird als wichtige Quelle vorgestellt, die Einblicke in die Organisation und den Charakter der Festlichkeiten gewährt. Die darauffolgenden Kapitel befassen sich mit der Quellenkritik des Tagebuchs, indem sie dessen Gattung und den Verfasser näher beleuchten. Es werden die Grundmuster des Faschings am Wiener Hof, wie die Art der Veranstaltung und die funktionalen Elemente, sowie die Variationen, die durch die Haltung der Monarchen entstanden, untersucht. Die Analyse der Grundmuster konzentriert sich auf die Repräsentationsfunktion, die Hierarchie und die Distinktion als wichtige Aspekte der Festlichkeiten.
Schlüsselwörter
Fasching am Wiener Hof, höfische Festkultur, Tagebuch, Johann Joseph Khevenhüller-Metsch, Maria Theresia, Franz I., Joseph II., Repräsentation, Rangordnung, Distinktion, Grundmuster, Variationen, Quellenkritik, Quellengattung.
- Quote paper
- Julia Hümmer (Author), 2013, Fasching am Wiener Hof. Grundmuster und Variationen des höfischen Faschings anhand des Tagebuchs von Khevenhüller-Metsch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/310395